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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kauschwitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Kauschwitz
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 142–144
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Kauschwitz


1 Stunde nordwestlich von Plauen entfernt, am Syrabach gelegen. Das altschriftsässige Rittergut mit einem schönen Herrenhaus und daranstossenden herrlichen Garten hatte bis jetzt Unterthanen in Mehltheuer, einen Antheil an Drochaus und einen an Oberzirk, Antheile an [143] Steinsdorf, Syrau und Zwoschwitz, ja sogar Gerichtsuntergebene in Hundsgrün bei Oelsnitz. Die Schäferei befindet sich auf den Thannehof, unmittelbar an der von Plauen nach Pausa führenden Chaussee.

Kauschwitz ist von den Sorben-Wenden schon im 5. Jahrhundert erbaut und gehörte wohl damals zu den Gau Dobenau. Nach Unterjochung der Sorbenwenden gehörte Kauschwitz zur Herrschaft Dobenau, während das Gebiet der Dynastie Lobdaburg-Elsterberg bis zum Dorfe Syrau von Greiz aus sich erstreckte.

Kauschwitz, wie Syrau waren aber nur Vorwerke, unter welchen Namen in damaliger Zeit viele jetzige Rittergüter vorkamen. Kauschwitz und Syrau wurden nach denen von Lobdaburg den Herren von Tettau verliehen. Apel von Tettau war zu Ende des 15. und Anfang des 16. Hauptmann von Plauen, Herr zu Kauschwitz und Inhaber mehrer Lehen zu Plauen und Güter zu Steinsdorf, welcher 1515 auch in den Besitz von Syrau gelangte, und zwar von Friedrich dem Aeltern, Herzog zu Sachsen. Bei dieser Verleihung werden dem Vorwerk Kauschwitz 17, dem Vorwerke Syrau 14 Bauergüter beigegeben. Nach Apels Tode folgte im Besitze dessen Sohn Henos von Tettau, dessen Söhne Haubold und Henos von Tettau 1515 Kauschwitz und Syrau in Lehn nahmen, welche die beiden Güter folgender Weise theilten: Haubold erhielt Syrau, wozu auch Bauergüter in Mesbach, Reinsdorf, Thiergarten gehörten, wogegen Apel von Tettau Kauschwitz überkam. Letzterer[WS 1] starb 1573, und Kauschwitz wurde an dessen Söhne vererbt, und in der brüderlichen Theilung kam Kauschwitz an Wilhelm vom Tettau. Nach der grossen Verschuldung der Güter Kauschwitz und Syrau erstanden die Familie von Watzdorf Syrau und kauften bald darauf auch Kauschwitz. Georg Friedrich von Watzdorf erhielt von seinem Vater Friedrich Watzdorf im Jahre 1612 beide Güter Syrau mit 20 Bauergütern, und Kauschwitz mit 14 Gütern in Lehn, wobei Drochaus, Oberzirk, Schönberg, Mehltheuer, Hundsgrün als hierher gehörige Ortschaften genannt werden. Der darüber ausgestellte Lehnbrief ist von Torgau aus datirt. Dieser Herr von Watzdorf besass auch Jösnitz mit Röttis.

Nach Georg Friedrichs Tode verwaltete die Mutter Agnesa geb. von Schönfels für ihre 6 Söhne die Güter, bis zu ihrem Tode, welcher im Jahre 1646 erfolgte. Aber erst 12 Jahre später 1658 ward die Lehnstheilung unter den Söhnen und Enkeln Georg Friedrichs von Watzdorf vorgenommen.

Im Jahre 1765 besass Kauschwitz der Oberhofrichter von Watzdorf, dessen Frau Gemahlin sehr baulustig war und in Kauschwitz viele Verschönerungen vornahm.

Im Jahre 1788 wurden die Güter Syrau und Kauschwitz und zwar von dem Justizrath von Wazdorf, Sohn des Oberhofrichters, dem Kaufmann Ganzesauge in Zeulenroda überlassen. Nach dessen Tode ging Kauschwitz auf dessen einzige Tochter, die verehlichte Frau von Schäffer über, die jetzt noch im Besitze von Kauschwitz ist. Deren Gemahl, ein Mann von vielem Geschmack und Kunstsinn, hat Kauschwitz in jeglicher Weise zu einem angenehmen Landsitz erhoben. Kauschwitz selbst hat eine vortreffliche Lage, gute Felder und herrliche Wiesen.

