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RE:Aemilius 73

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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M. f. Q. n. Lepidus, M. Triumvir, pontifex maximus † 13 v. Chr.
Band I,1 (1893) S. 556 (IA)–561 (IA)
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73) M. Aemilius M. f. Q. n. Lepidus, Triumvir.

a) Name: M. Aimilius M. f. Q. n. Lepidus fasti Cap. a. 709. fasti triumph. a. 711; M. Aemilius M. f. Lepidus Dio ind. XLVII; M. Aemilius M. f. ... fasti Colotiani a. 712; M. Aemilius Lepidus Macrob. sat. Ill 13, 11. Ascon. p. 43. Schol. Bob. p. 281. Dio XLI 36, 1. Suet. Tib. 5. Eutrop. VI 23; Aemilius Lepidus Dio ind. XLIII. Sonst meist M. Lepidus, auch auf den Münzen.

b) Leben: Geboren ums J. 665 = 89, begegnet er uns zuerst ums J. 690 = 64 als Pontifex (Macrob. sat. III 13, 11; vgl. Cicero de har. resp. 12 vom J. 697 = 57 und dazu Mommsen Rh. Mus. XVI 333, 32), war sodann vielleicht ums J. 693 = 61 Münzmeister (ohne eigenen Namen auf den Münzen, CIL I 474. Babelon I Aemilia 20–25; vgl. Mommsen RMW 634 nr. 488). Im J. 702 = 52 erster Interrex, wollte er dem Herkommen gemäss nicht schon die Wahlcomitien halten und wurde deshalb von den clodianischen Bewerbern um das Consulat in seiner Wohnung angegriffen und während der fünf Tage seines Amtes belagert (Cic. p. Mil. 13. Ascon. p. 43. Schol. Bob. p. 281; vgl. Mommsen R. G. III⁷ 337). Praetor urbanus (vgl. Brüggemann de Aem. Lepidi vita 8, 7) im J. 705 = 49, liess Lepidus als entschiedener Parteigänger des Caesar in einer Volksversammlung ungesetzlicher Weise den in Massilia verweilenden Caesar zum Dictator ernennen (Caes. b. c. II 21. Dio XLI 36, 1. XLIII 1, 1; vgl. App. II 48). Zum Lohne durfte er im folgenden Jahre (706 = 48) Hispania citerior als Proconsul verwalten (Bell. Alex. 59. App. II 48. Dio XLIII 1, 1), d. h. ausplündern (Dio XLIII 1, 3), und weil er im J. 707 = 47 im jenseitigen Spanien die Händel zwischen dem dortigen Statthalter Q. Cassius Longinus und M. Marcellus Aeserninus geschlichtet hatte (Bell. Alex. 63f.), erhielt er den Titel Imperator und einen Triumph bewilligt (Dio LXIII 1, 2). Für das J. 708 = 46 ernannte ihn Caesar zu seinem Amtsgenossen im Consulat (Dio XLIII 1, 1. Plut. Anton. 10. Cic. fam. XIII 26, 3. Fasti Cap. CIL I p. 440), eine Bevorzugung, welche er neben seinem Adel und Reichtum vorzugsweise seiner geistigen Unbedeutendheit verdankte. Wenn dagegen Dio XLIII 1, 1. 3 und Eutrop. VI 23 ihn schon in diesem Jahre zum Magister equitum erhoben werden lassen, so scheint dies den Fasti Capitolini CIL I p. 440 zu widersprechen; vgl. Mommsen CIL I p. 453. Brüggemann 14, 4. Vielmehr durfte er sich erst im J. 708 = 46 als Consul zu Caesars Magister equitum für das J. 709 = 45 ernennen (fasti Cap. a. 709 CIL I p. 440. Dio XLIII 33, 1). In Caesars Anwesenheit war dies ein ruhiger Posten; in Caesars Abwesenheit leitete er zwar die Geschäfte (Dio XLIII 48, 1; vgl. Plut. Anton. 6), aber natürlich nach Caesars Instructionen [557] und in Verbindung mit einer Commission von πολιανόμοι, welche nicht einmal den äusseren Schein einer höheren Stellung des Lepidus duldete (Dio XLIII 48). Für uns sind seine einzigen Thätigkeitsäusserungen, dass er bekannte Mitglieder zu den Senatssitzungen einlädt (Cic. Att. XIII 42, 3. 47, 2).

