Romanzen vom Rosenkranz/Romanze VIII: Kosmes Buße II
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Kosmes Buße II
Nieder stieg die Sonne wieder
Auf des stummen Hügels Rand
Und sieht scheidend ernst hernieder
In das dämmervolle Land.
An der engen Kammer Wand,
Malend an der Kerze, tiefer
Sinket Kosmes fleißge Hand.
Lang nach jenem Bilde sieht er,
Und zur Erde kniet er nieder,
Weit die Arme ausgespannt.
Und er spricht: „O Herr, den Frieden
Gabst du, an das Kreuz gespannt,
Du hast dich zu Gott gewandt.
Sieh gekreuzet mich hier knieen
In der schweren Sünde Last,
Bis du, Herr, auch mir verziehen,
Ach, das Herz ward dir durchspießet
Von verräterischem Stahl,
Blutige Versöhnung sprießet
Aus der heilgen Wunden Mal.
Ewig nur mit meiner Qual,
Ewig, ewig sie mir zielet,
Nimmer tötet mich ihr Strahl.
Wenn so rasch die Wolken fließen
Alle Narben sich erschließen,
Aufstehn meine Sünden all.
So wenn einst die Engel ziehen
Mit der Zornposaune Schall,
In des Wahnes Widerhall.
Nieder schmilzt der Sonne Siegel
Vor des Richters jüngstem Tag,
Es zerbricht des Todes Riegel,
Und der ewgen Schönheit Spiegel
Spiegelt jegliche Gestalt,
Und des Rechtes Feuertiegel
Prüfet jeglichen Gehalt.
Wenn das Licht hoch überwallt?
In dem Staube werd ich kriechen
Mit der Schlange Mißgestalt.
Weh, die Sonne sinkt, vergießend
Und aus ihren Tränen sprießen
Tausend Tränen bittrer Qual.
Und es weinen die Verliebten
Einsam in vergeßner Schmach,
Denen man die Treue brach.
Unter gingst du, Lustgezierte,
Der die Ehe mich verband,
Der aus schändlicher Begierde
Blutschuld ist die Rosenzierde
In der Sonne Untergang:
Fluch der teuflischen Begierde,
Die mit Sünde dich verschlang.
Sinkend auf der ewgen Bahn,
Bis du deine Augen schließest,
Wachsen mir zur Sündflut an.
Und auf ihrer Woge ziehet
Aber keine Taube fliehet
Mit dem Ölblatt mir heran.
Mond, wie blinkst du bleich und siechend
An des Abends Rosengrab,
In den Schatten sinkt hinab.
Rosalata, du sankst nieder
Mit dem roten Rosenkranz,
Rosatristis, du kehrst wieder
Mond, ich sah dich mahnend ziehen
Wie ein Geist die Wolkenbahn,
Und ich muß hier weinend knieen,
Klagen mich der Sünde an.
Mit der Sichel scharf und blank;
Schneide ab den Stamm, der knieend
An der Erde welk und krank.
Eine Wagschal, hoch auffliegend,
Meine Sünde nie aufwiegend
Klagest du vor Gott mich an.
Wie so weiß dein Schleier fliehet,
Nonne, durch den Sternensaal,
Still der Sterne Nacht-Choral.
Aus der Unschuld Paradiesen,
Wo du trugst den Rosenkranz,
Irrest du, durch mich verwiesen
Doch der Mond zog stillverschwiegen
Hinter eine Wolkenwand,
Ließ ihn ungetröstet liegen,
Wo er ihn in Tränen fand.
Als er sein Gebet vollbracht;
Aber ihm ward nicht verziehen.
Auf dem Tale lag die Nacht.
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