Kaukones (Καύκωνες, ihr Land Καυκωνίς Antimachos. Apollod. Steph. Byz.; Καυκώνεια Steph. Byz.; Καυκωνία Apollod. bei Strab. VIII 345 (491, 11 M.). 1) Eine früh verschollene Völkerschaft im westlichen Peloponnes. a) K. in Triphylien. In der Telemachie (Hom. Od. III 366) will Athene-Mentor sich zu den K. begeben, [65] während Telemach die Reise nach Sparta unternimmt. Danach haben sie in der Nähe von Pylos gesessen (die abweichende Schlußfolgerung Apollodors s. u.), nach welcher Richtung, bleibt unsicher, nur nicht am Wege nach Sparta. Daß auch hier das triphylische Pylos gemeint ist (Dörpfeld Athen. Mitt. XXXVIII 97ff.), halte ich für wahrscheinlich. Nach Niese Hist. Ztschr. 1880, 390 ist alle sonstige Überlieferung über die K. aus dieser Stelle herausgesponnen, vgl. Genethliakon für Robert 6, 2. Das trifft nur für die Homererklärer zu. Der nächste, der die K. erwähnt hat, scheint Hekataios gewesen zu sein. Denn, wenn bei Strab. VI 321 (441, 25 M.). 322 (443, 7) die K. unter die vorgriechische Bevölkerung des Peloponnes gerechnet werden, so kann dies Beispiel wie die anderen aus der am Eingang des Abschnitts angeführten Stelle des Hekataios stammen (frg. 356, FHG I 28). Auch nur wahrscheinlich ist ihre Erwähnung an einer andern Stelle, die Steph. Byz. unmittelbar und mittelbar benutzt hat: Μήκιστον, πόλις Τριφυλίας· Ἑκαταῖος Εὐρώπῃ. (frg. 92) und Μάκιστος, πόλις Τριφυλίας, ἣν ᾤκησαν Καύκωνες. Stammt der Nebensatz aus Hekataios (und er widerspricht dem Charakter seines Werkes nicht), so hat er die Sitze der K. in die Gegend des späteren Samikon verlegt. Artemidor bei Strab. VIII 345 (490, 27) kann diese Angabe von ihm übernommen haben. Bestätigt werden die vorgetragenen Vermutungen dadurch, daß dieselben Anschauungen bei Herodot wiederkehren. Die Neliden, die in einem Teil der ionischen Städte die Könige stellten, nennt er I 147 boshaft Καύκωνας Πυλίους, um ihnen den Makel nichtgriechischer Abkunft anzuheften, und IV 148 bezeichnet er Paroreaten und K. als Bewohner Triphyliens, die von den aus Lakonien einwandernden Minyern vertrieben werden. In das südliche Triphylien, nach Lepreon, setzt die K. Zenodot ἐν δευτέρῳ Ἐπιτομῶν bei Athen. X 412 A, vgl. Aelian. var. hist. I 24, wenn er Kaukon zum Vater des Lepreus macht. Kallimachos hymn. I 39 nennt Lepreon Καυκώνων πτολίεθρον. Dasselbe meint Apollodor bei Strab. VIII 345 (491, 21ff.), wenn er die K. östlich und südlich vom triphylischen Pylos ansetzt und wenn er Strab. 353 (502, 5). 355 (505, 14) zum Reiche Nestors neben Pisatis und Triphylien (= Pylos) das Land der K. rechnet. Dieselbe Ausdrucksweise bringt Artemidor bei Strab. VIII 337 (480, 5) wieder, der 345 (490, 26) die K. Lepreon und das südlich anschließende Gebiet von Kyparisseeis bewohnen läßt. Aus Artemidor scheint auch die Nachricht von einem Grab des Kaukon im Gebiet von Lepreon zu stammen bei Strab. VIII 345 (490, 29) wie bei Paus. V 5, 5f. Heberdey Reisen des Pausanias 68. Vielleicht geht auch die Zurückhaltung auf ihn zurück, mit der beide die Nachricht weitergeben; Pausanias bemerkt sogar ausdrücklich, daß er das Grab nicht gesehen habe. Pfister Reliquienkult im Altertum 284 wird dem Charakter der Überlieferung besser gerecht als Toepffer Attische Genealogie 216. 