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Domina, Dominus, Dominae. Den Titel domina (domna) und dominus (domnus) erhalten zahlreiche Gottheiten bei den Römern (entsprechend dem κυρία und κύριος bei den Griechen, Drexler Artikel Kyria, Kyrios in Roschers Lex. II S. 1755ff.). Nach Varro (Serv. Aen. III 1.13, vgl. III 438) war domina vorzugsweise ein Name der Göttermutter Kybele (Vergil Aen. III 113 iuncti currum dominae subiere leones. Val. Flacc. III 23). Der sog. Ambrosiaster bemerkt zu Paulus Brief an die Korinther I 8, 5 (licet sint gui dicantur dii et domini sive in caelo sive in terra) Migne Patrol. lat. XVII 239 a paganis enim et sol et luna et cetera sidera dii caelestes dicuntur: in terra Apollinem, Aesculapium, Herculem, Minervam deos dicunt et dominos. Und in der That sind Belege für diese Benennungen bei Schriftstellern und auf Inschriften sehr zahlreich, so für Apollon CIL VI 2798. Aesculapius und Hygia CIL VI 17, Mars II 3618 (Rev. epigr. II nr. 575), Mithras II 1966. VI 82, Saturnus VIII 4013 u. ö., Silvanus VI 597 u. ö., Sol VI 699, Bona dea VI 68, Isis II 33. 981 u. ö., Venus II 1638. 1639 (die Zeugnisse am vollständigsten bei Drexler a. O. 1767f., wo der Domnus Fidus [s. d.] zu streichen ist; vgl. die Liste bei Carter De deor. Rom. cognominibus 41f.). Von Schriftstellerzeugnissen kommen u. a. in Betracht Prop. II 5, 17. IV 2, 31. Ovid. ars am. I 148. Petron. 85. Iuven. VI 530. Martial. XII 18, 3. Apul. metam. VIII 25. Auson. p. 410, 18 Peip. Überwiegend finden sich diese Bezeichnungen in den Provinzen und bei Gottheiten, deren Cult aus dem Orient zu den Römern gelangt ist (vgl. Drexler a. O. 1755f. 1768). Bekannt ist, dass die römischen Kaiser den Titel dominus unendlich häufig führen (s. Art. Dominus Nr. 1), und dass die Christen, die sich weigerten, diesen nach ihrer Meinung nur Gott zukommenden Titel dem Kaiser zu geben, in Conflict mit der Staatsgewalt gerieten (Drexler a. O. 1768). Ausserdem werden auf den Inschriften mehrfach Gottheiten so bezeichnet,
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ohne dass angegeben ist, wer darunter zu verstehen ist. Hierher gehören die Widmungen Domno et Domnae CIL III 7833 (früher fälschlich Damno Fido gelesen). III 1004 Dominae et D. (vielleicht Domino, Zeit Traians). V 3307. IX 5652. X 6076. XIV 74 u. a. (Drexler a. O. 1767. 1768). Endlich erscheinen Dominae in der Mehrzahl auf folgenden Inschriften: CIL III 1005 (Karlsburg in Dacien) Mestrius Marinus pictor constituit pro salute sua et suorum fanum Domin(arum) (ob auch CIL III 7749 Dominabus? CIL XII 2446 (bei Chambéry) Dominis exs voto s. l. m. M.. Carminius Magnus pro salute sua et suorum. Barnabei Rendiconti della B. Accad. d. Lincei III 1887, 366 = Not. d. scavi 1887, 469 (vgl. Bonner Jahrb. LXXXV 138, Bronzetäfelchen gef. auf dem Gr. St. Bernhard) M. Calpurn(i)us veteranus Dominapus (so!) v. s. l. m. Hierzu kommt vielleicht der Stein von Aquileia CIL V 774 Domnab(us) (so Mommsen, überliefert ist DOMNA·B und DOMNAE·B) sacrum Sex. Baebius Bai f(ilius) vet(eranus) ex classe vestiarius v. s. l. m., während in V 8246. die Auflösung Dom(inabus) Tr(iviis) unsicher ist. Über das Wesen dieser Göttinnen sind wir lediglich auf Vermutungen angewiesen. Dass es Nymphae sind, ist unwahrscheinlich, wenn diese auch auf der spanischen Inschrift CIL II 1164 mit diesem Beinamen erscheinen. Denkbar aber wäre, dass die keltischen Mütter (Matres, Matronae) diesen Beinamen geführt hätten als dominae κατ’ ἐξοχήν. Vielleicht bringt ein späterer Fund sichere Aufklärung. Vgl. Bonn. Jahrb. LXXXIII 98. LXXXV 138f. Roschers Lex. II S. 2475.