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RE:Eustathios 18

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Erzbischof von Thessalonike, verfasst Homerkommentar und Lexikon
Band VI,1 (1907) S. 1452 (IA)–1489 (IA)
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18) Eustathios, Erzbischof von Thessalonike. Geboren in Konstantinopel und erzogen im Kloster S. Euphemia (vgl. Epist. 29, Opusc. ed. Tafel p. 337, 83), trat E. als Mönch in das Kloster S. Florus ein (Demetr. Chomaten. bei Leunclavius Ius graeco-rom. I 317), wurde Diakon an der Sophienkirche (διάκονος τῆς μεγάλης ἐκκλησίας) und bekleidete als solcher auch die Ämter eines Libellorum supplicum magister (ὁ ἐπὶ δεήσεων, vgl. Epist. 17, Opusc. p. 324) und des μαΐστωρ oder διδάσκαλος τῶν ῥητόρων (Demetr. Chomat. a. a. O.). In seiner Eigenschaft als ὁ ἐπὶ δεήσεων hielt er wohl die Rede zu Gunsten einer Bitte um Beseitigung des Wassermangels in Konstantinopel (Tafel De Thessalon. 433; die Überschrift dieser Rede lautet: Τοῦ μακαριωτάτου Θεσσαλονίκης, ὅτε ἐν διακόνοις ἦν καὶ διδάσκαλος τῶν ῥητόρων, δέησις εἰς τὸν βασιλέα κύριον Μανουὴλ τὸν Κομνηνόν, ὡς ἀπὸ τῆς πόλεως, [1453] ὅτε αὐτὴν αὐχμὸς ἐπίεζεν). Als μαΐστωρ τῶν ῥητόρων hatte er eine weitgehende Tätigkeit als Fest- und Gelegenheitsredner und zugleich als Lehrer der Grammatik und Rhetorik. Das Geburtsjahr des E. ist unbekannt. Er lebte im 12. Jhdt. zur Zeit der letzten Kaiser aus dem Hause der Komnenen, Johannes II. (1118–1148), Manuel I. (1148–1180), Alexios II. (1180–1183), Andronikos I. (1185–1185), und des ersten Kaisers aus dem Hause Angelos, Isaak II. (1185–1195). Hochangesehen beim Kaiser Manuel I. Komnenos, den er schon bei seinem Regierungsantritt durch eine Rede begrüßen durfte (Tafel De Thessal. 403) und mit dem er, wie viele Briefe an den Kaiser zeigen, sehr befreundet war, wurde E. im J. 1174 zum Erzbischof von Myra in Lykien designiert (in dieser Zeit hielt er die von Tafel De Thessalon. p. 401 edierte Rede an den Kaiser). Noch bevor er aber dieses Amt antrat, ernannte ihn der Kaiser zum Erzbischof von Thessalonike (1175). In dieser Stellung hat E. ca. 20 Jahre lang eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet und insbesondere auch der eingerissenen Sitten- und Charakterlosigkeit des Klerus zu steuern gesucht. Anfangs wurde er stark angefeindet, und es scheint, daß er für einige Zeit die Stadt verlassen mußte. In dieser Zeit ist vermutlich der Brief an die Bewohner von Thossalonike (Opusc. p. 158ff.) geschrieben. Auch die Schrift, in der er sich gegen den Vorwurf der Unversöhnlichkeit verteidigt (Opusc. p. 98ff.), bezieht sich wohl auf diese Mißhelligkeiten. Als im J. 1185 im Kriege mit den Normannen Thessalonike belagert und eingenommen wurde, hielt E. in der furchtbar heimgesuchten Stadt tapfer aus und stand den Bewohnern in ihrem Unglück treu zur Seite, indem er sie durch sein Beispiel ermunterte, die Leiden zu ertragen, und zur Linderung der Not alles tat, was in seinen Kräften stand; gestützt auf seine Stellung und sein Ansehen suchte er auch auf die feindlichen Anführer einzuwirken, daß sie den argen Greueln der plündernden Soldaten Einhalt taten, was ihm auch teilweise gelang. Auch das Todesjahr des E. steht nicht fest. Im J. 1192 hielt er noch eine Rede an den Kaiser Isaak II. Angelos. Er muß ein hohes Alter erreicht haben; denn schon im J. 1174 als designierter Erzbischof von Myra bezeichnet er sich als einen Greis, der schon zitternd spreche (νῦν τῷ γήρᾳ τρομαλέα φθεγγόμενος Tafel De Thessalon. p. 403), und in der fast zwölf Jahre später (1186) vorfaßten Geschichte der Einnahme Thessalonikes nennt er sich wiederum einen schwachen Greis (γέροντι μικροψύχῳ Opusc. p. 270, 10) und spricht an einer andern Stelle von seinem hohen Alter (τὸ βαθὺ γῆρας p. 305, 04). Bei seinem Tode herrschte allgemeine Trauer. Zwei ihm befreundete Würdenträger, Michael Akominatos, Metropolit von Athen, und Euthymios, Metropolit von Neopatras in Thessalien, hielten enkomiastische Gedächtnisreden auf ihn, die noch erhalten sind (Tafel De Thessal. p. 368–392. 304–400).

Über die Persönlichkeit des E. sind wir erst genauer unterrichtet, seitdem durch Tafels Ausgabe der Opuscula (1832) eine Anzahl kleiner Schriften (Reden, Abhandlungen und Briefe) von ihm bekannt geworden ist. Vorher kannte man [1454] von E. nur die Kommentare zu Homer und zu Dionysios Periegetes, die ihn uns als gelehrten Grammatiker zeigen. In den kleinen Schriften tritt uns E. als eine bedeutende und unter seinen Zeitgenossen hervorragende Persönlichkeit entgegen, als ein Mann, der nur durch eigene Tüchtigkeit zu der hohen Stellung und dem großen Ansehen gelangt ist. Denn mit der feinen Bildung und umfassenden Gelehrsamkeit, die ihm am meisten seine Berühmtheit verschaffte, verband sich bei ihm charaktervolles Wesen und wirkliche Frömmigkeit. Michael Akominatos und Euthymios rühmen in überschwenglichen Worten seine hinreißende Beredsamkeit und seine auf die Schüler begeisternd wirkende Lehrtätigkeit. Nach den Worten des Euthymios war sein Haus in Konstantinopel geradezu ein Μουσεῖον für die studierende Jugend, ähnlich der Akademie, der Stoa und dem Peripatos in Athen. Er darf wohl der größte Gelehrte seiner Zeit genannt werden, er war ein Kenner der altgriechischen Literatur, soweit sie damals noch vorhanden war, wie kein anderer. Seine große Belesenheit zeigt sich überall, seine Schriften sind voll von Zitaten und Sentenzen aus den alten Schriftstellern; selbst in den geistlichen Reden finden sich neben Zitaten aus den biblischen Schriften häufig Floskeln aus Homer, aus der griechischen Tragödie und Komödie, sowie altgriechische Sprichwörter eingestreut. Der Kreis der Schriftsteller, die E. zum Schmuck der Rede in seinen Schriften gern benutzt, ist ein sehr großer. Aus eigener Lektüre kennt und verwendet er von Epikern (außer Homer) Hesiod, Apollonios Rhodios, Arat, Nikander, Oppian, Nonnos, Quintus Smyrnaeus, ferner Pindar, die drei großen Tragiker, Aristophanes, Lykophron, Theokrit, Kallimachos, von Rednern besonders Isokrates und Demosthenes, von Historikern Herodot, Thukydides, Xenophon, Polybios, Arrian, die Philosophen Platon, Aristoteles, Theophrast, von späteren Schriftstellern Plutarch, Lukian, Aelian, Iulian, Libanios. Der Stil in den Reden und Briefen ist, wie in jener Zeit allgemein, sehr gekünstelt und schwülstig; durch die Häufung von gesuchten Ausdrücken und seltsamen Wortzusammensetzungen ist der Sinn oft dunkel und rätselhaft; durch die überreiche Fülle von byzantinischer Schmeichelei und Lobhudelei sind die meisten Reden und Briefe für unsern Geschmack unerträglich. Aber es zeigt sich auch in seinen Schriften, besonders in den Reden an das Volk und an die Kleriker, eine fromme, milde und humane Gesinnung, die für den Verfasser einnimmt. Wie ernst er es mit seinem Beruf als geistlicher Führer nahm, tritt besonders deutlich hervor in der eindringlichen Art, wie er die Unbildung, Heuchelei und Sittenverderbnis seiner Zeit bekämpft. Vgl. im allgemeinen Krumbacher Gesch. d. byz. Liter.² 536ff.

Die Schriften des E. zerfallen naturgemäß in zwei Klassen, da die gelehrten Kommentare nach Form und Inhalt sich von den übrigen Schriften scharf unterscheiden. Die Kommentare zu antiken Schriftstellern fallen auch der Zeit nach früher als die meisten übrigen Schriften, sie sind von E. vor Übernahme der erzbischöflichen Würde (1175) verfaßt. Zuerst scheint E. den Kommentar zu Pindar geschrieben zu haben, denn er zitiert [1455] ihn im Kommentar zu Dionysios Periegetes und in den Homerkommentaren. Dann folgte der Kommentar zu Dionysios Periegetes, dieser ist aber später überarbeitet, denn es wird darin auch auf die Homerkommentare verwiesen. Von den beiden Kommentaren zu Homer ist der zur Ilias der frühere, der zur Odyssee der spätere. Aber in beiden finden sich spätere Nachträge, und im Iliaskommentar wird oft auf den Odysseekommentar verwiesen, wenn auch nicht so häufig wie umgekehrt, vgl. F. Kuhn in den Commentationes in honor. Guil. Studemund (Argent. 1889) 249ff. Die übrigen Schriften stammen teils aus der Zeit seines Diakonats in Konstantinopel teils aus der Zeit nach Antritt des Episkopats in Thessalonike.

I. Die Kommentare zu alten Schriftstellern.

1. Pindar

1. Auf einen von ihm verfaßten Kommentar zu Pindar verweist E. mit Worten wie ὡς ἐν τοῖς τοῦ Πινδάρου δεδήλωται u. ä. einmal im Kommentar zu Dionys. Perieg. v. 211 und mehrmals in den Kommentaren zu Homer: p. 338, 19. 346, 5. 406, 7. 882, 37. 1684, 25. Erhalten ist uns nur die Einleitung zu diesem Kommentar (πρόλογος τῶν Πινδαρικῶν παρεκβολῶν). Sie besteht aus zwei Teilen: im ersten Teil handelt E. über den Charakter der Poesie Pindars, über die Erhabenheit seines Stils, über seine Dunkelheit, über die Digressionen in seinen Gedichten, über seine aus aeolischen und dorischen Elementen gemischte Sprache. Die meisten Zitate und Belege für seine Charakteristik entnimmt E. den erhaltenen Epinikien, er bringt aber auch einige Beispiele, die sich in diesen nicht finden. Ob indessen daraus zu schließen ist, daß er von Pindar noch mehr gelesen hat als wir, darf bezweifelt werden. Im zweiten Teil gibt E. einen Lebensabriß Pindars, der im ganzen mit den übrigen βίοι Πινδάρου übereinstimmt und wie diese in den wesentlichsten Angaben wohl auf Plutarchs verlorene Schrift über Pindar zurückgeht (E. nennt im Anfang Plutarch ausdrücklich). Am Schluß handelt E. noch kurz über den Ursprung des olympischen ἀγών, über die Zusammensetzung des πένταθλον und über die strophische Gliederung der Pindarischen Gedichte. Herausgegeben aus Cod. Basil. Α III 20 von G. L. F. Tafel in Eustathii Opuscula (Francof. ad Moen. 1832) p. 53–61 und besonders von F. W. Schneidewin Eustathii prooemium commentariorum Pindaricorum, Gottingae 1837.

2. Dionysios Periegetes

2. Der Kommentar zu Dionysios Periegetes, in den Hss. betitelt Παρεκβολαὶ oder Ὑπομνήματα oder Ἐξήγησις εἰς Διονύσιον τὸν Περιηγητήν. Voraus geht eine Einleitung in Form eines Widmungsbriefes an seinen Freund und ehemaligen Schüler Iohannes Dukas: Πρὸς τὸν πανσέβαστον Δούκαν κύριον Ἰωάννην, τὸν υἱὸν τοῦ πανσεβάστου σεβαστοῦ καὶ μεγάλου δρουγγαρίου κυρίου Ἀνδρονίκου τοῦ Καματηροῦ, Εὐσταθίου διακόνου ἐπὶ τῶν δεήσεων καὶ μαΐστορος τῶν ῥητόρων, τοῦ καὶ ὕστερον γεγονότος ἀρχιεπισκόπου Θεσσαλονίκης, ἐπιστολὴ ἐπὶ ταῖς Διονυσίου τοῦ Περιηγητοῦ παρεκβολαῖς. Es ist derselbe Iohannes Dukas, vor dem als Abgesandten des Kaisers Manuel in Thessalonike E. eine Rede hielt (Fontes rerum Byzant. I 1 p. 16–24). Die Einleitung [1456] ist wie der ganze Kommentar sehr weitschweifig, es finden sich nur ein paar gelehrte Bemerkungen darin, über den Begriff der περιήγησις und den Unterschied von γεωγραφία und χωρογραφία, über die Vorgänger und über Leben und Schriften des Dionysios; sie sind offenbar, wie ihre Einführung mit φασί oder κατὰ τοὺς παλαιούς zeigt, nicht Eigentum des E., sondern aus den alten Scholien entlehnt, sie finden sich auch, wiewohl in verkürzter Gestalt, in den erhaltenen Scholien. Im Kommentar selbst beginnt E. gewöhnlich mit einer Paraphrase und kurzen Erläuterung der Worte des Dichters, dann aber benutzt er die Dichtung des Dionysios dazu, alle seine geographischen Kenntnisse auszubreiten. Der Kommentar besteht zum größten Teil in lose aneinandergereihten Exzerpten aus den geographischen und historischen Quellen, die ihm zu Gebote standen. Die alten Scholien zu Dionys. Perieg., die er gleichfalls verwertet, haben ihm hier und da noch in besserer Gestalt vorgelegen, als sie in den Dionysios-Hss. erhalten sind. Aus den alten Scholien stammen z. Β. seine Bemerkungen zu v. 48 (mit den Worten οἱ δὲ παλαιοὶ συμφωνίαν κτλ. sind die alten Scholiasten gemeint); vgl. das verkürzte Scholion zu v. 43 bei Müller Geogr. gr. min. II p. 433 b 13 adnot. Was E. zu v. 687 unter Nennung des Historikers Charax (frg. 15 Müller) berichtet, findet sich auch in den Scholien. Daher wird auch aus den Scholien stammen, was E. zu v. 689 aus Charax (frg. 14) anführt. Vgl. auch E. zu v. 209 und Schol. zu v. 210. Zu v. 492 zitiert er zweimal ausdrücklich die alten Scholien: … ὡς οἱ σχολιασταὶ λέγουσι und τὰ δὲ παλαιὰ σχόλια … ἐμφαίνουσιν. Beide Angaben fehlen in den erhaltenen Scholien. Die Bemerkung über Νήρικος samt der Erwähnung des Grammatikers Luperkos stammt übrigens aus Stephanos von Byzanz s. Νήρικος. Die Zitate aus den Quellen, die E. selbst zur Erläuterung heranzieht, werden meistens sorgfältig mit dem Namen des Schriftstellers eingeführt, häufig aber verschweigt er seine Quelle oder er bezeichnet sie nur mit allgemeinen Wendungen wie φασί, ὥς φασιν οἱ παλαιοί, οἱ δέ φασι, ἄλλοι δέ φασι u. ä. Bisweilen führt E. die Bemerkung des betreffenden Schriftstellers wörtlich (ῥητῶς) an, gewöhnlich aber gibt er sie verkürzt mit eigenen Worten wieder, wobei nicht selten Ungenauigkeiten und arge Mißverständnisse vorkommen. Die am meisten exzerpierten und zitierten Quellen sind Strabon (ὁ γεωγράφος), Stephanos von Byzanz (ὁ τὰ ἐθνικὰ γράψας), die Historiker Herodot, Xenophon (Anabasis) und Arrian. Vereinzelt finden sich Zitate aus Aristoteles (hist. an.), Arat, Diodor von Sizilien, Plutarch, Ptolemaios (γεωγραφικὴ ὑφήγησις), Athenaios (ὁ δειπνοσοφιστής), Iulianos, Hermeias ὁ Πλατωνικός (Kommentar zu Platons Phaidros), Theophylaktos Simokattes. Einige Zitate hat E. aus Steph. Byz. übernommen; z. Β. werden zu v. 321 Hekataios und Polybios ἐν ἑβδόμῳ zitiert, beide nach Steph. Byz. s. Ὤρικος. Für den Text der exzerpierten Schriftsteller sind die Zitate bei E. teilweise von Nutzen. Der Text des Strabon läßt sich an einigen Stellen aus den Exzerpten bei E. verbessern. Besonderen Wert hat der Kommentar in dieser Beziehung insofern, als E. eine [1457] Hs. des Strabon benutzte, die die Lücke im 7. Buche der Γεωγραφικά noch nicht hatte. Die zu v. 298 p. 268, 44 Müll. angeführten Worte (φησὶ δὲ ὁ αὐτὸς γεωγράφος κτλ.), die sich sonst bei Strabon nicht nachweisen lassen, standen wahrscheinlich, wie C. Müller vermutet hat, in dem verlorenen Schluß des 7. Buches; ebenso dienen einige andere Stellen zur Ergänzung der in der Epitome überlieferten Fragmente des 7. Buches. Vgl. R. Kunze Rh. Mus. LVX 333ff. LVII 437ff. Ebenso wertvoll sind einige Exzerpte aus Stephanos von Byzanz. Daß E. von den Ἐθνικά des Steph. Byz. eine Hs. benutzte, die vielfach besser und reichhaltiger war als die erhaltene Epitome, ist längst bemerkt (Näheres darüber s. u. am Ende des Abschnitts über die Quellen der Homerkommentare). Zu v. 376, wo er, ohne seine Quelle zu nennen, Steph. Byz. s. Τάρας ausschreibt, bietet er über den aus Tarent stammenden Arzt Ikkos mehr als der Artikel der Epitome. Zu v. 787 gibt E. unter Berufung auf Steph. Byz. eine längere Bemerkung über den Accent von Μαριάνδυνος, in der Epitome s. Μαριανδυνία finden sich bloß die Worte τὸ ἐθνικὸν Μαριάνδυνος βαρυτόνως. Vgl. auch E. zu V. 11 und Steph. Byz. s. Κάνωπος; Ε. zu v. 78 und Steph. Byz. s. Αὔσων; E. zu v. 215 und Steph. Byz. s. Γαιτοῦλοι u. a. Von Arrian exzerpierte E. für den Dionyskommentar nicht nur die Anabasis, sondern auch die Βιθυνιακά, die also zu seiner Zeit noch vorhanden waren. Die meisten Bruchstücke dieses Werkes finden sich bei E. (vgl. Müller FHG III 592ff.); es sind teils wörtliche Exzerpte, teils ziemlich ausführliche Referate. Ob ihm aber auch noch andere verlorene Werke des Arrian, wie die Παρθικά oder Τὰ μετὰ Ἀλέξανδρον, vorgelegen haben (vgl. Müller FHG III 589. 600), ist sehr zweifelhaft; die in Frage kommenden Bruchstücke können auch in den Βιθυνιακά gestanden haben. Auch von Aelian las E. noch eine nicht mehr erhaltene Schrift περὶ προνοίας, er zitiert sie zu v. 453 ausdrücklich (Αἰλιανὸς δὲ ἐν τοῖς περὶ προνοίας φησίν) für eine Notiz über Heiligtümer in Gadeira (frg. 19 Hercher). Aus derselben Schrift stammen wohl auch die beiden anderen Zitate zu v. 492 (= frg. 146) und zu v. 1184. Ältere grammatische Literatur benutzte E. in diesem Kommentar wenig. Ein paarmal wird Herodian zitiert, und zwar dreimal Ἡρωδιανὸς ἐν τῇ καθόλου προσῳδίᾳ, zu v. 504. 533. 1140, einmal Ἡρωδιανὸς ἐν τῷ περὶ παθῶν zu v. 859, einmal ohne Buchtitel zu v. 566 (Lentz Herodian. II 857, 5). Es ist nicht unmöglich, daß E. die Zitate aus der Καθολικὴ Προσῳδία und aus dem Werke περὶ παθῶν aus seiner Hs. des Steph. Byz. übernommen hat, die auch an diesen Stellen mehr enthalten haben muß als die Epitome; vgl. E. zu v. 504 mit Steph. Byz. s. Χελιδόνιοι, E. zu v. 533 mit Steph. Byz. s. Καῦνος, Ε. zu v. 859 mit Steph. Byz. s. Τελμησσός. Die in den Homerkommentaren stark benutzten Atticisten Aelius Dionysius und Pausanias werden hier nur je einmal angeführt: Αἴλιος Διονύσιος ἐν τῷ περὶ Ἀττικῶν λέξεων zu v. 912 über das Wort φιλύρα, Παυσανίας οὗ τὸ Ἀττικὸν λεξικόν zu V. 525 über ἀμοργός, ἀμοργίς, ἀμόργινα. Ein lateinisches Lexikon erwähnt E. zu v. 384: ἰστέον δὲ ὅτι ἐν λατινικῷ λεξικῷ εὕρηται [1458] ὅτι Λιβυρνίδες νῆες αἱ μακραί. Herausgegeben wurde der Dionyskommentar, der in zahlreichen Hss. zusammen mit dem Gedicht des Dionysios überliefert ist, in den Ausgaben der Periegesis von Rob. Stephanus Paris 1547; von B. Bertrand Basil. 1556; von H. Stephanus Paris 1577; von J. Hudson in den Geographiae veteris scriptores graeci minores T. IV, Oxon. 1712; am besten von G. Bernhardy (Geograph. gr. minores T. I) Leipzig 1828 und mit Benutzung von Bernhardys Apparat von C. Müller Geogr. graeci minores T. II, Paris 1862.

