RE:Anonymi 8
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Rhetorischen Inhalts | |||
Band I,2 (1894) S. 2328 (IA)–2333 (IA) | |||
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8) Anonymi rhetorischen Inhaltes.
I. Griechen.
a) Geschichte der Rhetorik. Ein nicht uninteressantes, nur acht Zeilen langes Fragment zur Geschichte der Rhetorik in ihren Anfängen, aufgefunden im Cod. Ambros. 222 s. XIII von R. Schoell, hat veröffentlicht und besprochen Reinhardt Qua vice Nestoris et Ulixis personae in arte rhetorica functi sint, in Comment. in hon. Buecheleri et Useneri, Bonn 1873, 15f. Anm.
b) Progymnasmata. Die προγυμνάσματα τῆς ῥητορικῆς bei Walz I 597–648 enthalten keine theoretischen Vorschriften, sondern nur Beispiele für die üblichsten (13) Progymnasmen. Ihr Verfasser ist ein Christ und lebte jedenfalls nach Basileios und Gregorios von Nazianz (c. X), vermutlich erheblich später.
c) Rhetorik im ganzen. 1) Über die fälschlich dem Aristoteles beigelegte τέχνη ῥητορική πρὸς Ἀλέξανδρον s. Anaximenes Nr. 3.
2) Die wichtigste und wertvollste anonyme Schrift ist die τέχνη τοῦ πολιτικοῦ λόγου, gemeinhin bekannt unter dem Namen des Anonymus Seguerianus, so genannt nach Séguier de St.-Brisson, der sie zuerst aus der Pariser Hs. 1874 s. XIII bekannt gemacht hat (Notices et extraits XIV 2, 1843. 183–212; Sep.-Abdr. bereits 1840). Der überlieferte Titel ist gewiss nicht der ursprüngliche. Finckh vermutet τέχνη περὶ τῶν τεσσάρων τοῦ πολιτικοῦ λόγου μερῶν; darauf scheint Anfang und Schluss hinzudeuten (andere mögliche Titel bei Graeven XXXIV 2). Der Tractat handelt von den (4) Teilen der Rede: προοίμιον, διήγησις, πίστις, ἐπίλογος. Von anderen ähnlich betitelten Tractaten (z. B. des Apsines, vgl. Schol. Hermog. IV 302. 712) unterscheidet er sich dadurch, dass [2329] er nicht blos die εὕρεσις, sondern auch die τάξις und die λέξις und im Anschlusse daran auch kurz die ὑπόκρισις behandelt. Weil der Verfasser auf Hermogenes keine Rücksicht nimmt, dagegen Schriftsteller, die kurz vorher blühten, benützt, setzte man ihn noch vor Hermogenes (so Christ Gesch. d. griech. Litt.² 627). Da der Verfasser, wie er selbst angiebt I 449, 24 Sp., auch σχολικὰ περὶ εὑρέσεως geschrieben hat, dachte Finckh an Markellinos oder einen Zeitgenossen desselben Schlages, Kayser anfänglich an den anonymen Scholiasten zu Hermogenes VII 697ff. W. Letzterer vermutete bald darauf in dem Schriftchen eine Epitome des vollständigen Werkes, das man einst von Alexandros Numeniu besass. Den Beweis dafür, dass wir es mit einem Auszuge zu thun haben, hat Graeven überzeugend geführt. Nur bei der Annahme einer Epitome kann man die vielfachen Kürzungen, Zusätze, Streichungen, Wiederholungen, Versetzungen, Missverständnisse verstehen und erklären. Die Capitelüberschriften rühren nicht einmal von dem Epitomator her, sondern sind noch später in das (anscheinend viel benützte) Werk hineingesetzt worden. Als die dem Epitomator zu Grunde liegende Schrift bezeichnet Graeven eine aus vier Büchern περὶ εὑρέσεως und einem Buche περὶ λέξεως bestehende, von ihm reconstruierte τέχνη (proleg. XXXVII–LXVIII) eines um 200 n. Chr. blühenden Rhetors Kornutos, der