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Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd

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Textdaten
Autor: Albert Gümbel
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Titel: Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd
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aus: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Bd. 16, 1904, S. 125–150
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Schrag
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: BSB München und Commons
Kurzbeschreibung: Ausgabe der Aufzeichnungen des Nürnberger Kirchenmeisters Sebald Schreyer über die Stiftung einer dem Nürnberger Stadtpatron geweihten Kapelle in der Stadtpfarrkirche von Schwäbisch Gmünd während seines Pestexils 1505
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[125]
Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd.
Von
Albert Gümbel, k. Kreisarchivsekretär.

Auf den nachfolgenden Blättern unterbreitet der Herausgeber den Lesern der »Mitteilungen« die im hiesigen k. Kreisarchiv[1] befindlichen Aufzeichnungen des Kirchenmeisters von St. Sebald in Nürnberg Sebald Schreyer über seine Stiftung einer Kapelle zu Ehren des Nürnberger Stadtheiligen in der Pfarrkirche U. L. Frau (jetzt Hlg. Kreuzkirche) zu Schwäbisch-Gmünd.

Daß diese Schilderung, welche uns nach der alten Reichsstadt an den Fuß des Hohenstaufen und in die dämmerigen Hallen eines der prächtigsten Gotteshäuser Schwabens führt, in einer der Erforschung der Nürnberger Geschichte gewidmeten Zeitschrift erscheint, bedarf wohl nur weniger Worte der Entschuldigung. Ist doch der Stifter selbst einer der besten Söhne der alten Noris; bei der Ausstattung der Kapelle zog er fast ausschließlich Nürnberger Kräfte heran; für die Herstellung der Altargemälde endlich wußte er die Werkstatt seines großen Zeitgenossen und Landsmanns, unseres Albrecht Dürer, zu gewinnen. Trotz des fremden Bodens umweht uns Nürnberger Luft und so dürfte auch die Veröffentlichung der Schreyerschen Aufzeichnungen an diesem Orte gerechtfertigt sein.[2]

Ehe ich nun dem hochherzigen Stifter selbst das Wort lasse, um uns in seiner schlichten Weise zu erzählen, wie bei ihm, dem vor verheerender Seuche aus Nürnberg nach Gmünd Geflüchteten, der von dem Vikar bei U. L. Fr. Hans Apenses [126] angeregte Gedanke einer Kapellengründung zu Ehren des h. Sebald Gestalt gewann und endlich zur Tat wurde, sei noch die Frage gestreift, ob die in Darstellungen der Geschichte der schwäbischen Reichsstadt und Beschreibungen des Sebaldusaltares der H. Kreuzkirche[3] zu findende Angabe, daß Schreyers Ehefrau aus Gmünd stammte, zu Recht besteht. Diese Frage muß verneint werden. Margareta Schreyer gehörte dem zu Ende des XIV. Jahrhunderts aus Bamberg nach Nürnberg eingewanderten ratsfähigen Geschlecht der Kammermeister an. Ihr Vater war Heinrich Kammermeister († 1455), ihre Mutter entstammte dem alten Nürnberger Patriziergeschlecht der Stromer. Frau Margareta ist demnach ein gutes Nürnberger Kind, wie auch Schreyer selbst bestätigt, der von einer solchen Abstammung nichts sagt, obwohl er eifrig bemüht war, älteren Beziehungen zwischen seiner Familie und der schwäbischen Reichsstadt nachzuspüren. So konstatiert er in seinen Aufzeichnungen, daß ein gewisser Heinrich Praun daselbst eine Margret von Eybach zur Ehefrau hatte, zweifelt aber, ob diese wirklich dem Geschlecht der Schreyer, welche sich auch »von Eybach« nannten, entstammte. Eine sicherere Spur findet er von einem Ahnen namens Konrad Schreyer. Da er hiebei eine für die Baugeschichte der schönen Hlg. Kreuzkirche nicht unwichtige Urkunde in Abschrift mitteilt, sei die hierauf bezügliche Notiz samt jener Urkunde zum Schlusse mitgeteilt. Schreyer sagt:[4]

Item Sebolt Schreyer hat auch erfaren, das etwen seins vaters uranherr, Conrad Schreier, ein schuld zu Gemund gehabt hat, nemlich dreißig schilling heller, die ime meister Niclas daselbst schuldig gewest ist, die er nit hat einbringen mogen, und darum hat er die bei seinem leben an den pau unser lieben frauen kirchen daselbst gegeben, welich schuld lang nach seinem tod und abgank erst einpracht oder bezalt ist worden, laut eines briefs unter Joannsen des eltern von Rinderbach, schultheis zu Gemund, auch Walter von Rinderbach und Joansen Burgers, Taler genant, insigeln am freitag nach Udalrici anno dreizehenhundert­undzweiundsibenzig darum ausgangen, wie hernach verlautende:

Ich Johanns der elter von Rinderbach, zu den zeiten schultheis, und wir mit ime, die richter gemainlich der stat zu Gemund, verkunden offenlich mit disem brieve allen den, die ine ansehen, horend oder lesend, [127] das fur uns kome, do wir zu gericht sassen des nechsten fritags nach St. Ulrichstag, den ersten mai, meister Johanns, unser frauen puwes werkmeister zu Gmund, und leit uns für von der schuld wegen, die meister Niclas, sin swager selig, ze gelten gelassen hat, dahinder er von sinen treuen gestanden wer, wie er darum verkoft und ze kaufen gegeben het meister Cunraten dem Zollner den garten und och die hofstat und die zwei heuser davor, die darzu gehorend, das demselben meister Niclas, sins schwagers seligen, was, und gelegen ist vor Uttenkofer tor, an dem graben undnan in der huntgassen fur frei und ledig, wann das zwei pfund haller gelts jerlichen darus gant, zu einem rechten staten kof um dreiundsechzig pfund heller an werung und das, damit die vorgenannt meister Niclaus schuld bezalt und vergolten solt werden; denselben kof entkund noch enmocht do der genannt meister Cunrad der Zollner nit volenden noch volefurn von redlichen sachen, die er do ze schaffen het und also het der obgenannt meister Johanns sich des genanten garten, der hofstat, der zweien huser und och des kofs gar und genzlichen selber underwunden in dem vorgeschribenen kof, davon, das die schuldner dester ee bezalt wurden, und het och mit dem gelt verricht und bezalt wol zweiundsibenzig pfund und funf schilling an werung, die er redlichen mit rechung vor uns bewiset, die meister Niclas selig an vil stucken schuldig was, die hernach geschriben stant: zum ersten Hannsen dem goldsmit eilf pfund und sechs schilling heller, item dem Fritag, metzger, funf lb[WS 1], item Cunrad dem Schryher dreißig sh. h.[5], item Walthern Kurtzen ein lb und zwen sh., item Hannsen Viraubenden ein lb und acht sh. h., item der Bensmeierinn ein lb und drei sh. h., item Heinrich Vieraubenden zwolf sh. h., item der Annen siben lb minder funf sh., item Werlin dem Karcher funfzehen sh., item dem Wißen virzehen sh., item dem Haßlin, dem vischer, dreizehen sh., item dem Ruhen, dem smid, dreißig sh., item dem Baumkirch zehen sh., item Hansen dem Roten acht sh., item Werlin dem Brotbecken siben sh., item dem Notel sechs sh., item Walter dem Schleher drei sh., item dem Bosen, dem metzger, drei sh., item Lofgrecklein drei sh., item meister Chunraten dem Zollner vir lb und zwen sh., item Werher dem Mulner zweiunddreißig lb h., item Heberlingen, dem stetmeister ein lb h., item dem stetschreiber zwolf sh. h. Und do wir die rechung also verhorten und redlichen erfuren, das dem allem also was, doe erkannten wir uns mit urteil, das dem obgenenten meister Johannsen und seinen erben das vorgeschriben gesasse, baide, garten und hofstat, und och die zwei huser mit iren rechten und zugehorenden vor siner swester und meister Niclas seligen kinde, das sie gelassen heten, und och vor allermeniglich damit wol gevertigt were, wann och der schulde denicht mer was, denn als vorgeschriben stat, also das sie es fürbas mer ewiglich und aigenlich on alle irrung haben und niessen sollten und mochten, als ir aigenlich gut. Und des zu einem urkund geben wir ime und seinen

[128] erben diesen brieve, von gerichtswegen versigelt mit des obgenennten schultheisen insigel und och darzu der ersamen leit Walthers von Rinderbach und Johannsen Burgers, Taler genant, zweier richter und burger zu Gmůnd, eigen insigeln, die sie von unser haiße wegen gehenkt hand an disen brief. Und wir, die vorgenent, der schultheise und och die zwen richter, verjehen sunderbar offenlich an disem brieve, das die vorgeschriben urteil also von gericht gescheen und vollefurt ist und haben darum von gerichts unsrin aigen insigel gehenkt an disen brieve zu gezeugnus diser urteil und aller vorgeschriben dinge. Do dise urteil gesprochen ward und der brief ward geben, do zalt man von Crists geburt dreizehenhundert und zweiundsibenzig jare des fritags nach sant Ulrichsdag, als och vorgeschriben stat. –

Über den Bau der Sebalduskapelle und die Stiftung der Altartafel selbst nun erzählt uns Schreyer folgendes:[6]

Item Sebolt Schreier hat zu Gmund, als er in dem vorgemelten sterben[7] des funfzehenhunderstenundfunften jars daselbst gewest, gesehen und erfaren, das man an solichem ende von dem heilingen peichtiger sant Sebolt nichzit gewist hat, deßhalb er geursacht ist worden die carmina »Regie stirpis etc.«,[8] von ime, ut libro C folio 70 begriffen, gemacht und getruckt, dahin ze bringen und hat die, auf tefelin oder pretlein gemacht, durch Hern Hansen Apenses, vikari in unser lieben frauen kirchen daselbst, der eins briesterlichen lebens und von meniklichs solichs seins lebens halb lieb gehabt gewest ist, in alle kirchen derselben stat Gmund, auch in etliche ander kirchen auf dem land austeilen und aufmachen laßen, auf das derselbig heilig in solcher

