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Romanzen vom Rosenkranz/Romanze VIII: Kosmes Buße II

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[88]

     Kosmes Buße II

Nieder stieg die Sonne wieder
Auf des stummen Hügels Rand
Und sieht scheidend ernst hernieder
In das dämmervolle Land.

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Ihre Strahlen fallen schiefer

An der engen Kammer Wand,
Malend an der Kerze, tiefer
Sinket Kosmes fleißge Hand.

Lang nach jenem Bilde sieht er,

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Das er hänget an die Wand,

Und zur Erde kniet er nieder,
Weit die Arme ausgespannt.

Und er spricht: „O Herr, den Frieden
Gabst du, an das Kreuz gespannt,

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Und das Kreuz, es blieb hienieden,

Du hast dich zu Gott gewandt.

Sieh gekreuzet mich hier knieen
In der schweren Sünde Last,
Bis du, Herr, auch mir verziehen,

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Auch für mich gelitten hast.


Ach, das Herz ward dir durchspießet
Von verräterischem Stahl,
Blutige Versöhnung sprießet
Aus der heilgen Wunden Mal.

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Aber ach, die Sonne spielet

Ewig nur mit meiner Qual,
Ewig, ewig sie mir zielet,
Nimmer tötet mich ihr Strahl.

Wenn so rasch die Wolken fließen

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Um den nackten Feuerball,

Alle Narben sich erschließen,
Aufstehn meine Sünden all.

So wenn einst die Engel ziehen
Mit der Zornposaune Schall,

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Nahn die Toten aufgeschrieen

In des Wahnes Widerhall.

Nieder schmilzt der Sonne Siegel
Vor des Richters jüngstem Tag,
Es zerbricht des Todes Riegel,

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Klar steht, was verloren lag.


Und der ewgen Schönheit Spiegel
Spiegelt jegliche Gestalt,
Und des Rechtes Feuertiegel
Prüfet jeglichen Gehalt.

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Wohin soll ich dann mich schmiegen,

Wenn das Licht hoch überwallt?
In dem Staube werd ich kriechen
Mit der Schlange Mißgestalt.

Weh, die Sonne sinkt, vergießend

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Blutge Tränen ohne Zahl,

Und aus ihren Tränen sprießen
Tausend Tränen bittrer Qual.

Und es weinen die Verliebten
Einsam in vergeßner Schmach,

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Und es weinen die Geliebten,

Denen man die Treue brach.

Unter gingst du, Lustgezierte,
Der die Ehe mich verband,
Der aus schändlicher Begierde

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Pflicht und Treue ich entwand.


Blutschuld ist die Rosenzierde
In der Sonne Untergang:
Fluch der teuflischen Begierde,
Die mit Sünde dich verschlang.

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Alle Tränen, die du gießest,

Sinkend auf der ewgen Bahn,
Bis du deine Augen schließest,
Wachsen mir zur Sündflut an.

Und auf ihrer Woge ziehet

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Dort des Mondes bleicher Kahn,

Aber keine Taube fliehet
Mit dem Ölblatt mir heran.

Mond, wie blinkst du bleich und siechend
An des Abends Rosengrab,

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Wo die Sonne still versiegend

In den Schatten sinkt hinab.

Rosalata, du sankst nieder
Mit dem roten Rosenkranz,
Rosatristis, du kehrst wieder

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Mit der weißen Rose Glanz.


Mond, ich sah dich mahnend ziehen
Wie ein Geist die Wolkenbahn,
Und ich muß hier weinend knieen,
Klagen mich der Sünde an.

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Eile nicht, vorüberfliehend

Mit der Sichel scharf und blank;
Schneide ab den Stamm, der knieend
An der Erde welk und krank.

Eine Wagschal, hoch auffliegend,

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Hebt die Buße dich hinan,

Meine Sünde nie aufwiegend
Klagest du vor Gott mich an.

Wie so weiß dein Schleier fliehet,
Nonne, durch den Sternensaal,

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Mit dir betend, büßend, ziehet

Still der Sterne Nacht-Choral.

Aus der Unschuld Paradiesen,
Wo du trugst den Rosenkranz,
Irrest du, durch mich verwiesen

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Mit des Schwertes Feuerglanz.“


Doch der Mond zog stillverschwiegen
Hinter eine Wolkenwand,
Ließ ihn ungetröstet liegen,
Wo er ihn in Tränen fand.

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Und er hebt sich von den Knieen,

Als er sein Gebet vollbracht;
Aber ihm ward nicht verziehen.
Auf dem Tale lag die Nacht.

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