Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
|
Das Gut selbst ist mit Gödelitz combinirt und beide Güter mussten 3 Ritterpferde leisten.
Ein Beigut ist in Lindigt. Amtssässig gehörten zu diesem Gute noch Leipen und Schänitz und ein Theil von Mutzschwitz und schriftsässig das Dorf Dürr-Weitzschen.
Nach alter Berechnung hatte Graupzig 6¼ Hufen, wozu noch eine Mühle gehörte, die Obermühle genannt.
Das Rittergut selbst wurde den neuschriftsässigen zugezählt.
Die von Rechenbergsche Familie hatte es lange im Besitze, welcher 1550 Balthasar von Rothenberg folgte.
Im 17ten Jahrhundert und zwar zu Anfange desselben war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Hans Georg von Schleinitz; dann kam es im 18ten Jahrhundert an den Schulinspector Karl Gottlob von Bose auf Schleinitz. Seit dem 19ten Jahrhundert und noch vorher befinden sich diese Besitzungen in den Händen der von Zehmenschen Familie. Der derzeitige Besitzer ist Herr Friedrich August Ludwig von Zehmen.
Eingepfarrt ist Graupzig nach Leuben, über welches dem Gerichtsherrn von Schleinitz das Collaturrecht zusteht.
Graupzig mit Neugraupzig und seinen 250 Einwohnern gehört zum Gerichtsamte Lommatzsch.
Graupa, auch Grossgraupa genannt, liegt 1⅛ Stunde von Pirna.
Zum dasigen Gute gehören ursprünglich auch Söbringen und Birkwitz und die von Karras besassen es lange. Seit dem Verschwinden dieser Familie ist Graupa mit Schönfeld combinirt und hat mit diesem Gute gleiche Besitzer gehabt. Man vergleiche also den Artikel Schönfeld.
Groitzsch, (auch Grötzsch) 2 Stunden nordwestlich von Wilsdruf und 3 Stunden südlich von Meissen auf der rechten Höhe des Triebischthales gelegen.
Der Ort selbst ist nicht unbedeutend, ein Theil gehört zum Rittergut Rothschönberg, ein Theil zum Rittergut Wunschwitz.
Unter das hiesige kleine Rittergut gehören blos einige auf dessen Grund und Boden angebaute Häuslernahrungen.
Das Gut selbst ist nicht von grosser Bedeutung, auch dessen Gebäude sind von keinem besondern Belang, aber es baut schönes Getreide und viel Obst, die Lage des Gutes selbst ist wahrhaft romantisch zu nennen.
Das Gut lässt sich deshalb leicht Bewirthschaften, weil die Fluren unmittelbar an die Gebäude stossen.
Auch gehört zum Gute ein Kalkofen und ein Kalkbruch.
Eingepfarrt ist Groitzsch nach Burkhardtswalde und die 40 Häuser mit 300 Bewohnern sind dem Gerichtsamte Wilsdruf unterworfen.
Grossböhla, in Urkunden Belin und Below genannt, ⅝ Stunden von Dahlen am Wege dahin mit Wellerswalde, Lampertswalde und Dahlen rainend, an einem Abhange über der Quelle des Colmnitz-Baches, ½ Stunde im Süden davon beginnt die Wermsdorfer Haide.
Das hiesige Rittergut ist in neurer Zeit sehr verbessert worden. Es besteht aus 6½ Acker Gärten, 317 Acker Feld, 55 Acker Wiese, 18 Acker Lehde und Hutung, 254 Acker Holz, an 15 Acker Teiche, 55 Thlr. Zinsen, 15 Scheffel Korn, eben so viel Zinshafer, Eier und Hühnerzinsen, welche nun abgelöset sind, 11 Thlr. Jagdnutzung, welche ebenfalls der Ablösung heimgefallen sind.
Das massive, schöne Herrenhaus steht erst vielleicht 130 bis 140 Jahre, ebenso ist die Schäferei nicht alt und massiv aufgebaut. Die seit 1806 massiv und seit 1821 vererbpachtete Colmnitz- oder Cöllmis-Mühle am Cöllmisbache mit 2 Gängen, wobei 3 Drescherhäuser stehen, gehört ebenfalls zum Gute.