Für das J. 710 = 44 ernannte ihn Caesar zum zweitenmal zu seinem Magister equitum (fasti Cap. a. 710 CIL I p. 440. Fasti Colotiani a. 710 CIL I p. 466. Dio XLIII 49, 1. Suet. Caes. 82. Plin. n. h. VII 147) und verlieh ihm die Verwaltung von Gallia Narbonensis und Hispania citerior (Dio XLIII 51, 8. App. II 107; vgl. Vell. II 63, 1. Dio XLV 10, 6). Aber Lepidus liess vorläufig diese Provinzen durch Freunde verwalten (App. II 107), blieb in Rom und zog bei der Hauptstadt ein Heer zusammen. Am 15. Februar 710 = 44, bei dem Vorfall am Lupercalienfest, protestierte er gegen das Vorgehen des Antonius nach Ciceros Behauptung (Phil. XIII 17) durch maestitia und lacrimae (vgl. Nic. Dam. 21, FHG III 442). Vielmehr bewirtete er den Caesar noch am Abend des 14. März (App. II 115. Plut. Caes. 63. Suet. Caes. 87). Caesars Ermordung erfuhr er auf dem Markte (App. II 118), da er sich vielleicht auf dem Wege zur Curie verspätet hatte; vgl. Gardthausen Augustus I 1, 35.

In der ersten Bestürzung floh er, wie Antonius, in seine Wohnung (Plut. Caes. 67), da er befürchten musste, dass auch für ihn der Tod beschlossen sei (vgl. Dio XLIV 19, 1). Da ihm aber die Truppenmacht, an deren Spitze er stand, die Hoffnung erregte, als könne er Caesars Stelle einnehmen (Dio XLIV 34, 5), so besetzte er in der Nacht vom 15. auf den 16., oder vom 16. auf den 17. März (vgl. Brüggemann 24f. Gardthausen I 1, 35) das Forum und sprach am andern Morgen zum Volke, um es gegen die Mörder zu erbittern (Dio XLIV 22, 2–3. App. II 118. 126. 131. Zonar. X 12 p. 492 D. Nic. Dam. 27, FHG III 448f.).

