RE:Καρδοῦχοι
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Karduchoi, Volk am oberen Tigris | |||
Band X,2 (1919) S. 1933–1938 | |||
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Καρδοῦχοι, ein Volk am oberen Tigris. Die Nordgrenze seines Gebietes war ein großer Nebenfluß des Tigris, der Kentrites (jetzt Bohtan Su). Von dessen Einmündung an bildete der Hauptstrom die Westgrenze, begleitet von hohen Felsen, die steil aus dem tiefen und breiten Strombett ansteigen, so daß kein Weg am Ufer entlang führt. Wo die Felsen zurücktreten, ungefähr beim heutigen Dorfe Manṣūrîje, endete das Gebiet der K. im Süden. Es entsprach also im wesentlichen dem heutigen Bohtan.
Die Bekanntschaft des Volkes der K. machten die Griechen bei Gelegenheit des Rückzugs der Zehntausend. Xenophon (anab. III 5, 15. 17. IV 1ff.) schildert ausführlich die gebirgige Natur des Landes (τὰ Καρδούχεια ὄρη, jetzt Ğabal Ğûdī) und die schweren Kämpfe, die das griechische Heer bei seinem Durchzug mit den wohlgeübten wilden Einwohnern zu bestehen hatte. Bewaffnet waren die K. mit drei Ellen langen Bogen, die sie spannten, indem sie mit dem linken Fuß auf den unteren Teil des Bogens traten. Die Pfeile waren zwei Ellen lang und drangen durch Schild und Harnisch. Von den Griechen konnten sie, wenn sie ihrer habhaft wurden, als Wurfspeere verwendet werden. Auch die Schleuder wußten die K. zu handhaben, und wenn sie eine höher gelegene Stellung besetzt hatten, wälzten sie Felsblöcke auf die unter ihnen vorüberziehenden Griechen. Bei raschem Angriff sangen sie gewisse Lieder. Obwohl ihr Land vom persischen Reichsgebiet rings umgeben war, konnten die K., dank ihrer δυσχωρία, in ihren Dörfern, die zerstreut in den Tälern und Schluchten des Gebirges lagen, ihre Selbständigkeit dem Großkönig gegenüber behaupten. Ein königliches Heer von 120 000 Mann, das einst einen Einfall in ihr Gebiet unternommen hatte, soll, wie man Xenophon berichtete, bis auf den letzten Mann vernichtet worden sein, und Xenophons Griechen selbst erlitten während der sieben Tage, die der Durchmarsch durch dieses Gebirgsland erforderte, mehr Verluste als auf der ganzen langen Wegstrecke vorher. Nach Xenophon werden die K. [1934] nur noch selten erwähnt. Diodors kurze Darstellung (XIV 27) geht entweder auf Xenophon selbst oder auf dessen Mitkämpfer Sophainetos zurück, der, wie Steph. Byz. s. v. mitteilt, in seiner Anabasis ebenfalls von den K. gehandelt hatte. Besonders wichtig ist die Angabe Strabons XVI 1, 24 τὰ τῶν Γορδυαίων χωρία, οὓς οἱ πάλαι Καρδούχους ἔλεγον; ähnlich Plin. n. h. VI 44: Adiabenis conectuntur Carduchi quondam dicti, nunc Cordueni, praefluente Tigri. Dadurch ist sprachlich eine Brücke geschaffen, die von dem Namen K. zu einer ganzen Gruppe von Namensformen führt: Γορδυηνή, Gordyene, Γορδυαία, Γορδυὰς, Γόρδοχοι, Γόρδοι (letztere drei bei Steph. Byz. s. Γορδυαία, aber ohne Belegstellen), andererseits Κορδουηνή, Κορδυαία, Καρδυαία, Corduene u. a. Philologisch ist hierzu zu bemerken: Das Schwanken im Anlaut der griechischen und lateinischen Namensformen erklärt sich daraus, daß dem Anlaut ק des einheimischen Namens (קרדו) kein griechischer und lateinischer Laut genau entspricht, daß ihm aber κ und g am nächsten stehen. Das χ in Καρδοῦχοι, Γόρδοχοι entspricht der Endung des Nom. Pl. im Armenischen kh (Kiepert Lehrb. d. alt. Geogr. 