[129] gegent geoffenwart, geert und angerufen wurd. Und als aber der gemelt herr Hans vermerkt hat soliche lieb, so gemelter Schreyer darzu gehabt, hat er auch sunder neigung darzu gewunnen; indem ist ime auf ein nacht furkummen, das solicher heilig an dem ende durch keinen andern wege pas erhebt und kundig gemacht werden mocht, dann durch den, das ime die capellen, so in obgemelter pfarkirchen an die stat eins turns, so vergangener jare[9] an einem karfreitag mitsamt noch einem andern turn eingevallen, zu pauen angefengt was, zugeeigent und der altar so darein gebaut werden solt, in seiner ere geweicht wurd etc. Solichs der vorgemelt herr Hans dem Schreyer auf freitag unser lieben frauen tag presentationis genannt, den 21. novembris, im gemelten funften jare eroffent, gesagt und furgehalten hat, der zuversicht, so er sich solichen altar auf sein costung zu machen und aufzurichten untersten und im zu vergonnen an ein rat gemelter stat begeren wurd, es solt ime nit versagt, sunder zugeben und vergonnt werden etc. Darauf Schreyer alsbald und unbedacht geantwurt hat uf meinung: er were nit pedacht, het auch kein willen noch bedanken gehabt, ichzit an dem ende machen zu lassen und, so er auch des bedacht und in ime entschlossen were, solichs zu tun, so west er doch nit, ob es ime vergonnt wurd oder nit, und darum, so wer es seiner meinung gar nit, ichzit bei dem rat anzepringen noch zu begeren, wann so er etwas der ding halb anpringen oder begern solt und ime zugesagt oder vergonnt und er nit machen wurd, so were es ime schimpflich und nachredig; solt es ime dann abgeschlagen werden, so wurd es ime abermaln nachrede, unglimpf und widerwillen machen. Darauf herr Hans: er verhoffe solich sein anpringen an ine sei ein eingeben von got und solle im von einem rat nit abgeschlagen werden und, so er aber, als er vermerkt, sundere lieb zu dem heiligen hab und seines bedunke[n]s kein bequemern wege, denselben zu erheben, gehaben mog, so pitt er ine darauf zu ge[de]nken und, nachdem es ime aber nit fuglich sein wolt, wo er sich entschliessen wurd solichs furzunemen, das an einen rat zu bringen, so woll er das selber tun etc. Darwider Schreyer: er woll nichzt zugesagt noch abgeschlagen haben, sunder sich darauf gern bedenken, woll er dann mitlerzeit als ein vicari der kirchen in sein selbst namen ichzit bei einem erbern rat anbringen, unvermelt, das er mit ime geret habe, sunder der meinung, wo sie darzu geneigt sein wurden, solichs alsdann erst an in, den Schreyer, zu bringen, das mog er tun etc.; und sind also darauf von einander geschiden.

Item nachvolgend, nemlich pfinztag nach Katherine, den 27. novembris, in der nacht ist frau Margreta, des gemelten Sebolten Schreyers hausfrau, mit merklicher krankheit von got angriffen worden, also das er, der gemelt Schreyer, der doctor medicine, peichtvater, auch alle andere geistlich und weltlich personen, so bei ir gewest sind, auf freitag darnach kein hoffnung hetten, das sie denselben tag überleben wurd, [130] wann niemand anders erkennen mocht, dann das sie der gwalt gottes, apoplexia[WS 2] genant, berurt het. Und wiewol sie sich nachvolgend mit der zeit der kranket halb gepessert hat, so sind doch vil ander swer zufell mit ir furgevallen, also das solich ire krankheit gewert hat, dieweil sie zu Gmund gewest ist. Deßgleich ist auch der gemelt Schreyer am eritag epiphanie domini, den 6. januarii, mit swerer krankheit der grimmen in der linken seiten durch verhaltung der winde und stul von got angriffen worden, die auch mit ime bei zwanzig tagen gewert hat, in welicher seiner krankheit im mancherlai von unser lieben frauen, der gepererin gottes, und dem heilingen sant Sebolt in den nechten furkummen ist und dadurch geursacht worden, solichen altar in unser lieben frauen pfarrkirchen in der ere sant Sebolts, so ime das vergonnt wurd, aufzurichten etc.

Item in mitler zeit hat her Hans obgemelt solichs dem vorgemelten abschid nach einem des rats, seinem gevatern Caspar Teuber genannt, der dazumalen des rats und ein stetmeister der stat, auch oberster pfleger gemelter pfarkirchen gewest ist, furgehalten, der das bei dem rat anbracht und ime wider gesagt hat, er mog mit ime, dem Schreyer, reden und wo er verstund, das er, der Schreyer, solichen altar machen zu lassen gewilligt sein wurd, so were ime bevolhen mit ime selber zu reden und von ime zu erfarn, was sein meinung darin were und wie er den machen lassen wolt, wann ein rat darzu wol geneigt were. Solichs hat gemelter herr Hans dem Schreyer gesagt aus ursachen, so er solichen altar zu machen entschloßen het, das er mit ime, dem Deuber, selber und personlich reden und dabei zu erkennen geben mocht, das er mit ime davon geret und gehandelt het, wann der gemelt Teuber dem Schreyer wol bekannt gewest ist, angesehen, das Schreyer in seiner heuser einem, so dazumalen neu gepaut gewest, gesessen ist und allen hausrat von ime zu lehen und bestandweis von im um einen zins gehabt hat.

Item in solicher obgemelter Sebolten Schreyers und seiner hausfrauen krankheit ist gemelter Caspar Teuber zu Schreyer kommen zu besehen, wie es in iren krankheiten zustee; do hat er unter anderm von dem handel des altars, durch herrn Hansen an in bracht, mit gemeltem Schreyer auch gered; do hat ime Schreyer zu erkennen geben, wie und welicher massen solichs von gemeltem herrn Hansen anfangs an in kumen und was durch ine geantwurt worden sei und das er auch nit anders glaub, dann wo solichs volstreckt werden solt, ein sunder geschick und ordnung von got sein must, und darauf gebeten, ime bei einem erbern rat zu entschuldigen und zu bitten, kein mißfallen daran zu haben, wann er dheinen gedanken darnach gehabt het, wo das an ine nit bracht were worden. Darauf Teuber geantwurt: ein rat het kein mißfaln, sunder gevallen daran und het im befolen mit ime zu reden und zu vernemen, ob er darzu geneigt sein wolt oder nit, und so er darzu geneigt were, zu erfaren, was er für ein altar machen lassen [131] und wie er es damit furnemen wolt, wann ein rat geneigt were, nachdem an der stat ein erliche capellen sein wurde, das auch darinnen nit ein kleiner, sunder ein großer, erlicher altar gemacht und aufgericht werden solt und so das sein will auch sein wolt, versehe er sich, es wurde ime vergonnt etc. Dargegen Schreyer: so es eins erbern rats will sein und im vergonnt wurd, wolt er got zu lobe, der himelkungin Marie und dem lieben heilingen s. Sebolt zu ere soliche stat annemen und ein altar dahin machen lassen und were auch geneigt nit ein kleinen altar, der stat ungemes, aufrichten zu lassen, sunder wolt im bevelhen und piten ein altar an das ende machen und aufrichten zu lassen nach eins erbern rats und seinem gevallen, was dann der costen wurd, wolt er zalen, doch also, das solicher altar in der ere s. Sebolts geweicht wurd und die capellen mitsamt dem altar s. Seboltscapellen und altar genant werden solten. Zum andern, so solichs eins erbern rats meinung sein und ime zugesagt wurd, so wolt er solichen altar zum ersten mit tuchern auch kleiden, doch slecht, nachdem dhein tuch darauf gut bleiben konnt, dieweil die [sc. capellen] noch nit gewelbt, bedacht noch verglast were, wann der wind den schnee und gerigen [sic] darein und darauf brecht und, was darauf were, feulet und verderbet. Zum dritten, so wolt er zu der weihung solichs altars etwas von s. Sebolts heiltum verordnen in den altar, mitsamt anderm heiltum zu verschliessen, damit des heiltum, der an dem ende angeruft wurd, auch vorhanden were. Zum vierden, so wolt er auch sein legent und histori des gesangs, der vesper, metten, meßen auch ander zeit, auf pirment geschrieben und genotirt, auf sein costung machen lassen und in soliche capellen und dabei zu beleiben uberantwurten. Darzu er sich diser zeit und nit weiter verpflichten wolt; wo ine aber got verer und weiter vermanen wurd, damit wolt er unverpflicht sein. Es hat auch gemelter Schreier weiter zu versteen geben, doch unverpflicht, wie gemelt ist, nachdem soliche capellen nit ausgebaut, gewelbt, bedacht noch mit glasvenstern verwart oder versorgt sei und er doch vernommen und von iren werkleuten gehort habe, das solich gewelb mit zweinzig gulden reinisch mog gepaut werden, wo man dann solich zwainzig gulden von ime annemen und versprechen wolt, das gewelb mitsamt dem dach darauf zu machen, so wolt er sich darauf auch bedenken, doch das im in den schloßtein auf sein eigen und sundere costung sein gedechtnus gemacht wurd; desgleichen, wo man im vergonnen wolt, das glasvenster zu machen, wolt er im auch nachgedenken; sich mocht auch vieleicht begeben, das er solich lieb kunftiglich zu solicher capellen und altar gewinnen mocht, das er ein tafeln auf den altar machen oders furnemen mecht; doch wolt er ine dem allem außerhalb der obvermelten vier stuck unverpflicht und unverpunden sein etc. Darauf Teuber: er wolle solch sein meinung und erpieten einem erbarn rat zu erkennen geben und versehe sich ein rat werd soliches alles nit abslahen, sunder mit willen nachgeben und ein sundern gevallen daran haben.

[132] Item nachvolgend, nemlich am sambstag nach Pauli conversionis genannt, den 31. januarii des sechsten jars, sind Caspar Teuber und Jorg Hohennstat, bede stetmeister und unser lieben frauen pfarrkirchen pfleger, zu Sebolten Schreyer in sein bestanden haus kumen und haben im von rats wegen gedankt seines guten willens und erbietens und alspald zugesagt, den altar seins begerens zu machen zu vergonnen, also das derselb altar in s. Sebolts ere, auch ob er woll, ander heiligen ere seines gevallens geweicht und solich capellen und altar s. Seboltscapellen und -altar genannt werden sollen. Desgleichen, wo er geneigt sein wurd, gewelb, fenster, tafeln oder anders in oder auf soliche capellen und altar zu machen, solt er mitsamt der verzeichnus seiner gedechtnus, schilt und wappen, doch unverpunden darzu, sunder nach seinem freien willen und gevallen, macht haben, und ein erbar rat neme sein guten willen, so er darzu het, zu sunderm großen dank, wo auch ein erberer rat im und den seinen guten willen konnd erzeigen, wer er darzu ganz geneigt etc. Darauf Schreyer einem erbern rat ires erpietens und guten willens auch inen ire muhe, darunter gehabt, gedankt hat, mit erwiterung, wie der handl an in kummen und bracht sein, also das er es genzlich darfur halt, das es ein geschick und ordnung von got sei, auch mit erbietung, solichs und ander zucht, ere und gueten willen, ime von ine erzeigt, um sie und die iren, wo er kunn, zu verdinen.

