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Prinz Friedrichs Hochzeit und Tod 1539

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Zur Geschichte des Augustusbrückenzolls Prinz Friedrichs Hochzeit und Tod 1539 (1904) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904)
Die Ueberlieferung und Legende der Schlacht bei Dresden 1813
  Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
[273]
Prinz Friedrichs Hochzeit und Tod 1539.
Von Dr. Otto Richter.

Dem Umschwunge, den der Tod Herzog Georgs für Sachsen mit sich brachte, gingen in den ersten Monaten des Jahres 1539 seltsame Ereignisse voraus. Der altgläubige Fürst bot alles auf, um für den Fall seines Todes den Fortbestand der bisherigen Religionsverhältnisse im Lande zu sichern. Ueber seiner männlichen Nachkommenschaft hatte von jeher ein Unstern gewaltet. Drei Söhne waren ihm schon im ersten Lebensjahre gestorben, 1537 hatte er auch den 39jährigen Prinzen Johann, einen ausgesprochenen Feind Luthers, verloren und es war ihm nur noch der 1504 geborene jüngste Sohn Friedrich geblieben, der blödsinnig war. Aber der Herzog wollte den Thron um keinen Preis seinem dem Lutherthum zugethanen Bruder Heinrich hinterlassen. Schon 1537 verlangte und erhielt er auf dem Landtage zu Leipzig die Einwilligung der Stände, daß nach seinem Tode die Regierung des Landes auf seinen Sohn Friedrich, trotz dessen Unfähigkeit, übergehe. Als Mitregenten wollte er ihm 24 Personen von der Landschaft und den Ständen beigeben, darunter zwei Grafen, zwei Prälaten, zwei von den Städten, zwei von Gelehrten und die übrigen von der Ritterschaft; die beiden dazu ausersehenen Städte waren Leipzig und Dresden.

Aber Georg ging noch weiter. Es sollte der Versuch gemacht werden, durch Verheirathung Friedrichs noch einen künftigen Thronerben zu erlangen. Mag es sein, daß dieser Gedanke nicht zuerst vom alten Herzog ausging, sondern daß es, wie behauptet wurde, das eigene Verlangen des Sohnes nach einer Frau war, das die Hofleute zur Förderung ihres persönlichen Vortheils in ihm rege gemacht haben sollen[1], – genug, man gab sich große Mühe, eine ebenbürtige Gemahlin für den Prinzen zu finden, begnügte sich aber, als dies fehlschlug, mit der Tochter des Grafen Ernst II. von Mansfeld, Elisabeth. Die Hochzeit sollte am 27. Januar 1539 auf dem Schlosse zu Dresden ohne großes Gepränge stattfinden; Herzog Georg lud dazu nur die in Aussicht genommenen 24 Regenten, darunter auch den Rath zu Dresden, ein, um sich bei dieser Gelegenheit mit ihnen zu berathschlagen.

Das Einladungsschreiben vom 23. Dezember 1538[2] gab dem Dresdner Rathe Anlaß, die meißnischen, osterländischen und thüringischen Städte zu einer Besprechung über das gemeinsam darzubringende übliche Hochzeitsgeschenk für den Neujahrsmarkt nach Leipzig zu berufen. Bei dieser Zusammenkunft verwilligte Leipzig 300 Guldengroschen (Thaler), Annaberg 200, Weißenfels 130, Langensalza 114, Dresden 100, Chemnitz 87½, Großenhain 70, Weißensee 60, Sangerhausen, Lochau, Delitzsch, Pegau, Meißen, Pirna je 50, Oschatz 42, Döbeln 40 u. s. w. Altenberg, Radeberg, Ortrand und Senftenberg entschuldigten sich, als später an die Säumigen eine Mahnung erlassen wurde, mit Armuth, sie hätten auch bei Herzog Johanns Hochzeit nichts gegeben; Altendresden schickte nichts, entschuldigte sich auch nicht einmal. Man kaufte vom Goldschmied Jakob Hoffmann in Nürnberg 10 große und 2 kleine silberne Becher im Werthe von 824 Gulden 14 Groschen (an Gewicht 58 Mark 14 Loth 2 Quent Silber, die Mark für 14 Gulden); die Becher [274] füllte man mit 1000 Gulden in 875 Guldengroschen[3] baar. Dieses Geschenk wurde der Braut und dem Bräutigam am Hochzeitstage zwischen der Messe und der Mahlzeit in der alten Hofstube durch die Abgesandten von Leipzig, die Bürgermeister Morch, Wiedemann und Dr. jur. Fachs, und von Dresden, die Bürgermeister Hans Gleynig, Peter Biener und Gregor Biener nebst dem Stadtschreiber Martin Heußler, überreicht, wobei Bürgermeister Morch das Wort führte. Der Rest des Geldes im Betrage von 8½ Gulden ging für Trinkgelder auf.

