Der Streit zwischen Phoebus und Pan in einem Dramate aufgeführt
[501]
Der Streit
Phoebus, Pan, Mydas, Tmolus, Mercurius[WS 1] und Momus.
Aria tutti.
Geschwinde,
Ihr wirbelnden Winde,
Auf einmal zusammen zur Höhle hinein!
Daß das hin- und wieder-schallen
Und den Lüfften lieblich seyn.
Da Capo.
Phoeb.
Und du bist doch so unverschämt und frey,
Mir in das Angesicht zu sagen,
Daß dein Gesang
Pan.
Wie kanst du noch so lange fragen?
Der gantze Wald bewundert meinen Klang;
Das Nymphen Chor
Das mein von mir erfundnes Rohr
Zum Tantzen offters aufgeruffen,
Wird dir von selbsten zugestehn:
Pan singt vor allen andern schön.
Phoeb.
Vor Nymphen bist du recht,
Ist deine Flöthe viel zu schlecht.
Pan.
So bald mein Thon die Lufft erfüllt,
So hüpffen die Berge so tantzet das Wild,
So müssen sich die Zweige biegen.
Geht ein entzücktes Springen für:
Die Vögel setzen sich zu mir
Und wollen von mir singen lernen.
Mom.
Ey! hört mir doch den Pan,
Aria.
Patron, das macht der Wind!
Daß man prahlt und hat kein Geld,
Daß man das vor Wahrheit hält,
Was nur in die Augen fällt,
Daß das Glücke selber blind,
Patron, das macht der Wind!
[503]
Merc.
Was braucht ihr euch zu zancken?
Ihr weichet doch einander nicht.
So wehle sich ein jedes einen Mann,
Der zwischen euch das Urtheil spricht;
Laßt sehn, wer fällt euch ein?
Phoeb.
Der Tmolus soll mein Richter seyn,
Pan.
Merc.
So tretet her, ihr lieben Leute.
Hört alles fleißig an;
Und mercket, wer das beste kan.
Phoebus Aria.
Mit Verlangen
Holder, schöner Hyacinth.
Und dein Augen küß ich gerne,
Weil sie meine Morgen-Sterne
Und der Seele Sonne sind.
Da Capo.
Mom.
In wohlgestimmte Falten.
Pan.
Ich will mein bestes thun,
Und mich noch herrlicher, als Phoebus, halten.
Aria.
Zu Tantze, zu Sprunge,
Wenn der Thon zu mühsam klingt,
Und der Mund gebunden singt,
So erweckt es keinen Schertz.
Da Capo.
Merc.
Nunmehro Richter her.
Tmol.
Die Wahrheit wird es selber sagen,
Daß Phöbus hier den Preiß davon getragen.
Pan singet vor dem Wald,
Die Nymphen kann er wohl ergötzen.
Ist seine Flöthe nicht zu schätzen.
Aria.
Phöbus, deine Melodey
Hat die Anmuth selbst gebohren.
Aber wer die Kunst versteht,
Wird dabey aus sich verlohren.
Da Capo.
Pan.
Komm, Mydas, sage du nun an,
Was ich gethan.
Mydas.
Ach Pan! wie hast du mich gestärckt,
Daß ich es mir auf einmahl gleich gemerckt.
Nun geh ich hier im Grünen auf und nieder
Und lern es denen Bäumen wieder,
Der Phöbus macht es gar zu bund.
Sang leicht, und ungezwungen.
[505]
Aria.
Pan ist Meister, laßt ihn gehn.
Phöbus hat das Spiel verlohren,
Denn nach meinen beyden Ohren
Da Capo.
Mom.
Wie, Mydas, bist du toll?
Merc.
Wer hat dir den Verstand verrückt?
Tmol.
Das dacht ich wohl, daß du so ungeschickt.
Phoeb.
Sprich, was ich mit dir machen soll?
Soll ich dich schinden oder schaben?
Mydas.
Ach plaget mich doch nicht so sehre
Es fiel mir ja
Also in mein Gehöre.
Phoeb.
So solst du Esels-Ohren haben.
Merc.
Das ist der Lohn
Der tollen Ehrbegierigkeit,
Pan.
Ey! warum hast du diesen Streit
Mydas.
Wie ist mir die Commißion
So schlecht bekommen?
Merc. Aria.
Aufgeblasne Hitze,
Aber wenig Grütze,
Endlich aufgesetzt.
Wer das Schiffen nicht versteht,
Und doch an das Ruder geht
Ertrincket mit Schaden und Schanden zuletzt[WS 2].
Da Capo.
Mom.
Und lege dich in deinem Walde nieder,
Doch tröste dich in deinem Sinn,
Du hast noch mehr dergleichen Brüder.
Der Unverstand und Unvernunfft
Man urtheilt in den Tag hinein,
Und die so thun,
Gehören all in deine Zunfft.
Ergreife, Phöbus nun
Es ist nichts lieblichers, als deine Lieder.
Aria Tutti.
Labt das Hertz, ihr holden Saiten,
Stimmet Kunst und Anmuth an.
Last euch meistern, last euch höhnen,
Selbst die Götter zugethan.
Da Capo.
[Vignette]