Picanders Ernst-Schertzhaffte und Satyrische Gedichte/3. Teil
nachgelassener Tochter, in Durchgange des Rathhauses.
[II]
[III]HERRN
und Herrn.
Gnädiger Herr,
Diejenigen Verdienste, welche Ew. Hochgräfl. Gnaden Sich auf alhiesigen Musen-Sitze ehe dem erworben, [VI] verehret annoch die Zahl unserer Weisen. Die gelehrte Welt hat dieselben bereits zu bewundern angefangen, und sie bemerkt Dero Vortrefflichkeiten, als in der Asche verborgene Funcken, welche aber bey Verwaltung künfftiger Geschäffte in leuchtende Flammen ausbrechen werden. Das an grossen Generalen und Staats-Ministern fruchtbare Solmssche Hauß erblicket an Ihnen einen rühmlichen Erbfolger, und so viel unvergleichliche Tugenden, welche Ihnen die [VII] Wege, zu denen höchsten Staffeln zu gelangen, selbst bahnen.
Und wie die Zeit vorlängst begierig und vor Warten ungedultig ist, eine so würdige Begebenheit mit Frolocken an zu sehen, also eilet auch meine Verehrung hiermit schon voraus Dero Hochgräflichen Hause und Ihnen deßwegen öffentlich mit brünstigen Eyfer zu gratuliren.
Dieses erfordert von mir die allerschuldigste Verbindlichkeit indem [VII] ich mich der unschätzbaren Hulde, so von Ew. Hochgräfl. Gnaden iederzeit gewürdiget worden, mit geziemender Regung erinnere. Und da Dieselben ein einsehender Kenner der Poesie, und was noch mehr, ein vollkommener Meister derselben sind, so unterfange mich, Ihnen diese gesammleten Gedichte unterthänig zu zueignen. Dero Richt-Stuhl allein unterwerffe gegenwärtige Blätter, und ich werde mich erfreuen, wo nur einige Zeilen Dero richtigem Geschmack [IX] nicht mißfallen: Noch grösser aber wird die Freude seyn, wenn ich fernerhin die gnädige Erlaubniß erhalte, mich in tieffer Ehrerbiethigkeit zu nennen,
Ew. Hoch-Gräfl. Gnaden,
Leipzig
den 18. Febr. 1732.
unterthänigen Knecht,
Christian Friedrich Henrici.
[X]
Man saget im Sprichwort: Aller guten Dinge müssen Dreye seyn. Wenn nun die Zahl einer Sache etwas beytragen kan, so dürffte ich fast glauben, es würde sich [XI] nunmehro an meinen Gedichten, da deren Dritter Theil erscheinet, zum wenigsten nur etwas gutes finden. Jedoch da dieser Beweiß-Grund keine durchgängige Wahrheit zeiget, so will ich mich hierauf am wenigsten steiffen, sondern einem iedem davon glauben lassen, was er will.
Was kan ich davor, daß es viele Leute giebt, die meiner Leyer gerne zu hören? und dennoch lasse ich meiner Eigen-Liebe so viel nicht einräumen, daß sie mich [XII] nur in dem geringsten eines Vorzugs überreden solte. Gleichwohl aber kan es mich nicht bewegen, einen so edlen Zeit-Vertreib gäntzlich bey Seite zu setzen, da ich denen Tadlern, die mich nicht vor zünfftig erklähren, mißfalle.
Ich bin ein Dichter nach meiner Art, und zwar nach dem jüngsten Urtheil eines gewissen guten Freundes. Meine Art ist, dem Bestreben nach, gerne vernünfftig, und meine Gedichte, spricht er ferner, werden auch [XIII] von Leuten nach meiner Art geliebet. Ich bin hiermit gantz wohl zufrieden / und will auch diese meine Art nicht verändern: Einem ieden gefällt ja! seine Weise, und mein! wer kan es also allen Narren zu taugen machen.
Mit diesem dritten Theile will ich zwar beschliessen, wie ich aber in der Welt nichts zu verschweren pflege, so will ich auch nicht verreden, künfftighin, wofern es Zeit und Umstände erlauben, [XIV] meine Einfälle, so gut und schlecht sie seyn werden, mit zu theilen. Und daß ich mich nicht zu lange in der Vorrede aufhalte, so ist mein endliches Bitten an meine Gönner und Freunde, zu bleiben, was sie seyn, an meine unbekehrlichen Widersacher aber, zu werden, was sie wollen. Das ist mein ernster Wille. Leipzig, den 18. Febr. 1732.
[Vignette]
Inhalt des dritten Teils (Auswahl):[WS 2]
- Geistliche Gedichte
- Schertzhaffte Gedichte
- Der Streit zwischen Phoebus und Pan in einem Dramate aufgeführt (Geschwinde, ihr wirbelnden Winde)
- Über den Caffe (Schweigt stille, plaudert nicht)
- Register
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ ADB:Solms-Wildenfels, Friedrich Ludwig Graf von
- ↑ Liste nicht Teil der Vorlage