Zum Inhalt springen

Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Friedersdorf bei Zittau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: M. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Friedersdorf
Untertitel: bei Zittau
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 159–160
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
Friedersdorf bei Zittau
Friedersdorf bei Zittau


[159]
Friedersdorf


1 Stunde von Zittau gelegen, zur früheren Standesherrschaft Seidenberg, jetzt zur Standesherrschaft Reibersdorf gehörig.

Dieses Friedersdorf ist nicht zu verwechseln mit Friedersdorf an der Pulsnitz, mit Friedersdorf am Queis, nicht mit Friedersdorf bei Neusalza, nicht mit Friedersdorf bei Lohsa. Ursprünglich mag der Ort wohl Friedensdorf geheissen haben, woran die Sage sich knüpft, dass einst zwei feindliche Brüder nach langen gegenseitigen Verfolgungen, nach langen Fehden, langem Streit und Hass sich in dieser Gegend versöhnt und zum Andenken an diese That den Ort gegründet haben sollen.

Friedersdorf ist ein sehr alter Ort und war stets ein Vasallendorf von der Herrschaft Seydenberg.

Die früheren Besitzer dieser Standesherrschaft sind schon öfter in diesem Album erwähnt und dürfte hier nur noch nachzutragen sein, dass unter der Besitzzeit der von Biberstein und von Redern die in Böhmen liegende Herrschaft Friedland und die Standesherrschaft Seidenberg gemeinschaftlich besessen wurde.

Beim Ausbruche des 30jährigen Krieges war der damalige Herr der Herrschaft Seidenberg und Friedland, Christoph Freiherr von Redern dem Böhmen’schen Bündnisse beigetreten und hatte dadurch die Ungnade des Kaisers Ferdinand II. sich zugezogen, wodurch es kam dass die Herrschaft Friedland als böhmisches Lehn an den Kaiser zurückfiel, der sie dem Grafen Waldstein, Herzog von Friedland schenkte; die Herrschaft Seidenberg aber zu der an Sachsen bereits verpfändeten und mehrmals abgetretenen Lausitz gehörig, wurde auf Befehl des Churfürsten Georg I. sequestrirt und dann an den Freiherrn von Nostitz verkauft, von welchem diese Herrschaft die Herren von Einsiedel im Jahre 1693 acquirirten.

Die Vasallendörfer Giessmannsdorf und Friedersdorf welche im 14. und 15. Jahrhundert ihre besonderen Besitzer erhielten und zu gleicher Zeit von der Familie von Kyau besessen wurden, kamen erst unter der Familie von Einsiedel zur Herrschaft Seydenberg.

Im Jahre 1695 besass die Standesherrschaft somit Giessmannsdorf und Friedersdorf Hans Haubold von Einsiedel, von welchem solche im Jahre 1705 auf Anna Sophie von Einsiedel geb. von Rumor übergieng.

1720 finden wir im Besitze Johann Georg Cajus Rudolph Haubold und Detlev Heinrich, Gebrüder von Einsiedel. Dann wurde alleiniger Besitzer im Jahre 1721 der Kammerherr Detlev Heinrich von Einsiedel von welchem 1746 die Herrschaft an den Hofmarschall Georg von Einsiedel kam.

Ihm folgte 1760 sein Sohn der Kabinetsminister Graf von Einsiedel, [160] welcher 1811 mit Tode abging, von welchem solche auf den russischen Gesanden Georg Graf von Einsiedel überging.

In diese Besitzzeit fällt die Theilung Sachsens und die Herrschaft heisst nun Seidenberg-Reibersdorf oder auch nur Reibersdorf.

Letzterer hatte lange Zeit die ganzen Güter der Herrschaft durch seine Schwester Fräulein Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel verwalten lassen, bis solche der jetzige Besitzer der Reichsgraf, Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel übernahm.