Im Orte selbst giebt es viele begüterte Landleute, die vorzüglich Viehzucht treiben.

In der Nähe der Rittergutsgebäude steht eine Kapelle, welche von dem früheren Besitzer von Kauschwitz, dem Oberhofrichter von Watzdorf erbaut worden ist. In dieser Kapelle hat der Pfarrer zu Syrau das Amt eines Predigers und zwar an allen Sonn- und Festtagen früh vor dem Gottesdienste zu Syrau. Die Berufung zu diesem Amte steht dem Besitzer von Kauschwitz zu, indess die übrige Seelsorge des Dorfes die Diakonen zu Plauen versehen, so dass alle Trauungen, alle Taufen in der Kirche zu Plauen stattfinden, sowie auch Kauschwitz nach dem letzteren Orte seine Toden beerdigt.

Uebrigens steht es auch den Einwohnern von Kauschwitz frei in [144] die Kirche zu Plauen zu gehen und gehört Kauschwitz sonach zu der Parochie Plauen.

Irrthümlich erwähnen mehrere Geschichtsschreiber, dass Kauschwitz vor der im Jahre 1764 erbauten Schlosskapelle nach Syrau eingepfarrt gewesen sei. Kauschwitz gehörte zur Dobenauer Herrschaft, wie schon erwähnt worden ist, und war daher auch zur Stadt Plauen gezogen und stand unter dem Aridiakonat zu Dobenau, welches mit Einführung der Reformation seine Endschaft erreichte. An die Stelle des katholischen Archidiakonats trat im Jahre 1753 ein evangelisches Consistorium, welches der Burggraf Heinrich in Plauen für die wiedererlangten Besitzungen der Voigte errichtete. Dieses Consistorium, welches eigentlich blos ein Ehegericht war, stand unter dem Leipziger Consistorium.

Dieses Ehegericht wurde im Jahre 1575 wieder aufgehoben.

Von Kauschwitz nach Plauen führt ein angenehmer Fussweg über die Holzmühle bei der Dobenau und der sogenannten Poppenmühle vorüber. Zur linken Seite erblickt man die Ruinen der Dobenau, welche aus dem Bauernkriege vom Jahre 1526 herrühren, wo Plauen belagert und die Burg Dobenau mit zerstört wurde.

Der alte Burgbrunnen der Dobenau, was fälschlich für ein Burgverlies öfter ausgegeben worden ist, existirt heute noch.

Zu Ende der 20er Jahre besass die Dobenau ein Bruder des Staatsministers von Wintersheim.

Im Jahre 1834 diente sie als Vergnügungsort für die höheren Stände Plauens und von da aus wurden Spatziergänge nach der Holzmühle und nach dem nahe gelegenen Kauschwitz unternommen.

Kauschwitz hat schon in der frühesten Zeit seine eigene Schule gehabt, aber es war blos eine sogenannte Catechetenschule, wie in Krieschwitz, Reusa, Messbach und Reissig.

Seit Erscheinen des Volksschullehrergesetzes haben diese Catechetenschulen aufgehört und die vorgenannten Orte mit Kauschwitz haben jetzt ihre ständigen Lehrer, welche unter der Aufsicht des Plauen’schen Superintendenten stehen.

Kauschwitz setzt alle seine ländlichen Erzeugnisse in der benachbarten Stadt Plauen ab und das Rittergut verkauft ebenfalls dahin alle seine Producte.

Der letzte hiesige Gerichtsdirektor war der jetzige Staatsanwalt, Advocat Schmöger in Plauen.

Kauschwitz selbst mit seinen 67 bewohnten Gebäuden, 73 Familienhaushaltungen und 397 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte und zum Bezirksgerichte Plauen, zur Amtshauptmannschaft der letzteren Stadt zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Letzerer