Zum Inhalt springen

Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Taltitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: M. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Taltitz
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 131–132
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[131]
Taltitz,


11/2 Stunde südlich von der Stadt Plauen, 1 Stunde von Oelsnitz, 1/4 Stunde vom rechten Ufer der Elster, in einem nach dem letzteren Flusse zu abdachenden, von den Flöhen des Geyers-, Wart- und Losaberges behersschten Thale.

Wie alle in der Nähe liegenden Orte, welche sich auf itz enden, sorbischen Ursprungs sind, so verdankt auch Taltitz seine Entstehung den alten Sorben-Wenden und die Gründung des Orts fällt schon in das 8te bis 10te Jahrhundert.

Das Rittergut ist erst nach Unterjochung der Sorben entstanden und als die ersten beliehenen Besitzer von Taltitz erscheinen die Ritter von Tussel, welche auf Tournieren durch ihre Waffenthaten im 12. und 13. Jahrhundert sich auszeichneten und als edle Beschützer der Frauen und Unterdrückten genannt werden. Manche Sage der grauen Vorzeit steht mit diesem ihrem Namen in Verbindung.

Später finden wir hier die Herren von Neidberg, von welchen es im 16. Jahrhundert die Herren von Thoss überkamen.

Diese verkauften es im Jahre 1651 an die Gebrüder von Reitzenstein, die es 1667 für nicht völlig 11000 Thlr. und zwar Schulden halber an den Amtmann zu Plauen Wolfgang Ferber verkauften.

Nach dessen Tode kam es 1688 an seine Tochter und deren Ehemann den Amtmann Groen. Hierauf fiel es 1703 an 2 Töchter des letzteren, verehel. Hickmann und Weidlich. Von deren Erben kaufte es 1768 Dr. Hickmann auf Dobeneck. Der letztere verkaufte es 1778 an seinen Schwiegersohn den Acciscommissair Zenker, von welchem es dessen Wittwe in Lehn erhielt. 1785 kaufte es von derselben ein Herr von Haack, welcher es 1788 an den Amtshauptmann des Voigtländischen Kreises, Ch. T. v. Reibold, verkaufte. Nach dessen Ableben übernahm das Gut dessen hinterlassene Wittwe. Im Jahre 1811 kaufte dasselbe der preuss. Hauptmann Ludwig von Feilitzsch, aus dessen Creditwesen es im Jahre 1827 der jetzige Besitzer, Herr Friedrich Jahn subhasta erstand, der durch seine rationelle Bewirthschaftung des Gutes solches sehr gehoben hat und überall im Hause des einzelnen Unterthanen und in der Gemeinde Verbesserungen herbeiführte. Sein Name wird stets mit Achtung in der ganzen Gemeinde genannt.

Das Schloss selbst ist räumlich und bequem eingerichtet und von einem schönen Garten umgeben.

In Taltitz sind 11 halbe Höfe, 12 Viertelshöfe und 6 früher sogenannte Frohnherbergen. Die übrigen sind ein Achtelshof, begüterte Häuser und Trifthäuser.

Das in Taltitz befindliche Vorwerk Eulenstein, welches sehr oft mit dem Schloss-Stein an der Elster, mit Plaschwitz combinirt, in verschiedenen Topographien verwechselt worden ist, gehört zum Rittergute Dobeneck und war in früherer Zeit ein adeliger Freihof und deshalb auch öfter allein besessen. In späterer Zeit hatte Eulenstein sein besonderes Gericht, wozu jedoch nur zwei begüterte Frohngüter und im Ganzen 36 Unterthanen gehörten.

Die Einwohner von Taltitz gehen in die benachbarten Fabriken oder arbeiten als Tagelöhner in den Städten Plauen und Oelsnitz, die übrigen nähren sich vom Feldbau und der Viehzucht.

Zum Gute gehört eine bedeutende Schäferei und grosse Ziegelei.

[132] In geschichtlicher Beziehung ist noch zu bemerken, dass im Jahre 1580 ein Theil des Dorfes und im Jahre 1583 oder 1584 die Kirche abrannte. Im Jahre 1633 forderte die unter dem Namen des „schwarzen Todes“ bekannte Pest auch in Taltitz viele Opfer, die der Sage nach auf einem besonderen Platze des Kirchhofs, wohin bis heute Niemand weiter begraben worden ist, in Kalk gelegt, hier beerdigt sein sollen.