223. Auf Lepreon als Sitz der K. deutet auch die Überlieferung, die Kaukon unter die Söhne des Arkas rechnet (Schol. Hom. Od. III 366) oder des Lykaon (Apollod. III 97. Tzetz. zu Lyk. 481 (173, 23 Sch.); darin spiegeln sich die Versuche der Lepreaten, im Anschluß an Arkadien [66] sich der Eleer zu erwehren, Bursian Geogr. II 273, 1. Niese Genethliakon für Robert 16, 4. b) K. in Elis und West-Achaia. Da nach Apollodors Vorstellung die triphylischen K. am Wege von Pylos nach Sparta saßen, so folgerte er, daß Athene Hom. Od. III 366 von einem in der entgegengesetzten Richtung abgesondert wohnenden Volksteil gesprochen habe, Strab. VIII 345 (491, 20ff.). 342. Er hat deshalb mit besonderem Eifer alle erreichbaren Beweise für das Vorhandensein von K. im nordwestlichen Peloponnes gesammelt. Der Dichter Antimachos hat Dyme kaukonisch genannt, frg. 24 K. bei Tzetz. zu Lyk. 591 ὥσπερ Καυκωνίδα Δύμην ἐπραθέτην παίδεσσιν Ἐπειῶν ἀρχεύοντες, vgl. Apollod. bei Strab. VIII 387 (548, 20) ~ Steph. Byz. s. Δύμη (241, 19). Strab. VIII 342 (486, 20. 487, 5). Wie er das Beiwort verstanden hat, wissen wir nicht; Apollodor bei Strab. VIII 387 gibt zwei Deutungen dafür. Die einen nämlich erklärten es aus der Zugehörigkeit von Dyme zum Gebiet der K., die andern durch Beziehung auf den Fluß Kaukon (s. d.) im Gebiet von Dyme (so auch Steph. Byz.). Die Behauptung Apollodors bei Strab. VIII 345 (491, 11), Antimachos habe die Bewohner des ganzen Gebiets zwischen Messenien und Dyme bald Epeier, bald K. genannt, steht im Widerspruch mit den angeführten Versen; denn hier wird von einer Zerstörung des kaukonischen Dyme durch die Epeier gesprochen; vgl. frg. 23 K. Aristoteles (frg. 493 R.) scheint sich über die Wohnsitze dieser K. sehr unbestimmt geäußert zu haben. Strab. VIII 345 (491, 16) Ἀριστοτέλης δ’ ἐνταῦθα μάλιστα (πρὸς τῇ Δύμῃ κατὰ τὴν Βουπρασίδα καὶ τὴν κοίλην Ἦλιν) οἶδεν ἱδρυμένους αὐτούς. Mit aller Bestimmtheit hat Apollodor sich für diese Ansicht ausgesprochen, Strab. VIII 345 (491, 12). 342 (486, 23). 346 (492, 13). c) Eine dritte, von Apollodor bei Strab. VIII 345 (491, 9) erwähnte Ansicht weist den K. alles Land zwischen Messenien und Dyme zu, also das Gebiet von Elis in den Zeiten der größten Ausdehnung, im 5. und 4. Jhdt. d) In dem Bruchstück eines unbekannten Dichters Καύκων θ’ ἕλικας βόας erblickte Herodianos περὶ παθῶν II 218, 11 L. eine Entstellung von Καυκώνων (ἀποκοπῇ ἢ συγκοπῇ), Etym. Gud. 308, 26. Cramer An. Par. IV 55, 29. Etym. M. 1422 G ed. Gaisf.; vgl. Schneider Callimachea 728, 109. Bergk FLG III 703, 50.