Antirrion (τὸ Ἀντίρριον), eine flache Landspitze an der Südküste des westlichen Lokris, welche mit einer ganz ähnlichen, von der Nordküste Achaias vortretenden Landspitze (τὸ Ῥίον oder Ῥίον τὸ Ἀχαϊκόν) den Eingang des krisaeischen oder inneren korinthischen Meerbusens, eine Meerenge bildet, deren Breite jetzt ungefähr 3 Km. beträgt, in einigen Perioden des Altertums aber noch geringer gewesen zu sein scheint, falls nicht, wie häufig, die Distanzenangaben irrtümlich sind: 5 Stadien Strab. VIII 335, 7 Stadien Thukyd. II 86. Agathem. I 5, ähnlich Plin. n. h. IV 6: unter 1 Millie; richtig Skyl. 35: 10 Stadien. Die Landspitze wurde mit der Stadt Molykreia, zu deren Gebiet sie gehörte (daher man sie auch [2535]Ῥίον τὸ Μολυκρικόν nannte), den Lokrern im J. 426 v. Chr. durch die Aitoler entrissen, Thukyd. III 102. Diod. XII 60; in der römischen Zeit galt sie als Grenzpunkt zwischen Aitolien und Lokris, Strab. VIII 336. 460. Wahrscheinlich stand auf derselben ein Tempel des Poseidon, an dessen Stelle später ein Castell getreten ist (τὸ κάστρο τῆς Ῥουμέλης), einem ähnlichen Castell auf dem achaeischen Rhion (τὸ κάστρο τοῦ Μωρέα) entsprechend; beide, jetzt verfallen, hiessen unter der türkischen Herrschaft die kleinen Dardanellen (τὰ μικρὰ Δαρδανέλια). Vgl. Strab. VIII 387. IX 390. 427. Plin. n. h. II 205. Ptolem. III 15, 3. Bursian Geogr. von Griech. I 146.
Über den Poseidonkultus zu A. gibt uns Plutarch sept. sap. conv. 19 Bescheid, der von einer (θυσία καὶ πανήγυρις ἣν ἄγουσι ἔτι νῦν ἐπιφανῶς, die τὰ Ῥῖα genannt wurde, spricht. Daß sie zu Ehren Poseidons bestand, beweist Paus. IX 31, 6, der in seiner Version dieser Geschichte von einem Poseidonkultus zu Molykreia, zu dessen Bezirk A. gehörte (vgl. den Namen τὸ Ῥίον τὸ Μολυκρικόν), spricht. Auch nach der Seeschlacht in der Meerenge segelte Phormion nach Molykreia, errichtete ein Tropaion und weihte dort dem Poseidon ein Schiff; vgl. Friedel Jahrb. f. klass. Philol. Suppl.-Bd. X 240, 5, der die ältere Literatur anführt. Schließlich spricht Skylax peripl. 35 von
[126] einem ἱερόν an der Meerenge westlich von Naupaktos, das nur das Lokal des Poseidonios sein kann. Auch der Tempel Poseidons am Meere bei Naupaktos, den Paus. X 38, 12 erwähnt, kann vielleicht mit diesem identisch sein, da A. nicht weit entfernt ist und keine Spur eines solchen Tempels bei Naupaktos zu finden ist. Vgl. Woodhouse Aetolia 312. 323 und Frazer z. d. St. in Pausanias. Am Ende seines Werkes wird Pausanias bekanntlich etwas eilig und nachlässig.