unter Ignorierung des Hermogenes besonders die Lehrbücher des Alexandros Numeniu, Neokles und Harpokration zu Rate gezogen hat. Dadurch, dass Alexandros und Neokles auf den Streit der Apollodoreer und Theodoreer eingingen, erhält die Schrift eine ausserordentliche Bedeutung für die Geschichte der Rhetorik; mit ihrer Hülfe ist es Schanz nach dem Vorgange Schneidewins gelungen, die wesentlichen Differenzpunkte zwischen den beiden Schulen aufzudecken und klarzulegen. Wie weit ältere Quellen, wie Kaikilios, auf den v. Morawski vieles zurückführt, in Frage kommen, ist noch nicht genügend aufgehellt. Trotz des epitomatorischen Charakters der Schrift erscheint es bemerkenswert, dass die Belege nur Schriftstellern der klassischen Periode entnommen sind, weitaus am meisten den Reden des Demosthenes (s. Graeven 51f.). Die vorliegende Epitome scheint mehrere Jahrhunderte vor 1000 verfasst zu sein; aus ihr haben geschöpft der Verfasser der Proleg. Hermog. VII 1–34, der Scholiast zu Theon I 257–262, die Interpreten des Aphthonios bei Doxop. II 219f. 228f. 234 W., während Excerpte aus der vorausgesetzten τέχνη (des Kornutos) sich vielfach finden bei verschiedenen Hermogenes-Scholiasten (VII 52–54. 697–860. VI 507–543. V 363–436), zuweilen bei Markellinos, Nikolaos, Geometra, unsichere Spuren bei Plethon und Rufos (Graeven V–XXV). Der heillosen Textverderbnis haben mehr oder minder abgeholfen Séguier a. O. Spengel Ausg. des A., Rhet. Gr. I, Leipzig 1853, 427–460; praef. XXIXf. Finckh Jahrb. f. Philol. LXIX 1854, 645f. und besonders Progr. Heilbronn 1854. Kayser Jahrb. f. Philol. LXX 1854, 295f.; Münch. gel. Anz. XLI 1855, 2–13. Am meisten ist die Gestaltung des Textes und das Verständnis unserer Epitome gefördert worden durch Graevens neue Ausgabe des A. unter dem Titel Cornuti artis [2330] rhetoricae epitome, Berlin 1891, worin auch zahlreiche wertvolle Emendationen von v. Wilamowitz mitgeteilt werden (Nachträge von dem Recensenten in DLZ 1891, 1242f.), und durch desselben scharfsinnige Untersuchungen in den Prolegomena a. Ο. I–LXXII. Ausserdem sind zu vergleichen Schneidewin Neue Jen. allg. Litt. Zeit. II 1843, 218ff. v. Morawski Quaest. Quintil., Berlin. Diss. 1874, 34ff.; Rh. Mus. XXXIV 1879, 370ff. Schanz Herm. XXV 1890, 36ff. Volkmann Rhet.², Leipzig 1885.
3) Der Anonymus περὶ ῥητορικῆς, zuerst nach einer Moskauer Hs. s. XV veröffentlicht von Bake Apsinis et Longini rhetorica, Oxford 1849, 147–150, dann von Spengel aufgenommen in die Rhet. Gr. I 321–324, enthält Excerpte zumeist aus der vollständigen τέχνη ῥητορική des Longinos (Bake Proleg. XLVff.).
d) Einzelne Abschnitte der Rhetorik. 1) Zur Statuslehre liefert ein Anonymus unter dem Titel προβλήματα ῥητορικὰ εἰς στάσεις VIII 402–413 W. 69 grossenteils auch sonst bekannte und beliebte Schulthemen (controversiae) ohne weitere Andeutung und Ausführung. Sie wurden sehr überschätzt von dem ersten Herausgeber Huswedel Hamburg 1612, der auch eine lateinische Übersetzung dazu lieferte. Fabricius Bibl. Gr. VI 103. 128 Harl. vermutete ohne Grund den Sophisten Kyros (Anfang des 11. Jhdts.) als Verfasser; Walz lässt mit Recht die Frage nach dem Verfasser offen.