80). Freilich bestehen aber auch noch sachliche Widersprüche. Wenn schon Diodoros zwei verschiedene Formen des Namens anwendet (XIV 27 K., XL 4 Γορδυηνήν), ohne ihre enge Zusammengehörigkeit auszusprechen, so will das bei seiner bekannten Arbeitsweise nicht viel besagen. Er hat seine verschiedenen Quellen ohne allzuviel Nachdenken ausgeschrieben und die Identität beider Namen einfach nicht erkannt. Dagegen hätte Strabon alle Veranlassung gehabt, sich etwas ausführlicher zur Sache zu äußern, da seine Γορδυαίων χωρία sich mit der Landschaft, die die alten K. bewohnten, durchaus nicht decken. Während diese ein Bergland östlich vom Tigris besaßen, sagt Strab. XI 12, 4 ausdrücklich, daß einige den Taurus, der Sophene und das übrige Armenien trennt, als Γορδυαῖα ὄρη bezeichnen. Aus II 1, 26 ergibt sich, daß dies auch die Anschauung des Eratosthenes gewesen sein muß. Noch deutlicher macht sich diese Strab. XI 14, 8 zu eigen, wo er die von Eratosthenes mit vielen Irrtümern vermengte Schilderung des Tigrislaufes wiedergibt und dabei sagt, daß der Tigris τοὺς Γορδυαίους und ganz Mesopotamien rechts läßt. An dieser Stelle ist vorher von dem angeblichen langen unterirdischen Laufe des Tigris die Rede, der erst in Chalonitis wieder zum Vorschein kommen soll. XVI 1, 21 heißt es dagegen, der Tigris trete οὐ πολὺ ἄπωθεν τῆς Γορδυαίας wieder zu Tage. Dazu ist Philostorg. III 7 κάτωθεν τῆς Ὑρκανίας θαλάσσης ἐν Κορδυαίοις μὲν τὰς ἐμφανεῖς ἀναδόσεις λαμβάνει zu vergleichen, ferner die wüsten Verdrehungen bei Iul. Honorius 10 (Chrysorroas und Tigris) ambo includentes Corduenam oppidum ad unum redacti und Aethicus cosm. 10 ambo includunt Cordubenna oppidum. Ergab sich aus Strab. XI 14, 8 mit Sicherheit, daß dieser Geograph die Gordyaier westlich vom Tigris ansetzt, so steht damit wieder seine Angabe XVI 1, 24 zum mindesten teilweise im Widerspruch. Hier sind drei Städte der Gordyaier genannt, Sareisa, Satalka und Pinaka, alle drei am Tigris gelegen. Aber wenigstens [1935] Finek, das dem alten Pinaka entspricht, liegt östlich, also links vom Tigris. Es ist nicht leicht, zu einem sicheren Urteil über diese Unstimmigkeiten zu gelangen. Vielleicht erklären sie sich aus Verschiebungen, die die politische Grenze des alten K.-Landes im Laufe der Jahrhunderte erfahren haben mag. Es ist wohl möglich, daß die Herrschaft der späteren Könige von Gordyene zeitweilig über den Tigris herübergriff.
Auch Plinius scheint n. h. VI 118 Gordyaeis und § 129 Gordyaeorum montibus geschrieben zu haben. Ihre Identität mit Carduchi, Cordueni hat er jedenfalls nicht ausgesprochen, vielleicht überhaupt nicht erkannt. Ptolemaios unterscheidet V 12, 2 τὰ Γορδυαῖα ὄρη und § 9 die Landschaft Γορδυητή in Groß-Armenien von dem medischen Volke der K. VI 2, 5. Richtig ist wenigstens, daß er alle drei östlich vom Tigris ansetzt, die gordyaeischen Berge freilich in fast unmittelbarer Nähe der Tigrisquellen (V 12, 3) und die K. als unmittelbare Nachbarn der Kadusier und der Marundai, was den wirklichen Verhältnissen in keiner Weise entsprochen haben kann; vgl. Kiessling o. Bd. IX S. 463. Auch Steph. Byz. unterscheidet K. ἔθνος Μηδίας, wofür er sich fälschlich auf Xenophon beruft, und Γορδναία χώρα Περσική. Suidas kennt nur Κορδυαῖοι ὄνομα ἐθνοῦς.
Alexander d. Gr. hielt sich nicht mit der Eroberung des Karduchenlandes auf. Nachdem er Mesopotamien durchquert hatte, überschritt er den Tigris, vermutlich in der Nähe des heutigen Fišābûr, und zog dann, den Strom zur Rechten, die gordyaeischen Berge zur Linken, in östlicher und südöstlicher Richtung der Entscheidungsschlacht bei Gaugamela entgegen (Arrian. anab. III 7, 7. Curt. IV 10, 8; vgl. Plut. Alex. 31, 4).
