Nicolaus Müller: Über die Benutzung der Kartoffeln zu Branntewein | |
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wohlfeil ist, und der Wein, wegen der Theure, selten genossen wird; wo Kartoffeln die Menge gebaut werden, und die Leute beym Genuß des Biers ohnedem häufig Branntewein trinken: würde ein solches Geschäfft noch ungleich vortheilhafter [ge]trieben werden können. Ich meine hier die Gegenden des Steigerwaldes, der Rhöne, des Speßhardts, des Odenwaldes.
Dabey ist nicht zu vergessen, daß die Einwendung: dieser Branntewein habe einen wildernden Geschmack; nur allein von Leuten gemacht wird, die den Kartoffeln abhold sind, oder es nicht gleich erfahren, wie die Manipulation beym Brannteweinbrennen aus Kartoffeln geschehen muß, oder die, weil die Zuthaten zu einer Sache nicht selten und nicht theuer sind, das Ganze deßwegen sogleich herabzuwürdigen suchen. Ich habe bereits an vielen hunderten, worunter ächte Kenner des Brannteweins waren, den Versuch gemacht; sie genossen ihn alle, wenn nicht für Weinhefen- doch für vortrefflichen Fruchtbranntewein. Nur meine Offenherzigkeit verursachte, daß manche nach Verlauf einiger Zeit und in dem Verfolge des Gesprächs erst fanden: der Branntewein müsse wohl einen wildernden Geschmack haben; was doch in der That nicht
Nicolaus Müller: Über die Benutzung der Kartoffeln zu Branntewein in: Journal von und für Franken, Band 5. Raw, Nürnberg 1792, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:%C3%9Cber_die_Benutzung_der_Kartoffeln_zu_Branntewein.pdf/6&oldid=- (Version vom 25.3.2017)