Item Sebolt Schreyer hat auf alle vorgemelte handlung die capellen zu Gemund in unser lieben frauen pfarkirchen an der seiten gen dem predigercloster oder gen mitternachtwarts zwischen der obern tur und s. Niclausaltar, an dem ende etwann der ein eingefallen turn gestanden ist, angenomen zu der zeit, als er mitsamt seiner hausfrauen und gesind, wie davor gemelt, in dem sterben, der sich mit gewalt im jar, als man zalt von Cristi geburt 1505, zu Nurmberg erhoben hat, in die gemelt stat Gmund geflohen ist; und derselben zeit ist sunst kein andere capellen mer in gemelter pfarrkirchen gewesen, wiewol noch unvolbracht, ungewelbt und unbedacht, auch on altar und fenster, und soliche capellen hat an der lenge einundzweinzighalben schuh und an der weiten zwolf schuch, und der schuh zu Gmund vergleicht sich dem statschuh zu Nurmberg.

Item darauf hat der gemelt Sebolt Schreyer das gewelb mitsamt der dachung Caspar Teuber, oberstem kirchenmeister, auf das furderlichst zu machen zu bestellen bevolhen und darzu laut irer abrede und eins rats verwilligung am mitwoch purificationis Marie, den virden februarii, gegeben zweinzig gulden reinisch mit der underscheid, wo das mer costen wurd, das sie dieselben ubermas von der kirchen gelt darzu geben sollen; wo dann übrig daran sein wurd, so solten sie dieselben übermas zu anderm der kirchen pau auch geprauchen, doch also, das man ein Schreyersschilt, den er im, in metal oder messing gegossen und mit farben[10] ausgestrichen, von Nurmberg zuschicken werd, in den [133] schloßtein mit eißenwerk machen und mit gehut[11] nach notdurft vergissen sol, albeg also zu beleiben; und solicher schilt[12], so nachvolgend geschigt ist worden, hat an der preiten einen statschuhe gehabt und zu Nurmberg am messing one das eisenwerg gewegen sibenzehethalbs pfund und gecost bei drithalb gulden reinisch landswerung.

Item Sebolt Schreyer hat fur soliche obgemolte capellen ein eisen gitter[13] mit einer eisin gegitterten tur machen lassen, so am gewicht gewegen hat neun zentner und 38 pfund und gecost 37 guldin 4 pfund 10 dl. und zu drinkgelt 2 pfund, mer davon unz gen Gmund zu furen zwen guldin 6 pfund 18 pfenning und fur zwen messen Schreyerschilt oberhalb solichs gitters, außerhalb der capellen in die mauern zu machen 1 guldin, tut alles in summa, so im 1509. jar aufgemacht ist, 41 guldin reinisch 10 schilling 10 haller in gold.

Item so hat der vorgemelt Sebolt Schreyer das fensterwerk oder glasfenster gemelter capellen, so one das formwerg und pogen 24 gros pleter, in 6 zeil überzwerch geteilt, nemlich in ieder zeil 4 pletter, in die hohe gehabt, [machen lassen] und hat solichs vensterwerg alles außerhalb vier pletter, so neben einander in den vier metteln zeilen, die driten in der hohe, sein sollen, von scheuben zu machen angedingt Dietrichen Beringer, glaser zu Gmund, laut einer zettel, so sie bede den pflegern gemelter kirchen uberantwurt haben, auch ander zweier zetel, den ein ider dem andern einen seiner hantschrift überantwurt hat, lautend wie hernach:

Item Sebolt Schreyer ist mit meister Dietrichen, glaser, einig worden, also das er das fenster machen sol von guten scheuben und großem plei und auf beden seiten das plei verzinen; auch soll er das mitsamt den vier plettern, so im Schreier von geprenntem glas schicken wurd[14], vleißig einsetzen und an orten mit verstreichen, unden und oben, mit keilen und in der mitten ein ides plat mit dreien eißnen stenglein vleißig und nach notdurft verwaren, alles auf sein costen, ausgenomen die gemelten eisnen stenglein und keil, die sol im Schreier darzu verordnen, und so solich glas gemacht ist, sol ein ganze scheuben für ein scheuben und die halben alle, wie die geprochen sind in-, under- oder [134] oberhalb des kerns, fur ein halbe scheuben gerechent werden; doch wo dieselben so gar klein weren, sollen sie gar nit gerechet werden, desgleich sollen albeg funf zwicklein, sie sind an orten der seiten oder in der mitten, auch fur ein scheuben gerechet werden; were aber sach, das dieselben miteln zwicklein unden an orten so gar klein weren, so solten dieselben auch nit gerechet werden; und so die scheuben also abgezelt sind, so sollen die zalt werden nach dem tausent zu rechen laut des gedings, so sie mit einander gemacht haben:

Ich Sebolt Schreier bekenn, das ich mich mit meistere Dietrichen Beringer, glasere zu Gmund, um ein glasfenster in unser lieben pfar daselbst zu Gmund vertragen hab, mir das zu machen laut einer zetl, so die pfleger gemelter kirchen haben, und so das gemacht ist, sol ich ime zu lon geben fur alle seine costung fur ein tausent scheiben neunthalben gulden rh. Des zu urkund gib ich im dise mein hantschrift. Geben am mitboch nach lichtmes im sechsten jare.

Ich Dietrich Beringer, glaser, burger zu Gemund, bekendt, das ich mich mit dem erbern Sebolt Schreier um ein glasfenster in unser lieben frauen pfarr dahie zu Gmund vertragen hab, im das zu machen lut eines zetels, so die pflegere gemelter kirchen haben, und so das gemacht ist, sol ich zu lon nemen fur alle costen fur ein tausend scheuben neunthalben gulden. Das zu urkunt gib ich ime des mein hantschrift. Geben am mitwoch nach lichtmes im sechsten jare.

Item solich vensterwerk alles ist von scheuben gemacht, außerhalb vier pleter, so von geschmelztem glas nebeneinander in der driten zeile eingesetzt sind, nemlich an dem einen metelim plat[15] zu der rechten seiten unser lieben frauen bild in der sunnen[16], darvor sein, des gemelten Sebold Schreyers, bildung, kniet, und an dem nechsten plat daran Schreyers schilt und helme unden mit einer schrift »Sebold Schreyer«. Aber an dem andern metelim blat zu der linken seiten und neben unser lieben frauen bilde ist geschmelzt sant Sebolts pild, davor sein, des gemelten Schreyers, hausfrauen pildung, auch kniend, und an dem nechsten plat daran Camermeisters schilt und helm, unden mit einer schrift «Margretha Camermaisterin«. Und ist alles verfertigt und eingesetzt worden vor s. Sebolts tag im gemelten funfzehenhundertundsechsten jare und hat gecost, wie hernach:

Item für 1688 venedisch[17] scheiben, so darzu sind chumen, thun 14 fl. 7 sh. in gold.

[135] Mer fur die 4 geschmelzten oder geprennten bletter 11 fl. 6 sh. 6 hlr.

Mer fur 70 stenglein, wegen 24½ lb zu 3 dl., facit 16 sh. 9 hlr.

Mer fur 50 groß und 150 klein keil, wegen 6 lb zu 9 dl., facit 4 sh. 6 hlr.

Mer einzumachen, trinkgelt und zu fur 6 sh.

Summa fensters tut ob 27 guldin rh. landswerung.

Item so hat gemelter Schreyer für solich vensterwerk außen gen dem wettr machen lassen ein netz oder gitter von kupferem drat, darzu kumen ist 43½ lb klein und 14 lb groß kupferen drot zu 20 dl., facit mit 12 dl. zu furn 4 guldin 12 sh. 3 dl. in gold und davon zu machen gegeben 3 guldin reinisch und fur etlich hacken zum anmachen 8 sh. Summa das solich gitter cost tut bei oder ob 8 guldin reinisch.

Item Sebold Schreyer hat auch in soliche vorgemelte capellen einen altar von gehauen steinen machen lassen, der an der lenge hat siben schuh, an der preiten funf schuh, an der hohe, one die staffeln davor, dreu schuh und dreu zol, und die staffeln davor, der zwo sind, haben an der hohe ein schuh und neun zol und an der lenge acht schuh, und die hoh vom altar bis under das gewelb der capellen ist funfundzwainzig schuh und sechs zol, und der schuh zu Gmund ist als lang als der schuh zu Nurmberg; und solicher altar hat fur steinwerk und machlon gecost acht gulden reinisch landswerung, die Schreyer zalt hat am sonntag nach dem jarstag, den dritten januarii, im sibenden jare.

Item Sebolt Schreyer hat ein rot von deckwebern auf Damaschka furtuch [sic] zu einem altartuch mitsamt einem leinen zwifachen altartuch, darzu ailf elen leinbot kumen sind, machen und das furtuch mit schwarzem scheter[18] futern und [mit] Schreyer- und Camermeisterschilten zeichen lassen[19]; und hat mitsamt den leisten von buchstaben, gefrensen und machlon gecost bei drei gulden reinisch landswerung und hat solich altartuch auch gen Gemund zu sant Seboltsaltar in seiner capellen gegeben im 15c und sechsten jar.

Item Sebolt Schreyer hat zwen groß meßen leuchter, daran, nemlich an einem jeden, ein meßen Schreyerschilt ist, machen lassen; haben gewegen hie sechsundvierzig pfund, aber Gemunder gewicht wegen sie ein halb zentner und costen mitsamb dem uncosten, so darauf gangen ist unz gen Gemund, ob funf gulden reinisch, die hat er auch auf sant Seboltsaltar in seiner capellen daselbst zu Gemund gegeben im 15c und sechsten jar.

Item mer ein altartuch mit einem swarzleinbotten furtuch, daran ein barmherzigkeit[20] gemalet ist, mit Schreyer- und Kammermeisters [136] schilten, in der vasten und an schlechten tagen zu geprauchen, hat Sebolt Schreyer im 1509 jar gegeben, cost 1 gld. rh. 4 sh. in gold.