Eine wichtige Rolle ist den gordyaeischen Bergen in der Sintflutsage, wie sie sich spätestens im 1. Jhdt. v. Chr. entwickelt hat, zugewiesen worden. Nach Alexander Polyhistor bei Euseb. armen. übs. von Karst S. 11 sei die Arche des babylonischen Sintflutheros Xisuthros im Korduäergebirge im Armenierlande stehen geblieben. Ein kleiner Teil der Arche wurde noch in späterer Zeit gezeigt; die Leute sollen die Naphtatünche abgeschabt und als Heilmittel verwendet haben. Ähnlich lautet die Erzählung bei Joseph. ant. I 93, danach Euseb. praep. IX 11 und Onom. sacra ed. Lagarde 208. Georg. Synk. I 55, 19 (wo ἐν τοῖς Κορκυραίων ὄρεσι nach den anderen Stellen in ἐν τοῖς Κορδυαίων ὄρεσι zu verbessern ist) und Hieron. Onom. sacra 83 (in Armenia propter montem Carduenorum). Daß diese Erzählung auf Berossos selbst zurückgehe, wie Josephus behauptet, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlich handelt es sich eher um eine aus anderer Quelle stammende Zutat des Polyhistor. Denn nach der keilinschriftlichen Sintfluterzählung, die Berossos im übrigen wiedergibt, erfolgte die Landung der Arche auf dem Berge Niṣir. Dieser Name, ursprünglich wohl appellativisch (,Rettung‘), ist babylonisch - assyrische Benennung eines Berges im Gebiete von Lullu, der in der einheimischen Sprache Kinipa (Kiniba) hieß und jenseits des unteren Zab, also weit südlicher als das Gebiet der Kordyaier, zu suchen ist (vgl. Streck Ztschr. f. Ass. XV 272ff.). Josephus hat [1936] auch noch eine zweite Version; ant. XX 24f. heißt es von dem Lande Καρρῶν, daß es sehr viele Amomum-Pflanzen hervorbringe, und daß dort noch zu seiner Zeit die Reste der Arche zu sehen seien, in der sich Nōchos aus der Sintflut gerettet habe. Hier ist an die Stelle des Babyloniers Xisuthros, den Alex. Polyhistor nannte, der hebräische Patriarch Noah getreten. Die Landschaft ist, trotz des verstümmelten Namens, dieselbe. Das Vorkommen des Amomum apud Corduenos bezeugt schon Sallustius, bei Serv. in Verg. georg. 4, 49. Den alten Fehler Καρρῶν (var. Καρεων u. a.) hat bereits Bochart (Phaleg I 3 col. 19) erkannt; es ist Καρδῶν oder ähnlich zu schreiben, wie sich aus den alten aramäischen Übersetzungen der Bibel ergibt. Nach dem hebräischen Wortlaut von 1. Mos. 8, 4 ist die Landung Noahs ,in den Bergen von Ἀrārāṭ‘ erfolgt. Für den Namen Ἀrārāṭ haben Onkelos und Pĕšīṭṯā die schon oben erwähnte Form קרדו eingesetzt, die im ganzen syrischen Schrifttum häufig wiederkehrt. Das ,jerusalemische Targum‘ (Ps.-Jonath.) hat קרדון und ein schließendes n weist auch das mandāische קארדן auf. Diesen beiden Formen entspricht nicht nur τὸ Κάρδυνον ὄρος Cass. Dio LXVIII 26, 2, sondern auch das bei Joseph. ant. XX 24 einzusetzende Καρδῶν recht genau. Schwieriger ist es, die Ersetzung des Namens Ἀrārāṭ durch קרדון ,קרדו, Καρδῶν zu erklären. Ἀrārāṭ entspricht dem assyrischen Urarṭu (achämenidisch-babylonisch Urašṭu), wofür die Perser Arminiịa (,Armenien‘) sagten. Ursprünglich nur ein kleines Königreich mit der Hauptstadt Ṭurušpa (Wan) hat es sich später sehr vergrößert und ist in den Zeiten seiner höchsten Macht sogar dem assyrischen Reiche gefährlich gewesen. Sanherib (705–680) bezeugt es selbst, daß der Berg Tas, jetzt Felsen von Bawian, an der Seite des Landes Urarṭu war, d. h. daß damals die Grenze zwischen Assyrien und Urarṭu sich nur eine starke Tagereise nördlich von Nineweh befand. Hiernach sollte man schon vermuten, daß alles Land zwischen Wan und der Südgrenze von Urarṭu, also auch das K.