RE:Cornelius 336
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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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P. C. Scipio Africanus (maior), cos. I 205, cos. II 194 v. Chr., Sieger von Zama | |||
Band IV,1 (1900) S. 1462–1471 | |||
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336) P. Cornelius P. f. L. n. Scipio (CIL I² p. 25 zum J. 560 und p. 134 zum gleichen Jahr) Africanus (maior).
Ämter und Würden: Trib. mil. 538 = 216 (Liv. XXII 53), aed. cur. 542 = 212 (Liv. XXV 2), cons. 549 = 205 (Liv. XXVIII 38, 6), cens. 555 = 199 (CIL I² p. 25),cons. II 560 = 194 (CIL I² p. 25); vgl. CIL I² p. 201 elog. 37. Er war vom J. 199 bis zu seinem Tode Princeps senatus während dreier Censurperioden (Liv. XXXIV 4, 3, vgl. XXXII 7. XXXVIII 28). Ausserdem gehörte er zur Priesterschaft der Salier, Polyb. XXI 13. Liv. XXXVII 33.Familie: Seine Gattin Aemilia (o. Bd. I S. 592 Nr. 179), die Schwester des Siegers von Pydna, gebar ihm 2 (3?) Söhne: P. (Liv. XL 42; dessen Grabschrift CIL VI 1288; vgl. Mommsen CIL I p. 19) und L. oder Cn. (Liv. XLI 27. Val. Max. III 5, 1, IV 5, 3), sofern Scipio nicht zwei Söhne, L. und Cn., gehabt hat (Mommsen CIL I p. 13), und zwei Töchter, deren ältere sich mit P. Cornelius Nasica verheiratete, deren jüngere die Mutter der Gracchen wurde (Liv. XXXVIII 57. CIL I² p. 201 nr. 39. Gell. n. a. XII 8).
Leben: Scipio hat in dem Griechen Polybios und in vielen seiner Landsmänner (Gell. n. a. VI 1) begeisterte Verehrer und Herolde seiner Thaten gefunden. Seine eigenartige Persönlichkeit verschaffte ihm bald den Ruf, als stehe er unter besonderem Schutze der Götter (Liv. XXVI 19f. = Cass. Dio frg. 57. 38), eine Auffassung, der sein eigenes Benehmen Vorschub leistete. Er berief sich auf göttliche Anweisungen, die er im Traume empfangen habe, und weilte täglich eine Zeit lang im Tempel des Iuppiter Capitolinus (Liv. XXVI 19). Polybios (X 2. 9) verwahrt seinen Helden gegen die Auffassung, als verdanke er seine Thaten göttlicher Mitwirkung, nicht seiner eigenen Tüchtigkeit. Die verstreut erzählten Charakterzüge des Scipio vereinigt Mommsen (R. G. I₈ 632f. zu einem einheitlichen Bilde; vgl. auch Ihne R. G. II² 323f. Unzweifelhaft hat sich früh um den persönlich sympathischen und in seinen Leistungen ungewöhnlichen Mann ein Sagenkranz von seiner Geburtsgeschichte bis zum Ende seines Lebens gewoben, der uns berechtigt, von einem Scipionenromane zu sprechen. Die Abgrenzung des geschichtlich Wahren von den dichterischen Zuthaten ist allerdings damit dem [1463] subjectiven Ermessen überlassen und wird sich mit der wünschenswerten Schärfe nicht ermöglichen lassen.