3. Homer

3. Die Kommentare zu Homer (Παρεκβολαὶ εἰς τὴν Ὁμήρου Ἰλιάδα–Ὀδυσσείαν). Die Homerischen Gedichte sind, wie Ε. in der Vorrede zum Iliaskommentar ausführt, eine wahre Schatzkammer aller profanen Weisheit, ebenso nützlich für den Dichter wie für den Rhetor und Philosophen und Historiker und Grammatiker. E. will daher nach allen Richtungen hin, nach der ästhetischen, rhetorischen, ethischen, mythologischen, historischen und geographischen, grammatischen, die Homerischen Gedichte für die bildungsbedürftige Jugend erläutern. Diesem Vorhaben entspricht der Inhalt der umfangreichen Kommentare zu Ilias und Odyssee wirklich. E. hat in ihnen eine Fülle von Gelehrsamkeit aufgespeichert und aus allen möglichen Quellen ein ungeheures Material zusammengetragen, das uns den Umfang seiner Kenntnis der altgriechischen Literatur deutlich erkennen läßt. Wie der Dionyskommentar, so enthalten auch die Homerkommentare wenig eigenes von E., den meisten Raum nehmen die massenhaften mechanisch aneinander gefügten Auszüge ein, darunter zahlreiche Bruchstücke aus gelehrten Werken, die selbst verloren gegangen sind. Seine eigenen Erläuterungen der einzelnen Verse des Homertextes, die gewöhnlich in einer einfachen Paraphrase bestehen, sind unbedeutend. In der Erklärung der Mythen bedient er sich, wie die meisten Byzantiner, der allegorischen Deutungsweise; Aristarch wird ernstlich von ihm getadelt, weil er von allegorischer Erklärung der Homerischen Gedichte nichts wissen wollte. Von sehr geringem Werte sind die Kommentare auch für den Text und die Textkritik der Homerischen Gedichte. Seine Hs. hatte den Vulgattext (La Roche Hom. Textkrit. 153ff. M. Neumann Jahrb. f. Philol. Suppl. XX 143ff.). In der Erklärung der Textworte bevorzugt E. die grammatisch-technischen Dinge, die Etymologie, die Accentuierung und Orthographie, die Wortbedeutung. Viel weniger Interesse hat er für die Fragen der Textkritik; daher finden wir gerade Scholien dieser Art bei ihm häufig stark gekürzt; auch Athetesen erwähnt er verhältnismäßig selten. Der eigentliche Wert der Kommentare besteht in den Exzerpten aus alten Erklärungsschriften und andern guten Quellen. Die Exzerpte würden aber viel größeren Wert haben, wenn E. in der Benutzung seiner Quellen sorgfältiger und gleichmäßiger und weniger flüchtig gewesen wäre. E. nennt zwar häufig die Verfasser der exzerpierten Schriften, aber ebenso oft unterläßt er es, die benutzte Quelle genau zu bezeichnen, und gebraucht dafür allgemeine Wendungen wie φασί, φασὶν οἱ παλαιοί, κατὰ τοὺς παλαιούς, δηλοῖ ὁ εἰπών oder ὁ γράψας u. dgl. [1459] Diese Wendungen können die verschiedensten Quellen und die verschiedensten Schriftsteller bedeuten; die Meinung, daß diese Ausdrücke vorzugsweise alte Scholien bezeichnen, die E. benutzte (La Roche Hom. Textkr. 163ff. 167), ist ebenso irrig wie eine andere, die sie hauptsächlich auf alte Lexika beziehen will. In manchen Exzerpten teilt E. den genauen Wortlaut der von ihm benutzten Quelle mit, in vielen andern aber sind die Worte der zitierten Schriftsteller in nachlässiger Weise von ihm verkürzt und ihre Ansichten nicht selten ganz verkehrt wiedergegeben. Vgl. in betreff der Notizen über Homerische Textkritik die Beispiele bei Lehrs Aristarch.³ 34. La Roche Hom. Textkr. 165ff. M. Neumann Jahrb. Suppl. XX 183ff. E. stand früher wegen der gelehrten Homerkommentare in großem Ansehen, aber er wurde stark überschätzt, weil man vieles, was alte Gelehrsamkeit verriet, nur bei ihm fand. Wenn man den bei weitem nicht vollständigen Hudsonschen Index auctorum ab Eustathio citatorum (bei Fabricius-Harles Biblioth. Gr. I 457ff.) ansieht, möchte man zunächst glauben, daß E. von alter Literatur noch viel mehr gehabt hat als wir. Aber schon Valckenaer (Opusc. I 337f.) ist dieser Ansicht entgegengetreten und hat in kurzer Worten treffend darauf hingewiesen, daß E. die große Masse seiner gelehrten Zitate nicht eigener Kenntnis und eigener Lektüre verdankt, sondern wenigen sekundären Quellen entlehnt hat. Vor den Hunderten von Schriftstellern, die E. zitiert, sagt Valckenaer, hat er die wenigsten selbst gelesen, außer grammatischen Schriften hat er [fast] nichts gehabt, was nicht auf uns gekommen ist; E. zitiert außer Aristophanes eine Menge Komiker, in Wirklichkeit aber hat er keine Komödie [auch keine Tragödie] gelesen, die nicht mehr vorhanden ist. Valckenaer macht dann die hauptsächlichsten Quellen (Athenaios, Herodot, Strabon, Steph. Byz., alte Scholien, Lexika usw.) namhaft, aus denen E. sein Wissen geschöpft hat. So urteilte Valckenaer. Nachdem aber die wertvollen Scholien zu Homer, insbesondere die Iliasscholien des Venetus A. veröffentlicht waren, stellte es sich deutlich heraus, daß Ε. als Homererklärer nicht viel zu bedeuten habe; es zeigte sich, daß wir über die Homerische Textkritik im Altertum und über die Leistungen der alexandrinischen Grammatiker für die Erklärung der Homerischen Gedichte durch die neuen Scholien-Sammlungen im ganzen besser unterrichtet werden als durch die dickleibigen Kommentare des E. Für die Kritik und Exegese der Ilias ist E. durch die Scholien stark in den Schatten gestellt und nur an manchen Stellen heranzuziehen, wo diese uns im Stich lassen; für die Odyssee, wo die Scholien nicht so reichhaltig sind, behält E. neben diesen einen gewissen Wert. Vornehmlich besteht die Bedeutung seiner Homerkommentare jetzt in den Auszügen aus anderen verlorenen Schriften. Eine gründliche und vollständige Arbeit über sämtliche von E. benutzten Quellen gibt es noch nicht (was La Roche Hom. Textkr. 172ff. über die außer den Scholien benutzten Schriften bemerkt, ist völlig ungenügend und zeigt große Unkenntnis in diesen Dingen). Durch den Mangel einer guten Ausgabe der Homerkommentare [1460] wird die Quellenuntersuchung sehr erschwert. Das anzustrebende Ziel ist eine neue Ausgabe, in der für alle Exzerpte (auch die nicht genauer bezeichneten) die Quellen angegeben und die nötigen Parallelstellen verwandter Schriften angeführt werden müssen. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, einen Überblick über die direkten Quellen des E. zu geben. Es lassen sich darin vier Gruppen unterscheiden: 1. Scholien; 2. technische Grammatiker; 3. Lexikographen und andere Grammatiker; 4. Historiker und Geographen.