2) In das Capitel der Beweismittel (Volkmann Rhet.² 189f.) gehört der Tractat περὶ ἐρωτήσεως καὶ ἀποκρίσεως. Spengel sieht in ihm ein interessantes Bruchstück eines vortrefflichen Commentars zu der aristotelischen Rhetorik, dem er vermutungsweise auch die ähnliche Bearbeitung von Arist. rhet. II 23 in Rhet. Gr. V 404. VII 762 W. zuweisen möchte. Der sachkundige Rhetor hat den Stoff in Arist. rhet. III 18 zum rhetorischen Gebrauche umgearbeitet, ergänzt und erläutert. Schon eine solche Beschäftigung mit Aristoteles, der von den Späteren so wenig zu Rate gezogen worden, spricht für eine ziemlich frühe Abfassungszeit der Schrift; darauf weisen auch die Sprache und die Wahl der Beispiele. Schneidewin dachte an einen dem Anonymus Seguerianus geistesverwandten Verfasser, Spengel an Männer wie Alexandros Numeniu und Neokles. Daraus, dass das Fragment in der Pariser Hs. 1874 s. XIII an das letzte Capitel περὶ πάθους von Apsines τέχνη ῥητορική angeschlossen ist, lässt sich auf Apsines als Verfasser (so Séguier) kein Schluss ziehen. Zuerst von Séguier im J. 1838 herausgegeben, wurde es neu bearbeitet von Schneidewin Rh. Mus. V 1847, 261–265. Vielfach verbessert von Spengel ebenda 588–595, von Cobet und Bake Apsinis et Longini rhetorica L–LII, wurde es von Spengel nach erneuter Textrevision (praef. Xf.) auch in die Rhet. Gr. I 165–168 aufgenommen; Nachträge von Finckh Jahrb. f. Philol. LXIX 1854, 634.
3) Zur Lehre vom Ausdruck oder von der Darstellung gehören zunächst zwei Tractate über Tropen: α) περὶ ποιητικῶν τρόπων VIII 714–725 W. = III 207–214 Sp. Der Verfasser ist ein Christ. In der Anordnung der Tropen herrscht im Vergleich zu Tryphon grosse Willkür und Verwirrung. [2331] Von den Tropen des Tryphon lässt der A. etwa die Hälfte weg, dagegen fügt er drei neue hinzu (ἐξοχή, προσωποποιΐα, ἀνταπόδοσις). Mit Tryphon berührt er sich besonders im ersten Teile. Während seine Capitel gewöhnlich gekürzt erscheinen, ist das Capitel über die Synekdoche bedeutend erweitert; da unterscheidet der A. 13 Unterarten der Synekdoche. Dieses Capitel stimmt fast wörtlich überein mit dem A. περὶ συνεκδοχῆς bei Walz VII 691–693 (= 718–719 W. 209, 25–210, 25 Sp.). β) περὶ τρόπων bei Boissonade Anecd. Gr. III 285–287 = VIII 779–781 W. = III 227–229 Sp. Das Bruchstück handelt nach einer Einleitung über die (6) verschiedenen Anwendungen des Wortes τρόπος (vgl. Kokondr. III 230 Sp.) und einer Aufzählung der wichtigsten τρόποι ποιητικοί nur von der Metapher und ihren Arten. γ) Anhangsweise sei hingewiesen auf die Sammlung anonymer Tractate über Soloikismos und Barbarismos bei Schepes De soloecismo, Strassburg Diss. 1875, 56ff. Den A. über die Tropen reihen wir die über die Figuren an: α) περὶ τῶν τοῦ λόγου σχημάτων VIII 617–670 W. = III 110–160 Sp. Die umfangreiche Schrift ist wohl kein einheitliches Werk. Sie enthält σχήματα λέξεως und διανοίας. Sie lehnt sich in der Lehre fast durchgehende genau an Hermogenes an; dazu kommen neu Ergänzungen aus Sopatros (112. 115. 119) und einzelne Beispiele aus Kirchenvätern wie Gregorios und Chrysostomos (113. 