72) M. Aimilius Q. f. M. n. Lepidus (f. Cap. 671). Bei dem Aufstand des Saturninus (654 = 100) kämpfte er für den Senat (Cic. p. Rab. perd. 21). Er bereicherte sich bei den Proscriptionen Sullas (Sall. or. Lep. 18). Als Propraetor verwaltete er Sicilien als Vorgänger des C. Marcellus, also 674 = 80, wo er sich arge Erpressungen zu Schulden kommen liess (Cic. in Verr. III 212; vgl. II 8). Aus dem Raube erbaute er sich ein Haus, das als das schönste der Zeit galt (Plin. n. h. XXXVI 49. 109) und stellte die Basilica Aemilia her, die er mit Ahnenschildern zierte (ibd. XXXV 13). Darauf bezieht sich die Münze (Denar), welche ein Nachkomme, wahrscheinlich der Sohn, der Triumvir, hat prägen lassen; sie zeigt auf dem Revers die Seitenansicht einer Basilica und die Beischrift M. Lepidus Aimilia ref(ecta) S. C. Mommsen RMW p. 635 nr. 275 b (Trad. Bl. 281.) Nach Pseudo-Ascon. p. 206 ist Lepidus wegen der Verwaltung von Sicilien a duobus Metellis, Celere et Nepote, angeklagt worden, doch hätten sie die Anklage wegen seiner Beliebtheit beim Volk fallen lassen. Die Nachricht ist trotz des verdächtigen Gewährsmannes wahrscheinlich richtig, da Lepidus in der Folgezeit als Gegner der Optimaten auftrat; auch konnte Ps.-Asc. diese Nachricht nicht wie sonst häufig aus Cicero selbst zusammenstoppeln. Mit Unterstützung des Pompeius wurde er gegen Sullas Willen für 676 = 78 zum Consul mit Lutatius Catulus gewählt (Plut. Pomp. 15. f. Cap. CIG 5879 = Kaibel IGI 951 = CIL I 203. CIL I 590. III Suppl. 7227 = Eph. epigr. V 1414. Cic. p. Balb. 34. Liv. per. XC. Val. Max. II 8, 7. Flor. II 11, 1. Eutr. VI 1, 1. Cassiod. Chronogr. Idat. Chr. Pasch. Plin. n. h. X 50. XXXVI 49. 109. Plut. Pomp. 15. 16; Sulla 34. Appian b. c. I 105). Für die Geschichte seines Aufstandes sind die hauptsächlichen Quellen: Sallusts Fragmente aus hist. I (die beiden Reden des Lepidus und Philippus sind in folgendem mit or. L. u. or. Ph. angeführt). Liv. per. CX. Flor. II 11. Oros. V 22, 16–17. Gran. Licinian. p. 42f. Bonn. Plut. Pomp. 16. Appian. b. c. I 105–107; nur kurze Erwähnungen bei Cic. Cat. III 24. Suet. Caes. 3. Eutrop. VI 1, 5. Dio XLIV 28, 2. 47, 4. Die Streitigkeiten zwischen Lepidus und Catulus begannen nach dem Amtsantritt (εὐθὺς ἀρξαμένω διαφέρεσθαι App.) und noch bei Lebzeiten Sullas verhöhnte Lepidus ihn als scaevus Romulus und trat bereits mit demokratischen Anträgen auf Abschaffung der sullanischen Ordnungen hervor (or. L.). Als Sulla gestorben war, widersetzte sich Lepidus der Anordnung der feierlichen Bestattung auf dem Marsfeld, jedoch erfolglos, weil Pompeius ihm entgegentrat (App. Plut.). Als jetzt von den Tribunen die Wiederherstellung der tribunicischen Gewalt gefordert wurde, sprach Lepidus zunächst dagegen, ergriff aber andere volkstümliche Massregeln, [555] wie die Wiedereinführung von Getreideverteilungen (Or. L. vgl. Marquardt Staatsv. II² 116) und versprach die Rückberufung der Verbannten und Aufhebung der acta Sullae (Gr. Lic.). Manche erwarteten eine demokratische Umwälzung; so kam auch Caesar nach Rom, liess sich aber trotz dringender Aufforderung nicht näher mit Lepidus ein, da