Charixene (Χαριξένη), angeblich eine griechische Dichterin (Fabricius Bibl. Gr. II p. 116 und daraus Baehr in der 1. Aufl.). Zeugnisse: 1) Aristoph. Eccles. 943 οὐ γὰρ τἀπὶ Χαριξένης τάδ’ ἐστίν, offenbar eine sprichwörtliche Redensart; der Scholiast notiert in seiner Verlegenheit εὐήθης καὶ μωρὰ ἡ Χαριξένη, aber der Sinn der Stelle muss sein non gratuita haec tibi erunt (s. Crusius Philol. XLVII [N. F. I] 37). 2) Kratin. Odyss. frg. 146, I p. 59 K. (Etym. M. p. 367) sagt von sich in einer Parabase, dass er gesungen habe ἴδι’ ἄττα κοὔκετ’ ὄνθ’ οἷα τἀπὶ Χαριξένης (vgl. Philol. a. O.). 3) Theopomp. Siren. frg. 50 I p. 747 K. (Etym. a. O.) αὐλεῖ γὰρ σαπρὰ αὕτη γε κρούμαθ’ οἷα τἀπὶ Χαριξένης. Im Anschluss an diese beiden Stellen erklärten die tonangebenden spätern Interpreten (wohl auch Didymos) Ch. für eine αὐλητρὶς ἀρχαία καὶ ποιήτρια κρουμάτων (= 3) oder μελοποιός (= 2). Bei Hesych. s. ἐπὶ Χαριξένης (aus ähnlicher lexikographischer Quelle der Interpolator des Paroemiographen s. v. und wohl auch Eustath. Il. II 711 p. 326, 45) werden die verschiedenen Erklärungen nur durcheinander geworfen. Koch und Cobet glauben an die alte ποιήτρια κρουμάτων. Es liegt aber auf der Hand, dass diese widerspruchsvollen Notizen über Ch. einfach, ohne weiteres urkundliches Material, aus
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den angeführten Komoedienstellen herausgesponnen sind. Eine Sonderstellung nahm Aristophanes von Byzanz ein (Etym. a. O.), der die sprichwörtliche Bedeutung der Formel οἷα τἀπὶ Χαριξένης erkannt zu haben scheint (Welcker Kl. Schr. I. 322, 17. Crusius Philol. a. O.). Ch. ist also einer jener redenden Namen, wie sie im antiken Spruchwitz so gern verwandt werden (vgl. Kallipides, Emblo, Opisambo, Dikabos u. a., Crusius Anal. ad paroem. 55, 1); er gehört zu χαρίζεσθαιgratis aliquid facere. Antike und moderne Legenden- und Märchenpoesie kennt das gastfreie, arme Weib, das dem vorsprechenden Fremden von ihrer Armut mitteilt (Crusius Verh. Philologenversammlung Görlitz 43); an eine derartige Scene mag auch diese Formel ursprünglich erinnert haben. Klar ist jedenfalls, dass τἀπὶ Χαριξένης später soviel bedeutet, wie ‚billig‘ oder ‚gering‘, ‚gewöhnlich‘. In der Litteraturgeschichte hat Ch. nichts zu suchen.