134f.). Weitaus überwiegend sind Belege aus Homers Ilias und Demosthenes (hier wieder besonders aus pro cor. und de fals. leg.). Unter seinen Quellen nennt der A. ausser Hermogenes mit Namen nur Ulpianos 139. Einen weiteren Anhalt für die Bestimmung der Entstehungszeit unserer Schrift bietet der Commentar zu Hermogenes περὶ εὑρέσεως δ’ VII 803ff. W., dessen Verfasser mit dem unserer Schrift anscheinend identisch ist (vgl. z. B. 804f. mit III 110f. Sp., 842 mit III 116). Einem Homercommentar ist der ungeschickt angehängte Abschnitt über καινοπρεπῆ σχήματα bei Homer 149ff. entnommen. Ein anonymer Auszug aus unserer Schrift 111–142, überliefert in einer Münchener Hs. s. XIII, ist in den Rhet. Gr. III 704–711 W. abgedruckt; er enthält die σχήματα λέξεως in derselben Reihenfolge vollständig; nur der σχηματισμός 118f. Sp. und das σχῆμα τμητικόν 139 sind 706, 18 und 711, 10 ausgefallen; die σχήματα διανοίας 143ff. fehlen dort sämtlich. Über diesen Anonymus vgl. Spengel Münch. gel. Anz. 1837, 121f.; Rhet. Gr. III praef. IXf. β) περὶ σχημάτων VIII 694–697 W. = III 171–173 Sp., unbedeutender Tractat aus später Zeit über (8) σχήματα συντάξεως, mehr grammatischen Inhaltes. γ) περὶ τῶν σχημάτων τοῦ λόγου VIII 698–713 W. = III 174–188 Sp. Der Tractat enthält σχήματα κατ’ ἔννοιαν 174–181 und κατὰ λέξιν 182–188. Der Verfasser ist ein Christ; er giebt Belegen aus den Reden des Gregorios von Nazianz entschieden den Vorzug. Er ist aufs engste verwandt mit dem unter des Zonaios Namen bekannten Anonymus περὶ σχημάτων VIII 673–690 W. = III 161–170 Sp. Bei beiden finden wir dieselben Figuren in derselben Ordnung, mit wenig veränderter Definition, oft mit denselben Belegen. Vermutlich geben beide auf eine gemeinsame, durch Beispiele aus Kirchenschriftstellern, besonders [2332] Gregorios, vermehrte ältere Schrift (wohl des Alexandros Numeniu) über die Figuren zurück, die in der Regel der sog. Zonaios noch mehr gekürzt hat als der Anonymus. Dem Capitel von der rednerischen Darstellung sind auch zuzuweisen die anonymen Excerpte einer Schrift über rhetorische Metra (nach Lachares 5. Jhdt.), herausgegeben von Cramer Anecd. Gr. Oxon. IV 1837, 149–154.
4) Aus der Lehre über das Gedächtnis würde anzuführen sein der A. περὶ μνήμης bei Bake a. O. 159–168 (praef. XLVIIf.). Indes wird dieser Tractat sonst allgemein für einen Abschnitt der Techne des Longinos, bei der er in den Hss. steht, angesehen und dort von Walz und Spengel herausgegeben (I 312–319 Sp. = IX 570–578 W.). Dagegen wird das in den Hss. unmittelbar folgende Capitel περὶ τῶν τελικῶν 319f. Sp. = 578 W. mit Bake XLVIIIf. auch von Spengel ab nicht dem Longinos zugehörig ausgeschieden.
e) Anonyme rhetorisch-atticistische Lexica finden wir bei Bekker Anecd. Gr. I, Berlin 1814. Die συναγωγὴ λέξεων 319–476, von der Bekker nur den Buchstaben Α, den bei weitem besten und reichhaltigsten, herausgegeben hat, ist vollständig veröffentlicht worden von Bachmann Anecd. Gr. I, Leipzig 1828, 1–422. Zu den anonymen Ἀττικισμοὶ τῶν λογίων, die Villoison Anecd. Gr. II, Venedig 1781, 79–85 herausgegeben hat, finden sich Verbesserungen und Nachträge aus einer besseren Mailänder Hs. in Mais Class. script. e Vat. cod. edit. IV, Rom 1831, 523.