A. Scholien

A. Scholien. Als Grundlage für seine Auslegung der Homerischen Gedichte benutzte E. naturgemäß alte Homerscholien. Von den Erklärungsschriften der alten Grammatiker aus der alexandrinischen und früheren Kaiserzeit hat ihm keine einzige mehr vorgelegen, alle Exzerpte, in denen diese zitiert werden, verdankt er (bis auf einige, die aus Athenaios oder Strabon oder Steph. Byz. stammen) einer Homer-Hs. mit Scholien von ganz ähnlicher Art, wie sie uns heute noch vorliegen. Was er daraus exzerpiert, führt er gewöhnlich mit den oben erwähnten allgemeinen Wendungen φασί usw. ein. Bisweilen (im Iliaskommentar an 26 Stellen) gebraucht er Ausdrücke wie τὰ (παλαιὰ) σχόλια oder οἱ (παλαιοὶ) σχολιασταὶ γράφουσιν, ἐν τοῖς (παλαιοῖς) σχολίοις φέρεται, einmal auch (p. 948, 58) ὁ σχολιαστής, ferner φασὶν οἱ ὑπομνηματισταί, ἐν παλαιοῖς ὑπομνήμασι φέρεται u. ä. Es fragt sich, ob Ε. nur ein Scholienexemplar benutzt hat oder mehrere. Was zunächst den Kommentar zur Ilias betrifft, so beruft sich E. in diesem häufig (an 60 Stellen) auf eine von Apion und Herodoros herausgegebene Sammlung von Scholien. Er erwähnt sie zuerst p. 28, 2 mit den Worten Ἂπίων καὶ Ἡρόδωρος, ὧν βιβλίον εἰς τὰ τοῦ Ὁμήρου φέρεται, ähnlich p. 47, 13 ἐν τοῖς Ἀπίωνος καὶ Ἡροδώρου εἰς Ὅμηρον ὑπομνήμασιν. Dasselbe Werk ist gemeint an einigen Stellen, wo bloß Apion genannt ist: p. 622, 41. 659, 28. 757, 23. 763, 9. 792, 15, oder bloß Herodor: p. 407, 42. 809, 3. Die gewöhnliche Ansicht geht dahin, daß das Werk des Apion und Herodor nicht die einzige Quelle des E. gewesen sei, daß er daneben noch eine zweite Scholiensammlung benutzt habe; vgl. Valckenaer Opusc. II 97. Lehrs Aristarch.³ 35. La Roche Hom. Textkr. 169. M. Neumann Jahrb. Suppl. XX 177ff. Bei E. findet sich aber kein sicherer Anhalt dafür, daß die unter den Namen Apion und Herodor angeführten Scholien anderer Art waren als die sonst von ihm benutzten, alles weist vielmehr darauf hin, daß beide identisch sind. Vergleicht man die ausdrücklichen Zitate aus Apion und Herodor mit den erhaltenen Scholiensammlungen, so ergibt sich, daß sie sich teils mit den Scholien des Venetus Α teils mit den Scholien des Venetus Β und des Townleianus nahe berühren. An den meisten Stellen stimmen Apion und Herodor mehr oder weniger wörtlich überein mit den Exzerpten aus dem Viermännerkommentar im Venetus A, und zwar an 35 Stellen mit Exzerpten aus Herodians Ἰλιακὴ Προσῳδία, an acht Stellen mit solchen aus Aristonikos περὶ σημείων Ἰλιάδος, an einer Stelle mit Nikanor περὶ Ἰλιαχκῆς στιγμῆς (p. 706, 56); eine Bemerkung p. 1108, 7, die aus Didymos περὶ τῆς Ἀρισταρχείου [1461] διορθώσεως stammt (über die Doppelschreibung Φωκήων und Φωκείων Il. XVII 307), findet sich jetzt zwar nicht an dieser Stelle im Venetus A, da hier die Schoben zu Il. XVII 277–577 durch Blätterausfall verloren sind, sie ist aber in Α wiederholt zu Il. II 517 (= Eustath. p. 278, 41 κατὰ τοὺς παλαιούς). Ε. weiß nichts davon, daß er hier Lehren des Herodian, Aristonikos, Didymos und Nikanor vorträgt, selbst wo er Exzerpte aus Herodian mit dessen eigenen Worten wiedergibt, schreibt er sie seinen Gewährsmännern Apion und Herodor zu (vgl. besonders p. 742, 62 mit Herodian zu Il. IX 147); bisweilen zitiert er Herodian aus eigener Kenntnis im Gegensatz zu Apion und Herodor, ohne zu merken, daß auch das, was er aus diesen abgeschrieben hat, von Herodian herrührt (vgl. p. 341, 7. 496, 42). Die in Α erhaltene Unterschrift παράκειται τὰ Ἀριστονίκου σημεῖα κτλ. fehlte also wahrscheinlich bei Apion und Herodor ebenso wie in den andern auf uns gekommenen Scholiensammlungen. Was aber die übrigen Zitate aus Apion und Herodor betrifft, so stimmen einige mit exegetischen Scholien des Venetus Α überein, einige finden sich gleichlautend in den Scholien BT, einige wenige sind in keiner der edierten Scholiensammlungen zu finden. Mit BT stimmen Apion und Herodor z. Β. bei Eustath. p. 515, 36 zu Il. V 10 ἰρεύς; p. 622, 42 zu Il. VI 24 σκότιον; p. 729, 25 zu Il. VIII 555 φαεινήν; p. 834, 32 zu Il. XI 105 λύγοισιν; p. 1043, 46 zu Il. XVI 31 αἰναρέτη (aus Didymos, während das A-Scholion zu diesem Verse aus Aristonikos stammt). Auch gemeinsame Scholien von Α und BT finden sich in den Zitaten aus Apion und Herodor: p. 178, 24 zu Il. II 87 ἁδινάων; p. 518, 17 zu Il. V 31 Ἆρες Ἄρες; p. 549, 19 zu Il. V 245 πλέθρον; p. 592, 19 zu Il. V 656 ἁμαρτῇ. Die wertvollen Exzerpte aus dem Viermännerkommentar, die wir gleichlautend im Α und bei Apion und Herodor finden, fehlen in BT zum größten Teil. Einige aber sind auch in ihnen, besonders in T, erhalten, allerdings gewöhnlich stark verkürzt. Vgl. BT zu Il. IV 315 ὁμοίιον mit Α Eustath. p. 476, 46 (Aristonikos); Τ zu Il. V 99 γύαλαν mit Α Eustath. p. 526, 40 (Herodian); Τ zu Il. V 219 νώ mit Α Eustath. p. 541, 10 (Herodian); BT zu Il. IX 7 παρέξ mit Α Eustath. p. 732, 44 (Herodian); Τ zu Il. IX 147 ἐπιμείλια mit Α Eustath. p. 742, 60 (Herodian); Τ zu Il. IX 206 κρεῖον mit Α Eustath. p. 747, 17 (Aristonikos); Τ zu Il. XIV 351 ἕερσαι mit Α Eustath. p. 991, 25 (Herodian); BT zu Il. XIV 372 παναίθησιν mit Α Eustath. p. 992, 59 (Herodian). Vgl. auch BT zu Il. XV 320 κατ’ ἔνωπα, wo Herodian zitiert wird, während Α und Apion und Herodor bei Eustath. p. 1017, 60 die eigenen Worte des Herodian bieten, ohne ihn zu nennen. Aus diesen und vielen andern Stellen geht hervor, daß dem Urheber des Archetypus der Scholien BT die Exzerpte aus dem Viermännerkommentar ebenso vorgelegen haben wie dem Redaktor der A-Scholien und Apion-Herodor und daß er nur einen andern Gebrauch davon gemacht hat. Wir dürfen überhaupt annehmen, daß die edierten Iliasscholien auf einer Grundlage ruhen, trotzdem die Scholien des Venetus Α und die Scholien BT ein so verschiedenes Aussehen [1462] haben. Der Bearbeiter der Rezension, aus der die Scholien des Venetus Α geflossen sind, bevorzugte am meisten die Exzerpte aus dem Viermännerkommentar und nahm von dem Material, das aus andern alten Homerkommentaren hinzugekommen war, verhältnismäßig wenig auf. In der BT-Rezension dagegen sind teils durch Schuld des Urhebers dieser Rezension teils durch Nachlässigkeit der Abschreiber jene wertvollen Auszüge aus Aristonikos usw. entweder stark verkürzt wiedergegeben oder ganz fortgelassen, dafür aber andere Scholien in größerem Umfange aufgenommen. Apion-Herodor nehmen eine Mittelstellung ein; sie zeigen eine besondere Vorliebe für das Grammatisch-technische in der Homerexegese und haben daher vorzugsweise die auf Prosodie und Orthographie bezüglichen Scholien, d. h. aus dem Viermännerkommentar die Herodianexzerpte, in großer Menge und meistens wörtlich (wie A) aufgenommen; in geringerem Maße haben sie die textkritischen Noten aus Aristonikos, Didymos und Nikanor verwendet und dafür ebenso wie der Bearbeiter der BT-Rezension mehr die andern exegetischen Scholien herangezogen; durch diese stehen Apion-Herodor den BT-Scholien viel näher als den A-Scholien. Alles aber, was hier von Apion-Herodor gesagt ist, gilt von dem Kommentar des E., soweit er auf alten Scholien beruht, überhaupt. Wenn wir die Exzerpte, in denen Apion und Herodor nicht genannt sind, in derselben Weise mit den A-Scholien und BT-Scholien vergleichen, so finden wir dasselbe Verhältnis; zwischen den beiden Arten besteht nicht der geringste Unterschied. Auch in den nicht ausdrücklich mit Apion-Herodor bezeichneten Exzerpten sind die Herodianea sehr zahlreich, die Auszüge aus Aristonikos, Didymos und Nikanor spärlicher vertreten; in allen Exzerpten, die aus dem Viermännerkommentar herrühren, stimmt E. (wie in den entsprechenden Stücken aus Apion-Herodor) meistenteils mit A, in den andern Fällen dagegen mehr mit BT als mit A. Von den oben erwähnten 26 Stellen des Iliaskommentars, an denen τὰ σχόλια oder οἱ σχολιασταί angeführt werden, stimmen fünf mit Α überein, darunter p. 366, 3 zu Il. II 865 Γυγαίη aus Didymos, p. 524, 6 zu Il. V 76 Εὐαιμονίδης aus Herodian; eine Stelle findet sich gleichlautend in Α und BT (p. 885, 56 zu Il. XI 811 νότιος), die andern Stollen in BT oder teils in Α teils in BT. Wenn aber sowohl das Scholienwerk des Apion und Herodor als auch das von E. nicht mit diesen Namen bezeichnete Werk einerseits vieles enthielt, was wir auch in Α lesen, andererseits vieles, was in BT steht, so ist nicht einzusehen, weshalb diese beiden Werke verschieden gewesen sein sollen. Lehrs behauptet, daß E. eine Hs. benutzte, die dieselben Scholien enthielt wie der Venetus A, und daneben das Buch des Apion und Herodor, in dem dieselben Scholien standen, daß ihm aber im ganzen Verlauf der Benutzung beider dies Sachverhältnis entgangen sei. Ein solcher Grad von Stupidität ist denn doch dem gelehrten Erzbischof nicht zuzutrauen. Lehrs konnte zu einer so absonderlichen Meinung nur gelangen, weil er nicht beachtete, daß E. in seiner Zitierweise sehr inkonsequent ist, daß er dieselbe Quelle, die er an einer ganzen Reihe von Stellen genau [1463] bezeichnet und mit Namen zitiert, anderswo ebenso häufig benutzt, ohne sie ausdrücklich zu bezeichnen. Die richtige Ansicht, daß E. nur eine Scholien-Hs. benutzt hat, dieselbe, die er bisweilen als Apion und Herodor zitiert, hat gegen Lehrs schon M. Sengebusch kurz ausgesprochen (Diss. Homer. I 40). Nirgends ist im Iliaskommentar ein Gegensatz zwischen Angaben aus Apion-Herodor und andern aus den alten Scholien geschöpften Bemerkungen so ausgesprochen, daß er uns zwingt, zwei Scholienexemplare des E. anzunehmen. Wenn einige Stellen scheinbar einen solchen Gegensatz zeigen, so liegt die Schuld nur an der Ausdrucksweise des E. Wenn z. Β. Eustath. p. 742, 60 zu Il. IX 147 ἐπιμείλια zuerst die Ansichten von Aristarch, Apollodor und Tryphon anführt und dann fortfährt: Ἀπίων δὲ καὶ Ἡρόδωρός φασιν ὅτι ἡμῖν δοκεῖ κτλ., so scheint es, als ob er das Vorhergehende aus einer andern Quelle hätte; in Wirklichkeit ist kein Zweifel (vgl. A), daß das ganze Scholion aus Apion-Herodor stammt (hierdurch erledigen sich die Ausführungen von M. Neumann Jahrb. Suppl. XX 177ff.). Andererseits lassen sich zahlreiche Stellen anführen, die den Beweis liefern, daß E. bei Apion-Herodor alles gefunden hat, was bei ihm auf alte Scholien zurückgeht, und daß er immer eine und dieselbe Quelle ausschreibt, gleichviel ob er Apion-Herodor nennt oder einen andern Ausdruck zur Bezeichnung der Quelle gebraucht. Zu Il. II 507 Ἄρνη bringt Eustath. p. 270, 33 mit den Worten τὰ δὲ σχόλια γράφουσι ein längeres Scholion, das tatsächlich aus zwei verschiedenen Teilen besteht, was aus E. nicht ersichtlich ist; der erste Teil findet sich etwas verkürzt in B, der zweite Teil stimmt wörtlich mit Α und ist ein Aristonikosscholion. Zu Il. VIII 185 haben wir in Α ein Scholion, das aus einem Aristonikos- und einem Nikanornotat zusammengesetzt ist, in BT dagegen ein längeres Scholion aus Porphyrios, worin zuerst die Aristarchische Athetese dieses Verses und ihre Gründe angeführt werden, dann aber eine längere Widerlegung (λύσις) folgt. E. erwähnt zuerst p. 706, 42–55 mehreres, was in BT steht, indem er die einzelnen Angaben mit τῶν δὲ οἱ μέν, λέγουσι δὲ καί, ἔτι δέ φασιν, ἕτεροι δέ, οἱ δὲ ταῦτα εἰπόντες einleitet; dann folgt p. 706, 56–58 mit den Worten οἱ δ’ αὐτοί φασι καὶ ὡς das Nikanorscholion übereinstimmend mit Α, und daran schließt sich p. 706, 58–63 mit ἐκεῖνοι δὲ καὶ … νοοῦσιν ein weiteres Stück aus dem Porphyriosscholion von BT. Das ganze Stück hat E. also, wie man sieht, aus einer Quelle, und das war die Sammlung Apion-Herodor, denn mitten im Nikanorscholion zitiert er diese (ἐπεὶ κατὰ Ἡρόδωρον καὶ Ἀπίωνα); die Umstellungen und Veränderungen des Wortlauts rühren von E. selbst her. Zu Il. X 335 κτιδέην gibt Eustath. p. 809, 56 zuerst mit φασὶν οἱ ὑπομνηματισταί ein mit Τ übereinstimmendes Scholion, dann das Aristonikosscholion und ein anderes gleichlautend mit A, bei diesen heißt es aber ebenfalls ὡς ἔφασαν οἱ ὑπομνηματισταί. Was Eustath. p. 834, 32 zu Il. XI 105 λύγοισιν zuerst aus Apion-Herodor anführt, stimmt mit BT; dann fährt er fort οἱ δὲ αὐτοὶ καὶ λύγον φασὶν κτλ. und bietet dasselbe, was wir in Α lesen. Zu Il. XI 385 haben wir in Α ein Herodian-, [1464] ein Aristonikos- und ein Nikanorscholion, in BT ein Porphyriosscholion (vgl. Schrader Porphyr. ad Il. p. 164) und ein kurzes Exzerpt aus dem Herodianscholion mit Nennung des Herodian. Bei Eustath. p. 851, 31–52 finden wir ein Konglomerat aus allen: zuerst das Porphyriosscholion (= BT), dann das Exzerpt aus Herodian, worin aber E. teils mit Τ teils mit Α stimmt – in seinem Exemplar müssen also beide Fassungen gestanden haben –, darauf unter Anführung von Apion-Herodor das Aristonikosscholion (= A), schließlich eine Bemerkung über Aristoteles, die sich sonst nirgends findet und vielleicht aus Porphyrios stammt. Zu Il. XV 56 hat Α ein längeres Aristonikosscholion über die Athetese von v. 56–77, BT dagegen ein Porphyriosscholion, worin die von Aristonikos angeführten Gründe erwähnt und widerlegt werden. Eustath. p. 1005, 52 gibt zuerst die Gründe der Athetese, größtenteils in Übereinstimmung mit A, doch findet sich der Satz καὶ Σαρπηδόνα δὲ – οἰκτίζεται nur in BT, dann fährt er fort: καὶ ταῦτα μὲν οἱ ὀβελίζοντες· οἱ δὲ ἐξηγηταὶ πρὸς ταῦτα, ὧν τὰ πλείω ἐξείληπται τῶν Ἀπίωνος καὶ Ἡροδώρου, ἐκτίθενται λύσεις ἀξιολόγους, ἅσπερ ὁ θέλων ζητείτω, ἐν αἷς κεῖται καὶ ὅτι, worauf er einiges aus dem Porphyriosscholion (BT) anführt. Offenbar stand alles bei Apion-Herodor, ebenso auch die folgende kritische Bemerkung über Zenodotos (E. sagt irrtümlich ὁ Μαλλώτης Ζηνόδοτος), die mit dem Scholion Τ zu Il. XV 64 (vgl. auch A) übereinstimmt. Nach diesen Beispielen, die sich leicht vermehren lassen, kann es nicht zweifelhaft sein, daß E. nur eine Scholien-Hs. benutzt hat. Sie enthielt zwar die Exzerpte aus dem Viermännerkommentar größtenteils in derselben Gestalt wie A, stand aber im übrigen den BT-Scholien näher. Dafür gibt es noch einen besonderen Beweis. In Β und Τ fehlen Scholien zu Il. IX 266–299, in dem gemeinsamen Archetypus war also eine Lücke, die vermutlich durch Ausfall eines Blattes entstanden war (Maass Schol. Townl. I p. XVIII). Dieselbe Lücke muß auch in dem Scholienexemplar des E. vorhanden gewesen sein, denn sein Kommentar springt gleichfalls von IX 265 auf IX 300. Zugleich liegt darin ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Ansicht, daß dem E. nur eine Scholien-Hs. vorgelegen hat; denn, wenn er noch eine zweite (mehr mit Α übereinstimmende) Hs. gehabt hätte, würde er sie doch wohl für die Verse IX 266–299 herangezogen haben. Eine ganz ähnliche Hs. wie die von E. benutzte scheint übrigens die Vorlage der Genfer Scholien gewesen zu (vgl. Nicole Les Scolies Genevoises I p. LXXIIIff.).

Über die von E. als Verfasser seiner Scholiensammlung genannten Persönlichkeiten Apion und Herodor ist nichts bekannt. Daß es sich bei der zuerst genannten nicht um den alexandrinischen Grammatiker Apion handeln kann, liegt auf der Hand. In betreff des Namens Ἡρόδωρος ist vermutet worden, daß er in der von E. benutzten Hs. aus Ἡλιόδωρος verdorben gewesen sei und daß der Grammatiker dieses Namens verstanden werden müsse, der im Homerlexikon des Apollonios Sophistes neben Apion öfters angeführt wird (Valckenaer Opusc. II 151. Ritschl Opusc. I 117f. H. Keil Rh. Mus. VI 133). Die Vermutung [1465] ist überflüssig und führt nicht weiter; denn ebensowenig wie der alte Apion ὁ Μόχθος kann der etwa gleichzeitige alexandrinische Grammatiker Heliodoros mit der Scholiensammlung des E. etwas zu tun haben. Ob die Namen Ἀπίων καὶ Ἡρόδωρος echt oder fingiert sind, vermögen wir nicht mit Bestimmtheit zu sagen (letzteres ist das wahrscheinliche, da diese Namen in der späteren byzantinischen Zeit kaum noch gebräuchlich waren); wir müssen uns damit begnügen, festzustellen, daß E. eine nicht sehr lange vor ihm zusammengestellte Sammlung von Scholien zur Ilias benutzt hat, die die Namen Apion und Herodor an der Spitze trug und auf denselben Quellen beruhte, die auch den Scholienrezensionen Α und BT zu Grunde liegen.

Wenn E. auch in der Benutzung seiner Quelle oft flüchtig und nachlässig ist, so finden sich doch nicht selten Notizen bei ihm, die in den Scholien Α und BT fehlen und diese in wünschenswerter Weise ergänzen. Zu Il. I 135 (137) führen BT zwei Beispiele des σχῆμα παραλείψεως aus Aristophanes Plutos und Thesmophoriazusen an; Eustath. p. 66, 30 zitiert außer den Versen aus Aristophanes Plutos noch Verse aus Menander, dem Komiker Platon und Sophokles; dieselben Zitate finden sich in den Scholien des Cod. Paris. 2766 (saec. XIII) bei Cramer An. Paris. III 274, die sich auch sonst mit E. und mit Τ berühren. Im Kommentar zum Schiffskatalog, der in Τ ganz fehlt, bietet E. mancherlei, was in Α und Β nicht zu finden ist; z. B. zu Il. II 865 Γυγαίη hatte er in seiner Vorlage ein längeres Didymosscholion, denn er berichtet p. 366, 12 von einer Lesart der Μασσαλιωτικὴ ἔκδοσις, die in Α nicht erwähnt ist (Ludwich Aristarchs Hom. Textkr. I 228). Ebenso an solchen Stellen, wo in Α durch Blätterausfall die Scholien verloren sind. Zu Il. V 359 φίλε κασίγνητε hat Eustath. p. 556, 33 ein längeres Scholion, wahrscheinlich Exzerpt aus Herodian, worin Πτολεμαῖος ὁ Ἀσκαλωνίτης und Τρύφων περὶ τῆς ἀρχαίας ἀναγνώσεως angeführt werden (fehlt bei Lehrs und Lentz). Ebenso p. 574, 21 zu Il. V 487 ἀψῖσι (sehr kurz BT) und p. 582, 15 zu Il. V 557 σταθμούς (vgl. Lentz Herodian. I 166, 24). Zu Il. VIII 555 berichtet Eustath. p. 729, 20 über die Erklärung von φαεινήν (aus Aristonikos?) ausführlicher als Α und BT, wozu noch Apoll. Soph. 161, 20 zu vergleichen; in seinem Scholienexemplar fand E. auch das Sapphofragment (frg. 3 B.), das allein bei ihm erhalten ist. Zu Il. IX 378 ἐν καρὸς αἴσῃ bietet Eustath. p. 757, 18 viel mehr als die kurzen Scholien in Α und BT; nur bei ihm werden die γλωσσογράφοι Amerias und Neoptolemos zitiert. Zu Il. XXIV 453 (in Α fehlen die Scholien zu v. 405–504) hat Eustath. p. 1359, 4 ein Herodianscholion über die Betonung von ἐπιβλής erhalten; Lentz hat es in seine Rekonstruktion der Καθολικὴ Προσῳδία aufgenommen (Herodian. I 80, 5), es gehört aber in die Fragmente der Ἰλιακὴ Προσῳδία; Β hat nur die Worte τὸ δὲ ἐπιβλὴς ὡς τὸ προβλὴς ὀξύνεται, Τ nur ἐπιβλὴς ὡς προβλής.

Der Kommentar zur Odyssee unterscheidet sich der Form nach fast gar nicht vom Iliaskommentar, nur ist er fast um die Hälfte kürzer. Die Reste alter Scholien sind natürlich in diesem nicht so [1466] reichhaltig. Eine Hs. mit ebenso reichlichen Auszügen aus dem Viermännerkommentar, wie sie der Venetus Α zur Ilias bietet, haben wir zur Odyssee nicht und hatte auch E. nicht. Daß er auch zur Odyssee nur eine Scholien-Hs. benutzte, ist nach den obigen Ausführungen wahrscheinlich. Ob diese gleichfalls die Namen Apion und Herodor an der Spitze trug, ist nicht sicher. Nach der Art, wie E. die Scholiensammlung dieser Männer am Anfang des Iliaskommentars p. 28, 2 und p. 47, 13 zitiert (s. o.), muß man eigentlich vermuten, daß sie auch die Odyssee mit umfaßte. Aber E. nennt im Odysseekommentar die beiden Männer niemals und gebraucht immer nur seine allgemeinen Wendungen φασί usw., bisweilen auch (wie in der Ilias) die Ausdrücke τὰ σχόλια oder τὰ ὑπομνήματα und οἱ σχολιασταί oder οἱ ὑπομνηματισταί. Was E. aus seiner Hs. abgeschrieben hat, findet sich größtenteils auch in den erhaltenen Odysseescholien, Die Auszüge aus dem Viermännerkommentar hat er in seinem Exemplar ebenso verkürzt vorgefunden, wie wir sie in den Hss. der Odysseescholien lesen. Da aber die Überlieferung in diesen Hss. sehr verderbt ist, leistet E. vielfach gute Dienste zu ihrer Verbesserung und Ergänzung; nicht selten hat er auch für unsere Kenntnis der antiken Homerexegese nicht unwichtige Angaben erhalten, die in den Scholien durch Nachlässigkeit der Abschreiber ganz ausgefallen sind. Zu Od. I 22 lesen wir bei Eustath. p. 1385, 25 ein Aristonikosscholion über die Wiederholung von Αἰθίοπας, das in den Scholien-Hss. fehlt. Zu Od. I 40 ist die Bemerkung des Aristonikos über Ἀτρείδαο bei Eustath. p. 1388, 22 besser überliefert als in den Harleianusscholien. Dasselbe gilt von der Bemerkung zu Od. IV 12 δούλης bei Eustath. p. 1479, 60. Durch Eustath. p. 1587, 40 (aus Didymos?) erfahren wir, daß Aristarch Od. VIII 103 παλαιμοσύνῃ ohne σ¯ geschrieben habe, ebenso Il. XXIII 701 παλαιμοσύνης nach Eustath. p. 1325, 1; in den Scholien findet sich weder an der Odyssee- noch an der Iliasstelle etwas darüber. Zu Od. XV 20 bemerkt Eustath. p. 1773, 27, daß Zenodot bei Homer οἶσθας statt οἶσθα schrieb; wir ersehen daraus, daß die Bemerkung des Aristonikos zu Il. I 85 gegen Zenodot gerichtet war. Sonst unbekannte Lesarten erwähnt Ε. z. B. p. 1822, 40 zu Od. XVII 317 (ἴδοιτο für δίοιτο) und p. 1766, 56 zu Od. XVII 322 (ἀπαμείρεται für ἀποαίνυται). Athetesen, von denen die Scholien nichts wissen, erwähnt Eustath. p. 1921, 55 zu Od. XXII 144. 145 und p. 1926, 18 zu Od. XXII 257–259.

