Sage vom Externsteine
Als das Kreuz Christi bey uns gepredigt wurde, so ärgerte sich der Teufel, daß er immer eine Gegend nach der andern verlor. Er hatte lange die Gegend vom Externsteine nicht besucht und hoffte immer, daß es über den Damm nicht herüber könnte. Da er aber überall flüchten mußte, so wollte er sich nun nach dem Externsteine zurückziehen. Er kam an und sah eine große Menge Menschen, die vor dem Kreuze niederfielen, das man noch an den Felsen ausgehauen sieht, und die zu der Capelle auf der Spitze des steilsten Felsen und zu dem Grabe am Abhange des vordersten Felsen eine Procession hielten. Das verdroß den Teufel. Er sah einen Priester mit einem Cruxifix von der Capelle kommen, er ergriff ein großes Felsenstück und schleuderte es nach ihm. Aber die Macht des Kreuzes gab dem Steine eine andere Richtung und er blieb auf einer Felsenspitze hängen. Da sprach der Priester den Fluch über ihn aus, und der Teufel flüchtete bey dem ausgehauenen Kreuze vorbey, an dem untersten Abhange des Berges zu dem Grabe. Hier faßt er mit seinen Krallen hinein, die noch deutlich darinn zu sehen sind, konnte es aber nicht zerstören. Da stemmte er sich gegen den großen Felsen, um ihn niederzuwerfen. Er drängte so gewaltig, daß er ein tiefes Loch in den Felsen drückte, und die Flamme schlug daran in die Höhe, wie noch deutlich zu sehen. Der Felsen blieb aber unbeweglich stehen, weil das Kreuz daran ausgehauen war. Da ging der Teufel fluchend fort und drohte, der Stein, den er zuerst gegen den Priester schleuderte, der solle noch einmal eine Bürgerfrau aus der Stadt Horn umbringen. Die Bürger aus Horn gaben sich alle Mühe, diesen Stein herunterzubringen, der ganz lose zu liegen scheint, es war ihnen aber bis jetzt unmöglich. Seit einem Jahre geht die Landstraße zwischen dem, worauf der Stein liegt, und einem andern Felsen durch.