Nach Beendigung der Hochzeitsfestlichkeiten, zu denen auch Turnier und Ringrennen gehörte[4], trat Herzog Georg am 2. Februar mit den künftigen Regenten zur Berathung zusammen[5]. Ueber die Verhandlungen besitzen wir genaue Aufzeichnungen in einem Aktenbande des Rathsarchivs (E.I.1), der die lange Reihe der hier vorhandenen Landtagsakten eröffnet und die Jahre 1531 bis 1539 umfaßt. Welchen Werth der Rath später diesen Nachrichten beilegte, geht daraus hervor, daß er sie im Jahre 1549 durch den damaligen Oberstadtschreiber Christoph Henning nochmals in einen reichgepreßten Lederband umschreiben ließ, der die Aufschrift trägt: „Vortzeichnus und beschreybung aller vorlaufenen handlungen auf landtagen, ausschustagen etc. vom XXXI. jar an bis uf das XLIX.“ (E.I.2). Henning hat aber hierbei an manchen Stellen den Wortlaut zu gunsten einer flüssigeren Darstellung abgeändert oder gekürzt. Wir benutzen die ursprüngliche Niederschrift, die anscheinend von einen der drei Bürgermeister alsbald nach den Ereignissen abgefaßt ist und daher als zuverlässig gelten kann. Diese für die Geschichtsforschung noch nicht benutzten Aufzeichnungen bringen von den Vorgängen in den letzten Lebensmonaten Herzog Georgs manche bisher unbekannte, nicht unwichtige Einzelheiten; sie sollen daher nebst einigen herzoglichen Schreiben an den Dresdner Rath unten wörtlich mitgetheilt werden. Zuvor sei aus ihrem Inhalte das Wesentlichste kurz berichtet.

Der Herzog einigte sich mit den künftigen Regenten auf 4 Artikel. Erstens sollte die Erbhuldigung für Herzog Friedrich baldigst vor sich gehen. Zweitens wurde seiner Gemahlin als einstiges Witthum das Amt Tharandt nebst 3000 Gulden jährlicher Leibrente ausgesetzt; als Pfand sollte ihr bis zur Sicherstellung ihres Leibgutes Schloß, Stadt und Amt Dresden dienen. Im dritten Artikel wurde bestimmt, daß die Kleinodien, die Georgs Gemahlin Barbara dem Lande testamentarisch hinterlassen hatte, dem Herzog für 20000 Guldengroschen verkauft werden sollten. An vierter Stelle beschäftigte man sich mit den Religionsangelegenheiten, namentlich wurde über die Zulassung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt viel hin und her berathen. Die Abgesandten meinten, da die großen Potentaten darin nachgäben, werde es der Herzog allein auch nicht aufhalten können; denn da die Priester weggingen und man auf dem Lande keine Pfarrer mehr bekommen könne, liefe das Volk in die Martinischen (Lutherischen) Kirchen und nähme die Religion an, die dort gepredigt würde; wolle man dies aber nicht dulden und sie strafen, so gereiche das ebenso der Ritterschaft wie den Bauern zum Verderb. Man solle daher denen, die es begehrten, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zugestehen, damit sie nicht sagen könnten, ihre Gewissen würden beschwert; die Messe und die anderen Zeremonien sollten aber bei Strafe aufrecht erhalten werden. Einen Beschluß wollte man bei der ablehnenden Haltung des Herzogs über diesen Artikel noch nicht fassen, sondern ihm Gelegenheit geben, erst die Meinung der Theologen darüber einzuholen. Nach dem Schlusse der Berathung ließ Georg jedem der Theilnehmer durch seinen Rath Georg von Carlowitz ein Goldstück mit seinem Bildnisse überreichen.

Die nächste Fastnacht wurde am Dresdner Hofe mit Rennen und Turnieren, an denen auch Prinz Friedrich theilnahm, fröhlich begangen. Am 20. Februar geleitete der ganze Hof die noch anwesende Schwiegermutter Friedrichs bis Meißen. Dort wurde der Prinz etwas unwohl und kehrte am 22. Februar nach Dresden zurück. Am Mittwoch dem 26. ließ er sich Umschläge machen (? „einnesteln“), worauf er sich besser fühlte und, wie Augenzeugen berichteten, wieder aß und trank. Nachmittags verordnete ihm der Leibarzt Dr. Sebastian Roth von Auerbach einen Trank; der Prinz wollte ihn nicht einnehmen und that es erst auf wiederholtes Drängen und die Versicherung des Arztes, daß der alte Herzog selbst es befohlen habe. Kaum hatte er die Medizin genommen, so rief er aus: O Herr Doktor, wie wehe wird mir, was hat Er mir für einen Trank gegeben! Alsbald wurde er ohnmächtig und um 2 Uhr verschied er. Bei der am nächsten Tage vollzogenen Sektion der Leiche stellte sich heraus, daß „Lunge und Leber ganz faul und das Herz auch anbrüchig gewesen“.