Item Sebolt Schreyer hat machen lassen ein meßgewand von gestreimbten atlas von vier farben, nemlich gel, weiß, grün und braun, mit aller zugehorung, darauf ein erhabner, gestickter s. Sebolt unden mit Schreyer- und Camermeisterschiltlein; hat er auch auf s. Sebolts altar in seiner capellen gen Gemund gegeben, albege dabei zu beleiben, im 15c und sechsten jare. Und solich meßgewand hat gecost bei zehen gulden reinisch landswerung, wie hernach:

Item fur 7½ eln atlas zu 11 sh. in gold, facit 4 fl. 2 sh. 6 hlr.

Mer fur 5 eln plo leinbat zu unterfutern zu 3 sh., facit 15 sh. in gold.

Mer fur sant Sebolts gestickt pild[21] und 2 schiltlein 3 fl.

Mer fur 12 eln weiß leinbat tuch zu der alben[22] etc. 1 fl.

Mer fur allerlei gefrens und portlein etc. 8 schilling in gold.

Mer davon zu machen und zu trinkgelt 10 schilling in gold und zu furn gen Gemund 5 schilling in gold.

Summa des meßgewants 10 gulden rh. – sh. 6 hlr.

Item Sebolt Schreyer hat auch lassen machen ein corporaltaschen[23], und ist darzu kumen ein klein drum, so von obgemeltem atlas am meßgewand uberbeliben ist, darzu die ubermaß gekauft ist worden, und hat, mitsamt der leinbot zu dem corporal darinen auch zu machen, gekost ob einem halben gulden reinisch, das er auch zu vorgemeltem seinem altar zu Gemund in gemeltem sechsten jar gegeben hat.

Item mer ein corporaltaschen von swarz gemosirten satin[24], hat mitsamt dem corporal gecost bei 8 sh. in gold, im achten jar gegeben.

Item ein swarz mesgewand von gemosirten satin, darauf ein stamen mit Schreyer- und Kamermaistersschiltlein; hat Sebolt Schreyer im 9. jar gegeben und cost mitsamt seiner zugehorung bei 4 fl. rh. 10 schilling in gold.

Item mer damit ein rot meßgewand von gemosirten satin, darauf ein stam mit Schreyers- und Cammermeistersschiltlein, hat Sebolt Schreyer in g[enanntem] jar gegeben und cost mitsamt seiner zugehorung bei funfthalben gulden rh.

[137] Item Sebolt Schreyer hat auf pergamen schreiben und auf das best einpinden lassen erstlich die legend oder leben sant Sebolts, mit einer notel geschrieben, und darnach sein histori horarum, desgeleich auch das amt der meß, genotieret und mit einem text geschriben, und darzwischen, nemlich zwischen der legend und histori, ist gemalt worden ein altar[25] in einer capellen, darauf ein tavel mit sant Sebolts pildung, darvor sein, des Schreyers, pildnus mit Schreyersschilt und helm, desgeleich seiner hausfrauen mit Camermeisterschilt und helm, bede kniende, und dabei auch geschriben ist ein vermanung und meldung seiner stiftung des jartags, so er in der pfarkirchen zu Gemund und sant Sebolts capellen, durch ine darein gepaut, gestift hat; so ist an das vorder pret des gemelten buchs gemacht oder geleimbt ein pergamene zetel auch mit sant Sebolts pildung, dabei die carmina seins lebens: »Regie stirpis etc.«, ut libro C fol. 70 begriffen, getruckt sind. Und solich puch hat er seinem zusagen nach gen Gemund in soliche capellen gegeben im funfzehenhundertundsechstem jare, albeg und zu ewigen zeiten dabei zu beleiben, und hat gecost ob siben gulden reinisch; so verlaut die obgemelt schrift der vermanung oder meldung seiner stiftung wie hernach:

Quoniam celum atque tellus, ether et unda universeque cunctarum in eis substancie rerum, quicquid etiam vel boni vel pulchri singulis in rebus usquam eluceat, a deo optimo maximoque, tanquam ab omnium auctore, non solum sit egressum, sed eciam perinde atque suo dependeat benignissimo directore pastoreque, velut sacra non tantum perhibent eloquia, sed id quoque veterum sophistas gentium ac priscos illos sapientie inventores cultoresque Mercurium, Pithagoram, Socratem, Platonem, [138] Appolonium et plerosque alios veteris philosophie duces prodidisse litterarum legimus monumentis, ex omnibus denique optimi dei facturis perspicuum est nihil omnino inter mortales possideri, quod a liberalissima summi omnium principis benignitate largitum donatumve humana gens non prius acceperit, merito gracie sunt excellentissimo illi tocius terrene celestisque machine ac eorum, que insunt illis, moderatori non habende solum, sed etiam pro virili referende reddendeque et, ut apostolus ait: gracias agamus deo sine intermissione, quare ne tamquam servi iudicemur inutiles utque clementissimus deus nostra quasi gratitudine invitetur ad tribuendum nobis post caduca hec et transitoria longe amplius immo summum primumque ac verum et solum bonum, quod ipsum deum esse christiana fatetur religio, qui nostra salus est et eterna sanctis eius expectacio, ipse a nobis est, ut sacrum admonet eloquium, ex hac temporanea substantia, fluxis caducisque his rebus divino elargitis munere, purissime colendus, summopere venerandus atque devotissime laudandus. Ergo in perhennem divine commendationem laudis, ad perpetuam quoque deipare virginis Marie ac totius superne Hierusalem beatorum gloriam civium et presertim in beati confessoris divi Sebaldi honorem Sebaldus Schreyer, vir et consularis et civis Cesaree urbis Neronbergensis, pro sui conjugisque sue Margarite, senatorii quoque ordinis deque vetusta Camermasterorum gente procreate, tum etiam pro genitorum posterorumque suorum perpetua requie in parrochiana ecclesia Gamundiensis civitatis, que imperatorie subditur eciam ditioni, diocesis Augustensis, prope borealem et superiorem eiusdem ecclesie portam, suis fundavit erexitque impensis in memorati s. Sebaldi honorem, testudine scilicet atque ara constructa, quoddam saccellum, in quo et eiusdem sancti reliquias recondi curavit, ut urbis Gamundiensis incole finitimique populi celsissimum deum in eis precipue discant laudare sanctis, quorum Germana tellus humavit veneranda corpuscula, quorum etiam apud deum clementissimum Germanorum genus patrociniis fruitur iugibus, unversi quoque in variis constituti huius vite miserabilis augustiis agnoscant beati presertim Sebaldi confessoris securum implorare auxilium, quem multiplex miraculorum evidentia cunctis, eius opem invocantibus, sedulum et fidelem atque strenuum coram misericordi deo comprobavit sepius fuisse intercessorem et advocatum adjutoremque. Ut praetera Gamundiensis plebs pro summa sua salute ad divi huius Sebaldi venerationem propensius assurgat eique honorem devotius deferat, idem Sebaldus Schreyer de hoc dei confessore felicissimo beate religioseque conversationis historiam contextumque ordinem, pro horis canonicis atque pro salutarium mysteriorum solemnitate peragenda secundum notas etiam musicas in facto ex membranis codice exaratum, juxta constructum eiusdem memorie oratorium reposuit, instituit quoque, ut perpetuis temporibus dominica precedente diem decimam nonam mensis augusti, que divo Sebaldo celebris habetur, alma Gamundiensis ecclesie fraternitas de hoc glorioso dei milite sanctam vite conversionem in sugesto multitudini [139] curaret pronunctiari diligenterque commendari, ut eciam in huius sacro solempnitatis profesto, id est die decima octava mensis eiusdem, prime vespere necnon his terminatis placebo, quod precipuum fidelibus defunctis perhibetur suffragium, quod eciam in crastinum, peractis missarum solemniis, est repetendum et, ut matutine a venerabile Gamundiensium sacerdotum choro precinerentur ac deinde ipsa festivitatis luce totum diurnum pro horis canonicis et salutaribus mysterii officium in optimi dei sanctique Sebaldi laudibus in edificata sacelli huius memoria devoto caneretur inclite vocis jubilo, cantatis aut dictis etiam in eodem celestis sacrificii nuntio salubribus precationibus, que collecte solent appelari, tribus: prima scilicet de beato Sebaldo confessore, altera pro commendatis fidelium defunctorum animabus, tertia denique de gloriosa sancte Marie virginis, dei genitricis, assumptione. Cuncta hec demum per eandem dicte fraternitatis universitatem, intercedentibus certis pactis ac stipulationibus publicis iuxta fundationis huius et institucionis tenorem atque continentiam, sine dolo et fraude sunt quotannis observanda, tum in perpetuam divine laudem leticie, tum etiam pro summa deipare virginis Marie gloria, ut ipsa nobis subvenire festinet apud filium dominum suum Jesum Cristum, deum et salvatorem nostrum, proque celestis Hierusalem ac imprimis beati Sebaldi honore maximo, tum denique, ut sanctorum omnium crebro apud clementissimum deum patrocinio fideles non tam in his quidem moribundis corpusculis adhuc palpitantes potius quam spirantes in presenti gratiarum charitatisque et pacis augmenta, in futuro seculo beate subeant glorie, quam defuncti in purgatorio cruciatus ac tormenti sentiant remissionem liberationemque ac postremo iocundissima beatissime refrigeria quietis suavissimas denique ac ineffabiles delibent verasque celestis paradisi delicias, amen. Orate pro fundatore Sebaldo Schreyer. Anno salutis humane milesimo quingentesimo sexto.

