Cora (Κόρα, Einwohner Coranus, Κορανός), uralte feste Stadt am westlichen Abhange des Volskergebirges, jetzt Cori. Ihre Gründung schreibt die Tradition teils mythischen Troianern (Dardanus: Plin. VI 63. Solin. 2, 7; Coras: Serv. Aen. VII 670. 672), teils den Latinern (Albanern: Diod. bei Euseb. chron. I 287 Schoene. Vergil. Aen. VII 776. Origo gentis Rom. 17, 6) zu; noch andere hielten C. für eine ursprünglich volskische, später mit einer latinischen Colonie belegte Niederlassung (Liv. II 16, 8. 22, 2). Als Latiner betrachtete die Coraner auch Cato, wenn er (frg. 12 Jord., bei Prisc. IV 4, 21) sie unter den Mitbegründern des Heiligtums der Diana bei Aricia aufführt, ebenso Dionys. III 34 oder seine Quelle, wenn er als einen der Führer der albanischen Städteliga gegen Tullus Hostilius den Ἄγκος Πουπλίκιος ἐκ πόλεως Κόρας nennt. In den unklaren und durch Wiederholungen getrübten Notizen über die Kriege Roms mit den Nachbarstaaten nach Sturz der Königsherrschaft erscheint C. unter den Feinden der Römer (Liv. II 16. 22; vgl. Propert. V 10, 26 captae iugera terna Corae). Der Name der Coraner kommt vor im Foedus Cassianum bei Dionys. V 61 (Κορνῶν die Hs.); im J. 330 wird ein Einfall der Privernaten in das Gebiet von C. und Zerstörung der Stadt gemeldet (Liv. VIII 19, 5). Die Silber-(und zweifelhaften Kupfer-)Münzen von C. stammen spätestens aus dem 5. Jhdt. der Stadt. Mommsen Röm. Münzw. 210. 311. 319. CIL I 12. Garrucci Monete dell’ Italia II 74. Später wird C. von den Schriftstellern selten erwähnt (Liv. XXVI 8, 10. 11 Appiae vicina. Strab. V 237. Lucan. VII 392 Zerstörung im Bürgerkriege unter Marius und Sulla. Flor. I 11, 6 Cora – quis credat – et Alsium terrori fuerunt [wo die Lesart Sora der Hs. nicht dadurch gestützt wird, dass derselbe Irrtum sich schon bei dem Ausschreiber Iordanes Rom. 124 findet; der Zusammenhang spricht deutlich für die nähere Stadt]. Sil. Ital. VIII 380). Aus den Inschriften ersehen wir, dass C. in der Kaiserzeit ein Municipium war und unter vier Magistraten stand, die sich in älterer Zeit censores (CIL X 6509) und praetores (CIL X 6527), in späterer quattuorviri nennen; die Decurionenversammlung führt meist den Titel senatus. Ein curator r. p. Coranorum Ephem. epigr. IX 853 = CIL VI 32275. Die Tribus von C. war die Papiria (Kubitschek Imp. Rom. tributim discriptum 17). [1217] In den Biographien der Päpste aus dem 4. Jhdt. wird zwar die civitas C. und das territurium Coranum öfters erwähnt (s. den Index zu Mommsens Ausgabe des Lib. pontific. 277), aber in der Folge scheint der Ort ganz verödet zu sein (Symm. ep. I 8 [Cora rustica]. II 3. VI 61), so dass erst vom 13. Jhdt. an seiner wieder häufiger gedacht wird (Tomassetti Campagna Romana I 67).
Wohl infolge dieser Verödung sind die antiken Reste in C. höchst beträchtlich; eine Ringmauer aus schönem Polygonalwerk umzieht in dreifachem Kreise die Unterstadt, die Oberstadt und die Akropolis; ihr Alter pflegt meist stark überschätzt zu werden, ebenso wie das der antiken Brücke unmittelbar am Ausgange der Stadt, welche ein schöner Bogenbau aus dem Ende der Republik oder Anfange der Kaiserzeit ist. Besonders bemerkenswert aber sind der schöne kleine dorische Tempel (gewöhnlich ohne Grund dem Hercules zugeschrieben; Inschrift CIL X 6517: M...ius M. f. L. Turpilius L. f. duomvires de senatus sententia aedem faciendam coeraverunt eisdemque probavere) am höchsten Punkte der Stadt und der tiefer gelegene korinthische, laut Inschrift (CIL X 6506, vgl. 6505) dem Castor und Pollux geweiht (s. auch Not. d. scavi 1887, 33). Vgl. G. B. Piranesi Antichità di Cora, Rom. o. J. fol. max. G. A. Antolini Il tempio d’ Ercole a C. Rom 1785 fol. Nibby Dintorni di Roma I 487–512. Canina Edifizj di Roma VI Taf. 100. 101. Lateinische Inschriften aus C. CIL X 6505–6552. 8416. Neue Ausgrabungen in C.: Not. d. scavi 1877, 273. 1880, 290. 1881, 168.