Am Freitag wurde der Verstorbene vom Schlosse feierlich in die Kreuzkirche getragen, alle Rathsherren mit ihren Frauen gaben ihm das Geleite, die drei Bürgermeister in schwarzen Mänteln und Hüten. In [275] der Kirche ließ man drei Messen singen und an zehn Altären sechs Opfergänge halten. Darauf legte man die Leiche auf einen Wagen und brachte sie in Begleitung zweier Geistlichen nach Meißen zur Beisetzung im Dome. Sehr viele Männer und Frauen geleiteten weinend den Wagen bis unter das Thor nach Altendresden.

Wie Weck[6] berichtet, hegte das gemeine Volk, das den Prinzen sehr lieb gehabt, gegen den Leibarzt Dr. Auerbach den Verdacht, den Patienten „durch eine Purgation hingerichtet“ zu haben; der Arzt sei deshalb seines Lebens nicht sicher gewesen und der Rath habe auf herzoglichen Befehl die ganze Bürgerschaft, um sie zu beschwichtigen, am 8. März aufs Rathhaus erfordert und ihr eingeschärft, Dr. Auerbach sei unschuldig und man solle ihn unberedet lassen.

Die Todtenfeier für Friedrich, der sogenannte „Dreißigste“, sollte am 27. März im Dome zu Meißen stattfinden; daran sollte sich eine Berathung des Herzogs mit dem Ausschusse seiner Landstände anschließen. Durch Schreiben vom 6. März[7] wurde auch der Rath zu Dresden eingeladen, Vertreter dazu zu senden. Als solche gingen die drei Bürgermeister Peter Biener, Gregor Biener und Franz Schmeißer mit dem Stadtschreiber Dr. Martin Heußler nach Meißen. Mit den drei Leipziger Bürgermeistern Wiedemann, Morch und Fachs wohnten sie am 27. März Nachts 1 Uhr in Trauermänteln den Vigilien im Dome bei und begaben sich dann gemeinsam mit einigen herzoglichen Räthen in die Silberkammer zum Abendessen. Am 28. März früh 6 Uhr hielt im Dome der Abt von Chemnitz das erste Seelamt, der Bischof von Merseburg das zweite und darauf der Domprediger die Predigt; er pries darin den verstorbenen Prinzen als einen gehorsamen Sohn seines Vaters aufs höchste und wollte zuletzt beweisen, daß das Abendmahl nicht unter beiderlei Gestalt eingeseht wäre, fand aber damit keinen Anklang. Dann hielt der Bischof von Meißen das dritte Seelamt, worauf man zu Tische ging. Nach der Mahlzeit forderte Herzog Georg die Abgeordneten zur Berathung, darunter auch die Vertreter der Städte Leipzig und Dresden[8]; alle nicht besonders Eingeladenen ließ Carlowitz hinaustreiben. Der Herzog verlangte den Rath der Abgeordneten über mehrere Artikel und sagte, er habe für zwei Dinge zu sorgen, für seine Seele und seine Ehre. Die Rathschläge, die ihm bei der Hochzeit seines Sohnes ertheilt worden, wolle er befolgen. Hinsichtlich der Kommunion hatten die Bischöfe und Geistlichen ihre Bedenken in einer Schrift niedergelegt, die er der Versammlung überreichte. Darin erklärten sie „mit langwierigem Geschwätze“, wie der Bericht etwas unehrerbietig bemerkt, daß sie ohne den Beschluß eines öffentlichen Konzils das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nicht erlauben könnten. Und doch war ein Entgegenkommen in diesem Punkte auch um deswillen besonders erwünscht, weil man dadurch dem voraussichtlichen Thronerben, dem jungen Herzog Moritz, den Aufenthalt am Dresdner Hofe zu ermöglichen und ihn dem ausschließlichen Einflusse der protestantisch gesinnten Kreise zu entziehen hoffte. Der Bischof von Merseburg selbst hatte öffentlich geäußert, er habe schon einen absolvirt, der unter zweierlei Gestalt kommunizirt hätte, deshalb könnte das dem Herzog Moritz auch nichts schaden. Die Versammlung veranlaßte die Geistlichkeit daher, den Herzog Georg zu bitten, er solle dulden, daß Herzog Moritz überhaupt nicht kommunizire, bis ein Konzil gehalten worden sei; die Geistlichkeit erklärte, schleunigst beim Papste darauf hinwirken zu wollen. Damit war der alte Herzog zufrieden und dankte Gott, daß andere die Verantwortung für diese Sachen von ihm genommen hätten, nun wolle er gern sterben. Sodann legte er den Abgeordneten sein Testament zur Begutachtung vor. Die Berathungen dauerten von Freitag dem 28. bis zum Sonntag dem 30. März Abends. Man wählte schließlich einen engeren Ausschuß, der mit Herzog Heinrich und seinem Sohne Moritz über die Bedingungen der Regierungsnachfolge verhandeln sollte.

