Ῥαμανῖται (var. Ῥαμβανῖται), südarabische Völkerschaft, bekannt aus Strabons (XVI 782) Bericht über den Feldzug der Römer unter Aelius Gallus im J. 24 nach Südarabien; ihre Stadt
Μαρσυαβαί, welche Gallus sechs Tage erfolglos belagerte, war der Endpunkt dieses mißglückten Zuges; von hier traten die Römer den Rückzug an. Über diese Stadt, welche allgemein, auch von Sprenger Die alte Geographie Arabiens 1875, 160, mit dem von Plin. n. h. VI 160 genannten Mariba, der aus den arabischen Quellen bekannten alten Sabaeerstadt Mārib, identifiziert wird, s. Marsyabai und Mariaba. Hier sei
nur hervorgehoben, daß des Plinius Angabe, der fernste Punkt, den Gallus erreichte, sei Caripeta gewesen, weniger Genauigkeit verrät als Strabons Zeugnis, wie denn überhaupt des Plinius Bericht an Treue und Objektivität hinter dem des griechischen Gewährsmannes zurücksteht, und daß, wenn schon wirklich des Plinius Caripeta nur an arabisches ḫariba, ,Ruine‘, denken ließe, wie seit langem vermutet wird, doch nicht die von Plinius genannte Stadt ,und vielleicht gleichzeitig das Marsyabae der Ῥ. des Strabon‘ in Ḫaribat Sirwāḥ (eine starke Tagreise westlich von Mārib) zu erblicken wäre, wie Glaser Skizze der . . Geographie Arabiens II 1890, 58 meinte. Caripeta ist aber wohl gar nicht auf ḫariba‚ sondern auf den Ort Harīb, südöstlich von Mārib, zurückzuführen (s. den Art. Caripeta). Endlich zeigt die Angabe des Cass. Dio LIII 29, Gallus wäre bis Athlula
gekommen, eine mißverständliche Heranziehung des von Strabon genannten Athrula (s. d.). (Glaser a. a. O. irrt in der Lesung der von Cass. Dio
genannten Örtlichkeit; lesenswert ist Glasers originelle Kritik des Strabonischen Berichtes über den Feldzug des Gallus II 43f.). Unter diesen Modifikationen kann man die Ῥ. in Beantwortung der Frage nach ihren Wohnsitzen mit Glaser II 59 ‚in der Gegend von Sirwāḥ oder genauer
[134] zwischen Ṣirwāḥ und dem Gauf, also etwa im Wādī Ḥarīb‘ ansetzen. Blau (ZDMG XXII 660) suchte sie mit dem ḳoḏaʿitischen Stamme Rabbān
(auf Grund von Wüstenfeld Gen. Tab. II 15) zu identifizieren. Wahrscheinlich sind sie (Glaser II 59. 137. 143. 289) identisch mit den Rabān der südarabischen Inschriften (z. B. der Inschr. Glaser 302, veröffentlicht in seinen Mitteilungen über sabaeische Inschriften, Prag 1886). Dagegen ist Glasers Identifikation der Ῥ. mit den ‚Rabanitai‘ [richtig Arabinatai) des Ptolemaios (II 60, 289) abzulehnen; s. den Art. Rabanitai. Verfehlt ist auch der Versuch Sprengers (a a. O.),
die Ῥ. mit den Rhadamaei bei Plin. VI 157, den Radmān der arabischen Literatur, zusammenzustellen und unter der, übrigens gleich unbegründeten Voraussetzung, ,Strabon sagte oder hätte sagen sollen: Mariaba und die Stadt der Ramaniten‘, nicht nur die Hauptstadt dieser angeblichen Radmān wenige Stunden westlich von Maltzans
Bēḥān Dōla zu suchen, sondern auch den Namen dieser Stadt aus Hamdānī 94 M. in der Form
Ḫariba herauszulesen und dies für das Caripeta des Plinius zu halten. Erstens sind die R. Strabons und die Rhadamaei des Plinius, wie auch Glaser anfänglich II 60 zugab, zwei verschiedene Völkerschaften (s. den Art. Rhadamaei); ferner heißt jener Ort bei Hamdānī nicht Ḫariba, sondern Ḥarja (Glaser II 137). Später freilich war auch Glaser geneigt (Die Abessinier in Arabien 1895, 35), jene Identifikation zu empfehlen (s. dagegen den Art. Ilasaros). Zur Zeit des Römerfeldzugs gehörten die Ῥ. zum Himjarenreich der ‚Könige von Saba und ḏū Raidān‘ (s. den Art.
Homeritae). Über Ilasaros, den nur von Strabon genannten Herrscher der R., s. Ilasaros (und Eleazos).