103) Q. Fabius Maximus, Sohn des Cunctators Nr. 116. Sein Kriegsdienst unter der Dictatur des Vaters 537 = 217 wird durch zwei von diesem erzählte Anekdoten bezeugt, von denen die zweite ursprünglich zeitlos war. Erstens soll F., als der Senat einem von dem Dictator abgeschlossenen Vertrage über Auslösung von Gefangenen die Genehmigung versagte, von dem Vater nach Rom geschickt worden sein, um dessen eigenen Grundbesitz zu verkaufen und so die notwendige Summe aufzubringen (Liv. XXII 23, 7f. Val. Max. IV 8, 1. Frontin. strat. I 8, 2. Plut. Fab. 7, 7f.; comp. Fab. et Per. 3. Dio frg. 56, 15); zweitens soll F., als er dem Vater zu einer Unternehmung riet, bei der nur der Verlust weniger Soldaten zu befürchten wäre, von ihm mit der Erwiderung abgefertigt worden sein, ob er zu diesen wenigen gehören wolle (Frontin. strat. IV 6, 1. Dio frg. 56, 11. Sil. Ital. VII 539ff., vgl. 710ff.). 538 = 216 nahm F. als Kriegstribun an der Schlacht bei Cannae teil und rettete sich nach Canusium (Liv. XXII 53, 1). Unter dem dritten Consulat seines Vaters 539 = 215 war er Aedilis curulis, unter dem vierten 540 = 214 Praetor (Liv. XXIV 9, 4) und kommandierte als solcher in Apulien (11, 3. 12, 6. 44, 2), wo er Aecae einnahm (20, 8 verglichen mit 5) und das Lager infolgedessen von Luceria nach dem Straßenknotenpunkt Herdonea verlegte (ebd. vgl. Nissen Ital. Landesk. II 847, 6). Für 541 = 213 wurde er selbst abwesend zum Consul gewählt (Liv. XXIV 43, 5. 9. Cassiod. Fasti fer. Lat. CIL I2 p. 57.[1] Chronogr. Idat. Chron. Pasch.) und empfing den Befehl über das bisher von seinem Vater geführte Hauptheer in Apulien (Liv. XXIV 44, 1. 9). Die Bekleidung der drei curulischen Ämter nach einander ohne Zwischenzeit ist auch in diesen Jahren einzig in ihrer Art (vgl. Mommsen St.-R. I 525) und eher auf das hohe Ansehen des Cunctators als auf die eigenen Verdienste des F. zurückzuführen. Von der Übergabe des Kommandos durch den Vater an den Sohn wird die vielleicht wahre Anekdote erzählt, daß dieser von jenem die übliche Ehrenerweisung forderte und deswegen von ihm selbst gelobt wurde (Claud. Quadrig. VI 57 bei Gell. II 2, 13; Liv. XXIV 44, 9f. bezeichnet schon ungenauer den Vater als Legaten statt als Proconsul; Plut. Fab. 24, 1–4; apophth. Fab. 7 noch ungenauer; VaL Max. II 2, 4 b mit willkürlicher Übertragung auf Rullianus Nr. 114, s. d. zum J. 462). Der Haupterfolg des F. in seinem Consulat war die Überrumpelung des nach
[1790]
der Schlacht bei Cannae abgefallenen und mit einer starken punischen Besatzung belegten Arpi (Liv. XXIV 45, 1-47, 11, vgl. XXV 15, 1. Frontin. strat. III 9, 2; abweichend, besonders über das Schicksal der Besatzung, Appian. Hann. 31, vgl. Hesselbarth Hist.-krit. Unters. zur dritten Dekade des Liv. 485f.). Obgleich F. nach Ablauf seines Amtes sein Heer abgab (Liv. XXV 3, 3), scheint er doch mit einigen Truppen während des folgenden J. 542 = 212 in Arpi geblieben zu sein (Sil. Ital. XII 481f.). In der folgenden Zeit erscheint F. nur noch selten und mit unbedeutenden Aufträgen betraut: 545 = 209 unter dem fünften Consulat seines Vaters hat er einen Truppentransport von Etrurien nach Sizilien zu leiten (Liv. XXVII 8, 13), 546 = 208 nach dem Tode des Consuls M. Claudius Marcellus vorübergehend den Befehl über dessen Heer zu übernehmen (ebd. 29, 4), 547 = 207 dem Senate die bevorstehende Rückkehr des Consuls M. Livius Salinator nach dem Siege über Hasdrubal zu melden (Liv. XXVIII 9, 1). Wenn es sich nicht in diesen Fällen um einen andern F. handelt, zumal in dem letzten, wo Livius Q. Fabius Maximi filius schreibt, um den Enkel des Cunctators Nr. 104, so bietet sich für das auffallende Zurücktreten des so auffallend rasch emporgestiegenen Mannes nach seinem Consulat nur die Erklärung, daß er leidend war. Er ist nämlich noch vor seinem Vater gestorben, also, wenn nicht gar früher, so zwischen 547 = 207 und 551 = 203; die Laudatio funebris, die ihm dieser hielt, war eine der ältesten überhaupt veröffentlichten und wurde vielleicht noch von Cicero gelesen (Cato 12; nat. deor. III 88; Tusc. III 70; fam. IV 6, 1. Plut. Fab. 1, 8. 24, 6).