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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Skassa

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Textdaten
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Autor: M.
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Titel: Skassa
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 92–94
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
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Skassa.


Das Dorf Skassa liegt Dreiviertelstunden westlich von Grossenhain auf dem linken Ufer des Röderflusses an der von Hain nach Riesa führenden Strasse; auch zieht sich die Leipzig-Dresdener Eisenbahn an der südwestlichen Gränze der Ortsfluren hin, so dass der nächste Anhaltepunkt, der bei Medessen, nur zwanzig Minuten, der Bahnhof Priestewitz eine Stunde von hier entfernt ist. Die Röder durchschneidet in zahlreichen Krümmungen einen Theil der hiesigen Fluren und verändert ihre Richtung nach Westen unterhalb des Dorfes dergestalt, dass sie einen rechten Winkel bildet und dann in nördlicher Richtung fortströmt. An ihren Ufern, mit hohen Eichen und Erlen bewachsen, ziehen sich zahlreiche Wiesen und Triften hin, die wieder von Bäumen und Sträuchern eingefasst sind oder mit schattigen Wäldchen abwechseln. – Da sich hieran zu beiden Seiten kleine Anhöhen schliessen, die entweder freie Aussichten gestatten oder mit Gebüsch bewachsen sind, so giebt es hier in kleinerem Massstabe auch Berg und Thal und der liebliche Wechsel von Feld und Wiese, Laubholz, Teichen, Höhen und Gründen verbannt jede Einförmigkeit. Namentlich ist die hiesige Flur reich an trefflichen Quellen, die auf Wiesen und in Wäldchen entspringend, zum Theil weder der Gluth des Sommers erliegen noch bei der bedeutendsten Kälte gefrieren. Die meisten dieser Quellen vereinigen sich mit der Röder, während einige im Scharenz, einem Gehölze, entspringend, einen andern Weg nehmend, nach einstündigem Wege unmittelbar in die Elbe münden. Vorher einige Teiche speisend, bildet dieses Gewässer die Gränze zwischen Naundörfchen und Weissig, bekommt hier den Namen Leckwitzbach und treibt als solcher bei dem Dorfe Leckwitz, also nahe der Elbe, eine Mühle (die Rosenmühle).

Das Dorf Skassa liegt an einer kleinen von Südwest nach Nordost abfallenden Anhöhe und hat in seiner ursprünglichen Anlage nur eine Gasse gebildet, woher auch sein Name entstanden sein soll; denn das wendische Wort hassa bedeutet eine Gasse und Skassa ist sorbischen Ursprungs. In Urkunden wird der Ort Sckassa, Schlessau und im dreizehnten Jahrhundert Schassowa genannt. Jetzt zählt derselbe neunzehn Feuerstätten mit ungefähr zwei hundert Einwohnern, nämlich das Rittergut sammt Wirthschaftsgebäuden, die geistlichen Gebäude, die Schlossmühle, neun Viertelshüfner und fünf Häuser, wovon eines die Schmiede mit Schankwirthschaft und Brennerei. Diese neunzehn Baustellen bilden das eigentliche Dorf, an dessen oberen Ende die Hain-Riesaer Strasse hingeht und dessen unteres die Röder begränzt. Drei Brunnen mit herrlichem Quellwasser befinden sich am oberen Ende und leiten ihren Ueberfluss das Dorf entlang in Röhren dem Rittergute zu. Unterhalb der Schlossmühle führt eine Brücke über die Röder und einen langen mit Schleussen versehenen Damm, der oft bei grossem Wasser überschwemmt wird, nach dem sogenannten Haideberge, wo das herrschaftliche Winzerhaus und ein Weinberg liegen. Noch weiter westlich befindet sich die Neumühle, welche bereits unter diesem Namen schon im sechszehnten Jahrhundert vorkommt. Auf der entgegengesetzten Seite liegen die herrschaftliche Schäferei, zwei Drescherhäuser und vier Häuslernahrungen, welche sammt dem entfernter gelegenen Armenhause eine Art von besonderem Dorfe bilden.