Friedersdorf hat, wie die Abbildung darthut, ein eigenes schönes Herrenhaus mit vortrefflichen Wirthschaftsgebäuden und einer guten Schäferei.

Der Rittmeister Johann Wilhelm von Kyau besass das Gut nebst Giessmannsdorf noch 1694. Derselbe hat durch seine Bauten beide Güter sehr verschönert, und haben ihm diese Orte überhaupt viel zu verdanken. Bei dem Rittergutsbrande in Giessmannsdorf, im Jahre 1682 traf denselben leider das grosse Unglück, dass seine Tochter in den Flammen umkam.

Der Ort Friedersdorf zählt unter seinen Einwohnern mehrere Leineweber und Leinwandhändler, welche die Messen in Leipzig und Frankfurt beziehen.

Das Patronatrecht über die Kirche in Friedersdorf stand sonst wechselweise den beiden Rittergütern von Friedersdorf und Giessmannsdorf zu. Letzteres ist daher in die Kirche zu Friedersdorf eingepfarrt, sowie auch das ganz nahe bei Friedersdorf liegende Zittel jetzt in die Kirche von Friedersdorf gewiesen ist.

Die Zeit der Erbauung der Kirche in Friedersdorf ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Diese Kirche liegt auf einer Anhöhe, von welcher man eine weite Aussicht geniesst, und ist solche seit dem Jahre 1646 erbaut. Die frühere Kirche wurde im Jahre 1645 durch schwedische Soldaten ein Raub der Flammen, nebst der Pfarrwohnung, dem Schulhause, einem Bauernhof und einer Häuslerwohnung. Die jetzige Kirche hat ihre Erweiterung und Verschönerung seit dem Jahre 1835 erhalten. Im Innern ist vorzüglich durch die Versetzung der Kanzel von der Nordseite auf die Südseite eine Veränderung vorgenommen worden, eine Veränderung, die in so fern sehr zweckmässig zu nennen ist, weil dadurch eine neue doppelte Emporkirche gewonnen wurde.

Der jetzt nach Friedersdorf eingepfarrte Ort Zittel ging früher nach Oberullersdorf in die Kirche. Früher ging der Pfarrer und Schullehrer des letzteren Ortes zu den Taufhandlungen von Zittel in des Dorfes Kretzschamsgebäude wo eine eigene Stube dazu eingerichtet war, welche vom Besitzer dieses Gebäudes zu diesem Zwecke besonders gehalten wurde. Die dazu nöthigen Gefässe waren vom Orte selbst angeschafft.

Ein späterhin entstandener Streit gab die Veranlassung, dass der Rath zu Zittau die Zittler zum Kirchenbesuch nach Klein-Schönau anwies.

Mit Anfang des Jahres 1836 wurde Zittel endlich auf höhere Anordnung nach Friedersdorf eingekircht.

Der Ort Zittel selbst ist sehr alt und die Entstehung desselben, sowie der Ursprung des Namens ist unbekannt.

Doch müssen schon sehr frühzeitig Ritter hier gehaust haben. Der Platz, wo die Ritterburg gestanden haben soll, wird heute noch „der Wall“ genannt; Spuren und Ueberreste von Mauern sind nicht mehr vorhanden.

Seit dem Jahre 1380 schon gehört Zittel dem Rathe zu Zittau. Es liegt in einer wunderschönen Gegend, nahe auf der rechten Seite der Neisse, an der Strasse von Zittau nach Friedland, ganz nahe bei Friedersdorf, von dem es nur durch eine Brücke bei der Schäferei getrennt wird.

Friedersdorf und Zittel und Giessmannsdorf gehören zum Gerichtsamt Reichenau, zum Bezirksgericht Zittau, zur Amtshauptmannschaft des letzteren Orts, zum Regierungsbezirk Bautzen. – Friedersdorf zählt 115 bewohnte Gebäude mit 167 Familienhaushaltungen und 640 Einwohnern.

M. G.