16) Sohn des Suffeten Bomilkar (nach Appian. 20 Neffe Hannibals, schwerlich richtig), hervorragender General in Hannibals Hauptquartier, von diesem fast dauernd mit selbständigem Kommando betraut. Er tritt zuerst beim Rhoneübergang hervor, wo er durch seine Umgehung der Gallier die Überschreitung des Flusses ermöglichte (Polyb. III 42, 6-43, 9. Liv. XXI 27, 2. 28, 3; bei Zonar. VIII 23. 409 c-d wird auch an dieser Stelle Mago genannt). Bei Cannae kommandierte er den rechten Flügel (Polyb. III 114, 7; bei Appian. 20 ist es der linke); wenn Liv. XXII 46, 7 statt dessen Maharbal nennt, so rührt die Verwechslung wohl daher, weil hier die numidische Reiterei stand, mit der Maharbals Name gewöhnlich verknüpft ist. Später kommandierte H. in Bruttium und Lucanien; die Belagerung von Poetelia, die bei Liv. XXIII 30, 1 noch Himilkon leitet, wird bei Appian. Hann. 30 schon diesem H. zugeschrieben; Polyb. VII 1, 3 nennt überhaupt keinen Namen. Noch im J. 215 ward er von Tiberius Sempronius Longus bei Grumentum geschlagen und zum Rückzug auf Bruttium genötigt (Liv. XXIII 37, 10–12), wo er die aus Karthago anlangenden Verstärkungen aufnahm (Liv. XXIII 41, 10-12, wahrscheinlich waren es 4000 Numider, vgl. Liv. XXIII 13, 7–8).
[2358] Dann rückte er auf Hannibals Geheiß bis Nola vor, wo er die Nolaner vergeblich zum Abfall zu bringen suchte; darauf ward er vom Oberfeldherrn nach Bruttium zurückgesandt (Liv. XXIII 43, 6-44, 2). Hier gewann er Lokroi und Kroton (Liv. XXIV 1-2). Im folgenden Jahre (214) rückte er aus Bruttium gegen Samnium vor, angeblich mit 17 000 Mann Bruttiern und Lukaniern, sowie 2000 afrikanischen Reitern, ward aber bei Benevent von Tiberius Sempronius Gracchus vollkommen geschlagen, so daß nur 2000 entkommen sein sollen (Liv. XXIV 14-16. Zonar. IX 4. 424 b). Bald darauf brachte er seinerseits Gracchus in Lucanien eine schwere Niederlage bei (Liv. XXIV 20, 1) und besiegte im folgenden Jahr (213) Tiberius Pomponius Veientanus, den er auch gefangennahm (Liv. XXV 1-3). Während des J. 213 belagerte er die Burg von Tarent (Appian. Hann. 33), erhielt dann aber den Befehl, Capua zu verproviantieren. Er begab sich nach Benevent und ließ alles vorjährige Getreide zusammenbringen (c. 23, 5), um von dort aus Capua zu versorgen. In seiner Abwesenheit ward das Lager von dem Consul Q. Fulvius erstürmt und sein Heer vernichtet, so daß er nur mit wenigen Begleitern Bruttium erreichte (Liv. XXV 13-14). Nach Appian. 37 wäre es Hannibal selber gewesen, der bei Benevent stand; er sei aber auf H.s Ruf, der damals in Lucanien stand, dorthin gegangen, und nun sei in seiner Abwesenheit die Katastrophe erfolgt; doch beruht dies wahrscheinlich auf einer Verwechslung. In Bruttium gewann H. mit Mago dem Samniten zusammen Thurioi (Liv. XXV 15. Appian. Hann. 34), später kommandierte er in Metapontum, von wo er im Frühjahr 207 zu neuen Aushebungen nach Bruttium gesandt ward (Liv. XXVII 42). So die Laufbahn des tapferen Generals nach der annalistischen Überlieferung, in der es von Niederlagen wimmelt; man wird daher Varese (Cron. Rom. 240ff.) recht geben, wenn er annimmt, daß hier mehrfach Dubletten vorliegen, zu denen einmal die Namen der römischen Heerführer Ti. Sempronius Longus und Ti. Sempronius Gracchus, ein ander Mal geographische Bezeichnungen den Anlaß gegeben haben mögen. Da nach 207 H.s Name in Italien nicht mehr genannt wird, so ist es nicht ausgeschlossen, daß der tüchtige Offizier nach Karthago zurückging, zumal Hannibal, nach der Metaurusschlacht auf Bruttium beschränkt, ihn eher entbehren konnte. Dort erscheint bei Appian. Lib. 24 ein H., Sohn des Bomilkar, der nach dem nächtlichen Überfall Scipios auf Hasdrubal, Geskons Sohn, und Syphax (203) zum Oberbefehlshaber gewählt war. Er suchte Hasdrubal den Römern in die Hände zu spielen, was ihm freilich mißlang, verleumdete ihn aber mit Erfolg in Karthago (Appian. Lib. 29. 30). Ein Angriff, den er bald darauf mit Hamilkars Flotte zugleich auf Scipio vor Utica unternahm, ward abgeschlagen (Appian. Lib. 30); später wird er nicht mehr erwähnt.