218–212: Jugend. Scipio ist zu der Zeit, da er zum erstenmale auftritt, im J. 218, nach der von Polyb. X 3 durch ὡς ἔοικεν eingeschränkten Angabe siebzehnjährig, nach anderer Angabe (Liv. XXVI 18, 7; vgl. Weissenborn-Müller zu Liv. XXI 46, 7) 18 Jahre alt, mithin etwa 235 geboren. Auf das gleiche Jahr führt die Angabe des Val. Max. III 7, 1, wonach er im 24. Lebensjahre stand, als er nach Spanien abgehen wollte. Etwas älter erscheint er nach Polyb. X 6, wonach er beim Beginne seiner Thätigkeit in Spanien, 211/210, im 27. Jahre steht. In der Schlacht am Ticinus (218) beteiligte er sich an der Rettung seines Vaters, des damaligen Consuls (Nr. 330), wurde auch von ihm öffentlich als sein Retter belobt (Polyb. X 3, 6), lehnte jedoch die corona civica als ihm nicht zustehend ab (Plin. n. h. XVI 14; vgl. Wölfflin Herm. XXIII 1888, 307–310. 479) und erkannte damit wohl das Verdienst eines ligurischen Sclaven (Liv. XXI 46, 10 nach Coelius) als grösser an. Unter den nach der Schlacht bei Cannae nach Canusium geflüchteten Römern befand sich auch der jugendliche Kriegstribun P. Scipio; ihm und dem Ap. Claudius Pulcher übertrug man, nachdem Scipio gegen den Plan, Italien zu verlassen und die römische Sache damit aufzugeben, heftig aufgetreten war, vorläufig den Oberbefehl, bis der Consul Varro, an den sie die Rettung dieses Truppenteiles gemeldet hatten, persönlich erschien und Anordnungen traf (Liv. XXII 53f. Cass. Dio frg. 57, 28). Im J. 212 wurde er Aedilis curulis (Liv. XXV 2); als seinen Amtsgenossen nennt Livius den M. Cornelius Cethegus. Auch dieses Ereignisses in seinem Leben hat sich die ausschmückende Erzählung bemächtigt. Livius berichtet von den Bedenken, die sich an die Jugend des Bewerbers knüpften, und von ihrer Beschwichtigung durch einen kecken Ausspruch des Scipio. Polybios (X 4f.) erzählt, wie er seinem älteren Bruder L. durch seine Anwesenheit zur Wahl zum Aedilen verholfen habe, stellt aber den Erfolg so dar, als sei P. zusammen mit seinem Bruder Aedil geworden, was, da bei Livius ausdrücklich der Namen des Mitaedilen des P. angegeben ist, als ein Versehen des Polybios erscheint, zumal da Polybios die Bewerbung und die Wahl beider Brüder in die Zeit des Beginnes der spanischen Unternehmungen des Vaters, also auf 217, verlegt.
211–206: Spanien. Nach dem Tode seines Vaters P. (Nr. 330) und seines Oheims Cn. (Nr. 345) in Spanien wurde Scipio vom Volke zum Proconsul mit dem Commando nach Spanien gewählt, 211 nach Liv. XXVI 18, 7, und begab sich im selben Jahre dorthin. Ist der Tod der beiden Scipionen erst 211 eingetreten (s. Nr. 345), so bleibt für die Meldung von ihrem Tode und für die Entsendung des Praetors Claudius, der Scipio ablösen soll, nicht genügend Zeit. Nach Livius Angabe – abweichende Datierung erwähnt Livius später (XXVII 7, 5) – sind die heiden Scipionen 212 gefallen, dann hat die Wahl im J. 211 stattgefunden. Auf 30 Schiffen fuhr Scipio mit 10 000 Soldaten und 1000 (?) Reitern bis nach Emporiae, marschierte nach Tarraco [1464] und von da zu den Winterlagern des Heeres. Hier liess er dem Marcius, der die Trümmer des Heeres bei dem Untergange der Scipionen gerettet hatte, alle Ehre widerfahren, ersetzte den Nero durch seinen Propraetor Silanus und wies den von ihm mitgebrachten Soldaten die