Dikte. 1) Dikte oder Dikton (gewöhnlich ἡ Δίκτη, τὸ Δίκτον bei Arat. phaen. 33 und Schol., auch Δικταία πέτρη, Δικταῖον ὄρος u. ä. dichterisch, vielleicht mit δίκτυς lakonisch = ἰκτῖνος Taubenweih zusammenzubringen), ein dem Zeus geheiligtes Gebirg im östlichen Teil der Insel Krete. Im Δικταῖον σπέος oder ἄντρον oder σπήλαιον beim alten Lyttos soll nach Angabe des Apoll. Rhod. I 509. 1130. Luc. d. mar. 15, 4. Suid. Zeus geboren sein. Das Adjectivum Δικταῖος dann = kretisch ἡϊών, Nonn. XXXVI 322. Schon Kallimachos verwechselt dieses Gebirge mit dem Diktynnaion, s. d. Jetzt Gebirge von Lassithi, auch Sítia (Λασήθιον) und Merabéllo (Μεραμπέλλον). Eine ausführliche Beschreibung des vielverzweigten Gebirgssystems im Buch des griechischen Officiers Nikostratos Kalomenopulos Κρητικά 95–126. Höhen von 1500–2150 m., das centrale Hochland von Lassithi nicht unter 832 m. Kalomenopulos unterscheidet: einen südlichen Teil, eben das Lassithigebirg, das 2/3 des Ganzen einnimmt, mit den Höhen Σπαθί, Ἀφέντης Χριστός (2155 m.), Ἀφέντης Σαρακηνός (1592 m.) und der fruchtbaren Hochebene von Lassithi (13—14 km. lang, 6—7 km. breit), die im Winter in einen See verwandelt würde, wenn nicht die Gewässer durch eine Höhle (Χῶνος = Trichter; im Westen abflössen, und einen nördlichen Teil, das Gebirge von Merabéllo mit der Höhe Σελένα 1585 m. und dem breiten und fruchtbaren Thal von Merabéllo.
Der im Vorgebirge Ζεφύριον endende nordöstliche Teil der Hauptmasse der D. hatte im Altertum den Namen Kadiston, s. d. Bursian Geogr. v. Griechenl. II 533 und die ebd. Anm. 1 angeführte Litteratur. S. übrigens Krete.
Die diktaiische Grotte 4½ Stunden von Lyttos , 20 Minuten vom jetzigen Dorf Ψυχρό, auf dem Lassithiplateau, zuerst erforscht 1886 von Halbherr und Orsi [vgl. Athenaeum 1886 nr. 3075, 441 c] Antichità dell’ antro di Zeus Ideo 216. Vor der Grotte eine Terrasse (30 × 5 bis 6 m.], auf ihr ein Felsaltar. Die Grotte (Plan von
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Evans Journ. Hell. Stud. XVII 1897, 350) zerfällt in zwei Teile, 1) eine äussere von Norden nach Süden gerichtete (25 × 15 × 5 m.), die in eine grosse Stalaktitenhöhle endet, 2) eine innere (85 m. breit), die von einem Bach durchflossen wird. Libationstisch mit praephoinikischen Schriftzeichen. Journ. Hell. Stud. XX (1900) 171ff. XXI (1901) 99.