Item Sebolt Schreyer hat zu Gemund auf die bruderschaft der briesterschaft in der pfarkirchen[26] daselbst ein Stiftung gemacht oder [140] furgenomen, nemlich das sie alle jar sand Sebolt an seinem abend und tag mit singen und lesen in vorgemelter seiner capellen begeen, auch fur ine, den gemelten Schreyer, sein hausfrauen, ir beder forfordern und alle glaubig seele piten sollen und darumb sollen sie die ersten collecten in den messen desselben tags singen und lesen von sant Sebolt, die andern fur die selen und die driten von unser lieben frauen schidung, desgeleich auch am abend nach der vesper und fru nach dem tagamt ein placebo sprechen; auch sullen sie solich veste und jarzeit ein sonntag davor auf der kanzel verkunden und an solichem sonntag oder aber an sant Sebolts tag sein legend auch predigen; auch sollen sie alle sonntag des gemelten Schreyers und Margariten, seiner hausfrauen, und irer fordern auf der canzel gedenken und fur sie biten und fur soliche stiftung hat ine gemelter Schreyer gegeben vierzig gulden reinisch landswerung, so sie an zins anlegen und alle jar vierzig schilling austeilen sollen bei einer ben, alles laut des brieves von gemelter bruderschaft und unter irem gemeinem, auch hern Hansen Appenses und hern Jacoben Hutlers, irer pfleger, anhangenden insigeln, auf montag nach Luce, den vierzehenden decembris im XVC und sechsten jar darin ausgangen, wie hernach verlautende:

[141] Ich meister Heinrich Negelein, licenciat in gaistlichen rechten, der zeit pfarer, und wir die pflegere und caplan gemeinlich und samentlich der bruderschaft an der pfarkirchen zu Gemunde, bekennen offenlichen mit disem brieve fur uns und unser nachkomen vor aller meniglichen, das der erbar Sebolt Schreyer aus besonder andacht und liebe, got dem almechtigen zu lobe, der hochgelobten junkfrauen Marie und dem h. himelfursten und peichtiger S. Sebolt zu ere, den christglaubigen, andechtigen menschen zu merer reizung ihrer andacht, sein auch frauen Margreten Camermeisterin, seiner eelichen wirtin, aller irer beder forfordern und allen glaubigen seelen zu hilfe und zu trost, uns in unser bruderschaft 40 gulden reinisch landswerung also bar dargezelt, gegeben und damit die nachgeschribene stiftung fundirt, gestift und begabt hat, weliche summ gulden wir zu guten dank angenommen und zu unser bruderschaft nutz bewendet und daruber dem obgenannten Sebolten Schreyer mit gemainer stimme in unser convocation zugesagt und versprochen haben, gereden, zusagen und versprechen ime auch fur uns und alle unser nachkommen in craft dits briefs, das wir furo zu ewig zeit got dem almechtigen zu lobe, Marie, seiner gebenedeiten und gesegeten muter und lobsamen junkfrauen, auch dem lieben heiligen beichtiger s. Sebolt zu ere auf sein, desselben s. Sebolts, abend in der pfarkirchen zu unser l. frauen und seiner capellen vor seinem altar durch den gemelten Schreyer gebaut, volbracht und geziert, weliche capell und altar, als das durch ein erbarn rat auch verwilligt und zugesagt ist, in s. Sebolts ere geweicht werden soll, vesper und ein ganze meten mit neun letzen zu gewonlicher zeit von ime, dem vorgemelten s. Sebolt, singen sollen und wollen und frue an seinem tag, der do albeg gefelt auf den neunzehenden tag des monats augusti, die fruemeß, auch das tagamt auf gemeltem seinem altar von ime singen sollen und wollen mit etlichen darunter gesprochen messen, sovil sich das fuglich erleiden mag, und zu beden gesungen amten und ändern messen die erste colect von s. Sebolt, die ander von oder fur die selen und die drite von der schidung unser liben frauen gesungen und gelesen werden sullen und nach dem letzten oder tagamt desselben tags, desgleich am abend nach der vesper in gemelter capellen ein placebo sprechen, darzu man der bruderschaft kerzen prennen sol, des obgenannten stifters, seiner hausfrauen, ir beder fordern und geschlechtes, auch aller glaubigen menschen seelen zu hilf und troste; auch sollen und wollen wir bestellen und verfugen soliches vest, jarzeit und begenknus s. Sebolts mitsamt seiner legend oder leben albeg einen suntag vor solichem seinem tage dem volk auf der canzel zu verkunden und zu bredigen; wer aber sach, das solch vest, jarzeit und begenknus an einem suntag gefiele, also das derselb suntag gefeiert oder sunst daran in der gemelten pfarkirchen gepredigt wurd, so solt am suntag davor allein die verkundung seines vestes, jarzeit und begenknus bescheen und sein legend oder leben an gemeltem seinem tag dem volg auf der canzl gebredigt werden, desgleichen auch alle sonntag des [142] obgenannten stifters, seiner hausfrauen und aller irer forfordern, wie dann das in unserm bruderschaftsbuch eingeschriben ist, an der canzel zu gedenken, wie dann andrer eingeschribner seelen gedechtnus und furbitung alle sonntag geschicht, alles getreulich und one geverde. Und zu solichem jartage hat uns auch gemelter Schreyer des gemelten s. Sebolts amt, histori und legend, auf pergamen geschriben und genotirt, in ein buch gebunden, zu gemelter capeln und altar gegeben, zu ewigen tagen dabei zu beleiben und durch uns und unser nachkomen zu handhaben. Und auf obgemelten s. Sebolts tag sollen und wollen wir und unser nachkomen in ewig zeit von und aus unser bruderschaft zinsen, gulten, gutern und nutzungen jerlich 35 schilling heller zu presents ausgeben, wie wir andere presents nach unser bruderschaft gewonheit um und austailen, nemlich ein pfund heller zu der meten, und von den andern funfzehen schilling hallern zu jedem placebo, nemlich des abends nach der vesper und am tag nach dem letzten amt, itlichem caplan ein pfennig und das ubrig der gemelten funfzehen schilling haller den meßlesenden pristern distribuirn und austeilen und darzu alle jar einem pfarer hie zu Gemund und seinen zwaien helfern und dem mesner funf schilling haller aus unser bruderschaftsladen mit solicher unterschid und bescheidenheit geben, nemlich dem pfarer zwen schilling, jedem helfer ein schilling und dem mesner ain schilling haller von wegen der obgemelten wochenlichen selverkundung. Weliches jar aber wir und unser nachkommen die gemelten stiftung auf s. Sebolts tag und -abend, wie oben steet, nit hielten, das doch nimer underwegen beleiben sol, so sullen wir und unser nachkomen albeg zu jedem ungehaltem male vierzig schilling heller einem pfarer hie zu Gemund und seinen helfern zu rechter unablessiger peen verfallen und zu geben schuldig sein one widerred und eintrag, dieselben sullen alsdann zehen schilling heller den armen spitalern zu Gemund, zehen sh. h. dem convent und closter s. Dominici predigerordens, funf sh h. dem convent und closter Augustinerordens, funf sh. h. dem convent und closter s. Francisci parfuserordens, alle drei zu Gemund gelegen, und 10 sh. h. den closterfrauen und convent zu Gotszell, vor der stat Gemund gelegen, geben und unter sie obgemelter massen austeilen, das sie got fur den stifter, sein hausfrauen und alle ire forfordern vleißig biten, alles getreulich und ungeverlich. Und des alles zu warem urkund und ewiger gedechtnus, uns und unser nachkomen damit zu verbinden, alle obgeschribne artikel zu ewigen zeiten zu halten, so haben wir unser bruderschaft gemein insigel offenlich tun henken an diesen brieve, darzu haben unser bruderschaft pfleger, die ersamen prister her Hanns Appenses und her Jacob Hutler, ire aigne insigel in pflegersweise auch offenlich gehangen an disen brieve. Der geben ist am montag nach s. Lucas des h. evangelisten tag, als man zalt nach Cristi unsers lieben herrn geburt tausentfunfhundert und im sechsten jare[27].

[143] Item die vorgemelt s. Seboltscapellen in U. L. Frauen pfarrkirchen zu Gemund ist mitsamt dem altar darinnen geweiht worden durch den erwirdigen herren, herren Heinrichen Negelein, weichtbischoven zu Augspurk, am mitboch Marcelliani, den andern tag des monats junii, als man zalt nach Cristi geburt funfzehenhundert und siben jare, in der ere des liben heiligen s. Sebolts, des peichtigers, patrons deroselben capellen und altars, und auch in der ere des heiligen creuzes, der vierzehen nothelfer, s. Florian, des merterers, s. Mauricien und seiner geselschaft, der merterer, und s. Ursulen und irer geselschaft, der heiligen junkfrauen und merterer, und die kirchweih oder vest sol auf s. Seboltstag begangen werden. Auch hat der obgemelt bischove auf einen iden der obgemelten patron tag einem iglichen menschen, der solche capellen heimsuchet, zu ablas gegeben vierzig tag totlicher und ein jar teglicher sunden.

Item Sebolt Schreyer hat auch ein pleien serchlein lassen machen und darein gelegt etliche heiligtum, so er gesamelt und in solichen altar zu machen und zu vermauren verordent hat, inmassen dann durch den obgemelten bischof bescheen ist, auch hat er auf ein pergamenen zetel die stuck des gemelten heiligtums verzaichen und zuruck deroselben zettel ein gedechtnus oder vermanung schreiben und darunter ein Schreyerschilt malen lassen, ob in kunftig zeit der altar geoffendt wurde, solch heiligtum unversert wider darein zu verschliessen, welcher zetel des heiligtums samt der vermanung verlaut, wie hernach:

De ligno sancte crucis domini nostri Jesu Cristi.
De columpna flagellationis Jesu Cristi.
Sancti Sebaldi confessoris patroni huius altaris.
Sancti Cristoferi m.
Sanctorum Fabiani et Sebastiani m.
Sanctorum Nerei et Achillei m.
Sancti Valentini m.
Sancti Floriani m.
Sancti Pangratii m.
Sancti Yppoliti m.
Societatis sancti Mauricii m.
Societatis sancti Eustachii m.
Sanctorum innocentium puerorum.
Sancti Martini, episcopi et confessoris.
De terra, in qua corpus sancti Udalrici episcopi consumptum est.
Sancte Marie Magdalene.
Sancte Marie Salomee.
De familia sancte Affre m.
Sancte Ursule virginis et m.

[144]

Societatis sancte Ursule m.
Sancte Barbare virginis et m.
Sancte Margarethe v. et m.
Sancte Cristine v. et m.
Sancte Cleomate v. et m.
Sancte Lucie v. et m.
Sancte Otilie v. et m.
Sancte Kacukille v. et m.
De mensa sancte Elisabeth vidue, landgravie Thuringie.
Reliquie multorum aliorum sanctorum.

Sebaldus Schreyer, civis Neronbergensis, dei clementia vite adhuc temporanee superstes atque oratorii huius et altaris divi Sebaldi confessoris fundator, obsecravit in deoque adiuravit cunctos posteros, quicunque propter restaurandum (!) eiusdem oratorii aut altaris edificia vetustate fortassis collapsa vel ob quamvis aliam occasionem ipsius are sigillum patefecerint, ut altari ex ruinis resarcto et per episcopi, sicut fit, consecrationem reconciliato easdem sanctorum reliquias omnes et integras, plumbeo velut hoc forolo continentur, subter eiusdem are[28] sigillum rursus inserant. Valete et pro fundatore deum optimum exorate!