Ein von E. ziemlich oft zitierter Autor ist Porphyrios. Ausdrücklich erwähnt wird er ca. 60 mal, davon ca. 50 im Iliaskommentar, benutzt ist er aber viel häufiger. Valckenaer meinte, daß E. alles, was er aus Porphyrios zitiert und was sonst bei ihm auf diesen zurückzuführen ist, aus Schriften des Porphyrios direkt entlehnt habe. Diese Annahme ist irrig, wie H. Schrader (Porphyr. ad Il. p. 457ff.) mit Recht bemerkt hat. Denn die Vergleichung mit den verschiedenen Scholien-Hss. zeigt, daß E. auch die Porphyriana aus seinem Scholienexemplar entnommen hat, wo sie teils mit seinem Namen teils ohne seinen Namen gestanden haben. Am häufigsten stimmt [1467] Ε. im Iliaskommentar auch in dieser Beziehung mit BT: vgl. z. B. Eustath. p. 62, 18 ἐνταῦθα δέ φασιν οἱ παλαιοὶ … κατὰ τὸν Πορφύριον mit ΒΤ(Α) zu Il. Ι 117; Eustath. p. 450, 13 mit Α zu Il. IV 105; Eustath. p. 632, 16 mit BT zu Il. VI 165; Eustath. p. 837, 57 mit BT(A) zu Il. XI 155; Eustath. p. 1075, 44 mit Τ zu Il. XVI 558; Eustath. p. 1687, 32 mit Schol. HQ zu Od. XI 317. Wo der Name des Porphyrios in den Scholien ausgelassen ist, fehlt er gewöhnlich auch bei E. Vgl. z. Β. Eustath. p. 90, 9 φασὶν οἱ παλαιοί κτλ. mit BT zu Il. I 225; Eustath. p. 217, 32 γράφουσιν οἱ παλαιοὶ κτλ. mit BT zu Il. II 265; Eustath. p. 232, 43 ὥς φασιν οἱ παλαιοί mit BT zu Il. II 350; Eustath. p. 626, 26 κατὰ τοὺς παλαιούς mit BT zu Il. VI 79; Eustath. p. 671, 48 mit BT zu Il. VII 9. Bisweilen aber nennt E. den Porphyrios, während in den Scholien der Name fehlt; vgl. z. Β. Eustath. p. 634, 15 mit BT zu Il. VI 172; Eustath. p. 696, 46 und p. 698, 13 mit BT zu Il. VIII 40; Eustath. p. 837, 57 mit BT zu Il. XI 155. In der von E. benutzten Scholiensammlung haben demnach die meisten Porphyriana in derselben stark verkürzten Gestalt gestanden wie in BT. Es finden sich aber bei E. auch Stellen, die darauf hinzudeuten scheinen, daß auch größere Exzerpte aus den Ζητήματα Ὁμηρικά des Porphyrios, wie sie hauptsächlich in B² vorliegen, in seiner Vorlage nicht ganz gefehlt haben: z. Β. Eustath. p. 654, 40 (Schrader p. 459) und Eustath. p. 603, 28 (vgl. Schrader p. 42, 24). Daß E. diese größeren Porphyriana aus einer Porphyrios-Hs., nicht aus seinem Scholienexemplar, entnommen habe, wie Schrader anzunehmen scheint, ist wenig wahrscheinlich. E. bietet aber auch einige Exzerpte aus Porphyrios, die in keiner Scholiensammlung sonst vorkommen. Dies gilt besonders von dem Kommentar zum Schiffskatalog, wo Porphyrios nicht weniger als 18 mal zitiert und eine ganze Anzahl von Porphyriosfragmenten gewonnen wird, von denen in unseren Scholien fast keine Spur erhalten ist (zusammengestellt von Schrader Hermes XIV 231ff.). Es finden sich darin zum Teil wichtige und interessante Bemerkungen; z. Β. erwähnt Eustath. p. 285, 25, daß Porphyrios die Aristotelische Schrift Πέπλος benutzte, aus der er dann an mehreren Stellen verschiedene Epigramme anführt; ebendaher stammen die Bemerkungen p. 17, 37 und im Odysseekommentar p. 1698, 24, ferner ohne Nennung des Porphyrios p. 296, 22 und 356, 30. An allen diesen Stellen scheinen nicht wie sonst in den Scholien und bei E. die Ζητήματα Ὁμηρικά die Quelle zu sein, sondern, wie Schrader vermutet, die Schrift des Porphyrios Περὶ τῶν παραλελειμμένων τῷ ποιητῇ ὀνομάτων, die auch in den Homerscholien ein paarmal zitiert wird. Daß wir diese Porphyriosexzerpte nur bei E. lesen, liegt vielleicht daran, daß in Τ die Βοιωτία ganz fehlt (v. Wilamowitz Homer. Unters. 238 Anm.); denn das Zitat in T zu Il. XV 333 ὥς φησι Πορφύριος ἐν τῷ καταλόγῳ bezieht sich vermutlich auf dieselben Exzerpte, die uns E. in seinem Kommentar zum Schiffskatalog erhalten hat (Schrader Hermes XIV 243). Auffallend ist dabei allerdings, daß auch in B¹ gar nichts davon vorhanden ist. Die Porphyriana im Odysseekommentar des E. [1468] finden sich ebenfalls mit wenigen Ausnahmen auch in unsern Odysseescholien. Bisweilen ist seine Überlieferung eine bessere als die der Scholien-Hss. Ein längeres Exzerpt aus den Ζητήματα Ὁμηρικά (Schrader Porphyr. ad Il. p. 283) bietet Eustath. p. 1448, 5 über die Bedeutung ἐπήβολος mit Zitaten aus Sophokles, Platon, Hyperides und Archippos. Dasselbe findet sich in den Scholien zur Od. II 318, aber verkürzt und mit Weglassung der Zitate außer dem einen aus Archippos. Seltener hat E. Porphyrioszitate, die in den Scholien ganz fehlen: z. Β. p. 1424, 4 zu Od. I 365; p. 1508, 53 zu Od. IV 551. Die Schrift des Porphyrios Περὶ τοῦ ἐν Ὀδυσσείᾳ Νυμφῶν ἄντρου erwähnt Eustath. p. 1723, 48; einige Bemerkungen daraus gibt er p. 1734, 61 zu Od. XIII 103 (vgl. Schol. und Eustath. p. 1951, 47) und p. 1294, 14 zu Il. XXIII 170.

Im Odysseekommentar benutzte E. außer alten Scholien die Paraphrase eines Grammatikers Demosthenes Thrax (s. d.). Er erwähnt ihn zuerst p. 1383, 63 ὁ σοφὸς Θρᾷξ Δημοσθένης ἐν οἷς παρέφρασεν τὴν Ὀδυσσείαν und zitiert ihn ca. 30 mal unter verschiedenen Titeln: ὁ μεταβολεὺς Δημοσθένης, ὁ μεταβολεὺς ῥήτωρ, ὁ τὴν Ὀδυσσείαν παραφράσας, ὁ παραφραστής, ἡ τῆς Ὀδυσσείας παράφρασις, ἡ παλαιὰ μεταβολή. Der wirkliche Titel des Buches war Μεταβολαὶ Ὀδυσσείας, vgl. p. 1406, 19. Es war, wie es nach den Bruchstücken bei E. scheint, eine rhetorische Umsetzung der Odyssee in prosaische Erzählung, aber keine bloße Paraphrase, da der Verfasser auch Erklärungen hinzufügte, die eine gewisse Bekanntschaft mit der Exegese der alexandrinischen Grammatiker verraten, wie besonders aus dem längeren Exzerpt bei Eustath. p. 1702, 32 (vgl. Schol. zu Od. XI 597) hervorgeht. Vgl. B. Gehrmann Demosthenis Thracis Μεταβολῶν Ὀδυσσείας fragmenta, Regim. 1890.

Hier und da erwähnt E. auch Scholien zu andern Dichtern, doch scheint er sie nicht in größerem Umfange benutzt zu haben. Scholien zu Hesiod (τινὲς τῶν παλαιῶν σχολιαστῶν Ἡσιόδου) zitiert er p. 194, 23 für eine Etymologie des Wortes φιλήτης (Hesiod. op. 375). Auf die Scholien zu Pindar beruft er sich an zwei Stellen: p. 881, 13 ὡς ἐκεῖ (Olymp. I 1) γράφουσιν οἱ ὑπομνηματισταί; p. 978, 14 … δηλοῦσι καὶ οἱ Πινδάρου ὑπομνηματισταὶ ἐν τῷ ‚ἄριστον μὲν ὕδωρ‘. Die Scholien zu Sophokles zitiert er p. 723, 28 … ἀπὸ τοῦ χαίνω προχάνη κατὰ τοὺς τοῦ Σοφοκλέους ὑπομνηματιστάς, vgl. Schol. Soph. Ant. 80. Die Scholien zu Euripides führt er an p. 598, 28 προσενθυμητέον δὲ … καὶ ἃ εἶπον οἱ παλαιοὶ παρ’ Εὐριπίδη ἐν τῷ ‚σύριγγες τροχῶν καὶ ἐνήλατα‘ κτλ., vgl. Schol. Eur. Hippol. 1234. An vier Stellen werden die Scholien zu Aristophanes erwähnt: p. 344, 29 τίς δὲ ὁ κότταβος, δηλοῦσι σὺν ἄλλοις καὶ οἱ σχολιασταὶ τοῦ κωμικοῦ, vgl. Schol. Ar. Pax 343; p. 722, 32 … ὡς δηλοῖ ὁ ἐξηγησάμενος παρ’ αὐτῷ τὸ ‚ὀνόματι περιπέττουσι τὴν μοχθηρίαν‘, vgl. Schol. Ar. Plut. 159; p. 746, 29 … ὡς καὶ ὁ κωμικὸς καὶ ὁ κατ’ αὐτὸν ὑπομνηματισμὸς ἐν τῷ Πλούτῳ δηλοῖ, vgl. Schol. Ar. Plut. 322; p. 1483, 31 … αἱ ἤλεκτροι κατὰ τοὺς τοῦ κωμικοῦ σχολιαστάς, vgl. Schol. Ar. Eq. 532. Scholien zu Apollonios Rhodios scheint E. stillschweigend benutzt zu haben p. 344, [1469] 18, wo er diesen zitiert und eine Erklärung von σίγυννος hinzufügt, vgl. Schol. Apoll. Rhod. II 99 (IV 320). Scholien zu Theokrit zitiert er p. 1685, 37 ἐν δὲ ὑπομνήματι Θεοκρίτου φέρεται κτλ., vgl. Schol. Theocr. III 43. Alte Scholien zu Lykophron erwähnt E. an drei Stellen: p. 269, 38 ὡς γὰρ δηλοῖ καὶ τὰ εἰς τὸν Λυκόφρονα ὑπομνήματα κτλ., vgl. Schol. Lycophr. 1194; p. 302, 19 τὴν δὲ τοῦ Λυκάονος ἐπὶ τῷ Διὶ παραιβασίαν … οἱ τοῦ Λυκόφρονος δηλοῦσιν ὑπομνηματισταί, vgl. Schol. Lycophr. 481; p. 1528, 3 Ὀρτυγία … περὶ ἧς φασι καὶ οἱ τοῦ Λυκόφρονος σχολιασταὶ κτλ., vgl. Schol. Lycophr. 401. Öfters erwähnt Ε. Scholien zu Arat (οἱ τοῦ Ἀράτου ὑπομνηματισταί): z. Β. p. 1156, 6 und p. 1527, 46 über Ὠρίων; 1156, 11 über Ἄρκτος; p. 1535, 30 über Βοώτης.

B. Technische Grammatiker

Β. Technische Grammatiker. Bei der großen Vorliebe, die die Byzantiner überhaupt für die technisch-grammatischen Dinge hatten, nehmen auch bei E. die etymologischen, orthographischen, prosodischen u. ä. Bemerkungen einen großen Raum ein. Einiges dieser Art rührt von E. selbst her, vieles hat er aus seinen Homerscholien übernommen, vieles aber auch aus verschiedenen technischen Quellen entlehnt. Nicht immer macht er in Exzerpten dieser Art seine Quelle namhaft, häufig gebraucht er seine allgemeinen Ausdrücke φασί usw., zu denen hier noch die Ausdrücke οἱ γραμματικοί und besonders οἱ τεχνικοί hinzukommen. Im Iliaskommentar kommt der Ausdruck οἱ τεχνικοί 36 mal vor. Bisweilen findet sich auch der Ausdruck ὁ τεχνικός, womit gewöhnlich Herodian gemeint ist, aber auch Choiroboskos (z. Β. p. 63, 2) und andere bezeichnet werden; p. 655, 10 ist mit λέγει τις παλαιὸς τεχνικός Herakleides gemeint (vgl. p. 718, 3). Als der älteste τεχνικός galt Dionysios Thrax, von dem wir das älteste Lehrbuch der Grammatik haben. Die Grammatik selbst wird von E. nicht zitiert; der Name des Dionysios Thrax kommt bei ihm überhaupt nur an vier Stellen vor, zwei davon (p. 854, 19. 1040, 37) sind aus den Homerscholien entnommen, die beiden anderen (p. 869, 16. 20. 1299, 57) aus Athenaios. Hingegen erwähnt und benutzt E. bisweilen die alten Kommentare zur Grammatik (οἱ τῆς γραμματικῆς ἐξηγηταί); p. 6, 12 führt er aus ihnen die Etymologie von ῥαψῳδία an (vgl. Schol. Dion. Thrax p. 28, 10 Hilg.); p. 12, 10 bringt er eine längere Ausführung über die συνεκφώνησις oder συνίζησις (vgl. Schol. Dion. Thrax p. 210, 8); p. 511, 5 erwähnt er, daß die Alten den Buchstaben ε¯ εἶ und den Buchstaben ο¯ οὖ nannten, und fügt hinzu, daß auch οἱ ἐξηγηταὶ τῆς γραμματικῆς darüber schreiben; in den Scholien zu Dion. Thrax findet sich aber nichts darüber, die Tatsache selbst erwähnt Choiroboskos im Kommentar zu Theodosios I 278, 26. 29 Hilg.; p. 025, 14 schließt E. eine Bemerkung über die Verlängerung des ο¯ in ἀπὸ ἕθεν Il. VI 62 mit den Worten ὡς οἱ γραμματικοὶ δεικνύουσιν ἐν τῷ περὶ κοινῆς συλλαβῆς, womit die Scholien zu Dion. Thrax § 10 gemeint sind (§ 53, 4 Hilg.). Viel häufiger hat E. die technischen Grammatiker Herakleides, Herodian und Georgios Choiroboskos benutzt (nicht Apollonios Dyskolos, dessen Name überhaupt nur einmal bei E. vorkommt p. 440, 35, wo er die Scholien benutzt, vgl. Schol. Α zu Il. IV 22).

[1470] Was wir von der Schriftstellerei des Herakleides von Milet wissen, verdanken wir zum größten Teil den Homerkommentaren des E., der ihn ca. 100 mal ausdrücklich zitiert und an einigen anderen Stellen stillschweigend benutzt. Er wird gewöhnlich mit dem bloßen Namen Ἡρακλείδης zitiert, bei E. bisweilen als Ἡρακλείδης ὁ Ἀλεξανδρεύς. Wahrscheinlich ist er identisch mit dem Grammatiker Ἡρακλείδης, der von Herodian. Il. Pros. zu Il. VIII 178 (= Eustath. p. 705, 60) als ὁ Μιλήσιος zitiert wird. Ein paar Zitate und Bruchstücke aus Schriften des Herakleides finden sich bei Apollonios Dyskolos, Herennios Philon (Ammonios), Herodian, in den Homerscholien und in den etymologischen Wörterbüchern, alle übrigen sind bei E. erhalten (die Fragmente bei Leop. Cohn De Heraclide Milesio grammatico, Berol. 1884). Wir kennen von Herakleides, der wahrscheinlich im 1. Jhdt n. Chr. lebte, zwei Büchertitel Καθολικὴ Προσῳδία und Περὶ δυσκλίτων ῥημάτων. Die Fragmente handeln teils über Prosodie teils über Ableitung und Flexion. Bei weitem die meisten bei E. erhaltenen Bruchstücke stammen wahrscheinlich aus dem Buche Περὶ δυσκλίτων ῥημάτων. Von der Καθολικὴ Προσῳδία scheint Ε. nur wenige Bruchstücke gehabt zu haben (das Buch war durch Herodians gleichnamiges Werk in den Schatten gestellt), dagegen hat er das Buch Περὶ δυσκλίτων ῥημάτων entweder noch vollständig gehabt oder große wörtliche Exzerpte daraus (einige sehr verkürzte Auszüge aus demselben Buche, aber ohne den Namen des Herakleides und zwischen Auszügen aus Herodian versteckt, sind auch hsl. noch vorhanden und mehrmals ediert; vgl. L. Cohn a. a. O. 13). Die meisten Exzerpte zeigen die gewöhnliche Manier des E., den Wortlaut seiner Quellen zu verändern und zu verkürzen und mit eigenen Zutaten zu durchsetzen. In einigen aber hat er die Worte des Herakleides genau wiedergegeben, so daß wir noch den eigenartigen Stil dieses Grammatikers und seine scharfe Polemik gegen abweichende Ansichten wahrnehmen können (vgl. frg. 45. 47. 53. 55).

