14) M. Cocceius M. f. Nerva (den vollen Namen geben die Inschriften), Sohn des Consuls von 718 = 36 v. Chr. (Nr. 13), Vater von Nr. 15, Grossvater des Kaisers Nerva (Nr. 16, Frontin. de aquis II 102; vgl. im allgemeinen Borghesi Oeuvr. I 433ff.). Er war Consul suffectus (vgl. CIL VI 1539. 9005) eines unbekannten Jahres, aber vor 24 n. Chr., und Curator aquarum 24–33 (Frontin, a. a. O., vgl. über dies Amt, das nur an Consulare verliehen wurde, Mommsen St.-R. II³ 1044ff.). Er stand in besonders nahen Beziehungen zu Kaiser Tiberius (Tac. ann. IV 58. VI 26. Pomp. Dig. I 2, 2, 44. Dio LVIII 21), den er als der einzige Senator bei seinem dauernden Aufbruch aus Rom (26 n. Chr.) begleiten durfte (Tac. IV 58). Er starb im J. 33 n. Chr. durch Selbstmord. In Tacitus Bericht über seinen Tod (VI 26) bleiben die Beweggründe dunkel, nach Dio (a. a. O.) will es scheinen, als habe ihn der Versuch des Tiberius, das in Vergessenheit geratene iulische Wuchergesetz wieder zur Geltung zu bringen, durch welchen die Senatoren in hohem Masse blossgestellt wurden (Tac. VI 16 neque enim quisquam tali culpa vacuus), in den Tod getrieben. Als Jurist stand er in hohem Ansehen
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(Tac. IV 58 legum peritia. VI 26 omnis divini humanique iuris sciens. Frontin. a. a. O. scientia iuris inlustris). Pomponius (48) nennt ihn als Nachfolger Labeos in der von letzterem ausgehenden, später als proculianischen bezeichneten Rechtsschule (vgl. den Art. Cassiani). Sein Gegner war Masurius Sabinus; beide sollen die von ihren Vorgängern übernommenen Streitfragen noch beträchtlich vermehrt haben (ebd.). Er ist als Respondent (frg. 8. 17. 20) und Schriftsteller (frg. 4. 29. 30. 31. 32) hervorgetreten. Titel seiner Werke sind nicht erhalten; die Bruchstücke aus Citaten anderer Juristen s. bei Lenel Paling. I 787ff. (35 Fragmente). Häufig wird er mit andern Häuptern der proculianischen Rechtsschule zusammen (frg. 3. 6. 9. 16. 26), namentlich auch, wenn Streitfragen der Schulen erwähnt werden (frg. 12. 14. 22. 29 [Dig. XLI 1, 7, 7]. 33 [Gai. II 15]. 34 [Gai. II 195]. 35 [Gai. III 133]), genannt. Aber auch abweichende Ansichten von den Lehrmeinungen seiner Schule (frg. 2. 10. 30) und den Gegnern zustimmende Äusserungen (frg. 4. 13. 21. 28; vgl. auch 20, wenn hier Capito statt Cato zu lesen ist) finden sich. Den Juristen unter den Severen scheinen seine Schriften noch bekannt gewesen zu sein, obwohl in deren Werken manches Citat aus zweiter Hand stammen mag; so mögen mehrere derselben, namentlich bei Paulus ad Plautium auf Atilicinus zurückgehen (vgl. frg. 5 [Dig. X 3, 6, 3–4]. 8. 11. 23. 27. 28. 32). Später aber werden seine Werke bald verloren gegangen sein.
Neuere Litteratur: Zimmern Gesch. d. R. Priv.-R. I 315. Rudorff R. R.-G. I 180. Teuffel R. Litt.-Gesch. § 281, 2. Karlowa R. R.-G. I 686. Krüger Quell. u. Litt. d. R. R. 152f. Landucci Stor. d. dir. R, I² 196.