Item nachdem der erwirdig herr, herr Heinrich, weihbischof zu Augspurk, die vorgemelten s. Seboltscapellen mitsamt dem altar darinnen in des gemelten s. Sebolts ere geweicht hat und an des gemelten altars patronen tagen, nemlich s. Sebolts, der vierzehen nothelfer, s. Florians, des h. creuzes, s. Mauricien und seiner geselschaft und s. Ursula mit irer geselschaft, desgeleichen auch an viel andern tagen, nemlich unsers l. herren geburt, jardag, der h. drei kong tag, grundonerstag, ostertag, auffurtstag, unsers herrn fronleichnamstag, pfingstag, alle unser l. frauentag, s. Johanns des taufers tag, aller zwelfpoten tag, aller selen gedechtnustag und auch an allen suntagen durch das ganz jar und in sunder an der suntag kirchweihungtag, allen den menschen, so gereut und gepeicht die gemelten kirchen heimsuchen und ir hilf und steuer darzugeben, 40 tag totlicher und ein jar teglicher sunden ablas gegeben hat, so hat er, der gemelt weihbischof, auf beger Sebolten Schreyers brief daruber under seinem insigel ausgeen lassen, des datum stet auf den 22. tag des monats junii im 1507. jar, wie hernach:

Nos Heinricus, dei et apostolice sedis gracia episcopus Adrimitanus reverendissimique in Cristo patris et domini, domini Heinrici eadem gracia episcopi Augustensis, vicarius in pontificalibus et suffraganens genralis, universis Criti fidelibus salutem et sinceram in domino caritatem. Noveritis, quod alias in pontificalibus existentes capellam in parrochiali ecclesia Gamundie existentem Augustensis diocesis sub honore et vocabulo s. Sebaldi confessoris tamquam summi patroni consecra[vi]mus [145] et altare dicte capelle in honore prenominati s. Sebaldi confessoris et sanctorum quatuordecim auxiliatorum, Floriani m., s. crucis, Mauricii sociorumque eius m. et Vrsule sodaliumque eius virg. et m. et ipsius dedicacionis sollemnia, que erit prima et maior semper ipsa die s. Sebaldi, statuimus peragenda. Unde cupientes, ut prenominata capella congruis honoribus frequentetur et in edificiis et structuris suis in esse conservetur et ut cristifideles eo libentius confluant ad eandem, quo ex hoc donis spiritualibus conspexerint se esse refectos, de omnipotentis dei misericordia et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius auctoritate confisi omnibus vere penitentibus contritis et confessis, qui in nativitatis, circumcisionis, epiphanie, parasceves, resurrectionis, ascensionis, corporis domini nostri Jesu Cristi ac penticostes et omnibus beate Marie virginis festivitatibus, beati Joannis baptiste ac apostolorum omnium et in comemoratione fidelium animarum necnon singulis dominicis diebus per circulum anni et ipsius dedicacionis ecclesie et patronorum altaris festivitatibus ecclesiam ipsam devote visitaverint et ad ipsius conservationem manus adjutrices porrexerint, quadraginta dies criminalium et unum annum venialium misericorditer in domino relaxamus. In cuius rei testimonium sigillum nostrum presentibus est appensum. Datum Auguste vicesima secunda die mensis junii anno domini 1507[29].

Item Sebolt Schreyer hat in gemelter s. Sewoltscapellen zu Gmund ein mansgestul machen lassen, nemlich zu hinderst derselben und gegen dem altar über vier stend von vorham holz, vornen mit einem behalter von aichem holz zu einer knie- oder leinpank, darein man die zugehorung des altars verschleust und auf der seiten under dem venster auch vier stend von vorhem holz on ein lein- oder kniepank, alles mit Schreyer- und Camermaisterschilten verzeichent und hat alles gecost 14 gulden rh., so er Caspar Teuber, burgermeister und kirchenmeister gemelter unser lieben frauen pfarr, darinnen solche capellen steet, zalt hat.

Item Sebolt Schreyer hat zu seiner capeln in Gemund ein vergult s. Seboltsbild, unden mit einem Schreyerschilt, alles in holz geschnitten, machen lassen, auch ein verglaste tafeln, daran geschriben stet die weihung mitsamt dem ablas deroselben capellen und altars auch das heiltum, so er in gemeltem altar hat verschliessen lassen, unden mit Schreyers- und Camermaisters schiltlein, weliches s. Seboltsbild mitsamt der gemelten tafeln darunter an deroselbigen capellen soll aufgemacht werden zu ainem zaichen, das solichs s. Sebolts capeln ist, auf das man den an demselben ende wisse zu eren und solichs pild mitsamt der tafeln in 1500 und achten iar gemacht, cost ob vier gld. reinisch, weliche tafeln verlaut, wie hernach:

Als man zalt nach Cristi unsers l. herrn gepurt 1507 am mitwoch Marcelliani, den andern tag des monats junii, ist diese capellen geweicht [146] worden durch den erwirdigen herrn, herrn Hainrichen, bischofen Adrimitanum, suffraganium zu Augspurg, in der ere des heiligen s. Sebolts, des peichtigers, desgleichen ist auch auf demselbigen tag geweicht worden der altar genanter capellen, in der ere des gemelten s. Sebolts, patrons gemelter capellen, und auch in der ere der h. 14 nothelfer, s. Florians m., des h. kreuz, s. Mauritien und seiner geselschaft der marterer und s. Vrsula und irer geselschaft der junkfrauen und marterer.

Und in solichen altar ist alspald durch den gemelten bischof verschlossen dis nachgeschriben heiltum von dem holts des h. creuz unsers herrn Jesu Cristi, von der seilen der gaißlung Jesu Cristi, von s. Sebolt, des beichtigers und patrons diser capellen und altars, s. Cristoffen, s. Fabian und Sebastian, s. Nerei et Achillei, s. Valentini, s. Floriani, s. Pangratii, s. Jppoliti, s. Mauricien gesellschaft, st. Eustachien geselschaft der m., der unschuldigen kindlein, s. Martini, s. Ulrich, des bischof und peichtiger, s. Marie Madalene, s. Marie Salome, s. Affra geselschaft, s. Ursula und irer geselschaft, s. Barbara, s. Margareta, s. Cristina, s. Cleomata, s. Lucia der junkfrauen u. m., s. Ottilia, s. Kakulla der junkfrauen, s. Elspeten tisch, der lantgrafin in Thuringen, und vil ander heiligen hailtum.

So hat der obgemelt bischof allen den, so gereit und gepeicht an nachvolgenden tagen die kirchen und capellen haimsuchen und ir milte hand und almosen reichen, auf ainen iden deroselben tag gegeben vierzig tag todlicher und ein jar teglicher sondenablaß, nemlich am h. cristag, jarstag, der h. drei kung tag, antlaßtag, ostertag, auffartstag, unsers herrn fronleichnams tag, pfingstag, des h. creiz tag, alle u. l. frauen tag, s. Joannis des taufers tag, aller zwelfboten tag, s. Sebolts des beichtigers tag, patrons dieser capellen und altars, aller 14 nothelferstag, s. Florian des m. tag, s. Mau[ric]ien und seiner geselschaft tag, s. Ursula und irer geselschaft tag, s. Cordulatag, an aller sel gedechtnustag, an der kirchweihung tag und an allen sontagen durch das ganz jar, welichs ablas sich ain ider mensch, der die genad von got hat, teilhaftig machen mag.

Item Sebolt Schreyer hat ein meßbuch Augspurger bistums, darin der canon allein auf pergamen und sunst auf papir getruckt ist, erzeugt und darzu die meß von s. Sebolt und sant Genofefa auf pergamen schreiben lassen und hat solich meßbuch in die gemelten sein capellen zu Gemund zu dem altar zu gebrauchen gegeben und vor oder hinder dem crucifix desselben puchs ist gemalt die pildnus unser l. frauen in der sunnen[30], ir kind Jesum am arm habende, und davor sein, des Schreyers, bildung mit Schreyerschilt und seiner hausfrauen mit Camermeistersschilt, bede kniende, darunder dise nachgeschribne vers geschriben sind:

Quicunque es sacras hic processurus ad aras
Et vis divinum ferre sacrificium,

[147]

Sebaldum Schreyer devota mente teneto
Deque sua quisquis stirpe creatus erat,
Scilicet ut superas deus hos dignetur in oras
Transferre, etheris consociando choris,
Quapropter magno Cristi commotus amore,
Hunc sibi sacrum fecerat ille librum.

Desgleichen ist vor den geschriben zweien, nemlich s. Sebolts und s. Genafe (!) messen, so zu forderist des puchs nach dem kalender und register eingebunden ist, gemalt ein altar in einer capellen, darauf ein tafel mit s. Sebolts pildung, darvor auch sein, des Schreyers, pildung mit Schreyerschilt und -helm, desgleichen seiner hausfrauen mit Camermeisterschilt und helm, bede kniende, und darob geschriben:

Divinum hunc codicem, sacrosanctis celestium mysteriorum ceremoniis dicatum, sacello huic divi Sebaldi confessoris devotus in Christo Sebaldus Schreyer, eiusdem fundator, ob sui sueque charissime conjugis et progenitorum posterorumque suorum perhennem memoriam est prontissime largitus anno humane salutis millesimo quingentesimo septimo.

So ist an das vorderst pret angeleimt ein pergamene zettel, auch mit s. Sebolts pildung, dabei die carmina seins lebens, »Regie stirpis«, ut libro C fol. 70 begriffen, getruckt sind[31] und solich puch, so im 1500 und sibenden jar gegeben ist, hat gecost mitsamt dem schreiben der zweier messen, einbinden, au[s]streichen und anderm ob sechs gulden reinisch.

Item Sebolt Schreyer hat ein ganz petbuch horarum canonicarum Augspurger pistums auf papir getruckt und in zwei teil gebunden, erzeugt und in das ein, nemlich das summertail, das gebet und histori von s. Sebolt und das ander, nemlich das winterteil, das gebet und histori von s. Genefefa auf pergamen schreiben und zu forderst nach dem kalender und register einbinden lassen und solche petbucher in die gemelten sein capellen zu Gemund zu dem altar zu geprauchen und darinnen oder dabei zu beleiben gegeben und vor solichen beden geschriben obgemelten s. Sebolts und s. Genofe gebet und histori ist gemalt ein altar in einer capellen, darauf ein tafel mit s. Sebolts pildung, davor sein, des Schreyers, pildung mit Schreyers-, desgleichen seiner hausfrauen mit Camermeisterschilten, bede kniende, und darunder sind geschriben dise nachgeschriben vers:

Sacratas quicumque deo vis psallere voces
Temporibus certis, ut tuus ordo petit etc.[32]

So ist auch nach solichen obgemelten beden historien gemalt ein nacket kindlein mit flugeln, haltende Schreyer- und Camermaisterschilt und -helme, und darob geschriben, wie hernach volgt:

Pro perhennibus optimi maximique dei laudibus in Cristo devotus Sebaldus Schreyer, huius oratorii S. Sebaldi fundator, suis impensis [148] sacrum hoc volumen canonicarum divina complectens horarum officia juxta solam presentem eiusdem divi Sebaldi memoriam perpetuo permensuram liberaliter comparavit, supliciter orans quos[cun]que sacrosanctis Christiane religionis initiatos ordinibus, illo ipso ad orthodoxum summi illius verum moderatoris cultum usuros, ut ipsi pro eiusdem fundatoris sueque conjugis, pro ipsius denique universi stematis progenitorum aeterna requie tante pietatis huius memores modica quadam praecula Cristo, supremo nostrum omnium iudici, eiusque dive genitrici virgini Marie dignentur litare supplicareque.