Antonius’ Aufforderung, nicht offene Gewalt zu gebrauchen, und Ciceros Versöhnungsrede (Dio XLIV 23–33) entwaffneten den unsichern, ängstlichen Mann (Dio XLIV 34, 5–6). Um sich ihn als Werkzeug zu erhalten, verschaffte Antonius dem Lepidus durch ungesetzliche Wahl die durch Caesars Tod erledigte Stelle eines Pontifex maximus (Dio XLIV 53, 6–7. Liv. ep. 117. Vell. II 63, 1. App. b. c. II 132. Mon. Ancyr. 2, 26; vgl. Mommsen St.-R. II³ 31, 3) und verlobte seine Tochter mit Lepidus’ Sohne (Dio l. c.). Als Lepidus für Antonius in Rom entbehrlich wurde, ging er in die ihm noch von Caesar angewiesenen Provinzen Hispania citerior und Gallia Narbonensis (s. oben) und brachte hier einen Vergleich mit Sex. Pompeius zu stande (Dio XLV 10, 6), wofür ihm am 28. November vom Senate unter dem Vorsitze des Antonius eine supplicatio (Cic. Phil. III 23f.) und am 3. Januar des folgenden Jahres (711 = 43) auf Ciceros Antrag sogar eine vergoldete Bildsäule zu Pferde an einer beliebigen Stelle des Marktes beschlossen wurde (Cic. Phil. V 40. XIII 8; vgl. Dio XLVI 51, 4). Zugleich nannte er sich jetzt imperator iterum (Lepidus bei Cic. fam. X 34. 35. Cic. Phil. XIII 7), dankte [558] jedoch für die Ehrenbezeugung dem Senat gar nicht (Cic. fam. X 27) und dem Cicero erst sehr spät und nur gelegentlich und lau (Lepidus bei Cic. fam. X 34), weil er Ciceros Absicht, ihn gegen Antonius zu gewinnen, erkannte und nicht gebunden sein, sondern nach den Umständen handeln wollte (vgl. Drumann I 238). So empfahl er denn in einem Schreiben, das am 20. März im Senate verlesen wurde, zum grossen Ärger des Cicero, dem Senate den Frieden mit Antonius (Cic. fam. X 6, 1. 27, 2. XI 18, 2; Phil. XIII 7. 49). Als der Senat darauf nicht einging, sondern von ihm verlangte, er solle die Consuln gegen Antonius, welcher Mutina belagerte, unterstützen (Cic. fam. X 33. Dio XLVI 29, 6. App. III 74), sandte er zwar von Gallien aus den M. Silanus mit einer Heeresabteilung, gab ihm aber so unbestimmte Aufträge, dass dieser, seine Gedanken kennend, von selbst sich an Antonius anschloss (Dio XLVI 38, 5–7. 51, 1). Trotz der Verstärkung wird Antonius geschlagen und wendet sich nun nach Gallien. Ungehindert dringt er durch die Engpässe und lagert sich, ohne sich zu verschanzen, wie neben einem Freunde in der Nähe von Lepidus, der ihm von der Rhone aus bis in die Nähe von Forum Iulii entgegengerückt war. Er wird von diesem in den angeknüpften Unterhandlungen anfangs zum Scheine zwar zurückgewiesen, zuletzt aber (29. Mai, Plancus bei Cic. fam. X 23, 2) giebt Lepidus die Vereinigung zu; es blieb ihm der Name des Oberbefehlshabers, die eigentliche Macht war bei Antonius (Vell. II 63, 1–2. Plut. Anton. 18. App. III 83–84. Dio XLVI 51, 1–3. Suet. Aug. 12. Liv. epit. 119. Cic. fam. X 34, 1. 35. XI 26. XII 8. 9). Der Senat erklärte nun am 30. Juni (Cic. fam. XII 10, 1) auch den Lepidus in die Acht und befahl, seine Statue umzuwerfen (Dio XLVI 51, 4–5. Vell. II 64, 4. 66, 1). Nach etwa zwei Monaten aber wird dieser Beschluss wieder aufgehoben, auf Octavians Veranlassung (Dio XLVI 52. App. III 96). Erbittert auf den Senat, hatte sich dieser mit Lepidus und Antonius in Unterhandlungen eingelassen (App. III 80–81. Dio XLVI 42, 1. 43, 6. Vell. II 65, 1), und durch Lepidus’ Vermittlung kam Ende October oder Anfang November die Zusammenkunft auf einer Insel bei Bononia zu stande, durch welche das Triumvirat entstand (Dio XLVI 54. 55. App. b. c. IV 2. Flor. IV 6, 1–3. Liv. epit. 120). Lepidus erhielt ganz Spanien und das Narbonensische Gallien (Dio XLVI 55, 4. App. IV 2), sollte diese Provinzen aber durch Stellvertreter verwalten lassen, um im nächsten Jahre (712 = 42) in Rom als Consul zur Leitung der dortigen Angelegenheiten zurückzubleiben, während die beiden andern Triumvirn gegen Brutus und Cassius zu Felde zögen (App. IV 3. Dio XLVI 56, 1). Von seinem Heere sollte er selbst nur drei Legionen behalten zu seinem Bedarf in Rom, während die übrigen sieben zwischen Octavian und Antonius geteilt wurden (App. IV 3). Schon hiedurch war es ausgesprochen, dass ihm nur eine untergeordnete Rolle zugedacht sei, wie sie auch seinen Fähigkeiten allein entsprach: man gönnte dem eiteln Manne den äusseren Schein und liess ihm auch am Hasse seinen Teil, die reellen Früchte aber pflückten seine beiden Collegen. So erscheint sein Bild nur in [559] der ersten Zeit auf den Münzen der Triumvirn (Babelon I Aemilia 27–39; vgl. Mommsen in Sallets num. Ztschr. II 67. Gardthausen I 1, 132), und sein Name wurde in ihren Edicten häufig übergangen (Dio XLVIII 22, 2). Er war der letzte, welcher bei dem feierlichen dreitägigen Einzuge der Triumvirn in Rom die Hauptstadt betrat (App. IV 7. Dio XLVII 2, 1). Auf der von ihnen entworfenen Proscriptionsliste stand Lepidus’ Bruder L. Paullus (Nr. 81) an erster Stelle (App. IV 12. Dio XLVII 6, 3. Vell. II 67, 3. Flor. IV 6, 4. Liv. 120. Plut. Anton. 19). Am 27. November 711 = 43 fand die Ratification des Triumvirats für fünf Jahre, d. h. bis zum 31. December 716 = 38 statt [fasti Colotiani CIL I p. 466: ex a. d. V Kal. Dec. ad pr. k. Ian. sex(tas)] und zwar durch die Lex Titia (App. IV 7. Dio XLVII 2, 1. Mon. Anc. 1, 7–9); am 31. December (fasti triumph. CIL I p. 461) triumphierte Lepidus auf Grund der ihm früher zuerkannten Supplication über Spanien (Vell. II 67, 4. App. IV 31); am folgenden Tage (1. Januar 712 = 42) trat er dann sein zweites Consulat an mit L. Munatius Plancus (fasti Colot. = min. IV. Eph. ep. IV p. 192. Dio ind. XLVII. XLVII 16, 1. Vell. II 67, 4. Plin. n. h. II 99. Suet. Tib. 5).