-Land, zu Urarṭu gehörte. Indessen ist dieser Schluß nicht ohne weiteres zulässig. Der gleiche assyrische König hat um 698 einen Kriegszug nach dem Lande, das später von den K. bewohnt wurde, unternommen und am Ğabal Ğûdī Inschriftenreliefs hinterlassen. Über die Zugehörigkeit dieses Landes zu Urarṭu spricht er sich nicht aus. Das Gebirge Ğûdī nennt er Nibur; außerdem macht er sieben Ortschaften namhaft, die ,Gebiet des Landes Kummuḫ‘ und ,deren Wohnungen wie Adlerhorste auf den Gipfeln des Gebirges Nibur gelegen waren‘. Anstatt ,Gebiet des Landes Kummuḫ‘ ist auch die Deutung ,an der Grenze des Landes Kummuḫ‘ möglich, so daß das Gebirge Ğûdī zwar an der Grenze, aber noch außerhalb von Kummuḫ gelegen hätte. Jedenfalls hat sich Kummuḫ, das hier mindestens bis an den Tigris reichte, damals viel weiter nach Osten erstreckt als das spätere Kommagene. Ein bündiger Beweis, daß das K.-Land zeitweilig zu Urarṭu gehörte, läßt sich, soweit ich sehe, zurzeit nicht erbringen, aber man darf sagen, daß die Ausdrucksweise Sanheribs die Möglichkeit dieser Annahme nicht von vornherein ausschließt. [1937] Der assyrische Name des Gebirges Nibur lebte als Νίβαρος fort; über die Lage dieses Gebirges war sich Strab. XI 14, 2. 14 freilich nicht vollkommen klar. Vielleicht steckt der Name Nibur auch in Λουβάρ, wo nach Epiphan. adv. haeres. I 1, 4 (ἀνὰ μέσον Ἀρμενίων καὶ Καρδυέων ἐν τῷ Λουβὰρ καλουμένῳ ὄρει) die Arche Noahs gelandet sein soll, und in dem Namen des Berges Βάρις, wo nach Nikol. Dam. bei Joseph. ant. I 95 (κατὰ τὴν Ἀρμενίαν Βάρις) Archenreste erhalten geblieben seien. Wie zäh sich die Lokalisierung des ἀποβατήριον gerade im Gordyaeergebirge erhalten hat, beweist außer zahlreichen syrischen Nachrichten (vgl. Hoffmann Auszüge a. syr. Akten S. 175) besonders der Umstand, daß der Name des Ğabal Ğûdī, den sich Muhammad (Ḳor’ān 11, 46) aller Wahrscheinlichkeit nach in Arabien dachte, später auf das Gordyaeergebirge übertragen worden ist. Noch 1814 erfuhr Kinneir (Journey through Asia 453), daß auf einer Anhöhe hinter dem Dorfe Nahrawân im Gebirge Ğûdī die Trümmer der Arche Noahs zu sehen seien. Vgl. Murad Ararat und Masis 1901, 26ff. Marquart Osteurop. u. ostasiat. Streifzüge 1903, 289ff. Als nach der Sintflut die Erde unter die Söhne Noahs geteilt wurde, fiel Καρδυαία (Epiph. adv. haeres. II 2, 83; in der Chronik des Hippolytos, herausg. von Bauer 194, danach Liber generationis 187 und Exc. barb. 166 stehen die auf Lesefehler beruhenden Formen Κορδυλία, Cordulia und Cordilia) mit in das Los Sems.
Im 1. Jhdt. v. Chr. stand Gordyene zeitweilig unter eigenen Königen. Während des dritten Mithradatischen Krieges, als Lucullus das römische Heer führte, herrschte Ζαρβιηνὸς ὁ τῆς Γορδυηνῆς (oder τῶν Γορδυηνῶν) βασιλεύς, Plut. Luc. 21, 2. 29, 9. Pompeius, der Nachfolger des Lucullus, soll nach Appian. Mithr. 105 die Herrschaft Σωφηνῆς καὶ Γορδυηνῆς dem Sohne des Tigranes von Armenien zugedacht, dann aber dem Ariobarzanes I. von Kappadokien übertragen haben. Gemäß Plut. Pomp. 36, 1 war der Partherkönig Phrahates III. εἰς τὴν Γορδυηνήν (die gleiche Namensform Diod. XL 4) eingefallen und wurde auf Befehl des Pompeius durch den Legaten Afranius vertrieben (65 v. Chr.). Ähnlich, aber ausführlicher berichtet Cass. Dio XXXVII 5, 3; das Land nennt er τὴν Κορδουηνήν. Später muß das Land an das benachbarte Königreich Adiabene gekommen sein. Monobazos I. von Adiabene überließ die Landschaft Καρδῶν (wie Joseph. ant. XX 24 zu schreiben ist, s. o.) seinem Sohne Izates II., der während seiner ganzen Regierungszeit (ungefähr 35–59) dort residierte.