Vale lector! anno eiusdem domini nostri millesimo quingentesimo septimo, quarto vero mensis julii.

Und soliche pucher, so im 1500 und sibenden jar gegeben sind, haben mitsamt dem schreiben der zweier legend, einpinden, liniren, ausstreichen und anderm gecost ob zehen gld. r. landsw.[33]

Item Sebolt Schreyer hat in s. Seboltscapellen zu Gemund und auf seinen altar ein große tafeln[34] mit zwei aufgeenden flugeln und zweien [149] neben- oder plintflugeln machen lassen, unden mit einem sarch[35] und oben mit einem gespreng[36][WS 4], und hat an der weiten oder preiten mitsamt den plintflugeln 9 statschuhe und an der hohe one den sarch und gespreng 6 statschuhe, so hat der sarch an der hoh 1 schuh 8 zol und das gespreng 8 schuh 3 zole und in das corpus der tafeln ist ein groß geschnitten s. Sebolts pild, oben mit zweien geschnitten, swebenden engeln, der einer, nemlich zu der rechten seiten, ein schilt des kungreichs Danmark mit einer kron, und der ander zu der linken seiten ein schilt des kungreichs Frankreich, auch mit einer kron, haltende und unden zu den fussen, zu der rechten seiten Sant Sebolts, des Schreyers pildung mit Schreyerschilt und -helm und zu der linken seiten seins weibs pildung mit Kamermeisterschilt und -helme, auch alles geschnitten, und oben auf der tafeln ain gespreng und mitten in dem gespreng ein gros geschnitten crucifix[37]. So ist an den flugeln, die innen und außen in 12 teil geteilt sind, gemalt Sant Sebolts leben, nemlich in ein ides teil zwo oder drei materi und an dem sarch ist auswendig gemalt ein brustpild unser lieben frauen, ir kind Jesum am arm habende, und dabei die 14 nothelfer, all mit prustbilden. Und an den orten desselben sarchs auf der rechten seiten Schreyer und der linken seiten Kamermeister schilt und inwendig an den turlein des sarchs ist gemalt ein englischer grus und der behalter soliches sarchs hat an der weiten bei 3 schuhen, an der hoh unz (= bis) an das gespreng ob 1 schuhe und an der tiefen 4½ zol und die ganz preiten des sarchs ob 9 zoln. So ist solche tafeln fertig und aufgesetzt worden in der vasten im 15 hundert und achten jar und hat gecost, wie hernach folgt:

Item dem schreiner von der tafeln, flugeln, sarch und gespreng zu machen 10 gld. rh.

Dem schnitzer von den pilden und dem crucifix zu schneiden 11 fl. rh.

Von den pilden, gespreng und anderm zu vergulden 19 gld. rh.

Dem schlosser davon zu beschlagen gegeben 3 pfund.

Fur farb und zeug, so darzu komen ist, 5 gld. rh.

Zweien knechten, der ider 7 wochen an den materien gemalt hat, fur cost[38] und lon 14 gld. rh.

Mer einem knecht mer dann ein wochen farb anzustreichen und zu fassen 1 gld. rh.

Mer einem gesellen 3 wochen am sarch zu malen 2 gld. rh.

Dem Albr. Türer fur sein muh und versaumnus seiner knecht zu liebung geben 7 fl. 5 pfd. 12 dl.

[150] Seiner hausfrauen zu einer vererung geben 2 gld.

Den gesellen zu trinkgelt ½ gld. und sunst unkost 1 ort.

Von den tafeln einzumachen dem schreiner 1 gld. und davon zu binden 1 ort.

Davon unz gen Gemund zu furen 4 gld.

Suma, das die tafel cost, tut 78 gld. rh.

Item so hat er auch zwai vastentuch[39] dafur lassen machen, darzu 30 eln swarzer leinbot kumen sind, das ein die tafeln mitsamt dem sarch bedecket, daran ein olberg gemalt ist, und das ander das gespreng bedeckende, daran ein crucifix mit unser liben frauen und s. Johanns pilden gemalt ist, ides mit Schreyer- und Kamermeisters schilten, und hat cost 2 fl. 17 schillinge, 6 heller in gold.


