Zum Inhalt springen

RE:Akakallis 1

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
kretische Lokalheroine, Tochter des Minos
Band I,1 (1893) S. 1139 (IA)
Akakallis in der Wikipedia
Akakallis in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,1|1139||Akakallis 1|[[REAutor]]|RE:Akakallis 1}}        

Akakallis. 1) Kretische Localheroine, Tochter des Minos. Aus ihrer Verbindung mit Hermes entsprang Kydon, der eponyme Heros und mythische Gründer der Stadt Kydonia auf Kreta. Paus. VIII 53, 4. Alexandros Kretika in Schol. Apoll. Rhod. IV 1492. Parthenios 35. Schol. Theokrit. VII 12. Eustath. Od. XIX 176. Ausserdem gebar sie von Apollon den Naxos, Miletos, Amphithemis und Garamas. Anton. Liberal. 30. Apoll. Rhod. IV 1492 u. Schol. Als A. den Miletos geboren hatte, entfloh sie aus Furcht vor ihrem Vater und setzte den Knaben im Walde aus. Doch sandte Apollon Wölfe, die das Kind nährten und pflegten, bis Hirten es fanden und bei sich aufzogen. Nikandros bei Anton. Liber. 30. Nach Apollod. III 1, 2 war Miletos ein Sohn des Apollon und der Areia, der Tochter des Kleochos. Apollodor nennt die Minostochter Ἀκάλλη. Amphithemis und Garamas wurden von ihr in Libyen geboren, wohin sie Minos während ihrer Schwangerschaft geschickt hatte. Apoll. Rhod. IV 1491ff. Nach Steph. Byz. s. Κυδωνία war der Stammheros dieser Stadt nicht ein Sohn des Hermes, sondern des Apollon. A. erscheint bei ihm auch als Mutter des Oaxos, des eponymen Heros der kretischen Stadt Oaxos (Steph. Byz. s. Ὄαξος). Die tegeatische Localsage wich, wie Pausanias ausdrücklich bezeugt, von der kretischen ab. In Tegea erzählte man, dass Kydon ein Sohn des Tegeates (nicht des Hermes oder Apollon) gewesen und mit seinen Brüdern Archedios und Gortys in Kreta eingewandert sei. Paus. VIII 53, 4. A. gehört in die Reihen der Sagengestalten, durch welche die nahen Beziehungen des delphischen und kretischen Religionskreises ausgedrückt werden. Pausanias (X 16, 5) erzählt uns aus der Localsage der Elyrier schöpfend das Nähere über die Verbindung der A. mit Apollon. Nach kretischer Sage wurde Apollon in Kreta vom Sühnepriester Karmanor vom Blute des Python gereinigt. Das geschah zu Tarrha, einem uralten Kultorte des Gottes (Steph. Byz. s. Τάρρα), wo Karmanor wohnte. Hier im Hause des Sühnepriesters entflammte die Liebe des Apollon zur schönen Nymphe A., mit der er den Phylakides und Pilandros zeugte. Die Bewohner von Elyros sandten eine eherne Ziege, die diese Knaben säugte, als Weihgeschenk nach Delphi. Paus. II 7, 7. X 16, 5. Tibull. IV 1, 8. O. Müller Dorier I 207. Diese Nymphe ist offenbar mit der Minostochter identisch und wird mit Unrecht von den Neueren von ihr getrennt. Wie in Delphi berührt sich auch auf Kreta der apollinische Religionskreis nahe mit dem dionysischen: das zeigt die Sage, die Apollon und eine kretische Nymphe als Eltern des Naxos nennt.