Die Verhandlungen waren noch im Gange, als Herzog Georg am 17. April plötzlich von dieser Welt abberufen wurde, ohne daß es ihm gelungen war, den Fortbestand des Katholizismus in seinem Lande sicherzustellen. Noch an demselben Tage meldeten die herzoglichen Räthe den Todesfall dem Rathe zu Dresden[9], und durch ein zweites Schreiben vom 24. April[10] luden sie ihn für den 19. Mai zur Betheiligung an dem „Vierwochstag, Begängniß und Dreißigsten“ nach Meißen ein. Dazu kam es aber nicht. Mit dem neuen Landesherrn Herzog Heinrich hatte die Reformation ihren Einzug gehalten und das geplante katholische Leichenbegängniß wurde abgesagt[11].

[276]
Beilagen.
1.
Von gots gnaden Georg hertzog zu Sachsen etc.*). [12]

Lieben getrewen. Nachdem und als der hochgeporne furst unser freunthlicher lieber sohn her Friederich hertzog zu Sachsen etc. sich mit unserer vorwilligung und zulassung mit der wolgepornen und edeln frawlein Elisabeth gepornen grevin von Mannsfeld ehelichen vortrawet und vormittelst gothlicher vorleihung auf nechstkunfftigen montag nach Pauli bekerung [27. Jan.] das beylager und volgende hochtzeithliche frewde alhier zu halthen willens ist ane alle sunderlich geprenge, wyr auch dartzue nymandes zu beschreiben bedacht sein wann diejhenigen, so wyr Seyner Lieb mit vorwilligung unserer landtschaft nach unsern absterben zum regiment vorordent, dehnen wyr auch etliche sachen daran gelegen vorzuhalthen und mit yhn zu berathen haben. Szo yhr dann under denselben auch begriffen, begern wyr etzliche aus ewerm mittel wolthen auf bemelthen montagk alhier zceithlich uf unsern schlos erscheynen, solche angestalthe frewde nach christhlicher kirchen altherkommenden ordenung helfen volbrengen, obgemelthe sachen neben andern anhohren und darauf unserer zuvorsicht nach gemeyner landtschaft zum besten ertzeigen. Daran beschiet uns beßunder guts gefallens. Datum Dreßden montags nach Thomae [23. Dec.] anno domini 1538.

(G. XXX. 1a Bl. 76.)


2.

Die hochzceit ist in grossen freuden vorendet, es hat auch m[ein] g[nediger] h[erre] gerandt und zymlich troffen etc. Nach der nachhochtzeit hat m. g. f[urst] und herre h[erzog] Jorge 4 artickel in radschlagk geleget und doruber S[eine] F[urstliche] G[naden] zu rathen begert.

Der erste artickel von der erbholdunge. Ist nach genungsam gehabten radtschlagk beschlossen, das die erbholdung m. g. h. h. Friderich uffs forderlichste geschee und die regalien, dieweil es Ka. Mt. albereidt bewilliget, bey Ro. Ko. Mt. gesucht und begerdt wurden, und nachdeme S. F. G. mit m. gst. h. dem churfursten, desgleichen mit m. g. h. h. Hynrich etc. in gesamelten lehen sitzen, das Iren Chur- und F. G. angetzeiget wurde, und solt gut sein, dorumb, wo Ir Chur- und F. G. icht wolten vornemen, ßo were irem vornhemen, dieweil m. g. alter her nach lebet, diste stadtlicher zu begegnen und abzuhelfen etc.

Der ander artickel, m. g. f. leipgut belangende etc m. g. f. ist zu irem leipgut der Tharandt vorordent und geeigent, das Ir F. G. nach totlichem abgang u. g. h. h. Friderich, welchs got nach seinem gefallen gnediglichen friste, dieweil sie iren witwestuel nicht vorruckt, zu irem leipgut gebrauchen sall, mit bornholtz, bauholtz und jagent, sampt 3000 fl. eegelt und 3000 fl. jerlichen zu Irer F. G. enthalt gegeben werden, und sal alzo Iren F. G. das schloß und stadt Dresden sampt dem ampt inne haben und nicht ubergeben, Ire G. seint dan zuvorn, wie gemeldt, vorgewisset etc.

