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Framea, die Haupt- und Nationalwaffe der alten Deutschen, der Reiterei insbesondere als einzige Angriffswaffe dienend (Lindenschmit Handb. der deutschen Altertümer I 162 Anm. Müllenhoff Deutsche Altertumskunde IV 166), nach Tac. Germ. 6 ein Spieß – als solcher erscheint die F. auch bei Iuven. sat. XIII 79. Gell. X 25, 2. Dig. XLIII 16, 3, 2. Müllenhoff a. a. O. IV 25. 623f. – mit schmalem, kurzem, aber scharfem Eisen, zum Stoß wie zum Wurf gleich gut zu gebrauchen (Müllenhoff a. a. O. IV 165f.). Im einzelnen gehen die Ansichten über diese Waffe sehr auseinander. So hält Jähns (Handb. d. Gesch. d. Kriegsw. 406ff.; Atlas dazu Taf. XXVII 15–17. XXVIII 10–12; Entwicklungsgesch. d. alten Trutzwaffen 170ff.) die vielen allenthalben gefundenen meißelförmigen, mit
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einem Rand oder einer Schneide versehenen sog. Celte für germanische Framen und leitet infolgedessen F. – nach Tac. Germ. 6 ein deutsches Wort – von Brame, ,Rand‘, ,Schneide‘ ab. Delbrück in seiner Geschichte der Kriegskunst II 56ff. dagegen, der Lindenschmits (a. a. O. I 164) und Müllenhoffs (a. a. O. IV 628f.) Meinungen vertritt, spricht sich, wie ich glaube mit Recht, entschieden gegen eine beim Stoß durchaus ungeeignete, von Tacitus ihrer charakteristischen Form wegen sicher nicht unerwähnt gelassene breite Schneide des Germanenspießes aus. Nach seiner Ansicht hatte die F. vielmehr das Aussehen des 6–8 Fuß langen Hoplitenspießes. Müllenhoffs Erklärung des Wortes (a. a. O. IV 628f.) ,das nach vornhin Befindliche‘, ,die Spitze‘ stimmt hierzu. Jedenfalls war die F. eine sehr wirksame Waffe. Das besagen Tacitus Worte (Germ. 14): illa cruenta victrixque framea. Im Leben des Germanen spielte die F. bei den verschiedensten Anlässen eine sehr wichtige Rolle. Durch Verleihung von scutum und F. wurde der Jüngling wehrhaft (Tac. Germ. 13). Der Mann schenkte vor der Vermählung der Erwählten unter anderem eine F. (ebd. 18). Vor einem Kriegszuge stattete der Fürst sein Gefolge mit der F. aus (ebd. 14). In Versammlungen gaben die Germanen durch Zusammenschlagen der F. ihren Beifall zu erkennen (ebd. 11). An Festen führten Jünglinge zwischen Framen einen Tanz auf (ebd. 24). In der christlichen Literatur bedeutet F. ,das Schwert‘, vgl. Augustin epist. CXL 16. Isidor. orig. XVIII 6, 3. Müllenhoff a. a. O. 624–627. Die neue Bedeutung neben der alten findet sich bei Mai Auctores classici VI 562. VII 562.
Literatur: Jähns Handb. einer Gesch. der Kriegswaffen 406–408; Entwicklungsgesch. der alten Trutzwaffen 170–176. Müllenhoff Deutsche Altertumskunde IV 25. 165–166. 239. 621–629. Delbrück Geschichte der Kriegskunst II 54. 56–58.