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RE:Domitius 105

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Domitia Lucilla Mutter des Kaisers Marcus
Band V,1 (1903) S. 15181519
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105) Domitia P. f. Lucilla. Quellen: Die Ziegelstempel CIL XV, Hauptmasse nr. 1024–1092, ferner 127–132. 139-140. 223-224. 277. 616–619. 630; Kupfermünze aus Nicaea Bithyniae, die auch das Bild giebt (Cohen III² 134); gelegentliche Erwähnungen bei Autoren, besonders bei Fronto. Litteratur: Marini Iscrizioni antiche doliari. Borghesi Figulina di Domizia Lucilla, Oeuvres III 35. Descemet Inscriptions doliaires Latines. Dressel Untersuchungen über die Chronologie der Ziegelstempel der Gens Domitia 13ff. 41ff. = CIL XV p. 266f. 272ff. Pros. Rom. II 27 nr. 158. Der Name ergiebt sich aus den Stempeln als Domitia P. f. Lucilla (so nr. 1024? 1025–1029 u. s. w.), daneben kommen auch kürzere Bezeichnungen vor, wie Domitia Lucilla (1030. 1031 u. s. w.), Domitia (1055) und Lucilla (1064. 1087), so nennt sie auch Marcus εἰς ἑαυτόν 25 und Hist. Aug. Marc. 6, 9; ferner heisst sie Lucilla Veri (1049. 1050 u. a.), einmal auch Domitia Lucilla Veri (1085). Der Name Domitia Lucilla wird auch durch die Münze und Hist. Aug. Didius Iul. 1, 3 bestätigt; die Hist. Aug. nennt sie im Stammbaum des Kaisers Marcus (Marc. 1, 3) Domitia Calvilla Calvisii Tulli bis consulis filia. Der Name Calvilla wird sich am leichtesten als Schreibfehler infolge des nachstehenden Calvisii erklären (so Marini 33; anders Eckhel VII 43. Borghesi a. a. O. 40). Auffallend ist, dass sie in ihrem Namen Domitia P. f. Lucilla das mütterliche Nomen gentile führt; dies erklärt Mommsen (Herm. III 69, 1) damit, dass das Testament ihres Grossvaters Cn. Domitius Tullus (Plin. ep. VIII 18) an das der Enkelin zugeteilte Legat die Bedingung der Emancipation knüpfte. Ob sie schon damals Besitzerin eigener Ziegeleien wurde, ist zweifelhaft, da der zum Beweise hiefür herangezogene Stempel CIL XV 1024 Ex P. D. P. L. eher ex p(raedis) D(omitiae) p(ortus) L(icini) als Ex p(raedis) D(omitiae) P(ubli) [filiae] L(ucillae) zu lesen ist (vgl. übrigens Dressel 44f.). Domitia Lucilla vermählte sich, jedenfalls vor dem J. 121, dem Geburtsjahr des Marc Aurel (vit. Marc. 1, 6), mit Annius Verus (ebd. 1, 1). Dieser Ehe entstammte ausser dem nachmaligen Kaiser Marcus eine jüngere Tochter Annia Cornificia (ebd. 1, 8). Im J. 123 hat sie nach dem Tode ihrer Mutter (? vgl. Nr. 104) die Ziegeleien der Domitier in Besitz genommen und, um den Besitzwechsel zu documentieren, zunächst die Marke Domitia P. f. Lucilla verwenden lassen. Doch blieb daneben auch der Stempel der Mutter, Domitia Lucilla, der auch für die Tochter Geltung hatte, im Gebrauch. Der letzte derartige Stempel stammt aus dem J. 139 (nr. 1061). Borghesi hatte die Prägung Domitia P. f. Lucilla, die sich zwischen den J. 123–139 findet, dahin erklären wollen, dass die Mutter bis 139 (Borghesi schreibt 138, da der letzte derartige Stempel, der ihm bekannt war, aus dem J. 138 stammt) lebte und die Tochter zum Unterschiede von ihr in den eigenen Ziegelwerken sich P. f. genannt hat. Aber das Aufgeben des Namens Domitia P. f. Lucilla im J. 139 hat einen anderen Grund. In diesem Jahre wurde Marcus Caesar, und die [1519] Mutter nannte sich nun mit dem Namen des freilich seither verstorbenen Gatten Lucilla Veri (so die Stempeln von den J. 145–155 nr. 1071. 1090), um so auch im Namen die Zugehörigkeit zum Caesar zum Ausdruck zu bringen (Dressel 43 nach Mommsen). Der letzte mit diesem Namen versehene Stempel stammt aus dem J. 155 (nr. 1090); bald darauf starb sie. Denn da sie nicht Augusta heisst, kann sie die Erhebung des Marcus zum Kaiser (161 n. Chr.) nicht erlebt haben. Hist. Aug. Marc. 7, 4 wird sie als tot erwähnt; da jedoch die chronologische Aufeinanderfolge der an dieser Stelle erwähnten Ereignisse unsicher ist, sind weitere Schlüsse aus der Stelle nicht möglich (vgl. Dressel 15 und die dort erwähnte Litteratur). In der Briefsammlung des Fronto sind zwei griechische Briefe Frontos an sie erhalten p. 239–243 Naber (der eine ein Entschuldigungsschreiben, der andere ein Glückwunsch zum Geburtstag der Domitia Lucilla; er stammt aus den letzten Tagen des Consulats des Fronto 143 n. Chr.). Sie wird ferner als domina mater wiederholt im Briefwechsel des Marcus mit Fronto erwähnt (p. 8. 25. 27. 36. 37. 47. 48. 49. 55. 57. 71. 78. 79. 80 81. 83. 84. 85. 87. 88. 89. 90. 92 Nab.). In ihrem Hause wurde Didius Iulianus erzogen (Hist. Aug. Did. Iul. 1, 3). Nach dem Tode der Domitia Lucilla gingen die Ziegeleien der Domitier in den Privatbesitz der kaiserlichen Familie über; denn diejenigen Fabriken, aus denen früher die Domitierstempel kamen, erzeugten später Ziegel mit den Stempeln von Mitgliedern der kaiserlichen Familie (vgl. CIL XV 133–137. 225. 279. 620–629). Über Freigelassene der jüngeren Domitia Lucilla vgl. Dressel Unters. 48 = CIL XV p. 274. Die Familienverhältnisse der beiden Domitiae sind aus dem Stammbaum[1] ersichtlich.