Der dritte artickel, das testament, welchs m. g. alde furstin dem land zu gute gemacht, umb eine kaufsumma wollen lassen zukommen etc. Nachdeme die alte furstin hochlobelicher gedechtnus dem land zu gute etzliche kleinot bescheiden etc. und S. F. G. die selbigen umb eine kaufsuma geldis begert (dieweil die kleinot uff ein eil in der noth mit radt nicht mochten vorkauft werden) und 20000 gulde gr. doruff gesatzt, haben sich die rethe hiruber einmutigfk voreiniget und beschlossen, das die 20000 gulde gr. dem lande zu gute in der not besser und vortreglicher wern dan die kleinot, und habens alzo S. F. G. zugesagt umb oben angezeigte 20000 gulde gr. etc.

Der virde artickel die religion belangende, sub utraque zu comunitziren etc. Uff den artickel die religion belangende haben die vorordenten vielfeldige radtschlege doruber gehalden und soviel befunden: dieweil die großen potentaten hyrinne nachlassen, das S. F. G alleine als der einige furst alhir im lande schwerlichen erhalden wurde, ursache das die pristere abgingen und uffm lande keyne dorfpfarrer bekommen konthen, ßo liffe ir volck in die Martinische Kirchen, und so sie die selbigen gehort, ßo wolten sie sich in der religion inen vorgleichen, das dan S. F. G. itzt zur zceit nicht dulden kunthen und alzo sie strafen, welchs nicht allein den pawern, sunder den von der ritterschaft alz wol als inen zum vorterb gereichen etc. Derhalben ßo wil inen dieser artickel zu schlissen uff dismol zuviel sein und haben sich entschlossen, daß dieser artickel den bischoffen, prelaten und doctorn zu beradtschlagen undergeben wurde, und alzo das die comunion sub utraque zugelossen wurden denen, die es begerten, uff daß sie nicht dorften sagen, ire gewissen wurden beschweret etc. Waß ader meßhalden wie zuvor und die andern ceremonien belangte, die sollten ane alle vormynnerunge gehalten werden bey zuvor uffgelegter straf etc.

Diese 4 artickel hat m. g. h. h. Jorge in sunderlichem gnedigem gefallen angenomen. Nachdeme diese 4 artickel 6ta et 7to[13] beratschlaget und beschlossen wurden, hat m. g. h. h. Jorge etc. allen denen, die zu rathe gefordert, alz den grafen, prelaten, von der ritterschaft und den 6 burgermeistern alz Leipzigk und Dresden einem itzlichen durch hern Jorgen von Karlewitz ein stück goldes, doruff sein furstlich angesicht gewest, geschanckt etc. Actum die purificationis [2. Febr.] 1539.

(E. I. 1 Bl. 61.)

[277]
3.

Uff fastnacht hat eyn erbar radt daß strohe und mist lassen von der banhe fhuren und widerumb sandt lassen hynauf fhuren etc. Aldo hat m. g. h. h. Friderich gerandt und volgende getornirt, aldo hat m. g. h h. Jorge S. F. G. den rynnespiß und tornirspiß uff die bhane und wider dorvon gefurt und haben alzo die fastnacht frolich beschlossen.

Dornstag nach dem aschtage [20. Febr.] haben m. g. h. h. Jorge und h. Friderich sampt m. g. f. und dem gantzen frawenzcymmer der furstin mutter und die andern kegen Meissen mit grosser herligkeit beleitet.

Aldo zu Meissen ist m. g. h. h. Friderich waß schwach wurden und uffn sonnabent wider kegen Dresden kommen, aldo umbgegangen, uff die mitwoche [26. Febr.] hat sich Seine F. G. lassen hossen und eynnesteln und zimlich zupaß wurden, gessen und getruncken, wie die dorvon geredt, die solchs gesehen. Nach mittage hat doctor Auerbach m. g. h. genotiget, einen tranck zu nhemen, alz hetteß m. g. alter her befolen, welchs sich S. F. G. langes gewert; alz ader der doctor nicht hat ablassen wollen und S. F. G. gedrungen, solchen tranck zu nhemen, und were sunderlich m. g. alten h. befehel, hat sich der hochgedachte furst h. Friderich des hern vatern gehorsams gehalten und den tranck zu sich genommen. Alzsbalde S. F. G. den tranck genommen, hat S. F. G. gesaget: O her doctor, wie wehe wirt mir, was hat er mir vor einen tranck gegeben. Und alzo omechtig wurden und umb zwe nach mittage uff die mitwoche nach invocavit des selbigen tages die schult der natur betzalet und in gott vorstorben. Gott wolle S. F. G. gnedig sein etc.