Von technischen Grammatikern zitiert E. am meisten den Herodian, dessen Name in den Homerkommentaren ca. 120 mal vorkommt. Einen Teil der Herodianea, nämlich alle Auszüge aus der Ἰλιακὴ Προσῳδία (und Ὀδυσσειακὴ Προσῳδία), die sich bei ihm finden, hat E. aus seinem Scholienexemplar übernommen. Aber auch wenn wir von diesen absehen, bleiben die Homerkommentare ein wichtiges Hilfsmittel für die Rekonstruktion der Herodianischen Schriften, da sie eine Menge Herodianfragmente erhalten haben, die sich anderswo nicht finden. Die Frage, ob dem E. noch Schriften des Herodian vorgelegen haben, ist bisher noch nicht eingehend geprüft worden. Lentz, der gelehrte Herausgeber des Herodian, meinte, daß E. selbst noch Schriften von Herodian in Händen gehabt hat, insbesondere die Καθολικὴ Προσῳδία, das Ὀνοματικόν und das Ῥηματικόν (Herodian. Praef. p. CCXV). Ausdrücklich zitiert E. mit ihren Titeln folgende Schriften des Herodian: die Καθολικὴ Προσῳδία, die Ἐπιμερισμοί, das Ὀνοματικόν und das Συμπόσιον. Aber die Zitate beweisen nicht, daß E. die Werke selbst noch gehabt hat; vielen Zitaten sieht man es [1471] sofort an, daß sie aus andern Quellen übernommen sind; p. 265, 43 stammt das Zitat Ἡρωδιανὸς ἐν τῇ καθόλου Προσῳδίᾳ aus den Homerscholien: vgl. Α zu Il. II 498. An der andern Stelle p. 962, 15 βουβάρας ὅ ἐστι μέγας καὶ ἀναίσθητος, ὡς παρὰ Ἡρωδιανῷ ἐν τῇ μεγάλῃ Προσῳδίᾳ κεῖται scheint die Zitierweise allerdings dafür zu sprechen, daß E. selbst hier das Werk eingesehen hat. Es finden sich auch sonst bei ihm Herodianfragmente, die aus der Καθολικὴ Προσῳδία zu sein scheinen und von Lentz wohl mit Recht in seine Rekonstruktion dieses Werkes aufgenommen sind z. B. p. 217, 41 = Lentz I 136, 3; p. 287, 19 Ἡρωδιανὸς ἐν τῷ περὶ ταχυτῆτος καὶ δηιοτῆτος (vgl. p. 26, 40) = Lentz Ι 83, 13 Anm.; p. 620, 5 = Lentz Ι 90, 37; p. 764, 25 (vgl. Arcad 157, 9) = Lentz I 442, 2; p. 1635, 23 = Lentz Ι 45, 4; p. 1745, 64 und 1766, 30 = Lentz Ι 444, 15. Ob aber dieses umfangreichste Werk des Herodian zur Zeit des E. noch vorhanden gewesen ist, läßt sich wohl bezweifeln. Herodians Συμπόσιον (Ἡρωδιανὸς ἐν τῷ αὐτοῦ Συμποσίῳ) wird von Eustath. p. 154, 39 zu Il. I 576 für die Erklärung der Psilosis in dem Worte ἦδος angeführt. Dieses Zitat hat E. höchst wahrscheinlich aus seinen Homerscholien übernommen. Denn vorher gibt er eine kurze Erklärung, die sich auch im Α zu Il. I 576 findet und dort mit den Worten endet: οὕτως Ἡρωδιανὸς ἐν τῇ Ἰλιακῇ Προσῳδίᾳ. Der alte Scholiast hatte, wie Lehrs zu Herod. Il. Pros. I 576 richtig bemerkt, ein Zitat aus dem Συμπόσιον angeschlossen, das in Α fortgelassen ist. Umgekehrt ist das Zitat aus der Ἰλιακὴ Προσῳδία fortgefallen und allein das Zitat aus dem Συμπόσιον erhalten in den Scholien des Paris. 2766 bei Cramer An. Par. III 277, 13, die sich, wie oben bemerkt wurde, auch sonst mit E. berühren. Beide Zitate finden sich wie bei E. vereinigt im Etym. M. 420, 25 (Lentz II 904, 22 führt auch Cram. An. Ox. III 399 an, er hat aber übersehen, daß die dort abgedruckten Exzerpte aus E. abgeschrieben sind). Die Zitate aus den Ἐπιμερισμοί und dem Ὀvoματικόν bei Eustath. p. 445, 30 sind aus den Scholien entnommen; vgl. Α zu Il. IV 66. Dagegen ergibt sich p. 1807, 16 aus der Zitierweise ἐν δὲ τοῖς ὀνοματικοῖς τοῦ Ἡρωδιανοῦ φέρεται ὡς ἐκ τοῦ μάρτυς γίνεται … ὁ μάρτυρ (vgl. p. 114, 16), daß hier E. das Ὀνοματικόν direkt benutzt hat (Lentz II 615, 30). Weitere Bruchstücke aus diesem Buche finden sich p. 114, 1 und p. 700, 56 (Lentz II 613, 34. 616, 5). Eine ganze Reihe von Exzerpten hat Lentz aus E. unter die Fragmente der dazu gehörigen Schrift Περὶ κλίσεως ὀνομάτων aufgenommen (frg. 6. 8. 9. 15. 25. 26. 27. 29. 37. 38. 40. 41. 45). Ähnlich wie mit dem Ὀνοματικόν verhält es sich mit dem Ῥηματικόν. Ε. zitiert zwar dieses Werk nirgends ausdrücklich, es finden sich aber bei ihm mehrere Herodianexzerpte, die Lentz mit Recht auf das Ῥηματικόν zurückgeführt hat (frg. 10. 12. 13². 17. 19. 32). Auch frg. 11² und 14 sind durch E. erhalten, frg. 11² νένοφα (Lentz II 795, 33) bei Eustath. p. 127, 28, frg. 14 δείδοικα (Lentz II 797, 6) bei Eustath. p. 148, 48; denn die von Lentz angeführten Stellen Cram. An. Ox. III 395, 22 und 398, 3 sind wörtlich aus E. abgeschrieben. Herodians Werk Περὶ παθῶν, [1472] das E. in dem Dionysioskommentar einmal (zu v. 859) zitiert, wird in den Homerkommentaren nicht erwähnt. Lentz hat eine ganze Reihe von Exzerpten bei E. unter die Fragmente dieses Werkes aufgenommen (frg. 22. 59. 75. 85. 134. 173. 379. 383. 412. 524². 572. 608. 655. 659). Bei einigen ist es nicht sicher, daß sie aus dem Werke Περὶ παθῶν entnommen sind: z. Β. frg. 85. p. 283, 36 hat E. aus seinem Scholienexemplar, wie Schol. BL zu Il. II 552 zeigt, es stammt also aus der Ἰλιακὴ Προσῳδία des Herodian; frg. 659 p. 114, 15 ist vielmehr dem Ὀνοματικόν zuzuweisen, da E. selbst an der Parallelstelle p. 1807, 16 diese Schrift des Herodian zitiert. Aber auch die andern Stellen beweisen nicht, daß E. das Werk Περὶ παθῶν noch direkt benutzen konnte (von dem Zitat in dem Dionysioskommentar ist oben vermutet worden, daß E. es aus Steph. Byz. übernommen hat). Daß E. selbst das Werk nicht gekannt hat, scheint aus einer Stelle ziemlich deutlich hervorzugehen; p. 586, 33 erwähnt er eine Schrift Περὶ παθῶν mit den Worten περὶ δὲ τοῦ πάρα ἰστέον ὅτι … καὶ ἀντὶ τοῦ πάρειμι πρώτου ἑνικοῦ προσώπου, ὡς ἐν παλαιῷ περὶ παθῶν σκέμματι φέρεται. Ε. hat hier nur den Artikel πάρα des Etym. M. 651, 25 ausgeschrieben, wo am Ende die Unterschrift steht Περὶ παθῶν, womit gesagt wird, daß der Artikel aus Herodian Περὶ παθῶν stammt (Lentz II 207, 20). E. hat also das Zitat mit übernommen, ohne zu merken, daß Herodian gemeint ist. Auch Herodians Buch Περὶ ὀρθογραφίας hat Ε. schwerlich noch selbst gehabt; was bei ihm auf diese Schrift etwa zurückzuführen ist, stammt aus sekundären Quellen, besonders aus Steph. Byz. und Choiroboskos. Demnach besteht nur für zwei Schriften des Herodian, das Ὀνοματικόν und das Ῥηματικόν, eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß E. sie direkt benutzt hat, für die Καθολικὴ Προοῳδία eine entfernte Möglichkeit. Man wird aber nach Lage der Dinge der Wahrheit näher kommen, wenn man annimmt, daß E. vollständige Schriften von Herodian nicht mehr hatte, sondern nur größere Exzerpte aus seinen Schriften benutzte. Bekanntlich wurden die Werke Herodians in byzantinischer Zeit auf die verschiedenste Weise epitomiert, exzerpiert und bearbeitet. Solche Auszüge und Bearbeitungen sind auch in großer Zahl auf uns gekommen; z. Β., um nur das Ὀνοματικόν und das Ῥηματικόν zu nennen, Σεργίου ἀναγνώστου Ἐμισηνοῦ ἐπιτομὴ τῶν ὀνοματικῶν κανόνων ἐκ τῶν Ἡρωδιανοῦ (Cram. An. Ox. IV 333, 6ff. Hilgard Progr. Heidelberg 1887, 6–16), Περὶ ἀκλίτων ῥημάτων Αἰλίου Ἡρωδιανοῦ (Cram. An. Ox. IV 338, 12. Hilgard p. 26–31) und Παρεκβολαὶ τοῦ μεγάλου ῥήματος (ed. La Roche Progr. d. Akadem. Gymn. Wien 1863). Größere Exzerptensammlungen dieser Art werden es gewesen sein, aus denen E. die Herodianfragmente, die sich bei ihm finden, geschöpft hat. Einige Exzerpte sucht man übrigens bei Lentz vergebens, sie sind seinem Spürsinn entgangen; außer der schon oben angeführten Stelle p. 556, 33 zu Il. V 359 φῖλε κασίγνητε sind besonders zwei Stellen zu erwähnen: p. 524, 26 zu Il. V 76 über die Interaspiration in φίλιππος und λεύκιππος (vgl. Lehrs Arist.³ 314) und p. 1112, 33 zu Il. XVII 415; hier bietet E. ein gelehrtes [1473] Exzerpt über die Form von ἡμῖν in den verschiedenen Dialekten mit Zitaten aus Apollonios Rhodios, Theokrit, Sophokles und dem Komiker Phrynichos; Herodian wird zwar nicht genannt (E. nennt die παλαιοί), wenn man aber Choirob. Orthogr. 216, 12 vergleicht, kann man nicht zweifeln, daß ein Herodianfragment vorliegt; es stammt entweder aus der Ἰλιακὴ Προσῳδία (im Α fehlen die Scholien zu Il. XVII 277–577) oder aus der Ὀρθογραφία.

Ein großes Ansehen genoß neben Herodian in der byzantinischen Zeit Georgios Choiroboskos. E. nennt ihn zwar nur an wenigen (14) Stellen, benutzt ihn aber häufiger. Er scheint von Choiroboskos nicht nur erhaltene Schriften, wie den Kommentar zu Theodosios und die Ὀρθογραφία, sondern auch verlorene gehabt zu haben. Die Benutzung der Σχόλια zu Theodosios zeigen Stellen wie p. 68, 2 (vgl. Choirob. I 104, 5. II 2, 6 Hilg.), p. 561, 40 (vgl. Choirob. I 186, 6. 188, 8ff.), p. 1599, 18 (vgl. Choirob. I 275, 1ff.). Vgl. auch Hilgard Proleg. p. XCVII. Die Ὀρθογραφία des Choiroboskos wird von E. zweimal ausdrücklich zitiert: p. 315, 29 über Κάμειρος und p. 356, 20 über φθεισήνωρ. Die Stelle über Κάμειρος fehlt in der überlieferten Fassung der Ὀρθογραφία, die Stelle über φθεισήνωρ findet sich verkürzt in Choirob. Orthogr. (Cram. An. Ox. II) 273, 6. E. besaß die Ὀρθογραφία vielleicht noch in ihrer ursprünglichen Gestalt, jedenfalls aber weniger verkürzt als sie uns überliefert ist. Vgl. Eustath. p. 107, 28 mit Choirob. Orthogr. 213, 14 (wo das Euripideszitat ausgelassen ist) und Etym. M. 294, 42; Eustath. p. 269, 23 mit Choirob. Orthogr. 187, 30; Eustath. p. 368, 11 mit Choirob. Orthogr. 274, 5. Etym. M. 792, 43 (Lentz Herod. II 599, 20); Eustath. p. 956, 1 mit Choirob. Orthogr. 227, 25; Eustath. p. 1155, 40 mit Choirob. Orthogr. 266, 3; Eustath. p. 1453, 10 mit (Choirob.) περὶ ποσότητος Cram. An. Ox. II 290, 3; Eustath. p. 1681, 56 mit Choirob. Orthogr. 241, 9. Aus der Ὀρθογραφία des Choiroboskos hat E. wahrscheinlich das große Bruchstück über λῄδιον p. 1146, 55, wo Tryphon, der Attizist Philemon und Didymos zitiert werden und die Quelle des Choiroboskos wahrscheinlich der Grammatiker Oros war; vgl. Leop. Cohn Philol. LVII 360ff. Bisweilen ist Choiroboskos gemeint, wo allgemein von E. οἱ τεχνικοί genannt werden: z. B. p. 969, 7 (vgl. Choirob. Orthogr. 213, 3; 232, 17). Charakteristisch ist die Stelle p. 1066, 18 ὡς δὲ καὶ διὰ τῆς ει¯ διφθόγγου γράφουσί τινες τὴν κλιτὺν ἀπὸ τοῦ κλέτας πλεονασμῷ τοῦ ἰῶτα, δηλοῦσιν οἱ τὸν Ἡρωδιανὸν ἀμφιπενόμενοι τεχνικοί (vgl. Choirob. Orthog. 233, 5); Ε. wußte also, daß die Orthographie des Choiroboskos nur eine Bearbeitung der Orthographie des Herodian war. Eine verlorene Schrift des Choiroboskos ist zu verstehen bei Eustath. p. 365, 29 … ὥς που καὶ ὁ Χοιροβοσκὸς παρασημειοῦται, ἐν οἷς ἐξηγεῖται τὸν Ἡρωδιανόν. Gemeint ist wahrscheinlich der Kommentar des Choiroboskos zu dem Ὀvoματικόν des Herodian (so auch Hilgard Proleg. p. LXXXIV; dagegen versteht Reitzenstein Gesch. d. Etym. 359, 2 das Ῥηματικόν). Aus demselben Werke stammen vielleicht drei andere Bruchstücke des Choiroboskos bei Eustath. p. 13, 38 über Ὀϊλιάδης; p. 380, 17 [1474] über γυναιμανής (vgl. Etym. M. 243, 35); p. 818, 23 über μανδάκης. Aus Choiroboskos hat E., wie es scheint, auch zwei Stellen, an denen er den Grammatiker Oros erwähnt: p. 837, 45 über ζήτρειον (vgl. Choirob. Orthogr. 215, 27. Etym. M. 411, 33) und p. 857, 42 über λίς-λέων (vgl. Choirob. Orthogr. 235, 32). Vielleicht ist Choiroboskos seine Quelle auch an einer dritten Stelle, wo Oros erwähnt wird und οἱ τεχνικοί von E. als seine Gewährsmänner angegeben werden, p. 859, 52: παρὰ δὲ τοῖς τεχνικοῖς κεῖται καὶ ὅτι ὁ μὲν Ὦρος οὐχ Ἑλληνικὴν λέξιν τὴν ἰατρίνην εἶναί φησιν, Ἀλέξανδρος δὲ ὁ Κοττυαεὺς πρὸς ἀκρίβειαν λαλῶν μὴ Ἀττικὴν εἶναι αὐτὴν λέγει. Es ist aber möglich, daß hier mit den τεχνικοί eine unbekannte attizistische Quelle gemeint ist (Reitzenstein a. a. O. 389). Außer Oros kommen Namen von technischen Grammatikern aus der Zeit zwischen Herodian und Choiroboskos bei E. nicht vor. Ganz singulär ist p. 1457, 19 die Erwähnung des Grammatikers Eudaimon (s. d. Nr. 8) aus Pelusion, aus dem E. ein längeres Bruchstück über die Nominativformen ἱππότα u. ä. mitteilt.

Eine hier und da von E. benutzte Quelle war die kleine Schrift des Ioannes Philoponos περὶ λέξεων διαφόρως τονουμένων πρὸς διάφορον σημασίαν. Ε. zitiert die Schrift unter diesem Titel p. 1681, 1, außerdem dreimal den Verfasser ohne den Buchtitel: p. 906, 50; 1536. 17; 1809, 27. An der Stelle p. 906, 50–59 und 907, 3–14 (dazwischen ist ein Exzerpt aus Herennios Philon eingeschoben) hat E. eine ganze Anzahl solcher Ausdrücke, die mit dem Akzent ihre Bedeutung wechseln, aus verschiedenen Stellen des kleinen Lexikons zusammengelesen. Dieselbe Quelle ist an einigen anderen Stellen benutzt, wo Ausdrücke dieser Art aufgezählt werden, ohne daß Ioannes Philoponos genannt wird, z. Β. p. 156, 38 und p. 638, 54. Das Schriftchen ist in zahlreichen Hss. in verschiedenen Fassungen überliefert. Vgl. die Ausgabe von P. Egenolff Vratisl. 1880.

Endlich hat E. für technisch-grammatische Dinge an einigen Stellen auch eine sehr späte Quelle benützt, das Ἐτυμολογικὸν μέγα, d. h. das Etymologicum genuinum (daß E. neben diesem auch unser Etym. M. gehabt haben soll, wie Reitzenstein 252 glaubt, ist sehr unwahrscheinlich). Er zitiert das μέγα Ἐτυμολογικόν an 6 Stellen: p. 268, 42 (vgl. Etym. M. 63, 35); p. 304, 25 = 883, 7 (vgl. Etym. M. 61, 37); p. 450, 31 (vgl. Etym. M. 199, 36); p. 834, 47 (vgl. Etym. M. 428, 27; bei E. ist τήγανον für πήγανον zu lesen); p. 1397, 52 (vgl. Etym. M. 2, 8); p. 1443, 64 (nur ἄλεος ὁ μάταιος im Etym. Μ. 59, 45). Aus dem Ἐτυμολογικὸν μέγα hat Ε. außerdem folgende Stellen: p. 522, 30 γλουτός (vgl. Etym. M. 234, 39); p. 586, 33 πάρα (vgl. Etym. M. 651, 25, s. o.); p. 883, 47 χόρτος αὐλῆς (vgl. Etym. M. 813, 55); p. 1494, 60 ἀβάκησαν (vgl. Etym. M. 2, 30. Epim. Hom. Cram. An. Ox. Ι 50, 23). An einigen andern Stellen kann man zweifelhaft sein, ob er das Etymologicum selbst oder dessen Quelle benutzt hat; z. B. p. 1227, 27, wo er sich für die Schreibung von θρῴσκω mit ι¯ auf die τεχνικοί beruft (vgl. Epim. Hom. 203, 20. Etym. M. 156, 19). Überhaupt, dürfte es bei manchen technisch-grammatischen Bemerkungen des E. [1475] schwer sein, die unmittelbare Quelle mit Sicherheit anzugeben; p. 22, 43 = 1459, 49 (über die attische Form ὑός), wo gleichfalls οἱ τεχνικοί genannt werden, stimmt E. mit Theognostos Cram. An. Ox. II 49, 3 überein; wir können aber darum nicht behaupten, daß Theognostos zu den Quellen des E. gehörte. Einer besonderen Untersuchung bedürfen noch die Exzerpte und Notizen des E. über Metrik, für die er sich auch gewöhnlich auf die γραμματικοί oder τεχνικοί beruft; vgl. Ζ. Β. p. 11, 20–12, 10. 12, 32. 19, 36. 25, 21. 27, 26. 80, 42. 114, 40. 353, 31. 984, 5.

C. Lexikographen und andere Grammatiker

C. Lexikographen und andere Grammatiker. Sehr wertvoll sind die von E. überlieferten Exzerpte aus lexikalischen Werken alter Grammatiker der alexandrinischen und römischen Zeit. E. hatte noch Schriften dieser Art, die jetzt verloren sind, teils vollständig, teils in größeren Auszügen. Die Homerkommentare enthalten namentlich zahlreiche Bruchstücke des Aristophanes von Byzanz, des eigentlichen Begründers der griechischen Lexikographie. Νauck hat diese Fragmente gesammelt und durch einen gelehrten Kommentar erläutert. Für die Bruchstücke, die vor E. nicht ausdrücklich mit dem Namen des Aristophanes bezeichnet sind, dienten ihm als Anhalt einige λέξεις, die in einer Pariser Miscellan-Hs. des 14. Jhdts. (Paris. gr. 1630) unter den Titel ἐκ τῶν Ἀριστοφάνους τοῦ περὶ λέξεων διαλαβόντος überliefert sind. Wiewohl hieraus klar hervorgeht, daß noch ein Schreiber des 14. Jhdts. eine Schrift vor sich hatte, aus der er diese Glossen exzerpieren konnte, meinte Nauck doch (Aristoph. Byz. 78f.), daß nach Erotian kaum jemand das Buch des Aristophanes selbst in Händen gehabt habe; von den durch E. erhaltenen Bruchstücken vermutete er, daß sie größtenteils aus Homerscholien stammen. Das war ein Irrtum. Die Auffindung einer Hs. vom Berge Athos durch Emmanuel Miller lieferte den Beweis, daß im 14. Jhdt. noch viel umfangreichere Exzerpte aus Aristophanes von Byzanz und andern vorhanden waren, als das magere Fragmentum Parisinum vermuten ließ. Die Millersche Hs. (jetzt Paris. suppl. gr. 1164) ist ein Miscellancodex, der außer den drei Büchern der Sprichwörtersammlung des Zenobios und dem Anfang einer andern Sammlung kurze Auszüge aus den Λέξεις des Aristophanes von Byzanz und aus Schriften anderer Grammatiker enthält. Eine ähnliche Hs. mit grammatischen Exzerpten, wie die Vorlage des Codex Athous war, muß auch E. in Händen gehabt haben; ihr Inhalt entsprach nicht vollständig der Millerschen Hs., sie enthielt, wie es scheint, nicht so viel wie diese, aber die Exzerpte waren darin bei weitem nicht so verkürzt wie in dieser (noch mehr verkürzt sind sie im Codex Laur. 80, 13 und andern verwandten Hss.). Die Hs. des E. enthielt wahrscheinlich nur Auszüge aus drei Grammatikern: 1. Zenodor, 2. Aristophanes von Byzanz, 3. Sueton (= Miller Mélanges de littér. grecque 407–436). Nur in den Exzerpten aus Aristophanes von Byzanz ist bei E. häufig auch der Name des Verfassers angegeben Ἀριστοφάνης ὁ γραμματικός), die beiden andern, Zenodor und Sueton, werden von E. nie genannt.