Vor dem dreissigjährigen Kriege war Skassa ein viel bedeutenderer Ort als jetzt; denn damals befanden sich hier zwei Rittergüter, neun Bauern und fünf Halbhüfner, und das Areal des Dorfes rechnete man zu fünfzehn Hufen. Schon damals aber muss es auch einen abgesonderten Dorftheil, bestehend aus der Schäferei und einigen Häusern, gegeben haben, der in den ältesten schriftlichen Ueberlieferungen die Hinterstadt oder auch das Hinterdorf genannt wird. Noch jetzt bezeichnet man als dessen Stätte den nördlichen Abhang des Schafberges, wo jetzt ein Weg, von dem herrschaftlichen Lustgarten aus, an der Stockwiese hin, nach der Hainer Strasse führt. Dieser Dorftheil verschwand im dreissigjährigen Kriege, wo das Dorf von schweren Verhängnissen heimgesucht wurde. In den Jahren 1632 und 1637 raffte hier die Pest fast sämmtliche Einwohner hin und durch die Nähe des damals befestigten Grossenhains wurde die Gegend von den Banner’schen und Torstenson’schen Kriegsleuten verwüstet und die Ortschaften erfuhren oft völlige Zerstörung, ein Schicksal, das auch Skassa traf.– Was nach dem Hussitenkriege mit den Gütern zu Nauendorf geschehen war, die man mit dem Vorwerke vereinigte, das geschah auch in Skassa, wo sämmtliche Bauergüter mit dem Rittergute alten Theils vereinigt wurden, welches durch diese vierzehn Hufen ein Areal von acht hundert Ackern erlangte. Ob die Besitzer des Rittergutes die Bauern dafür entschädigten, oder ob, nach anderer Mittheilung, der Landesherr die herrenlosen Güter zur Wiedergewinnung der landesherrlichen Abgaben den Edelleuten überliess, lässt sich nicht bestimmen; auf jeden Fall aber entstanden kleine Wirthschaften, deren Besitzer für das erhaltene Land und andere Nutzungen und Vortheile dem Gute fröhnen mussten. So wurden hier anfänglich sechs Wirthschaften gegründet, die sich bald vermehrten, wodurch endlich das jetzige Dorf entstand. Die beiden Mühlen hatten sich erhalten, obgleich die Neumühle, eine jetzt so werthvolle Besitzung, einige Male völlig wüst lag und herrenlos war. Da sich selbst für den lächerlichen Preis von dreissig Gulden kein Käufer fand, nahm die Regierung das Mühlengrundstück [93] in Empfang, wie dieses denn auch noch 1656 „die churfürstlich Sächsische Neumühle“ genannt wird.

Auf dem Schlosse zu Skassa lebte 1205 Ritter Hoyer von Schassowe, sowie 1325 Dominus Henricus de Schassowe. Welcher Familie diese beiden Edelleute angehört haben mögen, ist unbekannt; ebenso wer das hiesige Rittergut im Laufe des vierzehnten und in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts besass. Zuerst finden wir 1453 urkundlich einen Ritter Johann von Schleinitz auf Skassa, dessen Sohn, Dietrich von Schleinitz, 1485 in Besitz dieses Gutes trat und 1511 starb. Er besass auch Dahlen, Reichenbach, Knatewitz und die wüste Mark Prempelwitz, und war erst Untermarschall beim Herzog Ernst, dann Oberhofrichter und Hofmeister des Herzogs Georg. Haubold von Schleinitz überliess das Gut seinem Sohne Bastian, der es unter seine beide Söhne Heinrich und Friedrich theilte. Im Jahre 1575 waren Lehnsherrn beider Güter Heinrich von Schleinitz auf Nauendorf und die unmündigen Kinder des verstorbenen Friedrich. Noch jetzt besteht Skassa, obgleich unter einem Besitzer, aus zwei verschiedenen Rittergütern. Der westliche Theil der ganzen Besitzung, der sich bis auf eine Stunde von hier ausdehnt und bis auf eine Stunde der Elbe nahe kommt, bildete ein eigenes Vorwerk, Nauendorf, jetzt Naundörfchen genannt, das frühzeitig durch sechs Hufen Bauernfeld vergrössert worden und zu einem Umfange von 360 Ackern gelangt war. Dieses Vorwerk nun und einige Parzellen in Skassaer Flur, als die grosse Wiese, ein Teich, ein Weinberg, das halbe Burgholz, nebst dem halben Schlosse Skassa, bildeten das Rittergut Skassa neuen Theils, zu welchem noch die Gerichtsbarkeit über Grossraschütz und die Gerichtsantheile von Kleinraschütz, Weissig und Glaubitz, sammt allen Diensten und Zinsen, sowie das halbe Kirchlehn zu Skassa gehörten. Alles übrige Areal, etwa von gleicher Grösse, bildete das alte Gut.