Uffn dornstag haben die doctores als doctor Awerbach und doctor Cristofferus Sporer S. F. G. uffgemacht und aldo befunden, das lunge und leber gantz faul gewest und das hertze auch anbrochigk gewest.

Uffn freytag ist m. g. f. und h. h. Friderich mit aller sollennitet zum Heiligen Creutz getragen und aldo seint drey messen gesungen wurden und sechs oppergenge uff zcehen altarien gehalden. Do die ampter der messen vorendet, haben sie vilgedachten m. g. h. h. Friderich auß der Kirchen getragen und uff eynen wagen gelegt, doruff her Johan Ertzprister und her Johan zu Hoffe gesessen und alzo mitte kegen Meyssen gefaren, den loblichen fursten uffn thum begraben und uffn sonnabent zu obent widerkommen.

Es seint auch alle radtmanne mit iren weibern mitte gegangen und unßern g. h. vom schlosse in die kirchen beleitet, aldo die 6 oppergenge mitte gegangen, die burgermeister alz Hans Gleinigk, Peter Bhener, Greger Bhener und Frantz Schmeisser in schwartzen menteln und huthen nachgefolget und entlichen u. g. h. h. Friderich bis kegen Aldendresden under das thor beleitet, do sere vil volckis mitte gegangen und weib und man geweynet etc.

(E. I. 1 Bl. 62.)


4.
Von gots gnaden Georg hertzog zu Sachsen etc.

Lieben getrewen, nachdem und als der almechtige got den hochgepornen fursten hern Friederichen hertzogen zu Sachsen etc. unsern ainigen unnd gelibten sohn mithwochs nach invocavit nechst vorschinen von diesem jammerthal genommen, welchs fehlen sein gothliche almacht geruche gnedigk und barmherzig zu sein, und aber wyr Sein Lieb als eynen gehorsamen sohn beßundern herzlich gelibt, das uns ob diesem falh nicht wenigk trübsals enthstanden, szo erkennen wyr uns auch Seyner Lieb nach yhrem todt guts zu thun und fur derselben sehlen bitten zu lassen schuldig, und seindt demnach bedacht vormittelst gothlicher vorleihung Seyner Lieb dreyssigsten auf den dornstag nach judica [27. März] mit vigilien und volgendes freitags dehn selhmessen zu Meissen am ort Seyner Lieb begrebnus zu halthen, gnediglich begerendt, etliche aus ewerm mittel wollthen desselben tags an dem bestimpten ort zceithlich einkommen, das begencknus in andacht neben uns helfen volbrengen, und wann solchs beschehen, dasjhenige so wyr euch furhalthen werden, daran dan gemeiner landtschaft mercklichen gelegen, anhohren und uns darinnen ewern rath mithteilen. Daran beschiet uns zu dem, das es pillich, beßunder guts gefallen. Datum Dreßden dornstags nach reminiscere [6. März] anno domini 1539.

(G. XXX. 1a Bl. 8.)


5.

Uffn dornstag nach judica [27. März] seint Peter Bhener, Greger Bhener bayder burgermeister, Frantz Schmeisser und Martinus Heuseler statschreiber uff forderung m. g. h. kegen Meyssen zum begengnuß getzogen und uffn obent umb eyn hora zur vigilien in iren trauermanteln uffn thum gegangen. Aldo seint die drey burgermeister von Leiptzigk alz Wideman, Morch und doctor Fachs auch beschriben und kegenwertig gewest. Nach gehaldener vigilien seint die von stetten sampt etlicher m. g. h. rethen in die sylberkammer gegangen und aldo das obentmal gehalden.

Uffn freytag fruhe umb 6 hora widerumb uffn thum gegangen und aldo hat der abt von Kemnitz das erste selampt gehalden, dorynne zwene oppergenge gehalden, volgende der bischof von Mersseburgk das andere ampt der conpassione, aber zwene oppergenge, und nach diesem ampt hat der thumprediger geprediget und under andern worthen m. g. h. h. Fryderich als einen gehorsamen son seines vatern uffs hochste promovirt und zuletzt wollen probiren, das die communion sub una specie allein und nicht sub utraque were eingesatzt etc. ader dorvon zumol ubel beschlossen. Nach der predigt der bischof von Meyssen das dritte ampt gehalden und aber zwene oppergenge gehalden etc. Nach ampt zu tische etc.

