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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/333

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Altenhain


auf der linken Seite der Mulde 2 Stunden nördlich von der Stadt Grimma, fast mitten im Holze an den Fuss des Colmbergs sich anlehnend, welcher nicht mit dem Berge bei Oschatz verwechselt werden darf, in dessen Nähe die wüste Mark Altenhain liegt, wo früher ebenfalls ein Dorf stand, welches zu dem nicht weit davon gelegenen wüsten Schlosse Heyn als ein Dienstdorf gehörte.

Unser Altenhain ist ein sehr alter Ort, worauf auch der Name selbst hindeutet. Denn Altenhain ist unzweifelhaft von dem Worte Aldin, welches schon in den longobardischen Gesetzen vorkommt, abzuleiten, und bedeutet einen leibeigenen Knecht. Es scheint durch Abkürzung aus Allodium entstanden zu sein. Allodium aber hiess jedes Gut, dessen Unterthanen Aldii, leibeigene Leute waren, die willkührlich vererbt werden konnten.

Schon Bonifacius, der Apostel der Deutschen, soll im 8. Jahrhundert die hiesige Gegend bei seinen Bekehrungswesen besucht haben. Bald nach Errichtung des Bisthums Merseburg, zu dem viele Orte hiesiger Gegend im Jahre 974 geschlagen wurden, fand auch das Wort am Kreuze hier Eingang. Namentlich hat sich der Bischof Wiegbert von Merseburg um die allgemeine Verbreitung des Christenthums in dieser Gegend wesentliche Verdienste erworben.

Mitten im dichten Holze lag die frühere alte wohlbefestigte mit Wall und Graben umgebene Ritterburg, welche im Hussitenkriege zerstört worden ist. In diesem und in dem 30jährigen Kriege sind überhaupt sehr wichtige Nachrichten hiesiger Gegend sowie von Altenhain selbst mit untergegangen.

Die Grausamkeit und Plünderungssucht der Schweden und Croaten wird furchtbar geschildert und zu dem Schrecken des Kriegs gesellten sich Seuchen, wodurch die Bevölkerung allüberall zusammenschmolz.

Die jetzigen Rittergutsgebäude sind in neuerem Styl erbaut, wie dies die Abbildung besagt und in vortrefflichen Stand, eben so die Wirthschaftsgebäude und die mit dem Gute verbundene Schäferei ist als vorzüglich zu bezeichnen.

Das Gut selbst war als altschriftsässig erklärt, soweit die Gerichtsbarkeit über das Dorf verbunden war. Das Collaturrecht über Kirche und Schule steht dem Besitzer des Gutes heute noch zu, wogegen die Inspection über Kirche und Schule der Superintendent in Grimma übt. Vor der Reformation stand Altenhain unter dem Kloster Nimbtschen, wie auch der Ort selbst zu diesem Kloster gehört haben mag.

Denn erst im 15. Jahrhundert werden uns besondere Besitzer von Altenhain bekannt Das berühmte Grossische Geschlecht finden wir hier,

     Leipziger Kreis, 28. Heft oder 129. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/333&oldid=- (Version vom 7.1.2019)