Anthesphoria (Ἀνθεσφόρια), ein Blumenfest namentlich im Kulte der Demeter und Kore, welche beim Blumenpflücken von Hades geraubt worden war, wie der homerische Demeterhymnos im Eingange ausführt. Man wird danach für Eleusis, wo der Hymnos entstanden ist, ähnliche Bräuche anzunehmen haben (vgl. Clem. Al. protr. 17 τὰ ἀνθολόγια καὶ τὸν κάλαθον), wie sie für Sicilien (Poll. I 37) und die unteritalische Colonie des sicilischen Lokroi, Hipponion, bezeugt werden, wo die Weiber zu den Festen – hauptsächlich wohl der Kοre, die selbst dort Blumen gesucht haben sollte, – die Blumen für ihre Kränze pflückten, Strab. VI 393f. Wie mit dem Raube auf blumiger Wiese die Hochzeit des Pluton und der Kore, so werden auch mit den A. die Θεογάμια und Ἀνακαλυπτήρια eng zusammenhängen, s. diese Artikel und R. Förster Der Raub und die Rückkehr der Persephone 20. 23. Sicilische Sage liess unter den Gespielinnen der Kore die Göttinnen Athena und Artemis sein (Timaeus bei Diod. V 3, 4); dieselben Göttinnen hatte Damophon im Tempel der Demeter und Kore zu Megalopolis, mit Blumenkörben auf dem Haupt, dargestellt. Exegetenweisheit sah darin die Töchter des Bildhauers, Paus. VIII 31, 1. Beides weist auf einen Ursprung: Eleusis. Auch in anderen Kulten findet sich dergleichen: bei der Ge (Hom. hymn. XXX 14ff.), im Heraion bei Argos, wo die Kränze aus einem bestimmten, am Flusse Asterion wachsenden Kraut geflochten wurden (Paus II 17, 2. Roscher Lex. d. Myth. I 2075), auch, wie der Name vermuten last, bei der Hera Ἀνθεία in Argos (Et. Gud. s. Ἀνθεία. Paus. II 22, 1), in deren Tempel wahrscheinlich die ἀνθεσφόροι beim Schalle der Flötenweise ἱεράκιον aufzogen. Auch Aphrodite wurde in Knossos als Ἀνθεία verehrt (Hesych.) und hatte im karischen Aphrodisias in späterer Zeit (2., 3. Jhdt. n. Chr.) auch eine (oder mehrere) ἀνθηφόρος in ihrem Tempelpersonal, CIG 2821f. Preller-Robert Gr. Myth.⁴ I 358, 3. Nichts Näheres wissen wir von den Ἠροσάνθεια oder Ἠροάνθια, einem Frühjahrsfest der Frauen im Peloponnes.