[278] Nach gehaldener maltzeit des tages hat m. g. f. und h. die vorordenten zum radt fordern lassen[14] und alle, die darzu nicht sunderlich gefordert seint, hat her Jorge von Karlewitz alle lassen hynnaussen treiben etc. Aldo hat m. g. h. etzliche artickel in radt gelegt und der vorordenten trawen radt begert und gebethen wie volgen und gesaget: zwe ding habe ich zu besorgen, die sele und mein ere etc.

Zum ersten. Dem radtschlage nach, wie zu Dresden nach gehaldener wirtschaft voltzogen und beschlossen, deme wollen wir nach geleben uts. von der wirtschaft etc. Allein von der comunion werdet ir in diesen schriften der hern bedencken vormercken etc. und alzo die schrift uberantwurtet etc. In diesen schriften ist mit langwirigem geschwetze von bayden bischoffen und der iren alz abten, doctoren und andere geistlichen angetzeigt, das sie mit nichte wusten ane offentlichen consilium ader der selbigen reformacion sub utraque specie zu comuniciren zu bewilligen ader des zu gestatten Es hat uff dismol m. g. h. von Merseburgk offentlichen gesagt, das er albereit einen hette absolvirt, der in zweierlei gestalt comunicirt hette, und derhalben ßo kunde das m. g. h. h. herzog Moritz auch nicht schaden etc. und alzo in iren schriften sub una specie vorharret etc.

Uf disen punct haben alle m. g. h. rethe beschlossen und entlichen die bischoffe, abten und andere dohyn vormocht, das sie m. g. h. h. Jorgen solden bitthen, das S. F. G. wollen h. Moritz alzo dulden, das er in keiner gestalt communitziret[15], bisolange ein consilium ader reformacion gehalden wurde. Auß vilfeldigen ursachen haben die bischoffe m. g. h. h. Jorgen in schriften gebethen, dieweil die comunion und andere sacrament inen alz den geistlichen zustunde, S. F. G. wollen gnediglichen geruhen; sie wollen nicht underlassen uffs forderlichste an bapbstliche hayligkeit zu schreiben und diese dingk helfen forderer (!). Derhalben haben Seyne F. G. ire gewissen frey und sein alzo entschuldiget. Das hat m. g. h. h. Jorge alzo angenomen und hiruber beruhet etc.[16].

Zum andern. So haben S. F. G. ein testament mit aygenen henden gestellet, das S. F. G. auch in radt geleget und den vorordenten ubergeben, in welchem testament befunden: Zum ersten sein sele dem almechtigen befolen in seine gotliche almechtigkeit. Zum andern seinen leib in die erden zu Meyssen zu begraben. Zum dritten seinen bayden tochtern ader iren kyndern 40000 fl., itzlichen 20000 fl. nach S. F. G. totlichem abgange.

Das uberige gelt sal stehen zu ablegunge der schulde, ader das geschutze, pulver, salpether und waß sunst dorzu gehoret, dem landt zu guthe. Allein waß zum testament gehoren wirt, sal zuvor außgericht werden. Haben alzo freitag, sonnabent und suntag dorvon geradtschlagen biß zu obent etc. und entlich auß F. G. nachlassunge sich eines engen ausschoß voreyniget, die sollen zu hertzogk Moritz geschickt werden, die handelung mit hertzogk Hynrich und S. G. ßone zu reden etc. Seint sonnabent nach dem heiligen ostertage [12. April] dohyn getzogen. Gott vorleye seyne gotliche gnade zu friden und eynigkeit, amen.

(E. I. 1 Bl. 62b–64.)


6.

Unser freuntliche dinst zcuvorn. Ersamen weisen lieben freundt. Wir geben euch mit betruptem gemut zcu vornehmen, das got der almechtig heut dato vor mittag unsern gnedigen landesfursten und herren, hertzog Jeorgen zcu Sachsen etc. seligen von dieser welt gefordert, welchs sehlen sein almacht geruhe gnedig und barmhertzig zcu sein. Dis aber wollen wir euch derhalben angetzeigt haben, das ir ewern sachen, stadt und anders also in acht und vorwarung haben und halten wollet, damit und so villeicht ausserhalb der recht und naturlichen erben etwas wieder euch ader die ewern wolt vorgenohmen und understanden werden, ir euch desselben aufhalten wollet, und so etwas an euch gelangt, uns alher zcum allerforderlichsten bei tag und nacht vormelden und euch also dis unsers schreibens bis auf weithern befhel vorhalten. Das wirdet euch und gemeiner landtschafft zcum besten geraichen. Datum eilents dornstags nach quasimodogeniti [17. April] anno etc. XXXIX.

Hochgedachts unsers gnedigen herren
seligen vorlassene rethe zcu Dresden.
(G. XXX. 1a Bl. 11.)


7.