Ausserdem hat das Gut schönen Kreppbau, schöne Torflager und ergiebige fischreiche Teiche, der Holzbestand ist vortrefflich zu nennen.
Der jedesmalige Besitzer von Grossböhla ist Collator über dasige Kirche und Schule, welche unter der Inspection Oschatz stehen. Eingepfarrt sind Klein-Böhla, Alt-Kötitz und Neu-Kötitz.
Die Gebrüder von Heynitz besassen dieses schöne Gut noch im Jahre 1434 und später, von welchen es an die von Canitz kam, dem 1552 ein Siegismund von Canitz folgte.
1575 finden wir hier Otto Pflug auf Strehla und Kreyniz als Besitzer, der es noch 1580 an Georg Heinrich von Heynitz auf Altkötitz verkaufte, 1598 folgte dessen Sohn der Oberhofgerichtsassessor Hans Ernst, 1634 der Major Wolfgang Theodor, 1638 der Oberforstmeister Georg Hiob von Koseritz auf Trossin, dessen Erben noch 1698 damit belieben waren.
Im Jahre 1711 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Friedlieb von Oppel auf Wellerswalde, 1732 der Geh.-Rath Dietrich von Miltitz, 1752 Fräulein Sophia Katharina von Miltitz, der preuss. Geh. Kriegsrath von Krosigk, dann dessen Wittwe geb. von Miltitz und 1819 wurde der Merseburger Stiftskammerrath Friedrich von Krosigk damit beliehen. Der derzeitige Besitzer ist der Regierungspräsident und Domprobst in Merseburg Dr. jur. Fr. von Krosigk.
Sonst versuchte man in Grossböhla auch die Maulbeerpflanzung einzuführen, allein sie wollte nicht gedeihen und man liess deshalb dieselbe wieder liegen.
Das Gut war immer verpachtet und ein gewisser Pachter Herfurth hat sich um die Verbesserung des Gutes sehr verdient gemacht.
Unter den 40 Häusern sind 10 Pferdner, 14 Gärtner und die übrigen Häusler, so dass im Ganzen an 200 Bewohner herauskommen, die dem Gerichtsamte Oschatz angehören.
Hof leitet seinen Namen vom Serbischen owa, ova ab, was so viel als ein seichter Ort, eine Aue bedeutet.
Hof liegt 1¾ Stunde von Oschatz, 2 Stunden von Lommatzsch und eben so weit von Riesa, an der Strasse von Strehla nach Döbeln nicht weit westlich von der Jahna.
Das schöne, grosse Rittergut, welches früher das Burggrafthum Meissen bilden half, hat ein massives nicht in altem, sondern in modernen Style erbautes Schloss mit Thurm, bei welchen sich die schönen Wirthschaftsgebäude, das Malz- und Brauhaus und 2 massive Scheunen befinden, deren eine sonst als Reitbahn benutzt wurde; der Pferdestall bestand früher aus einer Kapelle.
Ausser seinen ungeheuren Nutzungen hatte das Gut viele Zinsen und statt der hohen Jagd ein Deputat von 8 Stück Wild.
Alle diese Zinsen sind jetzt abgelöst, dagegen besitzt es 189 Acker urbares, 129 Acker Lehden. Der Boden ist vortrefflich.
Hof ist mit dem Gute Reitzen combinirt, welches 110 Acker, 167 Acker an Wiesen, 33 Acker an Teichen besitzt und die wilde Fischerei übt; der Boden ist hier nur Mittelboden, an manchen Orten nass und gallicht.
Ueber die hiesige Kirche und Schule steht dem Rittergutsbesitzer das Besetzungsrecht zu.
Bei dem Amt Meissen ist Hof mit 3 Ritterpferden stets belastet gewesen und den Allodialgütern zugezählt worden.
Der erste uns bekannt gewordene Besitzer von Hof ist Ritter Heinrich von Jahna, von welchem es an das Mühlberger Kloster kam. Letztres verlieh das Gut 1463 dem Heinrich von Miltitz, von welchem es an die von Schleinitz kam, die es bis 1660 behaupteten. Dann aber wurde der Premierminister und Oberhofmarschall Freiherr von Rechenberg damit beliehen, von dem 1664 sein gleichnamiger Sohn Hof erbte.