Die Epitome der Schrift des Zenodoros Περὶ [1476] τῆς Ὁμήρου συνηθείας hatte entweder in der Hs. des Ε. geringeren Umfang als in Millerschen Hs. oder E. schätzte diese Auszüge nicht sehr hoch. Was er daraus entlehnt hat, zitiert er mit seiner allgemeinen Wendung οἱ παλαιοί, zweimal mit παλαιός τις. Mit Sicherheit lassen sich auf Grund der Vergleichung mit dem Athoscodex nur sechs Stellen bei E. auf Zenodor zurückführen: 1. p. 460, 31 εἰς τοῦτο δὲ ὑπεναντιοῦται ὁ εἰπὼν ὅτι ζυγὸς παρ’ Ὁμήρῳ οὐ συνήθως ἐπὶ σταθμοῦ … λέγει δὲ καὶ ὁ ῥηθεὶς προσεχῶς παλαιός· ζυγὰ καὶ καθέδραι ἐρεσσόντων, ὅθεν ὑψίζυγος ὁ ὕψι καθέδραν ἔχων, vgl. Miller Mél. 409; 2. p. 618, 23 παλαιὸς δέ τις γράφει οὕτω ῥητῶς· μινυρίζειν κτλ., vgl. Miller 410; 3. p. 654, 52 οἱ δὲ παλαιοὶ λέγουσι καὶ ταῦτα· ἀλύειν κτλ., vgl. Miller 411; 4. p. 666, 24 ἰστέον δὲ ὅτι ὁ εἰπὼν ἐν τῷ περὶ σώματος λόγῳ, ὅτι δέμας μὲν κτλ., vgl. Miller 409; 5. p. 702, 33 ὅτι δὲ τὸ μαίνεσθαι οὐκ ἐπὶ μόνου τοῦ συνήθους ἀεὶ τιθεται … παρασημειοῦνται οἱ παλαιοί, vgl. Miller 411; 6. p. 770, 10 σημειωτέον δὲ ἐνταῦθα καὶ ὅτι κατὰ τοὺς παλαιοὺς τὸ μέμνημαι κτλ., vgl. Miller 411. Reichlichere Exzerpte aus Zenodor als die Millersche Hs. scheint der Cod. Venetus Marc. 386 (saec. XII) zu enthalten; vgl. C. Th. Michaelis De Plutarchi codice ms. Marciano 386 (Progr. der Charlottenschule, Berlin 1886), 25.

Von viel größerer Bedeutung sind die von E. überlieferten Auszüge aus den Λέξεις des Aristophanes von Byzanz. Der Codex Athous bietet einige sehr magere Glossen aus einem Kapitel der Λέξεις, das überschrieben ist περὶ τῶν ὑποπτευομένων μὴ εἰρῆσθαι τοῖς παλαιοῖς, und ein längeres Exzerpt mit der Überschrift ὀνόματα ἡλικιῶν, worin über auch Glossen aus einem Kapitel über Verwandtschaftsnamen (ὀνοματα συγγενικά) und Bezeichnungen staatsrechtlicher Begriffe (ὀνόματα πολιτικά und ὀνόματα δουλικά) enthalten sind. E. hatte in seiner Hs., wie es scheint, vier Kapitel, die mit eigenen Überschriften versehen waren: (περὶ τῶν ὑποπτευομένων κτλ.), περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν, περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων, περὶ προσφωνήσεων. Das erste Kapitel zitiert er selbst unter dem Titel περὶ καινοτέρων λέξεων (p. 279, 38) oder περὶ καινοφώνων λέξεων (p. 1761, 20). Auszüge aus dem zweiten Kapitel bringt er an fünf Stellen unter ausdrücklicher Erwähnung des Spezialtitels ἐν τῷ περὶ ὀνομασίας ἡλικιῶν: p. 772, 58. 1625, 32. 1720, 23. 1752, 11. 1817, 18. Den Titel des dritten Kapitels erwähnt er einmal zusammen mit dem Namen des Aristophanes p. 618, 53 ἐν τοῖς Ἀριστοφάνους τοῦ γραμματικοῦ συγγενικοῖς, außerdem an zwei Stellen ohne den Namen des Aristophanes, p. 316, 10 ὁ ἐν τῷ περὶ συγγενικῶν ὀνομάτων ὧδέ πως διαστείλας und p. 971, 23 ὥς φησί τις ἀποσημειωσάμενος ὀνόματα συγγενικά. Die staatsrechtlichen Glossen scheinen auch in seiner Hs. keine besondere Überschrift gehabt zu haben, sondern ebenfalls mit den ὀνόματα συγγενικά verbunden gewesen zu sein. Dagegen darf aus den Worten des Eustath. p. 1118, 8 wohl gefolgert werden, daß die Formen der Anrede unter Verwandten bei Aristophanes ein besonderes (viertes), wenn auch kleines, Kapitel περὶ προσφωνήσεων bildeten. Der Name des Aristophanes wird bei einem großen Teil dieser Exzerpte von E. angegeben, [1477] häufig aber auch verschwiegen; in diesen Fällen ergibt sich durch Vergleichung mit den Auszügen des Athous oder mit verwandten Stellen des E. selbst, daß mit dem φασί oder κατὰ τοὺς παλαιούς u. ä. Aristophanes von Byzanz gemeint ist. Die Exzerpte des E. sind aber größtenteils viel reichhaltiger als die des Athous; namentlich finden sich zu vielen Ausdrücken bei E. wertvolle Zitate und wörtliche Belege aus Schriftstellern der klassischen Zeit, die im Athous größtenteils fortgelassen sind. Auch ist die Überlieferung in den von E. mitgeteilten Bruchstücken noch nicht so verderbt. Wie vorzüglich seine Hs. in manchen Teilen noch gewesen sein muß, ersieht man aus einigen Stellen, in denen er die eigenen Worte des Grammatikers unverändert wiedergibt. Ζ. Β. über die im Athous überhaupt fehlende und wahrscheinlich dem ersten Kapitel zuzuweisende Glosse ἐπιστάτης p. 1827, 47: ἐνταῦθα δὲ μνηστέον τοῦ γραμματικοῦ Ἀριστοφάνους εἰπόντος οὕτω ῥητῶς· ἐπιστάτης ἐπὶ μόνου τοῦ χυτρόποδος δοκεῖ τοῖς πολλοῖς τάττεσθαι καὶ τοῦ μεταιτητοῦ, ὡς παρ’ Ὁμήρῳ (Od. XVII 455)· ἀγνοοῦσι δὲ ὅτι καὶ ὁ παιδοτρίβης οὕτω καλεῖται· τὸ (lies τοῦ) δὲ καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων καθηγητῶν τάττειν οὔ φημι πάντως τὴν χρῆσιν δεικνύναι.

Dasselbe Verhältnis zwischen E. und der Millerschen Hs. waltet ob in den Exzerpten aus Suetons griechischen Schriften περὶ βλασφημιῶν und περὶ παιδιῶν. Nauck hatte wegen einiger Glossen des Fragmentum Parisinum, die hinter den Glossen aus Aristoph. Byz. stehen, vermutet, daß ein Kapitel der Λέξεις des Aristophanes über Schimpfausdrücke (περὶ βλασφημιῶν) gehandelt habe; er hatte daher Stellen des E., die sich mit diesen Glossen des Fragm. Paris. berühren, und andere ähnliche unter die Fragmente des Aristoph. Byz. aufgenommen. Bei Suidas s. Τράγκυλλος wird aber eine Schrift des Sueton περὶ δυσφήμων λέξεων ἤτοι βλασφημιῶν καὶ πόθεν ἑκάστη erwähnt und im Etym. Μ. 151, 35 ist eine Glosse ἀρχολίπαρος erhalten mit der Unterschrift οὕτω Τραγκύλλων περὶ βλασφημιῶν. Da Eustath. p. 210, 17 dieselbe Erklärung von ἀρχολίπαρος gibt, vermutete Reifferscheid (Sueton. Reliqu. 273. 454), daß E. auch sonst diese Schrift des Sueton benutzt habe, und wies namentlich die Stellen p. 725, 29 und 1542, 48 dem Sueton zu. Daß die Benutzung in viel größerem Umfange stattgefunden hat, ergab sich aus dem Athous, wo den Bruchstücken des Aristophanes von Byzanz Exzerpte aus Sueton vorausgehen unter dem Titel Σουητίνου Τρογκύλου περὶ βλασφημιῶν καὶ πόθεν ἑκάστη. Aus dem Athous haben wir die Anordnung der Suetonischen Schrift kennen gelernt. Nach einer kurzen Einleitung über Schimpfwörter bei Homer bringt Sueton die bei andern Schriftstellern, insbesondere bei den Komikern, vorkommenden Ausdrücke dieser Art unter 14 Kapitel verteilt, deren jedes eine eigene Überschrift hat (ἐπὶ ἀνδρῶν ἀκολάστων, ἐπὶ γυναικῶν usw.). Bei E. finden sich diese Glossen an verschiedenen Stellen gewöhnlich in ganzen Reihen und in derselben Ordnung wie im Athous. E. gibt aber viel mehr Schriftstellerzitate, und die Erklärungen sind bei ihm weniger verkürzt als im Athous, wo häufig nur die Lemmata der Glossen gegeben und die Erklärungen fortgelassen sind. [1478] E. nennt den Verfasser nirgends mit Namen, bezeichnet ihn aber an einigen Stellen ziemlich deutlich: p. 441, 28 βλασφημίας μόριον παλαιός τίς φησι καὶ τὸ ἅλιος; p. 518, 44 ἡ δὲ τὰ τοιαῦτα μεθοδεύουσα βλασφημία, ἥν, φασι, κατεδείξατο μὲν Ὅμηρος ἀρχῆθεν κτλ. (Anfang der Schrift, vgl. Miller 413); p. 527, 45 ἡ κωμικὴ βλασφημία κενταύρους ἔπαιζε; p. 827, 30 ἡ δὲ τοιαῦτα νομοθετήσασα βλασφημία … καὶ τὸν ἀρρενωπὸν ἀρρενῶπα ἔφη; p. 725, 20 τοιαῦτα δὲ καὶ ἅπερ τῶν τις παλαιῶν ἔθετο παραδείγματα βλασφημιῶν τῶν ἀπὸ ἀριθμῶν. Die andere Schrift des Sueton περὶ τῶν παρ’ Ἕλλησι παιδιῶν kannte man früher durch die Erwähnung bei Suidas s. Τράγκυλλος und bei Ioann. Tzetz. Var. Hist. VI 875 Τράγκυλλος Σουητῖνός τις ἐν παιδιαῖς Ἑλλήνων. Daher war längst vermutet, daß Ε. seine Angaben über griechische Kinderspiele dieser Quelle verdanke und daß er mit den Worten p. 1397, 7 ὁ τὰ περὶ Ἑλληνικῆς παιδιᾶς γράψας und p. 1397, 39 ἐκεῖνος ὁ τὰ περὶ τῆς καθ’ Ἕλληνας παιδιᾶς γράψας den Grammatiker Sueton bezeichne. Demgemäß hatte Reifferscheid (Suet. Reliqu. 322ff.) das große Bruchstück über das Würfelspiel und Brettspiel bei Eustath. p. 1397, 7–45 unter die Fragmente des Sueton aufgenommen und vermutungsweise andere Stellen des E., die über παιδιαί handeln, gleichfalls der Schrift des Sueton zugewiesen. Die Millersche Hs. hat auch diese Vermutungen bestätigt, denn sie enthält unmittelbar hinter den Auszügen aus Aristophanes von Byzanz, allerdings ohne Überschrift und ohne den Namen des Sueton, ein kurzes Exzerpt über einige Kinderspiele. Die Beschreibung der Spiele ist bei E. wiederum durchweg ausführlicher als im Athous, wo alles bis aufs äußerste verkürzt ist und fast alle Zitate fortgelassen sind. Vgl. über die Auszüge aus Aristoph. Byz. und Sueton A. Fresenius De λέξεων Aristophanearum et Suetonianarum excerptis Byzantinis, Aquis Mattiacis 1875, und Leop. Cohn De Aristophane Byzantio et Suetonio Tranquillo Eustathi auctoribus, Lipsiae 1881 (Jahrb. Suppl. XII 285–374).

In einer andern Miscellan-Hs. las E. wahrscheinlich alles, was er in den Homerkommentaren aus attizistischen Wörterbüchern anführt, die er gewöhnlich unter der Bezeichnung λεξικὰ ῥητορικά zitiert. Wieviel Lexika dieser Art ihm vorgelegen haben, geht aus seinen verschiedenen Angaben nicht mit voller Klarheit hervor. Ausdrücklich erwähnt er drei: die fünf Bücher Λέξεων Ἀττικῶν des Aelius Dionysius von Halikarnaß, das Λεξικὸν Ἀττικόν des Pausanias und ein drittes, das er an drei Stellen als ἀνώνυμον λεξικὸν ῥητορικόν bezeichnet (p. 799, 36. 1828, 48. 1854, 31). Auch Photios hatte in seiner Bibliothek eine Hs., in der mehrere alte Lexika, darunter die des Aelius Dionysius und des Pausanias, vereinigt waren (Phot. bibl. cod. 152. 153). So fragmentarisch und ungenau vielfach die Mitteilungen des E. aus diesen Wörterbüchern auch sind, so haben sie doch großen Wert für unsere Kenntnis der altgriechischen Lexikographie und für die Lösung der schwierigen Quellenfragen über die Zusammensetzung der aus byzantinischer Zeit erhaltenen Lexika. Durch die Zitate des E. sind wir in den Stand gesetzt, zahlreiche Glossen bei Photios, Suidas, in dem sechsten [1479] Bekkerschen Lexikon und in andern Quellen mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit auf bestimmte Verfasser zurückzuführen und manche Verwandtschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse festzustellen. Leider ist auch hier die Zitierweise des E. sehr ungleichmäßig. Häufig zitiert er für denselben Ausdruck mehrere Quellen, nennt aber nur die eine mit Namen und bezeichnet die andere mit ἕτερος ῥήτωρ oder ἐν ἑτέρῳ ῥητορικῷ λεξικῷ φέρεται (γράφεται). An vielen Stellen begnügt er sich mit der ungenauen Angabe ἐν ῥητορικῷ λεξικῷ oder ἐν ῥητορικοῖς λεξικοῖς, so daß wir auf Vermutungen angewiesen sind, ob Aelius Dionysius oder Pausanias oder ein anderes Lexikon gemeint ist. Dasselbe gilt von den vereinzelt vorkommenden Zitaten ἐν παλαιῷ κατὰ στοιχεῖον λεξικῷ (p. 789, 50. 859, 4. 862, 5. 1238, 3. 1429, 18), ἐν ἐπιλογῇ λέξεων ἀρχαία, (p. 855, 20), ὁ γράψας ἐν στοιχειακῇ τάξει λέξεων (p. 378, 25), ῥήτωρ τις κατὰ στοιχεῖον συντάξας ἅπερ ἐπόνησεν (p. 933, 26), οἱ κατὰ στοιχεῖον τὰ ῥητορικὰ ἐκθέμενοι (p. 989, 47). Von dem Lexikon des Aelius Dionysius gab es, wie Photios berichtet, zwei Ausgaben, und die zweite unterschied sich von der ersten hauptsächlich durch eine größere Anzahl von Belegstellen. Daß auch E. beide Rezensionen gehabt hat, ist aus seiner Zitierweise p. 1944, 9 ἐν μέντοι ἑτέρῳ ῥητορικῷ λεξικῷ γράφει und p. 1958, 1 ἐν ἑτέρῳ δὲ γράφει (an beider Stellen ist vorher Aelius Dionysius genannt) gefolgert worden. Aber die Möglichkeit, daß an diesen Stellen γράφει nur Druckfehler für γράφεται ist, liegt zu nahe. Νaber (Phot. Proleg. 50) hat ebenso aus der Stelle des Eustath. p. 408, 12 ἐν ἑτέρῳ δὲ ῥητορικῷ λεξικῷ γράφει geschlossen, daß E. auch von dem Lexikon des Pausanias zwei Ausgaben benutzte, während Photios nichts davon weiß, daß es von Pausanias gleichfalls zwei Rezensionen gab; aber hier ist kein Zweifel, daß γράφει in γράφεται korrigiert werden muß. Die Fragmente der rhetorischen Lexika des E. sind wiederholt gesammelt und herausgegeben: Μ. Η. E. Meier Opusc. acad. II 63–82. W. Rindfleisch De Pausaniae et Aelii Dionysii lexicis rhetoricis, Regim. Pr. 1866. C. Th. Ph. Schwartz Aelii Dionysii Halicarnassensis reliquiae, Trajecti ad Rhenum 1877. E. Schwabe Aelii Dionysii et Pausaniae atticistarum fragmenta, Lipsiae 1890. Aber alle diese Ausgaben sind ungenügend und bieten bei weitem nicht vollständig, was uns aus diesen sog. rhetorischen Wörterbüchern bei E. und anderswo erhalten ist; denn sie berücksichtigen nur die Stellen des E., wo Aelius Dionysius und Pausanias und die λεξικὰ ῥητορικά ausdrücklich zitiert werden. E. hat aber diese Lexika auch an vielen andern Stellen ausgeschrieben, wo er sie nicht nennt, sondern seine beliebten Wendungen φασὶν οἱ παλαιοί, κατὰ τοὺς παλαιούς u. ä. gebraucht. Alle Stellen des E., in denen lexikalische Dinge und attischer Sprachgebrauch behandelt werden, müssen bei der Sammlung der Reste dieser attizistischen Wörterbücher aus Hadrianischer Zeit sorgfältig herangezogen und mit den Parallelstellen der aus byzantinischer Zeit erhaltenen Lexika verglichen werden. Bei manchen anonym überlieferten Bruchstücken wird eine Zuweisung an einen bestimmten Verfasser nicht wohl möglich sein. Vielfach aber wird auch bei [1480] solchen mit Rücksicht auf den Inhalt und auf Grund sorgfältiger Beobachtung des Sprachgebrauchs mit großer Wahrscheinlichkeit ermittelt werden können, ob sie dem Aelius Dionysius oder Pausanias oder keinem von beiden gehören. Aelius Dionysius und Pausanias berühren sich nach einigen Fragmenten zwar sehr nahe mit einander, aber auch die Unterschiede treten ziemlich klar hervor, Aelius Dionysius gibt vorzugsweise Vorschriften über korrekte Schreibweise, empfiehlt bestimmte Ausdrücke und Wortformen als gut attisch und belegt sie mit Beispielen aus den besten attischen Schriftstellern, besonders aus der alten Komödie; andererseits tadelt er nichtattische, hellenistische und soloezistische Ausdrücke und Formen mit scharfen Worten (s. d. Art. Dionysios Nr. 142). Pausanias nimmt zwar auch Rücksicht auf den attischen Sprachgebrauch und stellt ihn in Gegensatz zum ionischen und hellenistischen, es kommt ihm aber mehr auf die sachliche Erklärung wichtiger und schwieriger Ausdrücke des attischen Sprachschatzes an, er erläutert nicht nur Ausdrücke, die bei den Schriftstellern vorkommen, sondern auch Ausdrücke und Begriffe, des öffentlichen und privaten Lebens und des Sakralwesens, er zitiert nicht nur Schriftsteller der klassischen Zeit, sondern auch Grammatiker (wie Eratosthenes, Didymos, Dioskurides). Sehr zahlreich waren in seinem Lexikon die Sprichwörter, in deren Erklärung er sich an Didymos und die von diesem angeführten älteren Autoren anschloß. Eine große Anzahl Sprichwörter, die wir bei E. in gelehrter Weise erläutert finden, dürfen wir mit Wahrscheinlichkeit auf Pausanias zurückführen, auch wenn er nicht genannt ist. Vgl. A. Hotop De Eustathii proverbiis, Leipzig 1888 (Jahrb. Suppl. XVI). Ein vollständiges Verzeichnis der von E. erwähnten Sprichwörter gibt Ed. Kurtz Philol. Suppl. VI (1892) 307–321. Welcher Art das von E. als ἀνώνυμον bezeichnete rhetorische Lexikon war, läßt sich aus den drei kurzen Bruchstücken, die er unter diesem Titel anführt, nicht entnehmen; es gehörte aber ebenso wie die Lexika des Aelius Dionysius und Pausanias zu den im Lexikon des Photios und im sechsten Bekkerschen Lexikon benutzten Quellen; die Fragmente berühren sich indessen auch mit Hesych. Ein vollständiges Verzeichnis aller Stellen des E., an denen Aelius Dionysius und Pausanias und λεξικὰ ῥητορικά zitiert werden, ist ausdruckt bei Νaber Phot. Proleg. 192ff.