Unser freuntlich dinst zuvor. Ersamen weysen besonder gute freunde. Nachdem der durchlauchtige hochgeporne furste und herre her Georg hertzogk zu Sachsen etc. unser genediger her yn got vorschieden, des sehlen seyn almacht geruh genedigk zu seyn, und aber S. F. G. uns als die zeit derselben dienern mit ernste bevolen, wann goth uber S. F. G. gebieten worde, des wyr S. F. G. als des regierenden loblichen fursten dreyssigsten bestellen und ehrlich nach altem geprauch halten lassen und euch sampt andern dartzu fordern und beschreiben solten, welchs S. F. G. wir also haben underthenigklich vorhaischen und zugesagt. Demnach seint wyr bedacht den vierwochstagk, begengnus und dreyssigsten uff montags nach dem sontage exaudi [19. Mai] mit vigilien und folgenden dinstag mit sehelmessen zu Meyssen ym hohen [279] styffte halten zu lassen. Dieweil wir dann nicht zweyffeln, nachdeme S. F. G. yhr bey yrem leben underthenigen gehorsam geleist, das yhr auch berurten S. F. G. bevelh nachzukomen geneigt sein werdet. Darumb ist unser freuntliche bit, yhr wollet etzliche auß ewerm mittel verordenen, die do uff gedachten montagk zeitlich zu Meyssen eynkommen, doselbst zur vigilien und folgendes dinstag frue zur sehlmessen erscheynen und das begengknus und dreyssigsten volnbrengen helfen. Doran thut yhr hochgedachts unsers gnedigen hern hochloblicher gedechtnis befehel und vorlassene meynung, so sein wyrs zu vordienen wylligk. Datum Dresden dornstages nach Georgy [24. April] ym XVc und XXXIX ten.

Hochgedachts unsers gnedigen hern hertzog
Georgen zu Sachsen etc. hochloblicher gedechtnus seliger vorlassene rethe.

[Darunter von der Hand des Stadtschreibers:]

Ist endtlich durch u. g. h. hertzog Heinrichen zu Sachssen abgeschafft.

(G. XXX. 1a Bl. 12.)

  1. Seckendorf, commentarius de Lutheranismo III, 212
  2. S. Beilage 1.
  3. Der Gulden als Rechnungsmünze hatte 21 Groschen, der in Silber ausgeprägte Guldengroshen oder Thaler 24 Groschen
  4. Die Akten „Herzog Friedrichs zu Sachsen Vermählung 1539“ im Königlichen Hauptstaatsarchiv (Loc. 10549) enthalten lediglich den „Rennzettel“, d. h. das Verzeichniß der Theilnehmer und der Ergebnisse des Rennens.
  5. Diese Berathung mit den künftigen Regenten ist es, was E. Brandenburg (Herzog Heinrich der Fromme, im Neuen Archiv für sächs. Geschichte Bd. 17 S. 172) als einen Ausschußtag der Landstände auffaßt, der Mitte Februar stattgefunden habe.
  6. Beschreib- und Vorstellung Dresdens S. 403.
  7. S. Beilage 4.
  8. Es ist also nicht richtig, wenn Brandenburg (a. a. O. S. 177 und Moritz von Sachsen Bd. 1 S. 33) annimmt, es sei kein städtischer Vertreter bei den Verhandlungen zugegen gewesen Es war eben nicht, wie er glaubt, bloß der katholische Adel, sondern, wie auch Carlowitz später berichtet hat, der Ausschuß der Landschaft versammelt. Die von Brandenburg selbst (5. 177 Anm. 147) angeführte Unterschrift des engeren Ausschusses „der Bischöfe, Grafen, Äbte und Räthe“ meint nicht die herzoglichen Räthe, sondern die Räthe der Städte Leipzig und Dresden, als deren Vertreter ja auch Dr. Fachs mit aufgeführt wird.
  9. S. Beilage 6.
  10. S. Beilage 7.
  11. Seidemann, Beiträge zur Reformationsgeschichte I S. 266.
  12. *) Die krause Rechtschreibung der Schriftstücke ist insofern etwas vereinfacht worden, als u und v in der heutigen Weise gebraucht und die überflüssigen Derdoppelungen der Konsonanten beseitigt sind.
  13. Zum 6. und 7. Male?
  14. Die spätere fassung setzt hinzu: darunter die geschickten des raths zu Leyptzk und Dreßden auch gewest.
  15. In der späteren Fassung: das er gar nicht communicire.
  16. In der späteren Fassung: Darauf ist unser g. h. zufriden gewest und hat gotte gedanckt, das leute feint, die diese sachen von ihm uff sich genommen haben zu vorantworten. Nun wolle er gerne sterben etc.