etc. etc. Für Geognosten bietet die gelb- oder röthlich-braune Felsenreihe mehrfaches Interesse.
Falkenstein liegt unter 50° 28-29' der Breite und 30° 11/2-2' der Länge. Im Süden davon dehnt sich der sogenannte grüne Wald aus; an diesen schliesst sich der Trützschlerische oder eigentliche Falkensteiner Wald an, welcher die rothe Gölzsch einschliesst, einen Flächenraum von gegen 2240 Acker umfasst, und mit Ausnahme einiger kleinen Buchenbestände nur Fichtenholz enthält. Beide Gölzsch vereinen sich 3/8 Stunden nordöstlich von Falkenstein in dem Dorfe Ellefeld, welches an das nördliche Ende der Stadt beinahe anstösst.
An der weissen Gölsch stehen drei Mühlen nebst einigen Bretmühlen, ein grosses Gut und eine Bleiche, welche zu der Stadt gehören; von der obern Mühle steigt in Südosten ein Berg an, der nach der Mühle benannt ist, und durch einen kleinen Bach, der sich hier in die weisse Gölsch ergiesst, von dem Stallmeisterberge getrennt ist. Dieser trägt die beiden Einöden Juchheh und Hannaloh. An diesem kleinen Bache, und ganz nahe bei der Stadt, liegt die dem Rittergut gehörige Schäferei Mühlberg. Auf der daneben befindlichen Höhe soll einst die Burg Mühlberg gestanden haben, von der jedoch nicht die geringste Spur mehr vorhanden ist. Nach anderen Angaben nimmt die Schäferei die Stelle der ehemaligen Burg ein.
Unter der Obermühle liegt der Schmelzhammer, und weiter unten die weisse Mühle. Gegen Nordwesten, etwa 2000 Schritt weiter, am Treuenschen Wasser, beginnt Dorfstadt. Im Süden, nicht weit von der Meisterei entfernt, liegt das Oertchen Lohberg und der oben bereits erwähnte Löcherstein, so genannt von seiner eigenthümlichen Gestaltung. Er ist eine ziemlich hohe schmale und schroffe Steinwand, von einer grossen Oeffnung durchbrochen, durch welche man, unter dem Felsen stehend, den Himmel sehen kann. Früher hatte die Wand mehrere solcher Löcher, die Felsstücke aber, in denen sie sich befanden, sind nach und nach herabgestürzt.
Von dem Löchersteine, der am Ende der Stadt liegt, führt ein bequemer Fusspfad, von welchem man einer reizenden Fernsicht geniesst, bis zu dem etwa 3/4 Stunden entfernten Wendelsteine, einer grossen Felsenparthie, 2288 Fuss über der Meeresfläche. Von dieser hat man eine weite und schöne Aussicht über die Umgegend.
Auf Falkensteiner Flur, etwa 21/2 Stunden von der Stadt entfernt, liegt der sogenannte Schneckenstein. Er ist 2698 Fuss über der Meeresfläche und gewährt ebenfalls eine schöne Fernsicht. In diesem Berge wurden die schönen Topase gefunden, von denen in dem grünen Gewölbe zu Dresden Exemplare von bedeutender Grösse gezeigt werden. Der Bruch wurde sonst auf königliche Rechnung betrieben, ist aber schon seit längerer Zeit aufgegeben worden. Die benachbarten Berge enthalten auch schöne und ergiebige Schieferflötze und liefern Achate von schöner Zeichnung und Farbenspiel.
Falkenstein hatte im Jahre 1828 nur 275 Häuser. Seitdem hat sich die Zahl derselben bedeutend vermehrt; es sind neue Stadttheile angebaut worden, die ein freundlicheres Ansehen gewähren, als die alte Stadt. Dies gilt besonders von der sogenannten Vorstadt, einer Häuserreihe an der Auerbacher Strasse, hinter dem Gottesacker. Man geniesst von hier aus eines freundlichen Einblickes in das Ellefelder Thal und auf das Rempesgrüner Gebirge. Der Stein, eine der oben erwähnten Klippen, bildet sowohl für den Gottesacker wie für die Gärten, mit denen diese Häuser umgehen sind, eine natürliche Einfriedigung.
Das Rittergut Falkenstein ist ein altschriftsässiges Mannlehen. Es wird als Falkenstein mit Mühlberg, oder auch als Falkenstein oberen Theils bezeichnet. Es besteht aus dem Hauptgehöft in der Stadt Falkenstein und zwei Schäfereien, einer auf dem Mühlberg in Ellefelder und einer auf dem Winn in Neustädter Flur. Ausser den grossen Waldungen gehören zu dem Gute noch 240 Acker Felder, Wiesen und sonstige Grundstücke, in den Fluren der Orte Falkenstein, Neustadt, Ellefeld, Friedrichsgrün mit Boda, Wieselburg und Mühlleite gelegen.
Das Wohnhaus des Rittergutes, das Schloss genannt, wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts neu erbaut, 1832 aber im Innern wesentlich umgestaltet. Es ist ein massives, 9 Fenster breites, meist mit Schiefer gedecktes, freistehendes Gebäude, umgeben von sehr alten rund nicht bedeutenden, mit Schindeln gedeckten Wirthschaftsgebäuden, der Pachterwohnung und dem bisherigen Gerichtshause. In dem Hausgarten erhebt sich der Falkenstein, ein beträchtlicher, mit sehr hohen und starken Ahornen und Lärchenbäumen besetzter isolirter Felsen, der einen sehr freundlichen Anblick gewährt. An demselben führen steinerne Stufen empor. Auf dem Gipfel dieses Felsens stand wahrscheinlich einst die Burg, nach welcher sich die Besitzer von Falkenstein nannten, wenigstens stand hier noch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ein Thurm; er wurde indess zum Bedauern der Alterthumsfreunde abgetragen, und an dessen Stelle ein freundliches Lusthaus gesetzt, von welchem aus man eine schöne und weite Aussicht hat und viele der umliegenden Ortschaften übersieht.
Stadt und Rittergut Falkenstein befinden sich schon seit undenklichen Zeiten in dem Besitze der Familie von Trützschler, die ausserdem auch die nahegelegenen Rittergüter Dorfstadt und Oberlauterbach besitzt. Auch das bereits erwähnte Ellefeld war lange Zeit in ihrem Besitz; erst 1816 fiel es durch das Aussterben dieser Linie des Geschlechtes anheim. Die ältesten Lehnbriefe, von denen sich in Falkenstein eine Abschrift befindet, sind vom 23. Juli 1580 und vom 16. Januar 1587, und nennen Georg Christoph Trützschler als Hauptbelehnten. Genauere Nachrichten über die frühere Geschichte Falkensteins sind nur sehr mangelhaft, da, wie man versichert, alle älteren Acten im vorigen Jahrhundert bei einem Brande zu Grunde gingen, der in Reichenbach die Wohnung des dort ansässigen von Trützschlerschen Gerichtshalters einäscherte.
Mit ziemlicher Gewissheit nimmt man an, dass auch die früheren Besitzer, und so auch namentlich der im Jahre 1270 genannte Johann von Valkenstein, dem Geschlechte der Trützschler angehörten, und diese Güter wären demnach schon sechshundert Jahre bei derselben Familie.
Der Ort selbst wurde in älteren Zeiten Valkenstein geschrieben, und im Jahre 1379 wird er als „Walkenstein in der Plawischen Art gelegen“ bezeichnet; indess nahm man es damals bekanntlich mit der gleichmässigen Schreibart eben nicht sehr genau.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/113&oldid=- (Version vom 7.1.2017)