Schön Suschen (Bürger, 1778)
Schön Suschen kant’ ich lange Zeit:
Schön Suschen war wol fein;
Vol Tugend war’s und Sitsamkeit:
Das sah ich klärlich ein.
Wie Ebb’ und Flut zur See.
Ganz wol mir that es, wann ich kam,
Doch, wann ich ging, nicht weh.
Und es geschah, daß nach der Zeit,
Da thats mir, wann ich schied, so leid,
So wol mir, wann ich kam:
Da hatt’ ich keinen Zeitvertreib,
Und kein Geschäft, als sie:
Und fühlte nichts, als sie.
Ich war wol dum, und stum, und taub;
Vernam nichts, ausser ihr;
Sah nirgends blühen Blum’ und Laub;
Nicht Sonne, Mond, und Sternenschein,
Mir glänzte nur mein Kind;
Ich sah, wie in die Sonn’, hinein,
Und sah mein Auge blind.
Gar anders ward es mir:
Doch alle Tugend, Sitsamkeit,
Und Schönheit blieb an ihr.
Ich kam und ging, ich ging und kam,
Ganz wol mir that es, wann ich kam,
Doch, wann ich ging, nicht weh. –
Ihr Weisen, hoch und tief gelahrt,
Die ihr’s ersint, und wist,
Warum sich’s liebt und küst?
Ihr hohen Weisen, sagt mir’s an!
Ergrübelt, was mir da,
Ergrübelt mir, wo, wie und wann?
Ich selber san wol Nacht und Tag,
Und wieder Tag und Nacht,
So wundersamen Dingen nach;
Doch hab’ ich nichts erdacht. –
Sein Sausen ihr wol hört,
Allein ihr wisset nicht, woher?
Wist nicht, wohin er fährt?