Zu den lexikalischen Quellen des E. gehört das Synonymen-Wörterbuch des Grammatikers Herennios Philon aus Byblos, das er zwar selten zitiert, aber ziemlich häufig stillschweigend benutzt hat. Mit vollem Titel führt er das Werk an p. 831, 11 διαφορὰν δὲ ἀστέρος καὶ ἄστρου … Ἐρέννιος Φίλων φησὶν ἐν τῷ περὶ διαφόρων σημαινομένων und p. 900, 60 ὡς Ἐρέννιος Φίλων ἐν τῷ περὶ διαφόρων σημαινομένων. Ohne den Buchtitel wird Ἐρέννιος Φίλων von E. außerdem zitiert p. 855, 7. 1698, 27. 1727, 9. Auf Grund dieser Zitate dürfen wir eine ganze Reihe von Stellen des E., in denen die Bedeutungsunterschiede solcher Synonyma erläutert und durch Beispiele aus den Schriftstellern belegt werden, auf Herennios Philon zurückführen. Das Buch dieses Grammatikers, das ursprünglich, wie es [1481] scheint, nicht alphabetisch angelegt war, muß als die eigentliche Quelle aller synonymischen Lexika angesehen werden, die unter verschiedenen Namen aus byzantinischer Zeit erhalten sind. E. ist nicht der einzige Zeuge dafür, daß das Buch des Philon noch in spätbyzantinischer Zeit vorhanden war. Unter dem etwas verderbten Titel Ἐρανίου Φίλωνος περὶ διαφορᾶς σημασίας κατ’ ἀλφάβητον ist ein mageres Lexikon synonymer Ausdrücke erhalten (herausgegeben von Valckenaer hinter dem Ammonios), das offenbar ein sehr verkürzter und in alphabetische Ordnung gebrachter Auszug aus demselben Werke ist, das dem E. in viel besserer Gestalt vorgelegen hat. Einen andern Auszug bieten einige Hss. unter dem Titel Ἐρεννίου Φίλωνος περὶ κυριολεξίας oder περὶ ἀκυρολογίας, andere Hss. nennen Ammonios oder Herodian als Verfasser desselben Auszuges; vgl. Leop. Cohn Philol. Abhdl. M. Hertz dargebr. (Berlin 1888) 128, 1. Größere Übereinstimmung besteht zwischen den von E. überlieferten Bruchstücken und dem von Valckenaer herausgegebenen Lexikon des Ammonios περὶ ὁμοίων καὶ διαφόρων λέξεων. Dieses ist kein Originalwerk aus dem 1. Jhdt. n. Chr., wie Valckenaer meinte, sondern eine durch Zusätze erweiterte spätbyzantinische Bearbeitung des von E. benutzten Philonischen Werkes. Auszüge daraus sind weiter die Schrift des sog. Ptolemaios περὶ διαφορᾶς λέξεων und die noch unedierte Συναγωγή eines Symeon. Vgl. Leop. Cohn De Heraclide Milesio grammatico (Berol. 1884) 9–18. A. Kopp De Ammonii Eranii aliorum distinctionibus synonymicis earumque communi fonte, Regim. 1883. Benutzt ist das Buch des Herennios Philon auch in dem Etym. Gud. Mit Hilfe dieser Auszüge und Bearbeitungen lassen sich bei E. leicht die Bruchstücke des Herennios Philon ausscheiden, in denen er den Verfasser nicht ausdrücklich nennt. In diesen bezeichnet er seine Quelle nach seiner Gewohnheit mit allgemeinen Ausdrücken wie ὁ εἰπών (p. 1564, 29) oder ὁ γράψας (p. 1399, 11. 1767, 15) oder ὁ ἱστορήσας (p. 1541, 46) oder κατὰ τὸν παλαιόν (p. 1768, 59). Bisweilen nennt er nur die von Philon zitierten alteren Grammatiker, wie p. 341, 30 Πτολεμαῖος ὁ Ἀσκαλωνίτης ἐν τῷ περὶ τῶν ἐν Ὀδυσσείᾳ προσῳδιῶν, p. 684, 29 Δίδυμος ἐν ἱστορικῷ (wohl Korruptel seiner Hs. für ἐν ί ῥητορικῶν ὑπομνημάτων), p. 1954, 4 ἐν ὑπομνήματι Βακχυλίδου τοῦ λυρικοῦ (wo Διδύμου fehlt), p. 1788, 52 Ἀλεξίων. Die meisten Bruchstücke gibt E. sehr verkürzt wieder, manche werden erst durch Vergleichung mit Ammonios usw. verständlich; bisweilen aber bietet er auch etwas mehr als Ammonios, z. B. p. 1698, 27 über ἀσφόδελος und ἀσφοδελός, wo bei Ammonios das Zitat aus Tryphon fehlt.

Außer diesen alten Wörterbüchern hat E. nur noch eine ganz junge lexikalische Quelle hier und da eingesehen, das Lexikon des Suidas. Es wird ungefähr an einem Dutzend Stellen von E. angeführt; p. 834, 47 zitiert er es mit den Worten ἐν τῷ κατὰ στοιχεῖον μεγάλῳ βιβλίῳ τοῦ Σουίδα, sonst ἐν τοῖς τοῦ Σουίδα, παρὰ τῷ Σουίδᾳ, κατὰ τὸν Σουίδαν u. ä. Es sind fast immer nur ganz kurze Notizen, für die E. sich auf Suidas beruft; vgl. p. 834, 47. 1403, 17. 1406, 23. 1441, 12. 1469, 22. 1528, 27. 1538, 45. 1571, 25.

[1482] Zu dieser Gruppe von Quellenschriften des E. gehören auch die in ausgiebigster Weise von ihm benutzten Δειπνοσοφισταί des Athenaios. Der Name dieses Kompilators (ὁ Ἀθήναιος, ὁ δειπνοσοφιοτής, bisweilen ὁ Ναυκρατίτης σοφιστής) findet sich in den Homerkommentaren an unzähligen Stellen, auf manchen Seiten 2–3mal. Ihm verdankt E. eine Fülle von Zitaten aus klassischen Schriftstellern und Grammatikern der alexandrinischen Zeit und eine Menge gelehrter Notizen, die er freilich oft in sehr nachlässiger Weise verkürzt und verändert hat. Man darf vielleicht behaupten, daß beinahe der ganze Athenaios in den Homerkommentaren des E. enthalten ist; denn ebenso häufig, wie er ihn zitiert, schreibt er ihn aus, ohne ihn zu nennen. Aber E. besaß nicht eine vollständige Hs. der Δειπνοσοφισταί, auch nicht eine solche, wie es unser Marcianus ist, sondern nur eine Hs. der Epitome, wie sie in den Hss. C und Ε erhalten ist. Seine Exzerpte stimmen in ihrem Umfang wie in allen Lesarten und Fehlern vollkommen mit den Hss. der Epitome überein. Selten wird man bei ihm eine bessere Lesart finden, wie p. 1024, 38 καὶ Μνώτας τοὺς ἐγγενεῖς οἰκέτας für εὐγενεῖς (Athen. VI 267 c). Zu den Fehlern seiner Hs. gesellen sich aber zahlreiche Irrtümer und Ungenauigkeiten des E. selbst hinzu, die auf Flüchtigkeit im Exzerpieren beruhen. Ζ. Β. findet sich mitten in der Beschreibung des Ballspiels, die E. p. 1601, 30–47 aus Suetons Schrift über die Spiele entlehnt hat, folgender Zusatz aus Athenaios: τοῦ δὲ ἀξίαν λόγου καὶ τὴν σφαιριστικὴν εἶναι πίστις καὶ Ἀθηναῖοι πολίτην ποιησάμενοι Ἀλέξανδρον τὸν Καρύστιον σφαιριστὴν καὶ ἀνδριάντας ἐκείνῳ ἀναστήσαντες. Die Stelle des Athenaios, die Ε. hier stillschweigend benützt, lautet dagegen in der Epitome I 19 a: ὅτι Ἀριστόνικον τὸν Καρύστιον τὸν Ἀλεξάνδρου σφαιριστὴν Ἀθηναῖοι πολίτην ἐποιήσαντο διὰ τὴν τέχνην καὶ ἀνδριάντα ἀνέστησαν. Bei Eustath. p. 1299, 54–1300, 2 lesen wir eine gelehrte Auseinandersetzung über ἀμφίθετος φιάλη (Il. XXIII 270), die aus Athen. XI 501 a–d kompiliert ist. Dazwischen aber steht Z. 68 folgende Bemerkung: τῷ δὲ τοιούτῳ λεβητώδει χαλκείῳ εἰκὸς παρόμοιον εἶναι καὶ τὸν παρὰ τῷ κωμικῷ Φιλήμονι ἐμβαθυχύταν, ὃς καὶ ἔφηβος ἐκαλεῖτο· ποτηρίου δὲ ἦν εἶδος κατὰ τὴν τοῦ δειπνοσοφιστοῦ ἱστορίαν. Diese stammt aus Athen. XI 1469 a, wo wir aber folgendes lesen: Ἔφηβος· τὸ καλούμενον ποτήριον ἐμβασικοίταν οὕτως φησι καλεῖσθαι Φιλήμων ὁ Ἀθηναῖος ἐν τῷ περὶ Ἀττικῶν ὀνομάτων ἢ γλωσσῶν. Στέφανος δ’ ὁ κωμικὸς ἐν Φιλολάκωνί φησι κτλ. Ε. hat also den Glossographen Philemon und den Komiker Stephanos zusammengeworfen und daraus den Komiker Philemon gemacht; das Wort ἐμβαθυχύταν bei E. ist eine bemerkenswerte Korruptel von ἐμβασικοίταν.

Auch den gleichzeitig lebenden und dem Athenaios ähnlichen Kompilator Aelianus hat E. benützt. Er zitiert sowohl die Naturgeschichte als auch die Vermischten Geschichten für einzelne kleine Notizen: z. Β. p. 524, 43 = Ael. nat. an XVI 1; p. 1493, 59 = nat. an. IX 21; p. 1757, 51 = nat. an. I 5; p. 4, 20 = var. hist. XIV 21; p. 71, 9 = var. hist. I 15. Die Naturgeschichte erwähnt er einmal ausdrücklich: p. 58, 36 καινότερον δὲ τούτων τὸ τῇ κλαδὶ παρ’ Αἰλιανῷ ἐν τῷ [1483] περὶ ζῴων ἰδιότητος (nat. an. IV 38). Aus verlorenen Teilen der Ποικίλη Ἱστορία stammen die Zitate bei Eustath. p. 1351, 30. 1390, 26. 1404, 46 (frg. 76. 188. 67 Hercher). Auch die verlorene Schrift des Aelian Περὶ προνοίας hat Ε. noch vorgelegen, er zitiert sie an fünf Stellen: p. 100, 12. 495, 40. 657, 28. 772, 54. 797, 27 (frg. 15. 16. 17. 10. 18). Ungewiß ist, aus welchem Buche er die Zitate p. 738, 62 und p. 1870, 56 (frg. 191. 189) genommen hat.

D. Historiker und Geographen

D. Historiker und Geographen. Von alten Historikern zitiert E., wie im Dionyskommentar, am häufigsten Herodot, seltener Thukydides und Xenophon. Die Zitate aus Herodot gibt E. zum größten Teil aus eigener Lektüre, dagegen hat er die meisten Thukydides- und Xenophonzitate aus andern von ihm benützten Quellen (Homerscholien, Wörterbüchern, Athenaios u. a.) übernommen. Von späteren Historikern kommt am meisten der Name des Arrian vor. E. las von ihm noch, wie oben bereits bemerkt ist, die Βιθυνιακά, die er mehrmals ausdrücklich zitiert: p. 490, 3. 565, 4. 691, 45. 1017, 20. Durch E. sind zahlreiche Exzerpte aus diesem Werke erhalten. Vgl. die Fragmente bei Müller FHG III 591ff. (drei von E. überlieferte Bruchstücke fehlen bei Müller: Eustath. p. 1078, 20. 1528, 13. 1615, 3). Zu den Quellen des E. gehört auch die Καινὴ Ἱστορία des Ptolemaios Chennos. Wiewohl er ihn selbst nie nennt, sondern immer nur seine angeblichen Gewährsmänner zitiert, hat er ihn doch stark benützt und zahlreiche sonderbare Mythen aus seinem Werke insbesondere in den Odysseekommentar aufgenommen. Vgl. R. Hercher Jahrb. Suppl. I (1856) 269ff.

Wie in dem Dionyskommentar gehören auch in den Homerkommentaren zu den am stärksten benützten Werken die Γεωγραφικά des Strabon und die Ἐθνικά des Stephanos von Byzanz. Der Name des Strabon (gewöhnlich ὁ γεωγράφος) kommt ungefähr ebenso häufig vor wie der des Athenaios; aber ein bedeutender Teil der Zitate und Exzerpte aus Strabon (ebenso aus Stephanos von Byzanz) fällt begreiflicherweise auf den Kommentar zum Schiffskatalog. Was von den Auszügen aus Athenaios bemerkt ist, daß sie oft große Flüchtigkeit beim Exzerpieren verraten, gilt auch von der Benützung Strabons. Ζ. Β. hat Eustath. p. 51, 1 die Stelle über den Tod des Kalchas (Strab. XIV 642) so verkürzt, daß die Erzählung fast unverständlich ist; vgl. auch La Roche Hom. Textkr. 172f. M. Neumann Jahrb. Suppl. XX 164ff. Andererseits leisten die Homerkommentare auch einige Dienste zur Verbesserung des Strabontextes. Mit Recht hat man aus der Stelle des Eustath. p. 360, 14 geschlossen, daß seine Strabon-Hs. noch nicht die große Lücke im siebenten Buche hatte (vgl. frg. 23 und 21). Auch die Stelle p. 299, 7 über Thamyris und Orpheus stammt wohl daher (vgl. Strab. VII frg. 35 und 18), zumal da auch die unmittelbar vorhergehenden Worte p. 299, 6 καὶ ὅτι Θρᾷκες ἦσαν οἱ ἐπιμεληθέντες τῆς ἀρχαίας μουσικῆς, Ὀρφεύς, Μουσαῖος καὶ Θάμυρις aus Strabon (X 471) entlehnt sind (Meineke zu Steph. Byz. s. Κίκονες vermutete, daß E. sie aus Steph. Byz. habe). Es scheint allerdings, daß auch seine Hs. in einigen Partien schon verkürzt war, vgl. Kramer Praef. p. LIX.LXXXIX.

