RE:Galerius 8
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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P. Galerius Trachalus, Consul 68 n. Chr., hervorragender Redner | |||
Band VII,1 (1910) S. 599–600 | |||
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8) P. Galerius Trachalus ⟨Turpilianus⟩, Sachwalter der neronischen und flavischen Zeit.
Quellen: Inschriften, Erwähnungen bei Quintilian und Tacitus.
Name: Der vollständige Name: CIL VI 8639 = X 6637, ferner auf der Bleiröhre XV 7461 = Lanciani Syll. aq. nr. 586 = Bull. arch. com. 1880, 326; sonst Galerius Trachalus CIL VI 1984. X 5905. Frontin. de aq. 102. Tacitus; Trachalus bei Quintilian. Der Chronograph Prosper gibt zum J. 68 den Vermerk Silio Italico et Turpiliano, daraus schlossen Cagnat-Goyau Chronologie de l’empire Romain 136 auf ein zweites Cognomen Turpilianus, ihnen folgte Pallu de Lessert Fast. des prov. Afric. 147; doch ist mit Rücksicht auf CIL VI 8639 = X 6637 und V 5812 eher ein Fehler bei Prosper anzunehmen, seine Quelle hat den Consulnamen aus dem J. 61 mit Trachalus verwechselt (vgl. Pros. imp. Rom. s. v. und über Fehler bei Prosper Mommsen Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. VII 58, 2), derselbe Fehler, offenbar aus der gemeinsamen Quelle wie bei Prosper, bei Ioannes Mal. X 257 ἐπὶ δὲ τῆς ὑπατείας Ἰταρικοῦ καὶ Τολπιλλιανοῦ τοῦ καὶ Τροχέλου.
Lebenslauf: Aus den Consularfasten ergibt sich, daß er im J. 68 Consul Ordinarius war und zwar zugleich mit dem Dichter Sil. Italicus; sein Consulat ist noch erwähnt CIL VI 1984. XV 7461, ferner VI 8639 = 6637; in der letzten Inschrift ist er allein als Consul genannt, das beweist, daß nach dem Rücktritt des Silius Nero Mitconsul des Trachalus war und die Inschrift nach dem Tode Neros eingegraben wurde (vgl. Mommsen zur Inschrift). In der akephalen Ehreninschrift aus Mediolanum V 5812 wird ein . . . Trachalus . . cos. erwähnt; es ist bei dem Umstande, daß sonst Trachalus als Consulname nicht vorkommt, erlaubt, die Inschrift auf P. Galerius Trachalus zu beziehen. Diese Inschrift lehrt nicht nur, daß Trachalus in der regelmäßigen Abfolge Quaestur, Tribunat, städtische Praetor bekleidete, sondern nach dem Consulate dem Brauche entsprechend [600] eines der vier Priesterämter – er war VIIvir epolonum – bekleidete; ferner war er proc. prov. Africae. Unter Berücksichtigung des gesetzlichen Minimalintervalles von 5 Jahren, das aber in der damaligen Zeit bedeutend größer war (vgl. Mommsen St.-R. II³ 247f.), wird man seine Verwaltung von Afrika in die letzte Zeit der Regierung des Vespasian zu setzen haben. Ein Amtsvorgänger, wenn auch nicht der unmittelbare, war der Redner Vibius Crispus. Den Höhepunkt des politischen Einflusses erreichte Trachalus unter Otho, dem er als Berater für die innere Politik zur Seite stand; er galt als der Verfasser der Rede, die Otho vor seinem Feldzug gegen Vitellius in Rom hielt. Tac. hist. I 90. Infolge seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu Vitellius – eine Galeria Fundana patre praetorio war die zweite Frau des Vitellius, Suet. Vit. 6 – war diese Rede maßvoll; durch die Vermittlung ebendieser Galeria entging er auch nach Othos Sturz einer Bestrafung durch Vitellius, Tac. a. a. O. II 60. Zur Zeit, da Quintilian seine Institutio oratoria publizierte, war er bereits tot, Quintil. inst. XII 5, 5.
Rednerische Tätigkeit. Trachalus war ein bekannter Sachwalter, Tac. a. a. O. I 90 genus . . . crebro fori usu celebre. Von seinen Reden, die er wohl publizierte, ist keine erhalten. Wir wissen nur, daß er gegen die stadtbekannte Hetäre (Hart. II 45) Spatale auftrat; es handelte sich um eine Erbschaftsklage: ein Mann, der im Alter von 18 Jahren kinderlos starb, hatte seine Maitresse Spatale zur Erbin eingesetzt; die Frau trat gegen Spatale als Klägerin auf, Klageanwalt war Trachalus, Spatale verteidigte Vibius Crispus, Quintil. inst. VIII 5, 17 und 19. Bekannt ist ferner, daß er gegen den Redner P. Suillius Rufus, den Proconsul von Asien (Tac. ann. XIII 43) gesprochen hat (Prosop. imp. Rom. III p. 688. 700). Über ihn als Redner urteilt Quintil. inst. or. XII 5, 5 sunt et naturalia . . . quae tamen et cura iuvantur instrumenta, vox, latus, decor: quae quidem tantum valent, ut frequenter famam ingenii faciant; habuit oratores aetas nostra copiosiores, sed cum diceret, eminere inter aequales Trachalus videbatur. Ea corporis sublimitas erat, is ardor ocolorum, frontis auctoritas, gestus praestantia, vox quidem non, ut Cicero desiderat, paene tragoedorum, sed super omnes, quos ego quidem audierim, tragoedos. Certe cum in basilica Iulia diceret primo tribunali, quattuor autem iudicia, ut moris est, cogerentur atque omnia clamoribus fremerent, et auditum eum et intellectum et quod agentibus ceteris contumeliossimum fuit, laudatum quoque ex quattuor tribunalibus memini. Seine charakteristische starke Stimme erwähnt Quintil. noch a. a. O. 11, 10 sonum Trachali; in Übereinstimmung damit sagt Tac. a. a. O. I 90 genus . . . ad implendas populi aures latum et sonans. Direkte Zitate sind erhalten bei Quintil. inst. or. VIII 5, 19 placet hoc ergo, leges, diligentissimae pudoris custodes, decimas uxoribus dari, quartas meretricibus? und VI 3,78 ut Trachalus dicenti Suelio: si hoc ita est, is in exilium: ,si non est ita, redis‘, inquit.
Literatur: Prosopogr. imp. Rom. II G. nr. 16, ferner Teuffel-Schwabe II5 723, 6 und Schanz I 2², 281, 6. Pallu de Lessert Fast. des prov. Afric. 147.