Schneeglöckchen
Schneeglöckchen läutet den Frühling ein,
Geweckt vom kosenden Sonnenstrahl,
Im Schneegewande, so schlicht und klein,
Auf zartem Kelche der Hoffnung Mal:
Vom Frühlingskommen und Winterweichen.
Rings starres Schweigen – das Glöckchen klingt
Auf zartem Stengel beim leisesten Hauch,
Es scheint zu beten und flüstert und singt
„Der Lenz ist gekommen, er hat uns gesendet,
Des Winters Herrschaft sie ist beendet!“
Du kleines Blümchen – falscher Prophet!
So höhnt dich lächelnd die kluge Welt –
Dichtflockig der Schnee vom Himmel fällt.
Schneeglöckchen beugt sich mit Todesgebärden,
Flüstert noch sterbend: „Lenz muß es werden!“
Vernichtet ringsum des Winters Gewalt,
Läßt tausend prächtige Blumen blühn –
Schneeglöckchen brachte zuerst die Kunde
Jetzt aber fehlt es im blühenden Bunde.
Gefühlt die Schmerzen der ganzen Zeit,
Drang es hinaus auf die kalte Flur,
Zu künden jubelnd „Der Lenz befreit!“
So nahte es liebend um froh zu sterben – –