  1. Manuskriptensammlung. Schreyersche Kopialbücher. Tomus F.
  2. In einem zweiten Aufsatz gedenkt Verfaßer im Anschluß an den vorliegenden die Aufzeichnungen des kunstfreundlichen Kirchenmeisters über seine Stiftungen zu Gunsten hauptsächlich der Nürnberger, dann einiger anderer auswärtiger Kirchen zu veröffentlichen.
  3. Z. B. in der Beschreibung des Oberamts Gmünd. Herausgegeben vom K. statistisch-topographischen Bureau. Stuttgart 1870, pag. 186.
  4. Kopialbücher, tomus F., fol. 136 r und 137.
  5. sh. = Schilling, h. = heller.
  6. Kopialbücher tomus F., fol. 138 r. ff.
  7. Schreyer hatte vorausgehend schon von seiner Flucht nach Schwäbisch-Gmünd gesprochen und zwar im Zusammenhang mit seiner und seiner Ehefrau Aufnahme in die von den Priestern bei U. L. Fr. gebildete Bruderschaftsgesellschaft. Es wird unten Gelegenheit sein, nochmals darauf zurückzukommen.
  8. Gemeint ist die von Celtis im Jahre 1493 auf Anregung Schreyers gedichtete saphische Ode auf den hlg. Sebald, welche mit den Worten beginnt: »Regiae stirpis soboles Sebalde etc.« Schreyer sagt darüber an anderer Stelle selbst: Item Sebolt Schreyer, dazumalen kirchenmeister des gotzhaus Sebaldi, hat bei Cunraden Celtis, poeten, den er etlich zeit darum bei im gehabt hat, sovil angeregt, das er got zu lob und sant Sebolt, seinem patron, zu eren auf sein angeben etliche carmina von seinem leben gemacht, so er im am abent des gemelten s. Sebolts, den XVIII. augusti, anno etc. 14C und im 93. geantwort hat, lautende wie darnach …
    Eine schöne Wiedergabe der ersten Ausgabe der Ode vom Jahre 1493 mit dem Holzschnitt von Wolgemut sowie auch der zweiten Ausgabe mit dem Dürerschen h. Sebald vom Jahre 1501 siehe bei Dodgson im Jahrbuch der k. k. Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses. Bd. XXIII, Heft 2.
    Sebald Schreyer benützte nicht den Dürerschen Stich, sondern den ältern zur Verteilung, wie aus seinem Zitat »liber C, fol. 70« hervorgeht, denn der so bezeichnete Druck ist kein anderer, als der heute in einem Codex des Germanischen Museums befindliche, von Dodgson a. a. O. p. 46 geschilderte, aus Schreyers Besitz selbst stammende Nürnberger.
  9. Im Jahre 1497.
  10. Die Schreyer führten ursprünglich mir einen goldenen Keil in Schwarz. [133] Kaiser Friedrich I. setzte ihnen wegen der vor Mailand bewiesenen Tapferkeit noch zwei goldene Granatäpfel und eine Aethiopierin ins Wappen.
  11. Es dürfte wohl dasselbe sein, was in anderen Nürnberger Urkunden mit »kut«, »küt« (vgl. Tuchers Baumeisterbuch, herausgegen von Weech und Lexer, pag. 116) bezeichnet wird. So erbittet z. B. im Jahre 1521 die Priorin von Pillenreuth vom Rate Steinplatten vom »Hohelperck« zu einem Kellerbau, weil der harte Wendelsteiner Stein »das kutt« nicht annimmt.
  12. Er befindet sich heute noch am Schlußstein des Gewölbes der alten Sebalduskapelle. Wir dürften wohl kaum fehl gehen, wenn wir annehmen, daß er in der Gießhütte Meister Peter Vischers, des Freundes Schreyers, entstand.
  13. Jetzt nicht mehr vorhanden.
  14. Die Glasgemälde wurden also in Nürnberg hergestellt.
  15. Die nachstehend geschilderten, wie Schreyer selbst sagt, in Nürnberg gefertigten Fenster mit der Jahreszahl 1505 sind heute noch (wenn auch kombiniert mit einem neueren, im Jahre 1880 eingesetzten Glasgemälde) vorhanden.
  16. d. h. in einem Strahlenkranz.
  17. In Schw.-Gmünd befanden sich im Mittelalter weithin berühmte Glasschleifereien, welche von Venedig aus über Antwerpen dorthin importiertes Glas verarbeiteten; die geschliffene Ware ging sodann nach Antwerpen zurück. Stockbauer, Kunstbestrebungen am bayer. Hofe, pag. 129 ff.
  18. Eine Art Leinwand. Schmeller-Frommann, II., 482.
  19. Nach mündlicher Mitteilung des Pfarramtes in Gmünd, welchem ich auch an dieser Stelle für alle mir bei meiner Anwesenheit in Gmünd zu teil gewordene Förderung meinen herzlichen Dank sage, ist von den nachstehend geschilderten Altartüchern, Leuchtern, Meßgewändern und -büchern nichts mehr im Besitze der Hlg. Kreuzkirche.
  20. Es war darauf wohl Maria als mater misericordiae, ihren Mantel über [136] Kranke und Bettler ausbreitend, dargestellt, ein häufiger Vorwurf der mittelalterlichen Kunst.
  21. Wir werden kaum fehlgehen, wenn wir darin eine Arbeit der kunstfertigen Nürnberger »Neterin«, Jungfrau Els Eratzhamerin, sehen, welche Schreyer schon früher beschäftigt hatte. Verfasser wird auf sie gelegentlich der Schreyerschen Schenkungen an St. Sebald nochmals zurückkommen.
  22. Ein dem celebrierenden Priester zustehendes Untergewand von weißer Leinwand. Beck, Liturgische Gewänder des Mittelalters, II., 31 ff. und 239.
  23. Corporal ist ein feines Leinentuch, auf welches die Hostie nach der Konsekration bis zur Kommunion des Priesters gelegt wird, nach derselben wird es zusammengefaltet auf den Kelch gelegt. Bock, II., pag. 260 ff.
  24. Lexer (Mhd. Wörterbuch) erklärt muosieren (muosen) = musivisch verzieren.
  25. Das nachstehend von Schreyer beschriebene Bildchen nebst einem Fragment aus der Lebensgeschichte des Heiligen hat sich, wie es scheint, als einziger Rest der von Schreyer für die Kapelle gestifteten Bücher bis auf unsere Tage erhalten und zwar in der Erhardschen Altertumssammlung zu Schwäbisch-Gmünd, wo Verfasser selbst Gelegenheit hatte, es einzusehen. Es galt dort bisher als ein »Teil der Stiftungsurkunde« zum Sebaldusaltar in Hlg. Kreuz.
    Das mit Wasserfarben auf Pergament gemalte Bild, stellt folgendes dar: In einer kleinen, aus rötlichem Steinmaterial errichteten und mit Butzenscheibenfenstern versehenen Kapelle, die im Hintergrund von einem blauen Vorhang abgeschlossen wird, erhebt sich ein mit weißer Altardecke und Fürtuch mit Granatapfelmuster geschmückter steinerner Altar. Auf demselben sieht man zwischen zwei goldenen Leuchtern ein Bild des heiligen Sebaldus auf blauem Grunde, das Modell seiner Nürnberger Hauptkirche in der rechten, den Pilgerstab in der linken Hand haltend. Davor kniet mit zum Gebet erhobenen Händen der Kirchenmeister Sebald Schreyer in schwarzem, mit braunem Pelzwerk verbrämten und gefütterten Mantel; das Haupt bedeckt eine schwarzseidene, mit Goldfaden durchwirkte Netzmütze. Neben ihm kniet seine Ehefrau Margaret in einem schwarzen, blaugefütterten Mantel mit goldener Schließe, eine steife, weiße Haube auf dem Kopfe, in ihren Händen hält sie einen Rosenkranz. Hinter jedem von beiden befindet sich das Wappen. Vergleiche über dieses unzweifelhaft auch in Nürnberg hergestellte Blatt Pfitzer, Archiv für christliche Kunst, Jahrgang 1893, wo auch die Worte des Fragmentes aus der Legende des Heiligen (jedoch mit einigen Lesefehlern) mitgeteilt werden.
  26. Schreyer hatte sich, wie oben erwähnt, in dieselbe aufnehmen lassen. Er berichtet darüber in seinen, der Erzählung von der Gründung der Kapelle voraufgehenden Aufzeichnungen, die hier wiedergegeben werden sollen, weil sie einige sonst nicht erwähnte Details über Schreyers Aufenthalt in Gmünd geben. Er sagt: »Item nachdem im funfzehenhundertundfunften jare in Nurmberg ein sterb der pestilenz, so sich davor angefangen het, uberhand genommen hat, ist Sebolt Schreier mitsamt seiner hausfrauen und gesint, dem grauen und forcht zu empfliehen, am mitboch nach Jacobi, den dreißigsten juli, zu Nurmberg ausgezogen und am freitag Petri ad viucula, den ersten augusti, gen Swewischem Gemund kummen und daselbst von gemeltem tag unz auf sambstag, den sibeden februarii, im sechsten jare beliben und als er aber in solicher zeit vermerkt und gesehen hat, das in gemelter stat Gemund die priester der pfarrkirchen unser l. frauen ein lobliche pruderschaft gehabt haben, die sie dann fur die lebendigen und doten, in gemelter pruderschaft begriffen, mit singen, lesen, peten, vigilien, meßhalten, reuchen, verkundungen und anderm gotsdienst jerlich zu den vier goltvasten begen, ist der gemelt Schreier geursacht [140] worden, der verer und weiter nachzeforschen, darauf im das puch solicher pruderschaft zu seinen handen, das zu besichtigen, von den pflegern geantwurt ist, darinnen er erstlichen und am ersten plat erfunden ein prohemium oder vorrede, nachvolgend einen kalender der jartag, die auf die gemelten pruderschaft gestift und sie jerlich auszurichten pflichtig sind in der zal bei drithalbhundert, darnach hat er in solichem puch erfunden die statuta oder gesetze der brueder und priester gemelter bruderschaft, nachvolgend den eide der procurator oder ausrichter der bruderschaft, darnach ein copei des briefs des ablas und bestetigung bischof Ludwigs etc., legaten concilii Basiliensis, nachdem ein copei des briefs der bestetigung mitsamt dem ablas des bischofs zu Augspurk und zulests die namen der bruder und swester gemelter bruderschaft, so der zeit an der zal bei 2400 gewest sind, und die vorrede oder prohemium des obgemelten puchs, desgleich die statuta oder gesetze der bruder und priester gemelter bruderschaft auch der eide der procurator oder ausrichter derselben, die copei des briefs des ablas und bestetigung bischof Ludwigs etc. mitsamt der copei des briefs der bestetigung und ablas des bischofs zu Augspurck verlauten, wie hernach ...«
    Es folgen sodann die Abschriften dieser Aktenstücke unter den Überschriften: Prohemium positum in primo folio libri fraternitatis sacerdotum in Gamundio. Hec sunt statuta fratrum aut sacerdotum fraternitatis ecclesie parrochialis opidi Gamundiensis. Iuramentum procuratorum huius fraternitatis. Copie litere indulgentiarum et confirmationis cum indulgenciis generosi domini Augustensis; am Schlusse findet sich der Vermerk: Item auf soliche erfarung und besichtigung hat sich gemelter Sebolt Schreyer mitsamt seinem weib, eltern, forfordern und nachkommen in soliche pruderschaft der priester U. L. Fr. pfarrkirchen zu Gemund begeben und in gemelts puch einschreiben lassen und darum herrn Johannsen Appenses, dazumalen gemelter bruderschaft pfleger oder procurator einem, zwen gulden reinisch uberantwurt und solich einschreiben verlaut; wie hernach: Gedenket durch gottes willen der erbaren Hansen Schreyers und Genofeen Fuchsen, seiner hausfrauen, Sebolten Schreyers, ires suns, und Margreten Camermeisterin, seiner hausfrauen, auch aller irer vorfordern und nachkomen des geschlechts.
  27. Von dieser Urkunde ließ Schreyer durch den Abt von St. Egidien [143] zu Nürnberg 8 Vidimus fertigen und der Bruderschaft, dem Pfarrer, dem Spital und den drei Klöstern zu Gmünd, ferner Gotteszell eine Kopie zukommen.
  28. Im Original arce.
  29. Auch von diesem Ablaßbrief ließ Schreyer zwei Vidimus fertigen eines für sich, das andere für die Pfarrkirche zu Gmünd.
  30. Vergleiche die Anmerkung oben.
  31. Vergleiche die Anmerkung oben.
  32. Die übrigen drei Distichen wie bei dem Meßbuch.
  33. Auch dem Dominikanerkloster zu Gmünd verehrte Schreyer auf Bitten des Priors Johann Wilhelm eine auf Pergament geschriebene Lebensgeschichte des h. Sebald und der h. Genofeva mit den Bildern der beiden Heiligen und dem vor ihnen knieenden Stifterpaar, ferner mit der Abschrift eines lateinischen Briefes Schreyers vom 4. November 1506, welcher gleichzeitig mit dem Codex an den Prior abging. Unter dem 18. Januar 1507 dankte letzterer für das schöne Geschenk, in dem Schreiben sagt er, was vielleicht noch erwähnenswert ist, u. a.: Capella dudum proposita et apud nos construenda est initiata, deo volente stabit hoc anno, conductus magister cum suis sub certa pecuniarum summa. Es handelt sich wohl hiebei nicht um die Sebalduskapelle, sondern um einen Bau des Klosters.
    Auch die Nonnen von Gotteszell sollten nach dem Willen des Stifters eine Abschrift des Codex erhalten.
  34. Eine treffliche Schilderung dieser, heute noch in guter Erhaltung vorhandenen Altargemälde hat der um die Restaurierung der Gmündner Kirchen so hochverdiente † Stadtpfarrer Pfitzer[WS 3] im »Archiv für christliche Kunst«, Jahrgang 1893, No. 7–10, veröffentlicht, woselbst sich auch die bisher über den Maler der Flügelbilder und den Schnitzer der prächtigen Sebaldusfigur und der Engel im Altarschrein laut gewordenen Vermutungen zusammengestellt finden. Eine Abbildung des Altars mit geöffneten Flügeln und einer der Darstellungen aus der Legende des h. Sebald (Verehrung seines Sarcophags) habe ich in der »Illustrierten Zeitung« vom 8. Januar 1903 gegeben. Der Altar, von welchem heute die beiden Neben- oder »plintflügel« der Schreyerschen Schilderung fehlen, befindet sich in der Kirche nicht mehr an der alten Stelle, seinen Platz nimmt heute der sogenannte Stammbaum-Christi-Altar ein, gleichfalls ein hervorragendes Nürnberger Werk; der Schreyeraltar selbst befindet sich jetzt in der zweiten Kapelle des südlichen Chorumgangs.
    Auf die Frage, welchen Anteil Dürer an der Herstellung der Altarbilder selbst genommen hat und welche uns bekannte Schüler des Meisters etwa in betrachtkommen könnten, einzugehen, fühlt sich der Herausgeber nicht berufen. Über das Resultat einer ersten Untersuchung, welche der Herr Direktor des Germanischen Nationalmuseums von Bezold auf meine Bitte vornahm, hat letzterer im »Fränkischen Kurier« vom 6. September 1902, No. 456, berichtet.
  35. D. h. einem hohlen Sockel mit 2 kleinen Flügeltüren.
  36. Fialenaufsatz.
  37. Es muß zweifelhaft bleiben, ob eines und welches der in der hlg. Kreuzkirche heute hangenden Krucifixe ursprünglich zum Schreyeraltar gehörte.
  38. D. h. hier: Auslagen.
  39. Das sind Tücher zur Verhüllung des Altars während der Fastenzeit. Vgl. Bock, a. a. O. III, 141.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Pfund
  2. Schlaganfall
  3. Anton Pfitzer (1818-1892)
  4. Fussnote in der Vorlage: Filialenaufsatz