Die Volkssage, dass in Skassa sich vormals ein Nonnenkloster befunden habe, erhielt ihre Entstehung zur Zeit des eben erwähnten Sebastians von Schleinitz. Dieser stand nämlich in sehr naher Beziehung zu dem Nonnenkloster in Hain (vielleicht als Schirmvoigt), zumal da seine Muhme, Magdalene von Schleinitz, des Klosters Priorin war. Als nun das Kloster am 26. Juli 1540 in Flammen aufging, flüchteten die frommen Schwestern nach Elsterwerda, Skassa, Riesa und Seusselitz, wo sie auch willige Aufnahme fanden. Bastian von Schleinitz aber und Haubold von Miltitz auf Elsterwerda geriethen mit der Bürgerschaft zu Hain in Händel, weil diese sich weigerte, das in den Klostergewölben zurückgelassene Eigenthum der Nonnen herauszugeben. Herzog Heinrich der Fromme schenkte später Bastian von Schleinitz die wüste Stätte des Klosters, worauf dieser ein grosses, schriftsässiges Haus erbaute. Magdalene von Schleinitz blieb mit einigen Nonnen zu Skassa. Sie war eine äusserst fromme, über die Reformation höchlichst entrüstete Dame, welche hier mit den ihr ergebenen geistlichen Schwestern in klösterlicher Einsamkeit und gänzlich nach den Regeln ihres Ordens fortlebte, und wahrscheinlich auch in Skassa gestorben ist.

Hans Heinrich, Hans Sebastian, Hans Friedrich und Christian, Gebrüder von Schleinitz, wurden 1585 mit dem Rittergute Skassa allen Theiles beliehen und besassen dasselbe längere Zeit gemeinschaftlich. Als ihnen aber durch den Tod ihres Vetters Haubold auch das Rittergut Grödel zufiel (1599), so nahmen sie eine Theilung in der Weise vor, dass zwei Theile in Geld und zwei in den Gütern bestehen sollten. Sebastian und Friedrich von Schleinitz nahmen das Geld, Heinrich bekam Grödel und Christian Skassa. Die Theilung erfolgte am 10. Februar 1600. Christian von Schleinitz, welcher die traurigen Tage des dreissigjährigen Krieges zu ertragen hatte, starb am 19. December 1642. Sein Sohn, Hans Heinrich, erbte des Vaters Gut; doch haftete auf diesem schon 1651 eine Sequestration und erst 1657 konnte die Belehnung stattfinden. Von den vielen Kindern Hans Heinrichs von Schleinitz war bei des Vaters am 1. September 1672 erfolgtem Tode nur noch ein Sohn, Christian, am Leben, dessen Mutter, Anna Sophie von Milkau, das Gut erst an ihren Bruder Wilhelm von Milkau, dann an ihren Schwager Joachim von Biesenbrock verpachtete. Christian von Schleinitz starb noch unmündig und die vereinsamte Mutter wandte sich nach Hain, wo sie am 11. November 1684 mit Tode abging und in die Kirche zu Skassa begraben wurde. Das Gut erhielt der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz auf Grödel und Skassa neuen Theils. Das letztere Gut hatte nach Heinrichs von Schleinitz am 1. Juli 1605 erfolgtem Tode sein Sohn Dietrich geerbt, der erst 1621 zur Mündigkeit gelangte, und am 22. September 1644 das Zeitliche segnete, worauf ihm sein Bruder Joachim folgte, der am 29. September 1656 kinderlos verschied. Skassa neuen Theils gelangte nunmehr an einen Seitenverwandten aus dem Hause Grödel, Adam von Schleinitz, dessen schon genannter Sohn beide Skassaer Rittergüter wieder vereinigte.