Dieser verkaufte es 1689 an den Freiherrn Otto Teufel von Gundersdorf, welcher 1690 als der Letzte seines in Oestreich früher berühmten Geschlechts starb. Ihn beerbte sein Schwiegersohn Graf Georg Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf, der durch seinen Sohn, den Stifter der Brüdergemeinde berühmt worden ist; er starb schon 1700 und Hof fiel an seinen ältesten Sohn auf Gauernitz gest. 1756 als Geh.-Rath und es fiel an Maximilian Erasmus von Zinzendorf, der es jedoch ums Jahr 1779 an Carl Friedrich von Schönberg auf Oberschönau mittelst öffentlicher Feilbietung verkaufte.
Ums Jahr 1783 kam es an den Kammerherrn Grafen Riesch, der es wieder um 102500 Thlr. an den Geh.-Rath Graf von Rüdiger verkaufte.
Dieser starb 1797 und ihn beerbten 3 Neffen, unter welchen der älteste, Graf Karl Heinrich es 1806 allein übernahm, nach dem Preise von 315000 Thlr.
1819 war aber der Rittmeister Adam Theodor Rüssing Besitzer, bei welcher Familie es sich jetzt noch befindet.
Das Gut wird kurzweg Schloss Hof genannt.
Der Ort ohne das Rittergut hat einige 70 Häuser mit 350 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Oschatz angehören.
Zur nähern Bezeichnung wird der Ort Hof mit den Kutzschhäusern und Mühlaue genannt.
Helmsdorf, auch Helwigsdorf, ½ Stunde südwestlich von Stolpen gelegen und wird eigentlich in Nieder- und Ober-Helmsdorf getheilt.
Das Rittergut gehört zu Nieder-Helmsdorf und liegt erhöhet zwischen beiden Hälften des ganzen Orts und der Böhmen-König Wenzel schenkte diesen Ort 1247 dem Stifte Meissen und das Stift Meissen belieh wieder die von Grisslau damit. Im Jahre 1446 besass es der Bürgermeister von Pirna Günther v. Grisslau. 1460 wurde Hans v. Saalhausen auf Wehlen mit dem Gute beliehen. Von den Herren von Saalhausen ging es über auf Heinrich von Starschedel, 1559 besass es aber ein von Carlowitz. Dann folgte bis 1617 Abraham von Kiesewetter, Stifter der 3ten jetzt noch in Sachsen begüterten Linie dieses Geschlechts; von dieser Familie kam es an die Herren von Schröter, die jetzt noch damit beliehen sind.
Zum Gute gehört Brauerei, Brennerei, Schäferei, Ziegelei, Schmiede und Schänke.
Das Rittergut hatte die Altschriftsässigkeit erlangt und ist mit seinen zum Gute gehörigen Häusern in die Kirche zu Dittersbach eingepfarrt, obschon im Orte eine Filialkirche von Stolpen sich befindet.
Die Einwohner, deren Seelenzahl sich über 200 beläuft, sind in das Gerichtsamt Stolpen gewiesen.
Jahna, 2 Stunden von Oschatz, merkwürdig durch den Streit, ob hier oder in Niederjahna, oder in Jahnishausen, die alte Burg Gana gestanden haben soll.
Unser Jahna ist es unzweifelhaft nicht, denn das Rittergut, welches in Jahna steht, heisst Goldhausen, welches ein bischöfliches Meissner-Lehn im Jahre 1460 war.
Beliehen damit war zu dieser Zeit Dietrich von Honsberg, worauf es an die Erben des Hans von Seifertiz im 17ten Jahrhundert kam; der Kammerherr von Seifertiz, welcher es 1717 übernahm, starb als Geheimer-Rath und Oberschenke 1740. Seit langer Zeit besitzt es nun die Familie Kretzschmar.
Im Jahre 1547 lagerten hier die gegen Johann Friedrich sich verbundenen Heere an 35000 Mann stark.
Ueber die hiesige Kirche, in welche die Jahnischen Dörfer eingepfarrt sind, hat das Ministerium des Cultus die Collatur.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/366&oldid=- (Version vom 24.3.2018)