Winterquartiere an. Er selbst kehrte nach Tarraco zurück, Liv. XXVI 19. Dem Silanus überliess er die Deckung dieses Teiles von Spanien und brach im Frühling 210 mit 25 000 Soldaten und 2500 Reitern gegen Neukarthago auf. Am siebenten Tage – doch vgl. Ihne R. G. II 325, 1 – kam er vor der Stadt an, gleichzeitig seine Flotte unter Führung des C. C. Laelius. Es gelang ihm, mit Benutzung der Ebbezeit von der Wasserseite her in die Stadt einzudringen. Dem Vorbilde seiner Verwandten folgend, behandelte er die spanischen Geiseln, die seine Kriegsgefangenen wurden, freundlich und schickte sie in ihre Heimat zurück, Polyb. X 9–17. 34. Liv. XLVI 41–49. Die Anordnungen, die er in Neukarthago traf, bedingten einigen Aufenthalt; dann kehrte Scipio nach Tarraco zurück, Liv. XXVI 51; die Siegesbotschaft brachte C. Laelius nach Rom, Liv. XXVII 7. Das Commando wurde ihm im Winter dieses Jahres auf unbestimmte Zeit verlängert, Liv. XXVII 7, 17; doch vgl. XXVII 18. Im J. 209 traf Scipio auf Hannibals Bruder Hasdrubal bei Baecula unweit des oberen Baetis und besiegte ihn in einer zweitägigen Schlacht. Von einer Verfolgung des nach Nordost abziehenden Gegners glaubte Scipio mit Rücksicht auf die beiden anderen noch im Felde stehenden karthagischen Heerführer absehen zu müssen. Die ihm von den Spaniern angebotene Königskrone lehnte er ab, Polyb. X 38–40. Liv. XXVII 18f. Cass. Dio frg. 57, 48. Sollte die Schlacht den Erfolg haben, den beabsichtigten Übergang Hasdrubals über die Pyrenäen zu verhindern, so ist dem Scipio diese Aufgabe misslungen. Immerhin auffallend ist es, dass Hasdrubal sich durch eine Niederlage den Weg nach Gallien eröffnete, wenngleich die Berufung auf die drohende Nähe der beiden andern feindlichen Heerführer bei Polyb. X 39 wie eine Rechtfertigung erscheinen mag. Dieses Bedenken hat Keller (Der zweite punische Krieg und seine Quellen 67–77) dahin geführt, auf Grund ähnlicher Züge in den Beschreibungen des Polybios und des Livius von dieser Schlacht bei Baecula und einer späteren, die nach Polybios bei Ilipa, nach Livius bei Baecula im J. 206 dem Hasdrubal, Gisgos Sohn, geliefert wurde, die erste Schlacht als eine Doublette zu betrachten, die zur Rechtfertigung dessen, dass Scipio seine Hauptaufgabe in Spanien nicht erfüllt hatte, in den Reihen seiner Parteigenossen erfunden worden sei. Danach sei also Hasdrubal, Hamilcars Sohn, nie bei Baecula von Scipio besiegt und ernstlich am Übergang über die Pyrenäen behindert worden. Appian (Ib. 25–27) kennt jedenfalls nur eine Schlacht in Baetica, die bei Carmo, in der Scipio den Hasdrubal, Gisgos Sohn, besiegte (Keller a. a. O. 61), an der auch, wie in der zweiten Schlacht bei Baecula (s. u.), Mago und Massinissa teilnahmen. Jedenfalls ist mit Hasdrubals Abzug die Aufgabe Scipios wesentlich kleiner geworden, so dass ihm der Senat im J. 208 die Abgabe von einer Reihe von Schiffen nach Sardinien zumuten [1465] konnte, Liv. XXVII 22. Die Nachricht von der Entsendung mehrerer Tausende nach Italien an M. Livius zur Hülfe gegen Hasdrubal beruht auf dem Zeugnis einiger von Liv. XXVII 38, 11 nicht namhaft gemachter Schriftsteller. Von seinem Hauptquartier in Tarraco aus unternahmen Scipio oder seine Unterfeldherrn in den J. 207 und 206 erfolgreiche Vorstösse gegen die karthagischen Feldherrn: Silanus besiegte den Mago in einer Schlacht in Keltiberien und nahm dabei den neuen Führer Hanno gefangen, L. Scipio, des P. Bruder, eroberte die Stadt Orongis (= Aurgi? CIL II p. 452); P. Scipio selbst siegte im J. 206 bei Ilipa (? nach Polyb. XI 20–24) oder bei Baecula (Liv. XXVIII 13–16) oder bei Carmo (Appian. Ib. 25. CIL II p. 188) über Hasdrubal, Gisgos Sohn, in dessen Heere Mago, Hannibals Bruder, und Massinissa kämpften. Hasdrubal verliess infolgedessen Spanien und fuhr nach Africa. Beim König Syphax soll er mit Scipio zusammengetroffen sein, der zuerst durch seinen Freund C. Laelius mit dem Könige hatte verhandeln lassen und dann auf des Königs Wunsch persönlich zum Abschlusse eines Bündnisses am Hofe erschienen sein soll, Polyb. XI 24. Liv. XXVIII 17f. Der Vorstoss gegen das letzte Bollwerk der karthagischen Macht, gegen Gades, wurde verzögert durch die Züchtigung dreier römerfeindlich gesinnter Städte, Castulo, Iliturgi und Astapa, alle drei im Gebiete des Baetis gelegen (Liv. XXVIII 19–23), durch den Kampf gegen die abtrünnigen Ilergetenhäuptlinge Mandonius und Indibilis (Polyb.: Andobales; Polyb. XI 31–33. Liv. XXVIII 31–34) und durch einen Soldatenaufstand im Lager bei Sucro, den Scipios Erkrankung hervorgerufen hatte und seine persönliche Anwesenheit wieder dämpfte (Polyb. XI 25–30. Liv. XXVIII 24-29). Endlich konnte Scipio dem vorausgeschickten Marcius folgen; in einer Unterredung gewann er den Massinissa für die römische Sache; Mago verliess Gades, und die Stadt ergab sich den Römern, Liv. XXVIII 35–37. Scipios Aufgabe in Spanien schien damit für den Augenblick gelöst; die Wettspiele, die Scipio schon vor dem Zuge nach Gades in Neukarthago veranstaltete (Liv. XXVIII 21), sollten wohl die bisherigen grossen Erfolge feiern. Die Stadt Italica besiedelte Scipio von neuem und gab ihr den Namen (Appian. Ib. 38). Das J. 206 neigte sich seinem Ende zu, und Scipio begab sich eilends zur Consulwahl nach Rom. Die Provinz überliess er der Fürsorge zweier seiner Feldherrn, Polyb. XI 33. Liv. XXVIII 38. Die Chronologie, der Livius folgt, giebt an verschiedenen Stellen zu Bedenken Anlass. Schon das Jahr der Übernahme des Commandos ist nicht sicher (s. o.), die erste Schlacht bei Baecula gegen Hasdrubal, Hamilcars Sohn, wäre nach Kellers Ansicht (s. o.) zu streichen, das J. 206 scheint mit Ereignissen überlastet (Weissenborn zu Liv. XXVIII 16, 14. Ihne R. G. II 371, 2). Eine befriedigende Lösung der Zeitfragen hat sich nach Beschaffenheit unserer Quellen bisher nicht gefunden. Als fester Punkt ist nur Scipios Abreise nach Rom in der zweiten Hälfte des J. 206 anzusehen. Über die Thätigkeit Scipios in Spanien vgl. Mommsen R. G. I⁸ 633–637. Ihne R. G. II 324–330. 349–351. 365 (hier namentlich die Charakteristik der Quellen) –376. [1466]