f) Sehr später Zeit, frühestens dem 12. Jhdt., gehören ohne Frage folgende anonyme rhetorische Schriften bei Walz an, die ich nur kurz aufzähle: ἐπιτομὴ ῥητορικῆς III 610–612 (nach Joseph Rhakendytas 13. Jhdt.), ἐπιτομὴ ῥητορικῆς III 614–669 in Versen (nach und aus Joa. Tzetzes 12. Jhdt.), ἔκθεσις ῥητορικῆς III 724–748 (eine von einem orthodoxen Christen nach Ioannes Doxop. Sikel. [vgl. 747] 11. Jhdt. verfasste Einführung in die Progymnasmata des Aphthonios), προλεγόμενα τῆς ῥητορικῆς V 605–610 (zumeist aus Doxopatros compiliert, Walz 605), περὶ τῶν τεσσάρων μερῶν τοῦ τελείου λόγου III 570–587 mit einem umfangreichen Abschnitte über Atticismen 579ff. (nicht vor dem 13. Jhdt., s. Bursian Der Rhetor Menandros 15, 1), der eng damit zusammenhängende Tractat περὶ τῶν ὀκτὼ μερῶν τοῦ ῥητορικοῦ λόγου III 588–609, dessen Hauptinhalt 590ff. Vorschriften über die wichtigeren Progymnasmen bilden. Die beiden von Bake a. O. 150ff. 154ff. aus einer Moskauer Hs. als anonym herausgegebenen Tractate περὶ συνθήκης τῶν τοῦ λόγου μερῶν und σύνοψις τῶν ῥητορικῶν ἰδεών (nach Hermogenes) sind identisch mit den schon vorher von Walz unter Psellos Namen V 598ff. 601ff. aus einer Pariser Hs. veröffentlichten Briefen, was Bake entgangen ist.
g) Ausserdem finden wir in den Sammlungen bei Walz und Spengel oder besonders herausgegeben anonyme Auszüge aus bedeutenden Lehrbüchern z. B. des Dionysios von Halikarnassos, Hermogenes, Aphthonios, Longinos, anonyme Scholien oder Prolegomena zu Hermogenes, Aphthonios, Theon u. a., fälschlich bestimmten Autoren zugeschriebene anonyme Tractate, wie z. B. περὶ ὕψους; letztere finden eine Besprechung unter [2333] dem Pseudonym (Ps.-Longinos), erstere unter den Namen der Autoren, die excerpiert oder commentiert worden sind.
II. Lateiner.
a) Über die unter Ciceros Namen überlieferte Schrift ad C. Herennium libri quattuor de arte rhetorica s. Cornificius.
b) Über die zwei anonymen Tractate de attributis personae (-is) et negotio (-is) bei Halm RhLM 305–310 und 593–595 (letzterer = A. de locis rhetoricis bei Capperonnier 298–302), welche Cicero de inventione commentieren bezw. excerpieren, s. unter Cicero. Hier seien erwähnt:
c) de schematis dianoeas quae ad rhetores pertinent, zuerst herausgegeben aus cod. Paris. 7530 s. VIII von Eckstein Anecd. Paris. rhet., Halle 1852, 1–23, dann von Halm RhLM 71–77 (praef. VIII), doch nur bis § 46 ταυτολογία = p. 11 Eckst., weil das übrige wörtlich aus Quint. inst. or. VIII. IX und Isid. orig. II 21, 4ff. abgeschrieben ist. Der Tractat ist weniger wegen seines Inhaltes, der nichts Neues bietet, denn als Beitrag zur Geschichte der rhetorischen Studien im Mittelalter interessant.
d) Excerpta rhetorica e cod. Paris. 7530 edita, wohl von verschiedenen Verfassern, bei Halm RhLM 585–589 (praef. XIV). Davon ist das zweite Excerpt de laudibus quarumque rerum schon vorher von Eckstein a. O. 22–25 veröffentlicht worden. Das erste entwickelt einige rhetorische Termini aus der Lehre von der Erfindung, das dritte handelt de historia, das vierte de epistolis.
e) Fragmentum de barbarismo bei Eckstein 26–29, eine Compilation aus der ars Consentii, Quintilianus u. a.