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RE:Antium 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hafenstadt an der latin. Küste
Band I,2 (1894) S. 2561 (IA)–2563 (IA)
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Antium. 1) Antium, Ἄντιον (der angebliche Urname Ἄνθεια oder Ἄνθιον bei Steph. Byz. Philostr. vit. Apoll. VIII 8. Procop. b. G. I 26 etymologische Spielerei; Einwohner meist Antias, Ἀντιάτης, doch Antianum litus Plin. n. h. III 81, Antianus Hercules Cic. bei Non. 284, 1; Fortunae Antiatinae Suet. Cal. 57, Ceres Antiatina CIL X 6640, praetorium Antiatinum CIL X 6667; Antiense templum Val. Max. I 8, 2), uralte Stadt an der Küste von Latium, jetzt Anzio. Die Sage nennt als Gründer einen Sohn des Odysseus und der Kirke (Xenagoras b. Dion. Hal. I 72. Steph. Byz.) oder den Ascanius (Solin. 8, 2). Obwohl die Lage der Stadt (an einer nach Süden geöffneten, infolge des Sciroccos leicht versandenden Bucht) für einen Hafen nicht hervorragend günstig ist (Strab. V 232), werden die Einwohner schon in früher Zeit als Seefahrer und Seeräuber genannt, welche zusammen mit Etruskern im 4. Jhdt. sogar die Gewässer Griechenlands und Makedoniens beunruhigten (Strab. a. a. O.; Vorfälle aus der Zeit des Alexander von Epirus, † 332, und des Demetrios Poliorketes, † 283, Polyb. III 22. Dion. Hal. VII 37). Die älteren annalistischen Nachrichten über die Beziehungen A.s zu Rom sind durchaus unzuverlässig (s. Zöller Latium und Rom 292f.), so soll Tarquinius Superbus die Stadt, welche den Volskern zugerechnet, ja deren Hauptstadt genannt wird (Volsci Antiates Liv. II 33. Tab. triumph. Capit. 295 = 459 u. c.; vgl. Dion. [2562] Hal. VIII 82. 84. 87), zum Latinerbunde gezogen haben (Dion. Hal. VIII 1, vgl. IX 56); im J. 468 soll, nach einem siegreichen Kampfe, eine römische Colonie dorthin gelegt sein (Liv. II 63. 65. III 1. Dion. Hal. IX 56). Einen neuen Krieg verzeichnen die Annalen zum J. 293 = 461 (Liv. III 10ff.), die zehn Jahre später erfolgte Eroberung von A. giebt Livius III 23, 7 selbst als nur von jüngeren Annalen bezeugt; die capitolinische Triumphtafel führt sie zum J. 294 (Cat.) an; vgl. Dion. Hal. X 21. Fernere Kriege mit A. im J. 408. 407 v. Chr. erwähnt Liv. IV 56ff. (aber vgl. unter Antinum). Sicherer scheint, was Livius (VI 6–8. 32) von Kriegen mit A. am Anfang des 4. Jhdts. v. Chr. (386. 377) erzählt, jedenfalls werden die Antiaten zusammen mit den Ardeaten Laurentinern und Circeiensern unter den Schutzverwandten Roms im karthagischen Bündnis von 348 v. Chr. (Polyb. III 22) genannt. Trotzdem hat die capitolinische Triumphaltafel zum J. 408 = 346 wieder einen Triumph de Volscis Antiatibus (vgl. Liv. VII 27). Im J. 341 empörten sich die Antiaten mit den übrigen Latinern gegen Rom, wurden überwunden und mit dem Verluste ihrer Selbständigkeit bestraft (Liv. VIII 1. 12–14. Dion. Hal. X 43). Mit den Schnäbeln der (sechs) genommenen antiatischen Kriegsschiffe ward die Rednerbühne auf dem römischen Forum geschmückt (Plin. XXXIV 20. Eutrop. II 3. Florus I 5). Gleich den Einwohnern von Ostia waren die von A. vom Kriegsdienste befreit (Liv. XXVII 38, vgl. XXXVI 3), auf ihr Ansuchen erhielten sie im J. 337 eine Art von Stadtverfassung (Liv. IX 20). Häufig werden Prodigien aus A. nach Rom gemeldet (Liv. XXII 1, 10. XXVIII 11, 2. XXX 2, 9. Obseq. 14. Plut. Fab. 2). Im Bürgerkriege wurde es von den Marianern eingenommen (Liv. epit. 80. Appian. b. c. I 69). Gegen Ende der Republik wird A. eine der beliebtesten Villeggiaturen vornehmer Römer (Strab. V 232), so hatte Cicero hier eine Besitzung (ad Att. II 6, 1; ad fam. XII 1; vgl. auch ad Att. XV 12, 1; ad fam. XV 19). Reich und glänzend waren auch die Tempel von A. (Appian. b. c. V 26), besonders die der Fortuna (Horat. od. I 35. Tac. ann. III 71) und des Aesculap (Val. Max. I 8, 2; vgl. Ovid. met. XV 718). Nicht minder bevorzugten die Kaiser des iulisch-claudischen Hauses A. (Suet. Tiber. 