199–189: Italien, Africa, Asien. Im J. 194 wünschte Scipio als Consul, da der Krieg gegen Antiochus bevorstand, dass einer der beiden Consuln Makedonien als Provinz erhielte; der Senat jedoch bestimmte beiden Consuln Italien. So hatte Scipio wenig oder gar keine Gelegenheit zu kriegerischen Thaten – entweder hat er mit seinem Amtsgenossen gemeinsam in Oberitalien Krieg geführt oder ist gar in Rom geblieben – und hielt die Wahlcomitien für das kommende Jahr ab, Liv. XXXIV 43. 48. 54. Nach Plut, Cat. min. 11 soll Scipio dem Cato das Commando in Spanien haben abnehmen lassen und selbst dort kurze Zeit ohne besonderen Erfolg den Oberbefehl geführt haben; nach Nep. Cat. 2 hat Scipio [1469] seine dahin gehende Absicht beim Senate nicht durchzusetzen vermocht, womit die Notiz von der Auflösung des spanischen Heeres des Cato bei Livius (XXXIV 43) zu vereinigen wäre. Um einen Grenzstreit zwischen den Karthagern und Massinissa zu schlichten, ging Scipio im J. 193 mit zwei andern Gesandten nach Africa, hatte aber wohl den Auftrag, die strittige Frage offen zu lassen, und handelte danach, Liv. XXXIV 62. Ebenso soll Scipio nach Livius Quelle Acilius. und Claudius – die Nachricht findet sich auch bei Appian. Syr. 9f. – als Gesandter zu König Antiochus nach Ephesus gegangen sein, und dort soll das Gespräch mit Hannibal über den grössten Feldherrn stattgefunden haben, Liv. XXXV 14. Als im J. 190 sein Bruder L. mit C. Laelius Consul war, verschaffte P. Scipio, als der Senat zwischen den beiden Consuln schwankte – nach Cic. Phil. XI 17 erst, nachdem die Entscheidung schon gegen L. Scipio gefallen war – seinem Bruder das Commando gegen Antiochus durch das Anerbieten, selbst mit ins Feld zu ziehen; nach Cic. pro Mur. 32 ersuchte ihn sogar der Senat darum, seinen Bruder zu begleiten, Liv. XXXVII 1. Appian. Syr, 21. Vor seiner Abreise liess Scipio auf dem Capitol als Abschluss des vom Forum auf das Capitol führenden Weges einen Bogen erbauen, der mit zwei Pferden und sieben goldenen Bildsäulen geschmückt wurde und vor dem zwei marmorne Becken Aufstellung fanden, Liv. XXXVII 3. In Griechenland zog P. als Legat seines Bruders nach Amphissa voraus. Im Lager bei Amphissa wandten sich athenische Gesandte im Interesse der schwer bedrängten Aitoler an Scipio und hätten auch ihr Ziel erreicht, wenn nicht L. Scipio an seinen ungünstigeren Bedingungen festgehalten hätte; doch erwirkte ihnen Scipio einen sechsmonatlichen Waffenstillstand, Polyb. XXI 4. Liv. XXXVII 6f. Beim Übergange des Heeres von Europa nach Asien veranlasste die Rücksicht auf Scipios Stellung als Salius, der seinen jeweiligen Aufenthalt noch nicht verlassen durfte, eine Verlangsamung des Marsches, Polyb. XXI 13. Liv. XXXVII 33. Im Verlaufe des Feldzuges war Scipios Sohn – Appian. Syr. 29 verwechselt ihn mit Scipios Adoptivenkel – Gefangener des Antiochus geworden. Des Königs Gesandter Heraklides hatte den Auftrag, hieraus für günstige Friedensbedingungen Vorteil zu ziehen. Die Zumutungen, die Heraklides an Scipio stellte, auch die Bestechungsversuche wies Scipio ab. Als aber Scipio kurz darauf in Elaea unweit Pergamum an der kleinasiatischen Küste krank lag, schickte ihm Antiochus den Sohn zu. Zum Danke dafür soll Scipio dem Könige den Rat gegeben haben, nicht vor der Rückkehr Scipios ins Lager eine Schlacht zu wagen. Der Sinn dieses Rates ist nicht recht durchsichtig, Ihne R. G. III 123f. Antiochus befolgte ihn nicht, und so nahm Scipio an der Entscheidungsschlacht bei Magnesia nicht teil, sondern traf von Elaea aus erst nach der Schlacht mit seinem Bruder in Sardes wieder zusammen und beteiligte sich an den Friedensverhandlungen, Liv. XXXVII 34–37. 45. Appian. Syr. 29f. Polyb. XXI 15. Die Brüder kehrten zu Schiffe nach Brundisium und von dort nach Rom zurück.
