Glisas. Γλίσας, Γλίσαντος war die Aussprache der Einwohner nach Dionysios (dem Sidonier nach Lentz Herodian. CLXVI; vgl. o. Bd. V S. 983); Γλῑσᾶς, Γλῑσᾶντος forderten die Aristarcheer für Il. II 504 (Schol. A Il. XII 20; Schol. BL Il. II 504; Steph. Byz.; Eustath. 269, 18: Choerob. Bekker Anecd. 1186; Ioann. Alex. 8, 17; Hesych.; Etym. M. = Herodian. I 50, 17. II 34. 36. 80, 6 Lentz). Die hsl. Überlieferung schwankt zwischen beiden Arten der Betonung und außerdem zwischen der Schreibung mit σ und σσ (J. Bekker Monatsber. Akad. Berl. 1860, 63). Nach G. verlegte das Epos Thebais-Epigonoi (Paus. IX 9, 5. Bethe Theban. Heldenlieder 117. 113, 9) den großen Sieg der Epigonen über die Thebaner (Hellanikos im Schol. Pind. Pyth. VIII 68. Paus. IX 5, 13. 8, 6. 9, 4. 19, 2. I 44, 4). Im Schiffskatalog wird es erwähnt (Il. II 504). Herodot nennt es (IX 43), um den in einem Orakel genannten Bach Thermodon zu lokalisieren. Bei Stat. Theb. VII 306 kommt es als eine kleine (exilis) Ortschaft vor, deren Einwohner Weinbau treiben. Nach Plutarch (amat. narrat. 4. 775 b) befand sich in G. ein Grab des Phokos, der von den 30 Freiern seiner Tochter erschlagen war. Zu Pausanias Zeiten lag es in Trümmern (IX 9, 2). Schon die Epigonensage setzt voraus, dass G. zu Theben gehört, ebenso die Erzählung bei Plut. 775 a; Strab. IX 412 (Apollodor) bestätigt es. Nach G. gelangt Pausanias (IX 18, 1. 19, 1–3), indem er bei Teumessos (heute Mesowúni) von der großen Straße nach Chalkis links abbiegt, um später dorthin zurückzukehren; und zwar liegt G. sieben Stadien entfernt am Berge Hypatos (heute Sagmatás). Damit stimmt im wesentlichen Strabon überein (IX 412 = Apollodoros; vgl. Schwartz o. Bd. I S. 2867, 52); auch er verlegt G. an das Hypatongebirge und in die Nähe von Teumessos; die Darstellung hat durch Kürzung gelitten (daraus Eustath. 269, 18). Am Hypaton entspringt endlich der Thermodon (heute Kalamítes) (Paus. IX 19, 3), der nach Herodotos zwischen Tanagra und G. fließt. Darnach hat zuerst Ross (Morgenblatt 1835 nr. 209; Abh. Akad. Münch. 1837 II 155; Wanderungen I 106) G. bei dem Dorfe Sirdschi (Σίρτζι) nachgewiesen; eine genauere Beschreibung gab Ulrichs Reisen und Forschungen II 27; ihm folgen Bursian Geogr. I 216 und Frazer Paus. V 60; zustimmend Welcker Tagebuch II 27. Vischer Erinnerungen 568. Zusammenfassend und ergänzend Lolling in den nur in zwei Exemplaren als Manuskript gedruckten Reisen in Griechenland 15. Leake (Northern Greece II 246) ist nicht nach Sirdschi gekommen; seine topographischen Aufstellungen für das ganze Gebiet sind irrig.
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Über dem baumreichen Dorfe Sirdschi erhebt sich ein Felshügel (Túrlesa, d. h. Rundhügel genannt), der von Süden und Westen allmählich ansteigt, während er im Norden und Osten durch einen tiefen Einschnitt von den höheren Bergen getrennt ist. Eine kleine Fläche auf dem Gipfel bildete die Akropolis. Von ihrer Nordmauer ist im Nordwesten ein Stück der Innenfassade freigelegt, und zwar im Westen eine rohere Mauer aus unregelmäßigen, wenig behauenen Blöcken, weiter östlich eine sorgfältig fundamentierte schöne Polygonalmauer, die etwa 50 cm weiter nach Norden liegt. Die Außenfassade ist an der Nordostecke erhalten, sonst abgestürzt. Die Spuren der Stadtmauer lassen sich den Abhang hinab weiter nach Nordwesten verfolgen. Von der unteren Abschlußmauer zogen sich zu Ulrichs Zeit noch in weiter Ausdehnung Reste aus großen polygonen Blöcken hin. Schon Lolling sah 1876/7 nur mehr einige große Blöcke; sie liegen östlich neben dem Brunnen, der sein Wasser von der Nordseite des Hügels her erhält. Rechts am Wege von Teumessos nach G. sah Pausanias (IX 19, 2) einen von Bäumen beschatteten Grabhügel, unter dem die Epigonen ihre Toten bestattet haben sollten, und an dem geraden Wege von Theben nach G., also weiter westlich, einen mit einer Mauer aus rohen Feldsteinen umschlossenen Platz (§ 3), der Ὄφεως κεφαλή hieß. Das Grab beschreibt Ulrichs (26) als einen hohen Tumulus, von den albanesischen Bauern Gomoráda genannt. Nach Lolling (14) ,liegt 8 Minuten vor dem Dorfe ein flacher runder Hügel von ungefähr 200 Schritt im Umfang; rings um den Fuß desselben läuft eine Einfassung aus rohen, zum Teil großen Steinblöcken; ein an der Südseite gelegener ist gegen 9' breit. Einige Steinreihen laufen von der Einfassungsmauer den Hügel hinan. Der obere Teil und wohl auch der ganze Hügel besteht aus vielen kleinen Steinen‘. Vgl. Frazer Paus. V 61 mit weiterer Literatur. Heute ist der Hügel ganz verschwunden. Ich besuchte G. am 16. April 1909.