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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Nostitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Nostitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 155–157
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung der Herrschaft Nostitz
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Nostitz
Nostitz


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Nostitz


zwischen Bautzen und Görlitz, 4 Stunden von Bautzen, 5 Stunden von Görlitz, 2 Stunden nördlich von Löbau gelegen. Von diesem Orte entlehnte die altadelige Familie von Nostitz ihren Namen und existirte schon zu den Zeiten Kaiser Karl des Grossen.

Nostitz nebst den Pertinenzien Dranshwitz, Grube, Krappe und einem Theil von Wohla kam sehr frühzeitig schon an das Geschlecht derer von Gersdorf, von denen es Besitzung derer von Ziegler und Klipphausen wurde. Dann wurde Nostitz an einen Herrn von Schmeiss und Ehrenpreisberg verliehen, dem Herr Johann Christian Edler von Losa folgte. Nach des Letzteren im Jahre 1754 erfolgten Tode erbte es seine hinterlassene Frau Gemahlin, welche es wieder ihrem Neffen, Herrn Gottlieb Wilhelm von Bressler auf Lauske vererbte, der später in den Grafenstand erhoben wurde und im Jahre 1814 mit Tode abging.

Gegenwärtig ist Besitzerin von Nostitz Frau Johanne Wilhelmine Gottliebe geb. Gräfin von Bressler, vermählte Gräfin von Reichenbach-Goschütz.

Das alte Schloss ist in Folge kriegerischer Ereignisse im September des Jahres 1813 völlig abgebrannt, während die Kirche, ringsum fast von Flammen umgeben, stehen geblieben, aber im Innern übel zugerichtet ward. Jetzt sieht man von diesem alten Schlosse nur noch die Mauern des Wohnhauses, welches unweit der Kirche stand. Aus der ganzen Beschaffenheit dieser Ruine ergiebt sich, dass die erste Anlage dieses Schlosses sehr alt sein muss, auf der Fronte der Ruine ist die Jahreszahl 1688 zu erblicken, vermuthlich das Jahr einer vorgekommenen Reparatur.

Die neuen auf der Abbildung zu erblickenden Herrschaftsgebäude [156] sind an einer andern Stelle, in einer freieren Gegend, als die ehemaligen, in einem grossen Umfange, der ein grosses Achteck bildet, neu aufgeführt.

Die Gartenanlagen sind hauptsächlich zur Baumzucht bestimmt, welche im Grossen betrieben wird. Auch steht in dem Garten ein kleines Thürmchen, welches einem früheren Besitzer von Nostitz, Herrn von Losa, als Laboratorium gedient haben soll, der sich mit Chemie viel beschäftigt hat.

Die Rittergutsfelder sind zum grossen Theile mit Obst-Alleen eingefasst, wodurch die Gegend an Annehmlichkeit viel gewonnen hat.

In der Nähe von Nostitz sind mehrere Punkte, welche ob ihrer schönen Fernsicht bemerkenswerth sind. An der Nordseite von Nostitz befindet sich eine Stelle, von wo aus man auf die umliegende Gegend bis an die Königshainer Berge und in das Preussische Gebiet sehen kann.

Eine andere Anhöhe, der sogenannte Steinbruch, liegt ¼ Stunde westwärts von Nostitz entfernt, auf dessen höchsten Punkte ein Monument aus Pirnaischen Steinen gefertigt, aber ohne Aufschrift aufgestellt ist, und welches der Graf von Bressler hat errichten lassen. Die Aussicht von dieser Höhe ist reizend zu nennen.

Eine dritte Stelle ist der Wohlaische Berg, beinahe 1 Stunde von hier südwestlich gelegen, der ausser einer schönen Aussicht indess nichts Bemerkenswerthes bietet.

Endlich liegt nordwestlich, an der Gränze des Nostitzer Gebietes, der Stromberg, in der Entfernung von einer halben Stunde, von dessen ehemaligen Zustande verschiedene Sagen bestehen: Die eine ist, dass er vor sehr alten Zeiten Feuer ausgeworfen habe. Diese Sage erhält einige Wahrscheinlichkeit dadurch, dass man auf ihm Ueberreste verbrannter Steine und Erde gefunden hat; eben so wahrscheinlich ist eine andere Sage, dass sich zu Zeiten des Raubritterthums hier ein Schloss befunden haben soll, welches einer Familie von Stromberg gehört habe, die hier ihr Unwesen trieb. Einer dritten Sage nach standen auf diesem Berge heidnische Götzentempel, eine Sage, die deshalb die zweite nicht elidirt, da die Götzentempel früher existirten und darauf erst das Schloss Stromberg entstanden sein kann.