Nach der Schlacht bei Philippi (Spätherbst 712 = 42) wurden bei einer neuen Teilung der Provinzen durch die beiden Sieger dem Lepidus die ihm früher zugewiesenen Provinzen (Spanien und Gallia Narb.) entzogen und als Entschädigung ihm, falls der auf ihm liegende Verdacht einer verräterischen Verbindung mit Sex. Pompeius in Sicilien unbegründet wäre, Africa versprochen (App. V 3. Dio XLVIII 1, 2. 2, 2). Er erhielt aber von Octavian diese Provinz erst nach Beendigung des perusinischen Krieges (J. 714 = 40, Dio XLVIII 20, 4. 23, 5. App. V 12. 53. 75), in welchem Lepidus als Unterfeldherr Octavians eine sehr unglückliche Rolle gespielt hatte (App. V 29f. Dio XLVIII 13, 4. Liv. epit. 125).

Im Besitz von Africa verblieb Lepidus auch nach dem Vertrag von Brundisium im J. 714 = 40 (App. V 65. Dio XLVIII 28, 4. Plut. Anton. 30). Hatte er sich im J. 716 = 38 geweigert, dem Octavian im Kriege gegen Sex. Pompeius Hülfe zu bringen (Dio XLVIII 46, 2), so folgte er doch der erneuten Aufforderung Octavians im J. 718 = 36 (Dio XLIX 1, 1). In diesem Jahre verlässt er Africa am 1. Juli (App. V 98), landet auf Sicilien, belagert Lilybaeum und unterwirft sich die Umgegend (App. V 97. 98. Dio XLIX 8, 1–3), zieht dann, während Agrippa für Octavian den Pompeius bei Mylae und Naulochos besiegt, vor Messana und gewinnt diese Stadt samt der pompeianischen Besatzung. Hierdurch kamen zu seinen 14 Legionen (App. V 123. Vell. II 80, 2; vgl. Brüggemann 63f. Gardthausen I 1, 277) noch 8 hinzu, und nun glaubte er eine drohende Stellung gegen Octavian annehmen zu dürfen. Auf die Nachricht von dessen Annäherung bezog er ein festes Lager vor der Stadt und verlangte von Octavian die Herstellung seiner Rechte als Triumvir, sowie die Räumung Siciliens. Octavian erschien mit geringer Begleitung in Lepidus’ Lager, in der Absicht, ihn durch seine plötzliche Ankunft zu schrecken und sein Heer für sich zu gewinnen. Die Soldaten jedoch, [560] ärgerlich über sein Erscheinen und von Lepidus aufgehetzt, schossen auf ihn, und nur mit Mühe entkam er. Als sich aber Lepidus, ohne etwas zu wagen, von ihm einschliessen liess, ging die Mannschaft in einzelnen Abteilungen zu Octavian über. Lepidus musste sich ergeben. Sein Übermut verwandelte sich in den niedrigsten Kleinmut; im Trauerkleide kam er zu Octavian und bat ihn flehentlich um sein Leben (3. September 718 = 36, CIL X 8375. IX 4192. Eph. ep. I p. 37–38. Mommsen Hermes XIII 633, 2). Dieses, sein Privatvermögen und die Oberpriesterstelle wurden ihm gelassen, die Triumvirwürde, die er nicht zu behaupten vermochte, genommen; auch sollte er entfernt von Rom in Italien unter Aufsicht leben, nach Sueton (Aug. 16) in Circei (Dio XLIX 11, 2–12, 4. 15, 3. L 1, 3. 20, 2–3. App. V 122–126. Vell. II 80. Liv. 129. Suet. Aug. 16. 31. 54. Senec. de clem. I 10, 1. Plut. Anton. 55. Tac. ann. I 2. 10. Oros. VI 18, 28–32; vgl. Gardthausen I 1, 277f.). Als sein Sohn (Nr. 74) um die Zeit der Schlacht bei Actium sich gegen Octavian verschworen hatte (Vell. II 88. Liv. 133. App. IV 50. Dio LIV 15, 4. Suet. Aug. 19), musste Lepidus, obwohl daran völlig unbeteiligt (App. IV 50), doch auf Octavians Befehl nach Rom ziehen, wo er von diesem mit Verachtung behandelt wurde (Dio LIV 15, 4–6).

