2) L. Caesellius Vindex (L. nach GL VII 147, 14; irrtümlich steht ebenda und GL VI 565, 3 Caecilius), lateinischer Grammatiker der hadrianischen Zeit (Keil GL VII 139), ist nach der Überlieferung der Verfasser zweier Werke: 1) eines Werkes stromateus betitelt (in stromateo GL II 210, 7. 230, 11); 2) eines commentarius lectionum antiquarum (so Gell. II 16, 5. XI 15, 2; commentaria ebenda VI 2, 1. XI 15, 5. XX 2, 2; in lectionibus suis antiquis ebd. III 16, 11). Da nun aber Charisius oder vielmehr dessen Quelle Iulius Romanus keinen dieser Titel anführt (Vindex A litterae libro I 117, 13; Caesellius Vindex: libro B litterae 239, 21; Caesellius Vindex: libro L 195, 26), so nimmt man an, es habe nur ein einziges Werk vorgelegen, etwa mit dem Titel Stromateus sive lectiones antiquae (so z. B. Froehde De C. Iulio Rom. 637; vgl. Ritschl Parerg. I 360. Kretzschmer De auctor. A. Gellii gramm. 96; ähnlich schon Osann Beitr. II 329 adn. und Gräfenhan IV 69; an zwei verschiedene Werke dachten Lersch Ztschr. f. Alt.-Wiss. 1841, 1103 und Mercklin Jahrb. für Philol. Suppl. III 638 Anm. u. 658): eine Annahme, der die Fragmente inhaltlich wenigstens nicht widersprechen. Danach wäre das Werk alphabetisch angelegt gewesen in der Weise, dass manche Buchstaben – wie bei Verrius Flaccus – wieder in mehrere Bücher zerfielen. Den Inhalt bildeten grammatische Erörterungen verschiedener Art, die sich an bestimmte Lemmata anschlossen und besonders das alte Latein berücksichtigten (so über cor als Masculinum; über dies statt diei, Mulciber, Mulciberis und Mulcibris u. dgl.). Aus eben diesem Werke würden auch die orthographischen Excerpte genommen sein, die Keil GL VII 202ff. abgedruckt hat. Beide Tractate stammen in dieser Form nicht von C.; aber während der zweite (ex L. Caecilio Vindice deflorata) inhaltlich keine Bedenken erregt, zeigt der erste (ex orthographo Caesellio collecta) manche Spur späterer Zeit (vgl. Keil GL VII 139. L. Mackensen De Verrii Flacci libris orthogr. [Jena 1896] 20). Cassiodor, der diese Excerpte bereits vorfand, nahm beide auf in der Meinung, dass sie von verschiedenen Verfassern (C. und Caecilius) herrührten (Brambach Neugestaltung d. Orthogr. 40). Unter den Quellen des C. kommen namentlich Varro und Cornutus in Betracht; vgl. Keil a. a. O. 139. 140. Dass C. den Plinius benutzt hat, darf ebenfalls als wahrscheinlich gelten; vgl. Neumann De Plinii dubii serm. libris 46. Beck Stud. Gell. et Plin. 5. Aus Gellius, der ihn mehrfach lobend erwähnt (grammatico ut mea opinio est hautquaquam inerudito XVIII 11; hominis hercle pleraque haut indiligentis VI 2, 1) wissen wir, dass das Werk von andern Grammatikern lebhaft bekämpft wurde; so von Sulpicius Apollinaris (z. B. II 16,
[1306] 8; vgl. Ribbeck Proleg. ad Verg. 173f.) in seinen Quaestiones epistolicae und Terentius Scaurus in einer, wie es scheint, besonderen Schrift de Caeselli erroribus (Gell. XI 15, 3 inter alia quae de Caeselli erroribus conposuit; dass man auch an die Schrift de rebus per epistulam quaesitis denken könne, erwähnt Kummrow Symb. crit. 3 Anm. 8). Aus beiden hat Gellius geschöpft (Mercklin Jahrb. Suppl. III 658). Benutzt hat ihn sicher Caper, von dem Priscian abhängig ist (Kirchner Jahrb. Suppl. VIII 516); vielleicht hat der von Charisius ausgeschriebene Iulius Romanus seine Citate eben daher (Froehde a. a. O. 636). Ob Nonius im 3. Buche neben Caper den C. benutzt hat, wie L. Mueller Non. II 254 annimmt, wage ich nicht zu entscheiden; vgl. P. Schmidt De Nonii Marc. auct. gramm. 152. Im übrigen dürfte sein Einfluss weiter reichen, als es die noch vorhandenen Spuren erweisen.