Der Geheimrath Christoph Heinrich von Schleinitz war der letzte Herr, seines Geschlechts auf Skassa, indem er das vereinigte Gut 1706 an den Geheimrath und Generallieutenant Caspar Heinrich von Benkendorf verkaufte unter dessen Besitz es (18. Mai 1711) in ein freies Allodium verwandelt wurde. Er liess im Jahre 1710 durch den Landesfeldmesser Franke sämmtliche Fluren von Skassa und Nauendörfchen vermessen und einen Plan darüber anfertigen, welcher noch vorhanden ist und mancherlei gute Dienste geleistet hat, auch über die Gestalt des alten Schlosses und der geistlichen Gebäude Aufschluss giebt. Das alte Feudalschloss wurde von diesem Besitzer abgebrochen und das jetzige freundliche und geschmackvolle Herrenhaus erbaut, oder vielmehr begonnen; denn nach der daran befindlichen Jahreszahl 1729 muss es von General Benkendorfs Nachfolger, dem Kammerherrn Hannibal August von Schmertzing, der 1726 in Besitz des Gutes trat, ausgebaut worden sein. Schon im Jahre 1732 verkaufte dieser, nachdem er das Gut sehr verbessert und viel gebaut hatte, selbiges an den Oberamtshauptmann Wilhelm Johann von Rheden, welcher es jedoch schon 1742 wieder an den geheimen Kriegsrath Friedrich August von Kühlewein verkaufte, der 1748 starb, worauf sein Sohn, der Amtshauptmann Friedrich August von Kühlewein, Skassa erbte, es aber schon 1755 wieder an den Obersten Georg Rudolf Hessler verkaufte.

Von dem alten Obersten Hessler weiss man in Skassa noch so mancherlei zu erzählen. Er soll ungeheuer grob und despotisch gewesen sein, und dabei die Sucht gehabt haben, den Leuten die unglaublichsten Dinge zu erzählen. Bei allen diesen Schwächen war er jedoch ein kreuzbraver Mann, der den hiesigen Lustgarten anlegte und die Kirche zum Theil aus eigenen Mitteln erbaute, auch zur Herstellung eines Schulgebäudes beitrug. Und Alles das führte der Oberst während der schweren Zeit des siebenjährigen Krieges [94] aus. Sein Tod erfolgte am 9. August 1770, und die Erben des Gutes waren der Oberst Georg Christoph von Hessler, Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, Friederike Sophie, verwittwete von Berlepsch, geborne von Hessler, Adolf Hans Dietrich von Geissmar und Johanne Christiane von Geissmar, geborne von Rutt-Genevry, nach dem Tode des Obersten Georg Christoph von Hessler aber auf dessen Gutsantheil seine sieben Kinder. Sämmtliche Erben überliessen das Gut ihrem Miterben, dem Landkammerrath Friedrich Moritz von Hessler, welcher 1775 alleiniger Besitzer war; da derselbe aber bald mit Tode abging, ohne Nachkommen zu hinterlassen, so kam das Gut an seine Wittwe, Eleonore Wilhelmine Charlotte, geborene von Beust, die sich 1778 wieder mit dem Kammerherrn und Kreiscommissär Caspar Wilhelm von Berlepsch vermählte und 1813 zu Naumburg kinderlos starb. Von jetzt besassen Skassa zwei Frauen, von Helldorf und von Schard, beide geborene Fräulein von Beust, die das Gut 1822 für 101500 Thaler an Johann Gotthelf Hempel verkauften. Im Jahre 1830 verlor dieser Besitzer 3000 Scheffel Getreide durch den Brand eines Wirthschaftsgebäudes. Von ihm wurde eine Hofschmiede und eine Dampfbrennerei angelegt, während welchen Unternehmens der rüstige Landwirth am 30. October 1840 mit Tode abging. Von seinem Erben, Ferdinand Hempel, kam das Gut an den jetzigen Besitzer Herrn Robert Freiherrn von Milkau.