Geschichtlich merkwürdig ist auch Taltitz durch das am Wartberge zwischen Preussen und Oestreichern vorgefallene Scharmützel, in welchem der preuss. General von Hund erschossen und nach Plauen beerdigt wurde.

Im Jahre 1806 hatte Taltitz wegen seiner geringen Entfernung von der Heerstrasse nach Baiern von den Durchmärschen der Franzosen viel zu leiden und auch die Kirche wurde von denselben mehrerer werthvoller Gegenstände beraubt.

Ueber die soeben erwähnte Kirche steht dem jedesmaligen Besitzer von Taltitz das Collaturrecht zu, sowie das über die Schule.

Im 14. Jahrhundert stand das Patronatrecht über die Kirche den deutschen Ordensrittern zu, von denen es nach der Reformation auf die Superintendenten in Plauen als Pastores primarius überging, welche es in der Folge gegen Entrichtung eines jährlichen Canons von 5 Thlrn. an die Besitzer des Rittergutes in Taltitz abtraten.

Die Kirche, ziemlich inmitten des Dorfes gelegen, bietet zwar keinen imposanten Anblick dar, ist aber im Innern einfach und freundlich; sie hat ein schönes massives Kreuzgewölbe und mehrere in der Mauer vorgefundene Vertiefungen und Thüren in Spitzbogenform, welche als Zeichen ihres hohen Alters dienen.

Ausser einigen an den Wänden neben der Kanzel befindlichen Epitaphien, die Gliedern der Groen’schen und Hickmann’schen Familie auf Taltitz und Dobeneck gewidmet sind, sowie dem Porträt des Renovators der Kirche, Wolfgang Ferber und dessen Gattin an der Brüstung der herrschaftlichen Taltitzer Kapelle und einem in der Vorhalle befindlichen steinernen Denkmal, einem hier verstorbenen ehemaligen Besitzer von Dobeneck und Taltitz aus dem alten Geschlechte derer von Neidberg gewidmet, befindet sich nichts besonders Merkwürdiges in der Kirche.

An dem westlichen Ende der Kirche befindet sich der einige 60 Ellen hohe steinerne Thurm mit schieferner Kuppeldachung, Durchsicht und Haube.

Diese Gestalt verdankt er dem Herrn Wolfgang von[VL 1] Ferber.

Der untere Raum desselben bildet den Haupteingang und die Vorhalle der Kirche, der mittlere die herrschaftlich-Taltitzer Kapelle.

Ein geräumiger, zum Theil noch unbenutzter Kirchhof umgibt die Kirche und birgt die einfachen Grabstätten des in jeder Hinsicht edlen Amtshauptmanns von Reibold und dessen Gemahlin, sowie die Grüfte der Familien von Tettau, von Feilitzsch, Hickmann und Jahn. Auf seiner östlichen Seite wird er von der Pfarre begrenzt, welche im guten baulichen Zustande sich befindet. Die Aussicht von der Pfarrwohnung ist beschränkt; dagegen gewährt der daranstossende Garten reichlichen Ersatz.

Die Schule, mit ihrem Gehöfte mit dem der Pfarre zusammenstossend, ist neu erbaut und gewährt 120 Kindern hinlänglichen Raum.

In die hiesige Kirche ist blos Dobeneck mit Eulenstein gepfarrt.

Sonst war die Superintendur Plauen in zwei eigene Cirkel, in den Theumaischen und Taltitzer eingetheilt. Letzterer enthielt die Parochien Taltitz, Kürbitz, Kloschwitz, Rodersdorf, Geilsdorf, Schwandt, Reuth, Gefell, Langenbach, Thierbach, Pausa, Ebersgrün, Syrau, Leubnitz, Rodlau.

Früher gehörte Taltitz zum Amte Plauen, wogegen Dobeneck mit Eulenstein dem Justizamte Voigtsberg unterworfen war.

Jetzt ist Taltitz, wie Dobeneck und Eulenstein dem Gerichtsamte Oelsnitz zugewiesen, sowie diese Orte zusammen unter dem Bezirksgerichte, unter der Amtshauptmanschaft Plauen stehen und dem Regierungsbezirke Zwickau zugetheilt sind.

Nach der letzten Volkszählung hatte Taltitz 83 bewohnte Gebäude, 109 Familienhaushaltungen, 579 Einwohner.

M. G.     




Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: von