Er starb entweder Ende 741 = 13 (Dio LIV 27, 2) oder Anfang 742 = 12 vor dem 6. März, da an diesem Tage die Würde des Pontifex maximus, die er nach hergebrachter Sitte bis an sein Ende behalten hatte (Dio LVI 38, 2), auf Augustus überging (Mon. Ancyr. 2, 26 und Mommsen zu d. St.; fasti Praenestini CIL I p. 387 = XIV 2963. Dio LIV 27, 2. Suet. Aug. 31).

c) Familie: Dass Lepidus zuerst mit einer Cornelia vermählt war im J. 702 = 52, wird nur von Asconius (p. 43) berichtet und ist unglaubwürdig, da M. Lepidus, der Sohn des Triumvirn und der Iunia (Vell. II 88, 1), dann frühestens im J. 704 = 50 geboren, also im J. 723 = 31 höchstens 19 Jahre alt gewesen sein könnte. In diesem Jahr war er aber mit einer Servilia, vielleicht in zweiter Ehe vermählt (Vell. II 88, 3), da er wahrscheinlich derselbe Sohn des Triumvirn ist, dessen Ehe mit einer Tochter des Antonius im J. 717 = 37 vollzogen werden sollte (App. V 93; vgl. Dio XLIV 53, 6). Doch braucht die Vermählung nicht ausgeführt zu sein; vgl. Mommsen Eph. ep. I p. 271ff. und unter Antonia. Ausserdem kann der anscheinend jüngere Sohn des Triumvirn, Q. Lepidus (Nr. 79) als Consul des J. 733 = 21 spätestens im J. 700 = 54 geboren sein. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, giebt es eine dreifache Möglichkeit: α) das Wahrscheinlichste ist, dass Asconius sich im Namen der Cornelia geirrt hat, vielleicht infolge Verwechslung des Triumvirn mit seinem Neffen Paullus Aemilius Lepidus (Nr. 82), dessen Gemahlin in der That Cornelia hiess. Dann kann M. Lepidus (Nr. 74) der älteste Sohn des Triumvirn gewesen, etwa um 696 = 58 geboren, als 14jähriger Knabe mit einer Tochter des Antonius im J. 710 = 44 verlobt (Dio XLIV 53, 6. Cic. fam. XII 2, 2), als 21jähriger Jüngling vermählt worden sein (J. 717 = 37, App. V 93) [561] später eine zweite Ehe mit Servilia geschlossen und als 27jähriger im J. 723 = 31 sich gegen Octavian verschworen haben. Sein jüngerer Bruder, Q. Lepidus, könnte um 698 = 56 geboren und im J. 733 = 21 zum Consulat alt genug gewesen sein (Nr. 79). Jedenfalls hatte Iunia mehr als einen Sohn, da Cicero (ad Brut. I 18, 6) von ihren pueri (im J. 710 = 44) spricht (vgl. auch Phil. XIII 8). β) Die zweite Möglichkeit ist die, dass Q. Lepidus der ältere Sohn wäre, um 698 = 56 von Cornelia geboren, im J. 710 = 44 als 12jähriger mit der Antonia verlobt und im J. 717 = 37 als 19jähriger vermählt. Sein jünger Bruder, M. Lepidus, wäre dann um 704 = 50 von Iunia geboren und nur mit Servilia vermählt gewesen. γ) Die dritte Möglichkeit ist die, dass ein unbekannter Sohn des Triumvirn und der Cornelia mit der Tochter des Antonius verlobt, bezw. vermählt worden, Q. Lepidus um das J. 698 = 56 von Cornelia, M. Lepidus um das J. 704 = 50 von Iunia geboren wäre. Jedenfalls war der Triumvir im J. 710 = 44 (Dio XLIV 34, 6. Cic. Att. XIV 8, 1) und noch im J. 723 = 31 (App. IV 50) mit Iunia, einer Schwester des Caesarmörders M. Brutus vermählt (Vell. II 88, 1. Brut. ad Cic. I 18, 6. II 2, 1. Cic. Att. XIV 8, 1; fam. XII 2, 2), und mindestens M. Lepidus (Nr. 74) war ein Sohn aus dieser Ehe (Vell. II 88, 1).

