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Seite:Aarne Vergleichende Märchenforschungen.djvu/214

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Heimat und verbreitung des märchens.

Die heimat
des märchens.
Suchen wir nach der heimat des zaubervogelmärchens, so verweisen uns alle älteren literarischen varianten nach dem orient. Der franzose René Basset wirft die vermutung auf, dass die heimat des märchens Indien gewesen sei, indem er zur stütze seiner auffassung das in der Brihatkathâmañjarî vorkommende auftreten des goldes unter dem kopf heranzieht. Polívka widerlegt diese auffassung unserer ansicht nach in richtiger weise[1]. Es liegt auf der hand, dass die heimat eines langen märchens nicht auf grund eines einzelnen märchenmotivs bestimmt werden kann, und das volkstümliche märchen beweist ausserdem ziemlich deutlich, dass es seine wanderung nicht in Indien angetreten hat. Die indischen varianten erscheinen nicht ursprünglich, und es hält schwer zu verstehen, dass sich das märchen in seiner heimat so sehr verändert haben sollte. Die meisten unserer indischen varianten (Ja 1, 3, 5, Tb 2) gehören einer märchenform ganz anderer art an, in der die gewöhnlichen ersten schicksale des zaubervogels fehlen und der letzte teil der erzählung von fremden märchenstoffen gebildet ist.

Die weiter im westen von Asien aufgezeichneten varianten sind erheblich besser erhalten. Polívka ist im recht, wenn er es als natürlicher betrachtet, dass das zaubervogelmärchen weiter im westen komponiert worden ist, möglicherweise, wie er vermutet, in Persien[2] – aus dem volksmund hat es leicht in das Tûti-Nâmeh aufnahme gefunden – oder eventuell in Arabien, von wo wir eine leidlich gute variante (Lb 1) besitzen. Von hier aus hat es sich dann nach verschiedenen richtungen hin verbreitet: ostwärts nach Indien, nordwärts nach Sibirien und Russland und westwärts nach Europa und Nord-Afrika.


Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)