Römische Soldaten (Gemälde der Dresdener Gallerie)
In fesselnder Weise tritt uns in Caravaggio’s „Römischen Soldaten“ die volle Urkraft des merkwürdigen Malers entgegen. Weniger düster und leidenschaftlich, als seine viel bewunderten [318] Spieler – dies unheimliche Kleeblatt – verräth dies Gemälde den schon ausgebildetern Künstler, welcher sich der Gesetze der Schönheit mehr bewußt geworden ist. Die Composition ist umfassend geworden und beschränkt sich nicht auf die blose Darstellung eines schlagenden Moments durch drei oder vier aufs tiefste erregte Figuren. Die Zeichnung, obwohl wie immer bei Caravaggio nicht durchaus fehlerfrei, ist sicher und dabei sorgfältig und die Costume sind sehr effectvoll gewählt. Man wird jedoch schon an den Gesichtern der Soldaten den Meister wiedererkennen, welcher den treffendsten Ausdruck charactervoller Erregbarkeit so vollkommen in der Gewalt hatte, daß man seinen Figuren die Gedanken und Empfindungen vom Gesicht abzulesen im Stande ist. Hier ist nichts Gemachtes, nichts Ideales; sondern kräftig in einem vollen Strom hervorsprudelnde Naturwahrheit, deren tiefer Wirkung sich der Beschauer nicht zu entziehen vermag. Mit unvergleichlicher Kunst ist namentlich der junge, schwarzbärtige Soldat gemalt, welcher vor noch beendigtem Spiele ganz unfehlbar weiß, daß das Geld seines unerfahrnen Kameraden auf diesseit des antiken Steintisches in seine Tasche wandern wird. Das Meisterbild ist vortrefflich beleuchtet und kräftig gefärbt.