38; Gaius 49; Nero 25. Tac. ann. XIV 3. 4. Plin. n. h. XXXII 4. Dio LVIII 25. LXII 15). Hier empfing Augustus die Gesandtschaft, die ihm den Titel pater patriae antrug (Suet. Aug. 58); Caligula, der in A. geboren war, soll (nach Suet. Gai. 8) sogar die Absicht gehabt haben, die Residenz hieher zu verlegen. Von der Ausdehnung der kaiserlichen Hofhaltung legen die Fasten eines Sclavencollegiums, das wahrscheinlich jährliche Spiele veranstaltete, Zeugnis ab (CIL X 6637. 6638; vgl. Plin. n. h. XXXV 52 über die von einem Freigelassenen des Nero gegebenen Spiele). Nero, der in A. geboren war, führte eine Veteranencolonie dahin und baute mit grossen Kosten, aber geringem Erfolg einen neuen Hafen (Suet. Nero 6. 9. Tac. ann. XIV 27. XV 23), hier empfing er auch die Nachricht vom Brande Roms (Tac. ann. XV 39). Die Reste seiner Villa, welche die Phantasie früherer Antiquare sehr beschäftigt hat, sind jedoch nicht mit Sicherheit nachzuweisen; [2563] dass der Apoll von Belvedere in A. gefunden sei, ist eine unbegründete späte Angabe (Arch. Jahrb. V 1890 Anz. 48ff.). Unter den späteren Kaisern scheint A. hinter Baiae und den Orten am Golf von Neapel zurückgetreten zu sein, doch bestand unter Vespasian eine kaiserliche Residenz (praetorium CIL X 6667), Antoninus Pius baute für A. eine Wasserleitung (Hist. Aug. Ant. Pius 8; vielleicht handelt es sich nur um eine Wiederherstellung, da schon Livius XLIV 4, 6 im J. 170 v. Chr. von einem Aquaeduct spricht), und Septimius Severus erweiterte die kaiserliche Villa daselbst (Philostr. vita Apoll. VIII 20; ein curator reip. Antiatinorum P. Aelius Coeranus, aus der Zeit des Severus, CIL XIV 3586). Die Stadt war Colonie und gehörte zur Tribus Quirina (CIL VI 2725. Kubitschek Imp. Romanum tributim discr. p. 11). Erwähnt wird es von den Geographen Strabon V 239. Plinius III 57. Ptolemaeus III 1, 5. Mela II 71. Zuletzt erwähnt wird Stadt und Hafen von Procop b. G. I 26 zum J. 537 n. Chr. Im Mittelalter verödete der Ort, dessen Bewohner sich nach dem benachbarten Nettuno zogen; erst seit Ende des 17. Jhdts., wo Innocenz XII. und Clemens XI. den Hafen wiederherzustellen versuchten, hebt sich der Ort wieder. Römische Villenreste sind zahlreich, Funde von Antiken häufig (neue s. Notizie d. scavi 1879, 116. 1882, 67. 1883, 133. 1884, 240. 1886, 58. 1888, 234. 394. 1889, 164. 1890, 39); vgl. Nibby Dintorni di Roma I 181–197. Lombardini Anzio antico e moderno, Rom 1865. Soffredini Storia di Anzio Satrico Astura e Nettuno, Rom 1879. Lateinische Inschriften CIL X 6637–6762. 8291–8305 (und sehr zahlreiche Fälschungen ebd. 953*–992*, besonders auf die Fortuna oder Fortunae; echte für die diva gratum quae regit Antium sind nicht erhalten).

Nachträge und Berichtigungen

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Band S I (1903) S. 95 (EL)
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[S I 95] S. 2561, 39 zum Art. Antium Nr. 1:

Mommsen Röm. St.-R. III 165, 2 erklärt die Zugehörigkeit der 416 = 338 gegründeten Colonie A. zu der erst 513 = 241 constituierten Tribus Quirina für unmöglich und nimmt an, dass A. wie Ostia zur Tribus Voturia gehört habe. Über neuere Ausgrabungen in Anzio s. Not. d. scavi 1894, 170. 314. 1897, 196 (Reste der Befestigung der alten Akropolis). Über christliche Monumente aus A. s. G. B. de Rossi Bull. crist. 1894, 96.

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Antium

1) Hafenstadt an der latin. Küste. (L) S I.