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Sage von der Gründung Löbaus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Sage von der Gründung Löbaus
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 172-173
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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781) Sage von der Gründung Löbaus.

Pönicke, Album der Schlösser und Rittergüter in Sachsen. H. XXII. S. 35. Oberlausitzer Kirchengallerie S. 138 fg. Haupt Bd. II. S. 120 fgg.

Auf dem Wege von Großschweidnitz nach Löbau befindet sich ein herrlicher Quell, mit welchem eine Sage von der Entstehung Löbaus zusammenhängt. Vor länger als 1000 Jahren lebte ein junger Slavenhäuptling, der die Tochter eines andern reichen Häuptlings hoffnungslos liebte. Mlink, so hieß der Verliebte, verübte Wunder der Tapferkeit, er kämpfte mit den furchtbarsten Bestien der Wälder, bändigte die wildesten Rosse und warf den stärksten Mann zu Boden, aber der Vater seines Liebchens blieb kalt und stolz gegen den Jüngling und duldete kaum, daß er mit der Jungfrau sprach. Da Marja, so hieß dieselbe, nicht zugeben wollte, daß der Geliebte sie entführte, gerieth dieser fast in Verzweiflung und sann unaufhörlich auf Mittel, das Herz des Alten zu erweichen. Als er nun einst in stiller Mitternacht mit Marja am Ufer eines Stromes lustwandelte, erschien den Liebenden plötzlich die Wunderfee Pschipowicza und verkündete Mlink, daß er nur immer gegen Sonnenaufgang ziehen solle, dort würde er nach Mühen und Kämpfen eine [173] That verrichten, durch die er in Marja’s Besitz gelangen solle. Der junge Häuptling schied voll süßer Hoffnung von der Geliebten, bestieg sein treues Roß und zog den angegebenen Weg durch Wälder und Sümpfe, Einöden und Schluchten, bis er nach vielen Gefahren und Kämpfen in eine Gebirgsgegend gelangte, wo ein herrlicher Bergstrom dahinrauschte. Das Thal war reizend, und der Jüngling, entzückt von den Schönheiten der Natur, rief aus: „Jow sso mi lubi, hier gefällt es mir!“ Er beschloß hier eine Hütte zu bauen und eine Ansiedelung zu gründen. Mit Hülfe der ihn beschützenden Fee Pschipowicza kehrte er zur Geliebten zurück und erzählte deren Vater von seinem Zuge und wie er ein neues Paradies entdeckt. Darauf zog der Alte an der Spitze seines Volksstammes nach dem reizenden Lande, lichtete hier die Urwälder und erbaute das Dorf Altlöbau, wo der köstliche Quell entspringt, an dem man die wohlthätige Fee verehrte. Mlink und Marja aber wurden ein glückliches Paar.