In den deutschen Urkunden, auch in den obenerwähnten vom J. 1338, findet sich häufig über den Vokalen u und a ein o geschrieben, um damit den plattdeutschen Mischlaut von uo und ao zu bezeichnen. Dieses überschriebene o hat Quix überall ganz verkehrt durch zwei Pünktchen ersetzt, als hätte man im 14. Jahrhundert Ächen, Hären, sün, hündert u. s. w. ausgesprochen. Der Laut dieser Wörter, wie er noch heut im Munde unseres Volkes klingt, läßt sich in der alten Weise durch ů und å, aber gar nicht durch ü und ä bezeichnen.
Woher der Name Christoffel komme, sagt Noppius, ist unsicher, und er tröstet sich darüber mit den Worten: Omnium rerum ratio dari non potest. (Man kann nicht von allen Dingen den Grund angeben.) Gehen wir auf die Churgerichtsordnung vom J. 1338 zurück, so finden wir darin nichts, von Christoffel oder Kerstoffel, wie Noppius die zu seiner Zeit übliche Benennung abdruckt, sondern viermal Kastoyveltz, einmal Kastayveltz, dreimal Kastavels und zuletzt noch einmal Kastoyvels. Das hängt offenbar mit dem mittelalterlichen castaldus, gastaldus zusammen, welches nach Du Cange den Vorsteher und Richter einer Stadt, also genau dasselbe was Kastavels bezeichnet: Christoffel ist daher eine pure Korruption im Munde des Volkes, welches ihm unbekannte Namen durch ihm bekannte und mundgerechtere zu ersetzen pflegt. So hieß der Raum von der Wolfsthüre unseres Münsters bis zum Fischmarkt ursprünglich paradisus oder paravisus, mit welchem Worte das Mittelalter die mit Hallen, Kapellen oder Bäumen umgebenen Vorhöfe der größern Kirchen bezeichnete (franz. parvis). Aus dem paravisus wurde erst Parvesch, dann Pervesch; ältere Leute sagen noch: ope Pervesch, jedenfalls historischer und bezeichnender als das moderne: Domhof.
Das Burtscheider Thor wurde (wahrscheinlich nach der Stadt Mézières in Frankreich) auf einem alten Stadtplan aus dem J. 1576 Miesirs-portz bezeichnet. Noppius spricht von Meschir Grafschaft; die Straße hieß Meschir-straße, daraus machte sich das Volk Maschestroß, was man heut (wohl um dem Hochdeutschen gerecht zu werden?), in Marschierstraße veredelt hat.
Bevor wir auf die Rechnung von 1349 näher eingehen, bedarf es einer Rechtfertigung, weshalb nämlich die von Quix „Geschichte der Stadt Aachen" II. S. 89 angeführte „Rechnung eines Stadtbeamten oder vielmehr eines Empfängers der Bieraccise von einigen
Josef Laurent: Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert. , Aachen 1866, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aachener_Stadtrechnungen_aus_dem_XIV._Jahrhundert.djvu/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)