Auf diesem Stromberge sind mehr als 20 Kirchen sichtbar, sowohl nähere, als entferntere, Beweis genug, wie herrlich die Aussicht sein muss.

Mit dem Besitze des Rittergutes Nostitz ist das über dasige Kirche und Schule zustehende Collaturrecht verbunden.

In früheren Zeiten hat in Nostitz blos eine kleine Kapelle gestanden, in welcher der Diaconus aus Kittlitz, wohin Nostitz mit den übrigen zu dieser Parochie gehörigen Ortschaften eingepfarrt war, vierteljährlich ein Mal Communion gehalten haben soll.

Im 17. Jahrhundert hat aber Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen, churf. Sächs. Kammerherr und Landesältester des Bautzner Kreises, seine Unterthanen aus der Kittlitzschen Kirche ausgepfarrt (aus welchem Grunde, ist unbekannt), und an der Stelle, wo die alte Kapelle gestanden, eine neue eigne Kirche erbaut, welche vom Pastor zu Bautzen, Joh. Muscovius mit dem Thema: „Zieglersche gute Kirchengedanken“ feierlich eingeweiht wurde.

Anfänglich war die Kirche in Nostitz ein Filial von Kottitz, welches Herr von Ziegler ebenfalls besass, und damals war die Einrichtung getroffen, dass der Pfarrer in Kotitz Nostitz als Filial zu besorgen und wechselsweise einen Sonntag in Kotitz, den andern in Nostitz zu predigen gehabt hat. Eine Einrichtung, die nur einige Jahre gedauert hat.

In dieser Kirche befindet sich ein Monument des im Jahre 1715 verstorbenen und in der unter der herrschaftl. Loge befindlichen Gruft beigesetzten Herrn Karl Gottlob von Ziegler und Klipphausen, Churfürstl. Sächs. General-Lieutenant und Commandanten der Festung Königstein, welches nahe beim Altar an der südlichen Mauer der Kirche aufgestellt ist. Ebenso befinden sich mehrere kunstreich gefertigte Wappen der von Zieglerschen Familie und auch andre Familien von Adel aus früheren Zeiten, in der Gegend des Altars und der herrschaftlichen Loge.

Der Kirchhof befindet sich nicht bei der Kirche, sondern ausser dem Dorfe an einem freien mit einer Mauer eingeschlossenen und mit einem Thore versehenen Platze.

Die Wohnung des hiesigen Pfarrers ist, wie die des Schullehrers, in Trauschwitz, einem von Nostitz nur durch eine Wiese getrennten Dorfe.

Der Grund davon ist folgender: Für den Pfarrer aus Kotitz war wegen des Filials von Nostitz ein Haus in Trauschwitz zum Abtreten und zur Verrichtung der Amtsgeschäfte angewiesen. Nach erfolgter Abtrennung des Ortes Nostitz von Kotitz erhielt ersterer einen eignen Pfarrer, und [157] dieses Haus in Trauschwiz wurde zur Pfarrwohnung angewiesen und ist es bis auf die neueste Zeit geblieben.

Eingepfarrt nach Nostitz ist Trauschwitz, Grube, Krappe, Spittel und Wohla.

Die Kirchenschule ist die einzige in hiesiger Parochie und seit dem Jahre 1829 neu erbaut. Die Zahl der Schulkinder beläuft sich auf 100.

Nostitz mit Grube, Krappe, Spittel und Trauschwitz gehört jetzt zum Gerichtsamte Weissenberg, zum Bezirksgericht Löbau, zu der jetzt hier errichteten Amtshauptmannschaft, zum Regierungsbezirk Zittau.

Erstrer Ort zählt 15 bewohnte Gebäude mit 24 Familienhaushaltungen und 114 Einwohnern.

M. G.