er zu ihm kein Vertrauen hatte (Suet., nam erat natura turbulentus et inquietus Gr. Lic.). Seine Versprechung, die von Sulla eingezogenen Ländereien den früheren Besitzern wiederzugeben (Flor. Gr. Lic.), veranlassten die Faesulaner, eigenmächtig die Colonisten, welche Sulla in ihr Gebiet gelegt hatte, zu vertreiben, wobei manche totgeschlagen wurden (Gr. Lic.). Der Senat beschloss die Entsendung beider Consuln mit einem Heer (Sall. fr. 44. Gr. Lic.) und verpflichtete sie eidlich, nichts gegen einander zu unternehmen (App. 107). Lepidus ging nach Etrurien und nahm dort eine höchst zweideutige Haltung ein. Ganz Etrurien war im Einverständnis mit ihm, und von allen Seiten strömten ihm Anhänger zu (Sall. fr. 45. 46; or. Ph. 7. 8). Um ihn unschädlich zu machen, befahl ihm der Senat, nach Rom zurückzukommen und die Comitien abzuhalten. Lepidus kehrte sich nicht daran, sondern führte nach Ablauf des Jahres als Proconsul den Befehl weiter (App. or. Ph. 7). Ebensowenig liess er sich durch die feierlichen Verwünschungen (Gr. Lic.) und Orakelsprüche (or. Ph. 3) beirren, durch welche der Senat ihn zu schrecken suchte. Vielmehr stellte er jetzt bestimmte Forderungen: Wiederherstellung der tribunicischen Gewalt, Zurückrufung der Verbannten, Aufhebung der Rechtsbeschränkungen für die Kinder der Geächteten, Wiedergabe der eingezogenen Güter (or. Ph. 14f. Flor.). Für sich selbst verlangte er das zweite Consulat (or. Ph. 15; dasselbe steckt in den Worten bei Gr. Lic. 44b 19 iterum co ….). Während der Senat eine schlaffe und schwankende Haltung einnahm (or. Ph.), rückte Lepidus gegen die Stadt vor. Erst dem kräftigen Auftreten des Marcius Philippus gelang es, entschiedene Massregeln durchzusetzen. Der Interrex Ap. Claudius und der Proconsul Catulus wurden mit der Verteidigung der Stadt beauftragt und ihnen unumschränkte Vollmacht (ne quid res p. detrimenti capiat) gegeben (or. Ph. 21); Pompeius wurde beauftragt, gegen D. Brutus, einen Legaten des Lepidus, der von Mutina aus Oberitalien beherrschte, zu ziehen (Plut.). Lepidus wurde vor den Thoren Roms von Catulus geschlagen (App.) und zog sich nach Etrurien zurück. Sein Sohn Scipio flüchtete nach Alba und wurde nach der Einnahme der Stadt getötet (Oros.). Desgleichen fiel Mutina durch Übergabe, und Brutus ward bei Regium getötet (Plut. Oros.). Lepidus, von Catulus verfolgt, kämpfte mit ihm um den Rückzug und schiffte sich darauf bei Cosa (Sall. fr. 51. Rutil. Namat. red. I 297ff.) ein, um sich nach Sardinien zu begeben und von dort Verbindungen mit Sertorius anzuknüpfen. Aber der dortige Statthalter Valerius Triarius (Ascon. p. 16, 23) schlug ihn, Lepidus erlag einer zehrenden Krankheit (App., nach Plut. und Plin. n. h. VII 122 dem Schmerz über die Untreue seiner Gattin), und sein Heer verlief sich (App.) im J. 677 = [556] 77. Über seine Bestattung Einzelheiten bei Plin. n. h. VII 186. Er war vermählt mit Appuleia (Plin. n. h. VII 122). Seine Söhne waren a) der Triumvir M. Lepidus Nr. 73, b) L. Aemilius (Lepidus) Paulus Nr. 81, c) Scipio, nach dem Namen wohl von einem Cornelius adoptiert, vielleicht d) (Aemilius) Regillus Nr. 84.