Gandarisχώρα im Pandjāb, östlich vom Hyarotes, Strab. XV 699. Ein gleichnamiger Verwandter des von Alexander unterworfenen Poros war hier Rādja. Dieses G. ist von den Gandarioi in Kabulistan zu unterscheiden (s. Gandaritis), wie auch die indischen Epen Gandāra im Pandjāb und am Kabul nennen. Bis zur Mitte des 2. Jhdts. v. Chr. gehörte G. den indischen Großkönigen von Patāliputra, dann zum griechisch-indischen Reich bis zu dessen Verfall um die Wende unserer
[696]Zeitrechnung. In der ersten Hälfte des 1. Jhdts. bildete es noch einmal einen selbständigen Kleinstaat, wie der anonyme Periplus des Erythräischen Meeres § 47 beweist. Die Gandaritai (so ist statt Tandaragai zu lesen!) sind dort keineswegs die Landschaft Gandaritis am Kophen, da diese als Proklais (= Peukelaotis) genannt wird und ein kleines Reich bildet, das auch Taxila und Bukephalos im Panğāb umfaßt (s. Gandaritis). Der Name G. hat sich im Pandjāb bis ins Mittelalter erhalten, der arabische Geograph Masūdī erwähnt dort die Landschaft Qandahār, die unbedingt Gandhāra wiedergibt (vgl. Marquart Eranšahr 263ff.). G. im Fünfstromland meint auch Dionys. perieg. 1144 mit den Gargaridai, die am goldführenden Hypasis wohnen, also in derselben Gegend, wo sie Strabon ansetzt, und Iustin. XII 8 mit den Gangaridae; beides sind offenbar Verschreibungen oder Fehler der Autoren selbst. Vgl. Gandaridai.