3) Mysischer Heros, Sohn des Herakliden Telephos, nach Nireus der schönste Führer der Keteier als Bundesgenossen der Troer im Kampf gegen Neoptolemos, wobei er fällt, Hom. Od. XI 519ff. = Strab. XIII 584 (verkürzt Hyg. fab. 112 und Qu. Smyrn. VIII 262ff.). Ilias mikra frg. 7 Ki. aus Paus. III 26, 9, wo E. den (Asklepiaden) Machaon erschlägt = Qu. Smyrn. VI 393–425 = Tzetz. posth. 518. 584. Lyk. 1048. Akusilaos (frg. 27 aus Schol. Hom. Od. a. O., FHG I 103) nennt ihn Sohn der Astyoche von Telephos, dessen Herrschaft er erbte; Priamos wünschte diese Macht für den troischen Krieg auszunützen und beredete E.s Mutter (nach Eustath. p. 1697, 13 Priamos Schwester) erst vergeblich, dann nach Schenkung eines goldenen Weinstocks (Ilias mikra frg. 6 Ki.) mit Erfolg zur Überlassung ihres Sohnes. Gattin (statt Mutter) des E. nennt die Astyoche Schol. Iuv. VI 654 und ἄλλοι bei Eustath. Hom. Od. XI 520, 36. Ein Epos des ,Homeros‘ von Byzanz Εὐρυπύλεια (v. Wilamowitz Hom. Unters. 136) und eine Tragödie Εὐρύπυλος bei Aristoteles poet. 23 p. 1459 b sind ihrem Inhalt nach nicht bekannt. Nach Eustath. Od. XI 518 p. 1697. 35ff. sollte Priamos dem E. eine seiner Töchter zur Frau versprochen haben. Hygin hat fab. 112 E. und Neoptolemos unter den Beispielen von Gegnern, deren einer herausfordert, einer fällt: fab. 113 tötet E. den Machaon und Nireus (= Qu. Smyrn. VI 372ff.); nach Qu. Smyrn. VI 615ff. außerdem den Bukolion, Nesos, Chromios, Antiphos, Peneleos VII 98ff. 122ff., Eurytos, Menoikos, Harpalos u. a. VIII 109–133: den Freund des Thoas VI 615. 584ff.; daselbst IX 41 sein Begräbnis am Flussufer (des Xanthos?) vorm Tore Dardanias. Vater des Grynos (des Stadtgründers und -Eponymen) heißt er bei Serv. Ecl. VI 72, der erzählt, der Streit zwischen E. und Neoptolemos sei von den Söhnen beigelegt worden, da Grynos den Pergamus, Sohn des Neoptolemos, zu Hilfe rief und beide nun Grynos und Pergamos gründeten. Im Asklepieion von Pergamon, wo die Hymnen mit Telephos beginnen, wird doch E. nie im Gesang erwähnt, wie auch sein Name von altersher im Tempel nicht genannt werden darf, Paus. III 26, 7. v. Wilamowitz vermutet (Isyllos 51f. mit Anm. 20), daß E. Nr. 3 kein anderer als E. Nr. 2 und nur durch den ionischen Homeriker aus Kos
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künstlich nach dem Schauplatz der Troïka verpflanzt und dort lokalisiert sei, wie die ,troischen‘ Kiliker und Lykier; vielleicht habe die Bezeichnung Ilios als Πέργαμα und Verwechslung mit Pergamos mitgewirkt (Anm. 19). Thrämer (Pergamos 304. 162) spricht sich dagegen aus, weil die Keteier eine ethnische Realität, E. nur eine Fiction zum Zweck ihrer nachträglichen Einführung in die homerische Dichtung seien. Dibbelt (a. O. 25, 8) macht darauf aufmerksam, daß manche der epischen Motive in Nr. 3 direkt aus mittelgriechischer und peloponnesischer Überlieferung geschöpft sein müssen, so die Gegnerschaft des Apisaon, dem man vielleicht noch Machaon (Paus. III 26, 9) hinzufügen könnte.