[1484] Stephanos von Byzanz wird von E. gewöhnlich unter dem Titel ὁ τὰ Ἐθνικὰ γράψας zitiert, bisweilen auch ὁ ἐθνικός oder ὁ ἐθνικογράφος, oder es wird das Werk zitiert ἡ τῶν Ἐθνικῶν καταγραφή oder ἀναγραφή u. ä. Der Name Στέφανος findet sich nur einmal, p. 649, 63 καθὰ καὶ Στέφανος παραδίδωοιν ἐν τοῖς Ἐθνικοῖς (vgl. Steph. Byz. s. Ἀδραμύτειον). Daß Ε. nicht den vollständigen Stephanos hatte, sondern einen Auszug aus seinem Werke, geht aus zwei Stellen hervor: p. 34, 12 ὅτι Σμινθεὺς Ἀπόλλωνος ἐπίθετον· καὶ οἱ μέν φασιν ἀπὸ Σμίνθης πόλεως περὶ Τροίαν, ὡς καὶ ὁ τὰ Ἐθνικὰ ἐπιτέμνων φησίν und p. 332, 33 τῷ δὲ γράψαντι τὴν τῶν Ἐθνικῶν ἐπιτομὴν δυσχερὲς προσέχειν, εἰπόντι χωρίον Σικυωνίας τὸ Τίτανον (daß E. ein vollständiges Exemplar der Ἐθνικά und daneben eine Hs. der Epitome benützte, wie manche annehmen wollten, ist durchaus unwahrscheinlich). Häufig stimmt denn auch E. bis auf kleine Varianten im Text mit der erhaltenen Epitome. Z. B. gibt Eustath. p. 274, 42 über Ἀνεμώρεια (Il. II 521) zuerst einiges aus Steph. Byz. (ταῦτα ἐν τοῖς Ἐθνικοῖς) und dann fast genau dasselbe aus Strab. IX 423, ohne zu merken, daß Stephanos von Byzanz aus Strabon geschöpft hat; in seiner Hs. der Ἐθνικά war also wahrscheinlich wie in unserer Epitome der Name des Strabon, den Stephanos zitiert hatte, ausgelassen. Aber die erhaltene Epitome ist vermutlich nicht die einzige, die es von dem Werke des Stephanos von Byzanz gegeben hat. Die Epitome, die E. gebrauchte, war jedenfalls an vielen Stellen vollständiger und weniger korrupt. Der Text der Ἐθνικά läßt sich daher mit Hilfe der bei E. überlieferten Exzerpte nicht selten verbessern und vervollständigen: vgl. Eustath. p. 287, 31 und Steph. Byz. s. Ἐπίδαυρος; Eustath. p. 313, 12 und Steph. Byz. s. Μίλητος; Eustath. p. 315, 12 und Steph. Byz. s. Λίνδος; Eustath. p. 324, 37 und Steph. Byz. s. Ἀντρών; Eustath. p. 327, 35 und Steph. Byz. s. Γλαφύραι; Eustath. p. 335, 12 und Steph. Byz. s. Αἰνία. Auch ganze Artikel, die E. in seiner Hs. gelesen hat, sind in unserer Epitome ausgefallen, z. Β. Κίκονες bei Eustath. p. 359, 12; Ὄρθη bei Eustath. p. 333, 28; Ὀρνεαί bei Eustath. p. 291, 6. Freilich hat E. auch in diesen Exzerpten häufig in nachlässiger Weise die Worte des Autors verkürzt und entstellt, p. 277, 31 bemerkt er über Βῆσσα (Il. II 532) folgendes: Ἡρωδιανὸς διὰ δυὸ σσ¯ γράφει· ὠνομάσθη δέ, φασίν, ἀπὸ τῆς τοῦ τόπου φύσεως ναπώδους οὔσης. Hier hat E. aus Stephanos von Byzanz geschöpft, aber daß er Herodian die Schreibung mit zwei σ¯ zuschreibt, beruht auf einem Flüchtigkeitsfehler, denn Stephanos berichtet das Gegenteil: … Ἡρωδιανὸς δὲ δι’ ἑνὸς σ¯ γράφει, Ἀπολλόδωρος δὲ καὶ Ἐπαφρόδιτος καὶ Ἡρακλέων διὰ δύο. p. 364, 47 schreibt Ε. mit Berufung auf Steph. Byz.: Ἀσκανία δὲ κατὰ μὲν τὸν ἐθνικογράφον πόλις Τρωική, οὗ πρῶτόν φασι κρόμμυα γενέσθαι. Die Worte οὗ–γενέσθαι stehen aber bei Stephanos von Byzanz nicht im Artikel Ἀσκανία, sondern am Schlusse des vorhergehenden Artikels Ἀσκάλων.

Dies sind im wesentlichen die direkten Quellen des E., aus denen er den Stoff zu den Homerkommentaren zusammengetragen hat. Es ist begreiflich, daß die späteren Byzantiner von den hier aufgehäuften Schätzen Gebrauch gemacht [1485] haben. Ganz besonders finden wir in jüngeren Scholienhandschriften zu Homer E. stark benutzt. Im Codex Genevensis der Ilias sind von dritter Hand Scholien aus E. eingetragen (Nicole Les Scolies Genevoises I p. LXXII). In dem Cod. Leidensis Vossianus 64 (saec. XV), der wegen seiner umfangreichen Porphyriosexzerpte wichtig ist, finden sich auch wörtliche Auszüge aus E. mit dem ausdrücklichen Vermerk Εὐσταθίου (Valckenaer Opusc. II 95ff.). Benützt ist E. ferner in dem hauptsächlich aus Scholien des Venetus Β und des Townleianus zusammengesetzten Cod. Lipsiensis (saec. XIV). An zwei Stellen zitiert ihn der Scholiast ausdrücklick: zu Il. XII 255 θέλγε νόον· … ἐτυμολογεῖ δὲ ὁ Θεσσαλονίκης ἀπὸ τοῦ ἄγειν τὸν ἄνθρωπον οὗ θέλει καὶ οὗ βούλεται (vgl. Eustath. p. 902, 51. 941, 7) und zu Il. XV 410 … οἱ δὲ νεώτεροι εἶπον τὴν λευκὴν στάθμην ἐπὶ ἀσαφοῦς, ὅπερ οὐκ ἀρέσκει τῷ Θεσσαλονικεῖ (vgl. Eustath. p. 1023, 3). An andern schreibt er ihn stillschweigend aus; so stammen alle Scholien des Lipsiensis, in denen Apion und Herodor oder Aelius Dionysius und Pausanias genannt werden oder Bruchstücke aus den Λέξεις des Aristophanes von Byzanz sich finden, aus den Παρεκβολαί des E., wie zuletzt E. Maass gezeigt hat (Herm. XIX 287ff.), wie aber auch schon vorher längst bemerkt war: vgl. Lehrs Arist.³ 39 Anm. Leop. Cohn De Aristophane Byzantio 287, 5. Ferner sind aus E. abgeschrieben zahlreiche Scholien, die Cramer im dritten Bande seiner Anecdota Parisina aus Pariser Hss. ediert hat. In ausgiebiger Weise ist der Iliaskommentar des E. benützt von den Schreibern der Codd. Paris. 2679. 2681. 2767. 3058 (Cramer An. Par. III 3–28. 29–96. 179–246. 371–389). Im Cod. 3058 wird E. einmal ausdrücklich genannt: Cram. p. 887, 20 Ευσταθίου (Eustath. p. 719, 56). Im Cod. 2767 finden sich an einer Stelle die Worte δεδήλωται καὶ ἐν τοῖς τοῦ Περιηγητοῦ Cram. p. 234, 15 (mit abgeschrieben aus Eustath. p. 729, 45). Diese Pariser Hss. sind daher zum größten Teil völlig wertlos. Auch die Excerpta grammaticalia die Cramer An. Ox. III 395–402 aus dem Cod. Bodl. Canonic. 29 abgedruckt hat, stammen aus Ε., wie man schon aus dem Zitat p. 399, 20 ὡς Ἀπίων καὶ Ἡρόδωρός φασιν (= Eustath. p. 153, 10) ersehen kann; Lentz, der einige Herodianfragmente daraus aufnahm, hat irrtümlich, wie oben bemerkt wurde, diese Exzerpte als selbständige Quelle angesehen. In umfangreichem Maße hat am Ende des 15. und am Anfang des 16. Jhdts. der italienische Humanist Phavorinus für seine Ἐκλογαί (ed. Aldus im Thesaurus Cornucopiae et Horti Adonidis, Venet. 1496) und für sein großes Lexikon der griechischen Sprache (Rom 1532 und Basel 1538) die Homerkommentare des E., bevor sie im Druck erschienen, benützt und exzerpiert. Aus dem Lexikon des Phavorinus sind dann zahlreiche Exzerpte aus E., ohne daß sein Name genannt wird, in die Ἰωνία der falschen Eudokia und in das Λεξικὸν τεχνολογικόν des falschen Philemon gekommen, die lange als gleichwertige Autoren neben E. gegolten haben.

Überliefert sind die Παρεκβολαί des E. in etwa einem Dutzend Hss. Erhalten sind aber auch noch die Autographe des E. beinahe vollständig [1486] in drei großen Foliobänden. Der Kommentar zur Ilias befindet sich jetzt in der Bibliotheca Laurentiana in Florenz (in zwei Bänden: Laur. 59, 2 und 59, 3 enth. Il. I–IX und Il. X–XXIV), der Kommentar zur Odyssee ist in zwei eigenhändigen Abschriften vorhanden, die eine in Paris (Paris. gr. 2702), die andere in der Bibliotheca Marciana in Venedig (cod. Ven, 460); vgl. A. Ludwich Königsb. Vorlesgsverz. Sommer 1897, 15ff. Ε. Martini Rh. Mus. LXII (1907) 273ff. Im Druck erschienen die Homerkommentare zuerst in Rom 1542–1550 in drei Bänden, dann in Basel 1559–1560. Die von Alex. Politus besorgte und in Florenz 1730–1735 erschienene Ausgabe mit Noten und lateinischer Übersetzung enthält nur den Kommentar zur Ilias I–V. Ein bloßer Abdruck der ed. Romana ist die von G. Stallbaum besorgte Leipziger Ausgabe 1825–1830 in 7 Bänden (T. I. II Odyssee, III–VI Ilias, VII Index des Matthaeus Devarius).

II. Die übrigen Schriften des Eustathios.

Von den andern Schriften des E. ist ein großer Teil durch die Ausgabe von Tafel bekannt geworden: Eustathii Metropolitae Thessalonicensis Opuscula. Accedunt Trapezuntinae historiae scriptores Panaretus et Eugenicus. Ε codicibus mss. Basileensi, Parisinis, Veneto nunc primum ed. Theophil. Lucas Frider. Tafel. Francofurti ad Moenum 1832. Tafel veröffentlichte in dieser Sammlung aus dem cod. Basil. A III 20 (saec. XIII) 25 Schriften, größtenteils geistliche Reden und Abhandlungen, und aus dem cod. Paris. gr. 1182 (saec. XIV) 74 Briefe; nach Sathas Μεσαιωνικὴ Βιβλιοθήκη vol. V p. οε’ sind aber die Briefe 48–74 (Tafel p. 351–361) nicht von E., sondern von Michael Psellos. Weitere Eustathiana gab Tafel im Anhang seiner Schrift De Thessalonica eiusque agro (Berol. 1839) heraus: 6 Briefe des Michael Akominatos an E., die beiden Gedächtnisreden von Akominatos und Euthymios und zwei Ansprachen des E. an Manuel Komnenos. Alle diese Schriften (nebst dem Kommentar zu Iohannes Damascenus) sind wieder abgedruckt bei Migne Patrol. gr. T. 135 und 136. In dem Sammelcodex Escurial. gr. Υ – II – 10 (saec. XIV) finden sich 21 zum Teil bisher noch unedierte Reden des E.; vgl. E. Miller Catalogue des mss. grecs de l’Escurial p. 202ff. Fünf von diesen (dazu zwei schon von Tafel edierte) wurden herausgegeben von W. Regel in den Fontes rerum Byzantinarum Τ. Ι fasc. 1, Petropoli 1892.

Unter den Reden verdienen am meisten Beachtung die bei verschiedenen Gelegenheiten an den Kaiser Manuel Komnenos gehaltenen, da sie auch für die Zeitgeschichte nicht unwichtig sind und trotz aller byzantinisch-höfischen Schmeicheleien zur Charakteristik des Kaisers manchen Beitrag liefern (Reden 1. 3. 4. 6. 7 Regel). Geschichtliches Interesse hat auch die Rede, die E. im J. 1179 beim Einzuge der mit Alexios, dem Sohne des Kaisers Manuel, verlobten, damals erst neunjährigen Prinzessin Agnes, Tochter des Königs Ludwig VII. von Frankreich, in Konstantinopel hielt (Rede 5 Regel). Als Kaiser Manuel Komnenos im J. 1180 starb, hielt E. eine längere Gedenkrede auf ihn, worin er ein panegyrisches Lebensbild des befreundeten Herrschers entwirft und [1487] seine Tugenden und Verdienste ins hellste Licht setzt (Tafel Opusc. 196–214, in deutscher Übersetzung herausgegeben von Tafel Komnenen und Normannen, Ulm 1852, 3–72). An den Kaiser Isaak Angelos hielt E. in hohem Alter im J. 1192 eine Rede aus dem Stegreif (αὐτοσχέδιος λαλιὰ πρὸς τὸν αὐτοκράτορα Ἱσαάκιον τὸν Ἄγγελον ἐν Φιλιππουπόλει Opusc. 41–45). Die andern Reden haben geistlichen Inhalt und sind an Festtagen oder bei bestimmten festlichen Anlässen gehalten.

Die kleinen Schriften und Aufsätze behandeln verschiedene Punkte des kirchlichen Lebens und enthalten mancherlei, was für die Kenntnis der Sittengeschichte jener Zeit wichtig ist. Am bemerkenswertesten ist unter ihnen die ‚Betrachtung über die Verbesserung des Mönchswesens‘ Ἐπίσκεψις βίου μοναχικοῦ ἐπὶ διορθώσει τῶν περὶ αὐτόν (Opusc. 214–267, auch in deutscher Übersetzung besonders herausgegeben von Tafel, Berlin 1847). Er wendet sich darin an die ihm untergebenen Mönche und ermahnt sie, die Mißbräuche und Übelstände, die im Mönchsleben eingerissen waren, zu beseitigen und wieder ein einfaches und sittenstrenges Leben zu führen, wie es ihrem Stande angemessen ist. Unter anderem wirft er den Mönchen auch ihre Abneigung gegen wissenschaftliche Bildung vor, er sagt: ‚wenn ein Gelehrter zu ihnen kommt, um sich bei ihnen in den Hafen des Lebens zurückzuziehen, sind sie aufgebracht, und da sie ihn nicht nach Art der Laistrygonen verspeisen können, vertreiben sie ihn durch Schmähreden; sie nennen ihn einen unnützen Menschen, denn sie gebrauchten keine Grammatiker, nur der Unbildung gewähren sie freien Eintritt‘ (§ 126). Dieser banausen Denkungsart entspricht es auch, daß ihnen an den Bücherschätzen ihrer Bibliotheken nichts liegt, daß sie es nicht verschmähen, kostbare Hss. um einen geringen Preis zu verschleudern. ‚Du Unwissender, so ruft E. einem solchen zu, warum willst du die Klosterbibliothek deiner Seele gleich machen? weil du alles Wissens bar bist, willst du auch sie aller Bücherschätze berauben? laß ihr doch ihre Kostbarkeiten, nach dir wird schon einer kommen, der die Literatur kennt oder sie kennen zu lernen wünscht und der dann aus den Büchern sein Wissen vermehren oder seinen Wissenstrieb befriedigen kann‘ (§ 128). E. selbst hatte, wie er weiterhin erzählt, einmal erfahren, daß in einer Klosterbibliothek eine schöne Hs. des Gregor von Nazianz aufbewahrt werde; als er sie sehen wollte und darnach fragte, war sie nicht vorhanden, und erst als er darauf bestand zu erfahren, wo sie denn geblieben sei, bekam er die Antwort, daß sie verkauft sei; ‚denn wozu, sagte der Vorsteher, brauchen wir solche Bücher?‘ (§ 144). Man begreift, wie in Klöstern, wo solche Anschauungen herrschten, die Schätze der antiken Literatur zu Grunde gehen konnten. Nach der Vorstellung dieser Mönche, sagt E. spottend, genügen zum vollkommenen Leben drei Dinge: die προσκύνησις in der Kirche, die Mönchszelle und die Mahlzeit (§ 146). In einer andern Schrift (περὶ ὑποκρίσεως Opusc. 88–98) wandte sich E. gegen das Laster, das ganz besonders im Mönchsstand verbreitet war, gegen die Heuchelei und Scheinheiligkeit. Er spricht zuerst von der ὑπόκρισις im guten Sinne, von der Rolle des Schauspielers im [1488] antiken Drama, der ein διδάσκαλος ἀρετῆς ἁπάσης gewesen sei, und stellt ihr gegenüber die schlechte ὑπόκρισις, die Heuchelei, die ihm in tiefster Seele verhaßt ist (§ 10) und die er dann in ihren verschiedenen Gestalten schildert und mit ernsten Worten bekämpft. Vgl. A. Neander Charakteristik des Eustathius von Thessalonich in seiner reformatorischen Richtung, Abh. Akad. Berl. 1841 I 67–79. Bernhardy Grundr. der griech. Lit. I⁴ 738.

Die wertvollste dieser Schriften ist der Bericht über die Eroberung von Thessalonike durch die Normannen im J. 1185 (τοῦ αὐτοῦ Θεσσαλονίκης συγγραφὴ τῆς εἴθε ὑστέρας κατ’ αὐτὴν ἁλώσεως Opusc. 267–307, auch im Bonner Corpus hinter Leo Grammaticus, in deutscher Übersetzung und mit Anmerkungen herausgegeben von Tafel Komnenen und Normannen 73–202). Der Bericht, der zugleich eine wichtige Quelle für die Geschichte der J. 1180–1185 ist, wurde bald nach der Befreiung Thessalonikes und der Vertreibung der Normannen (November 1185) von E. verfaßt und als Fastenpredigt am 23. Februar 1186 verlesen. Nach einer etwas lang ausgedehnten und schwülstigen Einleitung, in der besonders die Untüchtigkeit und Feigheit des in Thessalonike befehligenden Feldherrn David hervorgehoben wird, gibt E. zuerst einen Überblick über die Geschichte der fünf Jahre seit dem Tode des Kaisers Manuel Komnenos, über die Wirren unter der Regierung des unmündigen Alexios II. und über die Intrigen, durch welche das Scheusal Andronikos I. auf den Thron gelangte. Alsdann erzählt er, wodurch der Normannenkönig Wilhelm zum Kriege gegen Andronikos bewogen wurde, wie das Heer der Normannen in Illyrien landete und, da es auf keinen Widerstand stieß, alsbald in Makedonien eindrang und vor Thessalonike erschien, während gleichzeitig eine Flotte herankam, um den Angriff auf die Stadt auch von der Seeseite her zu unterstützen. Nun folgt die überaus lebhafte und anschauliche Schilderung der kurzen Belagerung und der Einnahme der (wie E. zu beweisen sucht) absichtlich schwach verteidigten Stadt und der unsäglichen Leiden der Bewohner während der Plünderung durch die wilde und zuchtlose Soldateska, die mehrere Tage dauerte, bis es endlich den eindringlichen Vorstellungen des E. gelang, den feindlichen Anführer zu bewegen, daß er dem Plündern ein Ende machte; die Greuel, die verübt wurden, waren so entsetzlicher Art, daß E. am Schlusse sagt, es könnte wohl mit Recht einer behaupten, die Sonne habe noch nirgends größere Leiden gesehen (§ 141). Der Stil ist zwar auch hier rhetorisch gekünstelt, trotzdem ist die Darstellung fesselnd. Die Schilderung der tatsächlichen Vorgänge trägt durchaus den Stempel der Wahrheit an sich. Niketas Akominatos hat in seinem Geschichtswerk die Erzählung des E. stillschweigend benützt und stellenweise wörtlich ausgeschrieben: vgl. Tafel Komnenen und Normannen 232ff.

Zu den im hohen Alter von E. verfaßten Schriften gehört der weitschweifige Kommentar zu dem Pfingsthymnus des Iohannes Damascenus. Er fällt in die Zeit nach 1185, da eine Anspielung auf die Eroberung von Thessalonike darin vorkommt. Zuerst herausgegeben aus dem [1489] Vaticanus gr. 1409 von A. Mai Spicilegium Romanum T. V (Romae 1841) p. 161–383.

[Cohn. ]