Anthemius. 1) Nachkomme des Philippus, Consuls im J. 348 (Socr. VII 1), vielleicht Sohn des Simplicius, der 359 verbannt wurde, weil er angeblich Weissagungen über seine Bestimmung zum Kaisertum eingeholt hatte (Amm. XIX 12, 9), Schwiegervater des Procopius (Sid. Apoll. carm. II 94). Er wurde als Gesandter zu den Persern geschickt (Theodor. rel. hist. 8 = Migne Gr. 82, 1369). Im J. 400 war er Comes sacrarum largitionum (Cod. Theod. I 10, 5), im J. 404 Magister officiorum (Cod. Theod. VI 27, 14. X 22, 5. XVI 4, 4). Als solcher unterstützte er, wenn auch zögernd und widerwillig, die Gegner des Johannes Chrysostomos (Pallad. dial. 9 = Migne Gr. 47, 33), blieb aber mit diesem in einem freundlichen Verhältnis (Joh. Chrys. ep. 147 = Migne Gr. 52, 699). Ende 404 wurde er zum Praefectus praetorio Orientis und zugleich zum Consul für das J. 405 ernannt (Joh. Chrys. a. O. Chron. pasch. a. 406), spätestens 406 auch zum Patricius (Cod. Theod. IX 34, 10. XII 12, 14). Die Praefectur bekleidete er ununterbrochen bis zum J. 415 (die zahlreichen, an ihn gerichteten Gesetze siehe im Index zu Hänels Corpus legum). Nach dem Tode des Arcadius (408) führte er für dessen minderjährigen Sohn Theodosius II. die Regierung des Ostreiches, wobei sein einflussreichster Berater der Sophist Troilus war (Socr. VII 1. Synes. ep. 47. 73. 75. 79. 118; catast. 299b). Im J. 413 umzog er Constantinopel mit einer neuen Mauer von weiterem Umfange, als die constantinische gewesen war (Cod. Theod. XV 1, 51. Socr. VII 1. CIL III 739[WS 1]). Theotimus hatte auf ihn Lobgedichte verfasst (Syn. ep. 49); an ihn gerichtet Joh. Chrys. ep. 147 = Migne Gr. 52, 699. Sievers Studien zur Geschichte der röm. Kaiser 425. Güldenpennig Gesch. d. oströmischen Reiches unter Arcadius und Theodosius II, 197.