Auf seinem parthischen Kriegszug überschritt Traianus im J. 116 den Tigris am Κάρδυνον ὄρος (Cass. Dio LXVIII 26, 2), wahrscheinlich bei dem heutigen Ğazîrat ibn Ὁmar, dem Gāzartā dĕ Kardō der Syrer. Unter den von dem römischen Kaiser besiegten Völkern nennen Eutrop. VIII 3, 1; Sextus Rufus brev. 20; Historia miscella X 3 auch Corduenos oder Carduenos.
In dem Friedensvertrag, den Galerius und Diocletianus im J. 297 mit dem Sasaniden Narsaios schlossen, mußte der Großkönig fünf armenische Provinzen, darunter Ἀρζανηνὴν μετὰ Καρδουηνῶν, den Römern überlassen und einwilligen, daß der Tigris die Grenze beider Reiche bilde [1938] (Petr. Patrik. frg. 14). Diese Bestimmung leidet an Unklarheit, weil die den Römern abgetretenen Provinzen alle oder zum größeren Teil jenseits des Tigris gelegen waren (Hübschmanns Erklärung dieser Stelle tut dem Wortlaut Zwang an, trifft aber vielleicht den Sinn der Abmachung). Nicht viel später müssen diese Provinzen an Armenien gekommen sein. Unter den Fürsten, die Gregorios den Erleuchter auf seiner Reise nach Kaisareia begleiteten, wird von Agathangelos (68, 48 Lag.; vgl. auch 77, 72) an sechster Stelle ἄρχων ὁ τῆς Κορδουϊτῶν χώρας genannt. Im J. 359 war die Landschaft Corduene wieder persisch (obtemperabat potestati Persarum), stand aber unter einem Satrapen Iovinianus, der im geheimen den Römern zuneigte. Ammianus Marcellinus (XVIII 6, 20ff.) wurde zu ihm gesandt und erhielt Gelegenheit, von hohen Felsen aus, die eine freie Aussicht über eine Strecke von 50 Milien gewährten, das heranziehende persische Heer zu beobachten. Später muß die Provinz von Iulianus besetzt worden sein (XXIII 3, 5. XXIV 8, 4f. XXV 7, 8; Corduenae uberis regionis et nostrae), freilich nur für kurze Zeit. Denn nach Iulians Tode (363) war Iovianus genötigt, quinque regiones Transtigritanas, darunter Corduenam (Amm. Marc. XXV 7, 9; Zosimos III 31 nennt dafür das Volk Καρδουηνῶν) an Sapor II. abzutreten. In der Notitia dignitatum steht or. 36, 34 und occ. 7, 209 Cardueni, occ. 6. 40 und 83 Cordueni.
Die armenische Übersetzung des Eusebios gibt ἐν τοῖς Κορδυαίων ὄρεσι durch i Kordouaçuoç lerinn, der armenische Agathangelos Κορδουϊτῶν einmal durch Kordowtaç, das andere Mal durch Korduokh wieder. Aber die üblichste Form in der ganzen armenischen Literatur ist Kordoukh. Ihrem Einfluß ist es wohl auch zu verdanken, daß der alte Name, der schon zu Strabons Zeit außer Gebrauch gekommen war, später nochmals auflebte: Agathias IV 29 τὰ Καρδούχεια ὄρή und Theophil. Sim. II 10, 3 τὰ Καρδούχια ὄρή. Obwohl die karduchischen Berge heutzutage auch von Kurden bewohnt sind, ist doch die früher allgemein beliebte Gleichsetzung der K. und Kurden durch M. Hartmanns und Nöldekes Ausführungen stark erschüttert worden; aller Wahrscheinlichkeit nach wird man sie aufgeben müssen. Die Vorfahren der Kurden waren die Κύρτιοι. Vgl. Hartmann Mitt. Vorderas. Ges. II (1897) 30ff. Nöldeke Festschr. f. H. Kiepert 1898, 73ff. Hübschmann Indog. Forsch. XVI (1904) 207. 218f. 234ff. 3S3f. u. ö.