188–183. Process. Tod Die letzten Lebensjahre [1470] Scipios sind ausgefüllt mit politischen Kämpfen mit der Partei des Cato und des Flamininus, die in den sog. Scipionenprocessen, Anklagen gegen L. und gegen P. Scipio, den Sieg über ihre Gegner davontrug und den P. Scipio dazu trieb, seiner Vaterstadt den Rücken zu kehren. Ausführlichen Bericht darüber giebt Livius (XXXVIII 50–56) aus der wenig verlässlichen Quelle des Valerius Antias, eine kürzere Darstellung enthält Appian (Syr. 40). Gelegentliche Erwähnungen finden sich bei Gell. IV 18. VI 19, bei Val. Max. III 7, 1 c. V 3, 2 d; bei Sen. cons. ad Pol. 33, 3. Eine eingehende Erörterung der Quellen, der Rechts-, Sach- und Zeitfragen giebt Mommsen Röm. Forsch. II 417-510 (vgl. Münzer u. S. 1475ff.), an dessen Darstellung (459–476) sich das Folgende anschliesst. Bei der Rechenschaftsforderung wegen der Ablieferung von Geldern nach dem Kriege gegen Antiochus, die, sachlich unberechtigt, sich nominell gegen L. Scipio richtete, aber zugleich ein Misstrauensvotum gegen beide Brüder enthielt, rechtfertigte P. seinen Bruder dadurch, dass er die Rechnungsbücher zwar holen liess, sie aber vor den Augen der Senatoren zerriss. Nun ging im J. 184 (Ihne R. G. IV 262: in den letzten Tagen des J. 185) der Trib. pleb. M. Naevius gegen P. Scipio wegen Bestechung von seiten des Antiochus vor. Im ersten Termine entzog ihm Scipio allerdings sein Publicum; es war der Jahrestag von Zama, und das Volk folgte Scipios Aufforderung, ihn zu einem Dankopfer auf das Capitol zu geleiten. Der Process erlitt dadurch jedoch keinen Aufschub. Vor dem Endtermine verliess P. Rom, sei es im Auftrage des Senates, der ihn nach Etrurien schickte, sei es, dass er auf eigene Veranlassung nach Liternum ging, wo ihm angeblich Gesundheitsrücksichten die Rückkehr nach der Hauptstadt verboten, so dass der Process vorläufig sistiert wurde. Seine Rückkehr nach Rom erfolgte, als sein Bruder, der nun ebenfalls vor Gericht gezogen und rechtskräftig verurteilt worden war, ins Gefängnis gebracht werden sollte, eine Massregel, gegen die der Tribun Sempronius Gracchus hindernd auftrat. Darauf verliess P. Scipio Rom und ging auf sein Landgut Liternum in Campanien. Dort starb er, nach der wahrscheinlichsten Angabe (Polyb. bei Liv. XXXIX 52) im J. 183 (dagegen Liv. a. a. O. Cic. Cat. m. 19), und ist auch nach seiner Verfügung dort begraben, Liv. XXXVIII 53. 56; dort will Seneca (ep. 86) seine Grabstätte gesehen haben. Die Nachricht, dass Scipio in Rom gestorben und begraben sei, ist wohl einem Schlusse aus dem Vorhandensein der Scipionengräber vor der Porta Capena (CIL VI 1288) entnommen; da fehlt aber die Inschrift für den Africanus maior. Die Wahrscheinlichkeit wird dadurch nicht gerade grösser, dass dort neben den beiden Bildsäulen des P. und L. auch die des Dichters Ennius gestanden (Liv. XXXVIII 56) oder dass Q. Terentius Culleo wiederum, wie bei Scipios Triumphe, als dankbarer Befreiter dem Sarge das Ehrengeleit gegeben haben soll. Von seinen Reden ist nichts auf die Nachwelt gekommen, Cic. de off. III 1; was später unter dem Namen des Scipio als Rede in seinem Processe ging, hat die Folgezeit bald als falsch erkannt. Liv. XXXVIII 56. Gell. IV 18; vgl. Meyer Orat. Rom. frg. 109 IV.
[Henze. ]
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336) Ehrendekret von Delos für Scipio Africanus Bull. hell. XVIII 271ff. Taf. XII = IG XI 4, 712 Taf. IV. Die angeblichen Porträtköpfe des Scipio werden jetzt richtiger als solche von Isispriestern angesehen (vgl. Dennison American [261] Journal of Archeol. IX 11–43. Hauser ebd. XII 56f. Wolters Münchner Jahrb. d. bildenden Kunst 1909, II 201f. Helbig Führer durch d. öffentl. Sammlungen in Rom³ I 463f.).
[Münzer. ]
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336) P. C. Scipio Africanus (maior), cos. I im J. 205, cos. II. im J. 194, Sieger von Zama im J. 202 v. Chr. (L) S III.
[Hans Gärtner. ]