d) Charakter: Lepidus wird von den Schriftstellern einstimmig als schlaff und träge, eitel und unbedeutend bezeichnet (z. B. Vell. II 80, 1: vir omnium vanissimus neque ulla virtute tam longam fortunae indulgentiam meritus, 63, 1: omnes imperatores eo meliores). Besonders getadelt wird seine socordia (Tac. ann. I 9), ἀργία (App. V 124; vgl. III 84), νώϑεια (Dio XLVIII 4, 1; vgl. XLIX 12, 1). Selbst Cicero weiss von ihm nichts zu rühmen als seine summa nobilitas, summi honores, amplissimum sacerdotium, ampla res familiaris (Phil. XIII 8) und sagt bezeichnend (Phil. XIII 43): Lepidum ego metuam numquam, bene sperabo dum licebit.

e) Allgemeines: Briefe von ihm bei Cic. fam. X 34. 35. Münzen bei Babelon I Aemilia 27–39. Cohen I² p. 32–34. Mionnet I 65 nr. 11–16; Suppl. I 130f. nr. 9–18 (von Antipolis in Gallia Narbonensis). Mionnet VI 663 nr. 357. CIL I 474. Sein Bildnis bei Imhoof-Blumer Porträtköpfe Taf. I 5.

Litteratur: Drumann Geschichte Roms I 12–23. F. Brüggemann de M. Aemilii Lepidi vita et rebus gestis, Diss. Münster 1887. Gardthausen Augustus und seine Zeit (Lpzg. 1891) I 1, 28. 35. 107ff. 132.

Stammbaum

Stammbaum der Aemilli Lepidi:

 
 
 
 
 
 
72. M. Aemilius M. f. Q. n. Lepidus Cos. 676 = 78
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
81. L. Aemilius M. f. Q. n. Lepidus Paullus Cos. 704 = 50
 
 
 
 
73. M. Aemilius M. f. Q. n. Lepidus Cos. 708 = 46, 712 = 42 III vir ~ a. Cornelia b. Iunia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
82. L. Aemilius L. f. M. n. Lepidus Paullus Cos. 720 = 34 ~ Cornelia
 
 
 
74. M. Lepidus † 724 = 30
 
 
79. Q. Aemilius Lepidus Cos. 733 = 21
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
115. L. Aemilius L. f. Paullus Cos. 754 = 1 n. Chr. ~ Iulia
 
75. M. Aemilius Lepidus Cos. 759 = 6 n. Chr.
 
168. Aemilia Lepida ~ M. Iunius Silanus (Cos. 15)
 
63. M'. Aemilius Q. f. M. n. Lepidus Cos. 764 = 11 n. Chr.
 
170. Lepida ~ P. Suplicius Quirinius
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
169. Aemilia Lepida ~ App. Iunius Silanus (Cos. 28)
 
76. M. Aemilius Lepidus † 36, ~ Drusilla
 
167. Aemilia Lepida † 36 ~ Drusus Ceasar † 33
 
171. Lepida ~ Galba imp.