Die hiesige Kirche, in welche auch die beiden Dörfer Weissig und Kleinthiemig eingepfarrt sind, wurde in den Jahren 1756 bis 1758 neu erbaut. Zu deren Geistlichen gehörte der berühmte Geometer Zürner. Derselbe war zu Marieney im Voigtlande geboren und wurde 1705 nach Skassa in das Pfarramt berufen. Neben der Theologie beschäftigte sich Zürner auch mit Mathematik, und zeichnete sich in dieser Wissenschaft dergestalt aus, dass August II. ihn mit der geometrischen Vermessung des Landes beauftragte. Er bekam dabei den Titel Geographus regius, auch wird er Landgränz-Commissarius genannt. Diese beiden Aemter nahmen aber den Pastor dergestalt in Anspruch, dass die Gemeinde sich darüber beim Consistorium beschwerte, auf dessen Anfrage sich eine Deputation als „Skassaer Heerde ohne Hirten“ präsentirte. Zürner wandte sich darauf an die theologische Fakultät zu Leipzig mit der Anfrage, ob er auf hohen Befehl das Studium geographicum mit gutem Gewissen bei seinem Pfarramte fortsetzen könnte? Die Fakultät erwiederte unter dem 11. December 1717, dass der Herr Magister ohne Verletzung seines Gewissens die ihm aufgetragene Funktion ordentlicher Weise ferner continuiren und sein Predigtamt aufgeben könne. Zürner that es und blieb königlicher Geograph bis zu seinem 1742 erfolgtem Tode. Er beschäftigte sich von 1712 bis 1732 einzig mit der Vermessung des Landes, zeichnete während dieser Zeit mit der Feder 141 grosse Landkarten, jede von zwei bis drei Blättern, sowie 761 kleinere, woraus er für den König 40 Specialkarten und 40 Generalkarten anfertigte. Zum Behufe seiner Messungen liess der König seinem Geometer einen sogenannten geometrischen Wagen bauen, in dem Zürner nach und nach 18000 Meilen im Lande herumfuhr. Seit 1721 vermass Zürner genauer als vorher die Post- und Landstrassen, welche nun mit steinernen Post- und Meilensäulen versehen wurden. – Die handschriftlichen Karten Zürners hielt man anfänglich sehr geheim und erlaubte blos die Postkarte und das Amt Grossenhain zu stechen. Nach des Königs Tode wollte Zürner zwar selbst einen grossen genauen Atlas herausgeben; da er aber nicht unterstützt wurde, übereilte ihn vor dessen Vollendung der Tod. Schon lange vor Zürners Tode hatte der Kunsthändler Peter Schenk in Amsterdam manche der Zürner’schen Zeichnungen zu erwerben gewusst und stechen lassen, der Stich war aber schlecht gerathen. Im Jahre 1745 kamen Zürners Zeichnungen durch die Dienerschaft des Ministers Hennicke (des Lakaiengrafen, wie er spottweise hiess) an Peter Schenk, der nun von 1745 bis 1760 49 Karten und 13 Prospekte herausgab, die unter dem Namen des „Schenk’schen Atlas“ grosse Berühmtheit erlangten. Billig sollte der Atlas der Zürner’sche heissen. Der Atlas, welchen Zürner für den König zeichnete, ist verloren gegangen.

Bei dem berühmten Lustlager zu Zeithain logirten auf dem Schlosse zu Skassa die Sächsischen Ernestinischen Prinzen.

M.