Pflichten in ernster Zeit
Sonderabdruck aus dem Evangelischen Gemeindeblatt für den Dekanatsbezirk Ansbach. – Der Reinertrag ist für das Ledigenheim des deutsch-evangelischen Frauenbundes in Ansbach bestimmt.
Wir wollen die Treue halten. Das ist unsre Pflicht in der ernsten, scheidungs- und entscheidungsvollen Zeit, die uns umdrängt, denn die Treue ist göttlichen Ursprungs, voll göttlicher Kraft und göttlicher Verheißung gewiß und gedenk.
An dem Tage, an dem unser Gott, der Vater des ewigen Erbarmers aufhörte, treu zu sein, würde er sterben. Denn das ist Sein Ehrentitel, daß er, was er von Alters her heißt und ist, Vater und Erlöser, bis in die fernsten Zeiten bleibt. Ein Abraham hat unter dem nächtigen Sternhimmel nichts anderes erfahren als Moses am Gestade des Roten Meeres und in der schweigenden Einsamkeit der Wüste. Die lieben Propheten alle sind durch die Treue gerettet worden, die sie priesen, und im Preise der Treue haben sie ihr Leben verzehrt. Ja, Gott wäre nicht der Gott der Geschichte, in deren wirre und krause Fäden Er seine goldnen Fäden mit kundiger und fester Hand einwebt, wenn er nicht treu, Ja und Amen wäre. Darum nennt ihn die Offenbarung das A und O, der alles, was zwischen dem ersten und dem letzten Buchstaben von Weltwesen und Weltentwicklung, von dem ersten „Es werde“ bis zu dem letzten „Es ist geschehen“ – getan und erlebt wird, umschließt und erfüllt. Wenn man an dieser Treue nicht mehr halten könnte, so wäre alles im Himmel tot und auf Erden verloren. Sein Ja wäre so wenig verlässig wie sein Nein, Gebetserhörungen wären nichts und Wundertaten geschähen nicht. Sondern vom blinden Ungefähr käme alles und in dieses weite wüste Tote Meer kehrte alles zurück. Der Fromme führe mit dem Gottlosen eine Straße und der Verächter wäre gleichen Loses wie der ein enges Gewissen hat.
Weil aber Gott treu ist, und wir das ewig rühmen wollen und dürfen, so wollen auch wir Treue halten. Zuerst dem Gotteswort! Es ist ein armes, geringes| Wort und wer es oberflächlich ansieht, dem verbirgt die arme Gestalt und das mühselige Gewand den kostbaren Inhalt. Er entdeckt allerlei Risse und Mängel, Schäden und Schatten, dort einen Widerspruch, hier eine Unglaublichkeit. Und die den größten Widersinn, wenn er gegen die Heil. Schrift geht, bereitwillig glauben, eisern gegen das heilige Wort, als sei es nicht verlässig. Wer aber an das Wort mit dem Gebet geht: Rede, Herr, dein Knecht hört, tue mir kund, was du meinst und wie du es meinst, öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz, dem bringt das Wort eine reiche Geschichte aller derer nahe, die ihm getraut und ihre Anliegen ihm gestanden, ihren einigen Trost von ihm geholt haben. Wie in den alten Kirchenbüchern Blatt an Blatt sich reiht, darauf die ehrenfesten Pfarrherren vergangener Zeiten die Geschicke ihrer Gemeinde an Gottes Wort erläutert haben, wie in den ehrwürdigen Hausbibeln, etwa in der Kurfürstenbibel, oder in Arndts Paradiesgärtlein Hochzeits- und Leichentext in schweigender Folge aneinander sich reihen, der eine Text zur Bestätigung des andern, so hat jedes Gotteswort seine Geschichte. Der Wahlspruch des großen frommen Feldmarschalls Albrecht von Roon und der des sel. Pfarrers Löhe war derselbige: Ps. 25, 21. – Ich greife das herrliche Lied Gottfried Arnolds heraus: So führst du doch recht selig, Herr, die Deinen (Nr. 262). Das ruht auf dem 4. Psalm. Albert Knapp hat es das tiefsinnigste, erfahrungsreichste, gedankenreichste Kirchenlied voll majestätischer Weisheit genannt und der große Weltweise Schelling, der Lehrer unseres unvergessenen Königs Max II. hat es zu seinem Lieblingslied erwählt. Wenn man den 8. Psalm ansieht, so mag man wohl daran denken, wie Luther seinen verzagten Freund tröstete: Sei gutes Mutes, Philipp, die Kinder beten für uns. Und Hans Egede, der Apostel der Grönländer († 1758) wurde in schweren Anfechtungen von diesem Worte erquickt. Die betenden Kinder in Schlesien, jetzt vor zweihundert Jahren, beteten um die ihren Eltern geraubten Kirchen. 121 Kirchen haben sie im Frieden zu Altranstädt 1707 zurückerobert. – Am Samstag vor Misericordias 24. April 1632, zog Gustav Adolf von Lechhausen in die Stadt Augsburg ein zur St. Annakirche, die allein von den sieben Stadtkirchen unsren Vätern| gelassen war, und in ihr predigte Jakob Fabrizius über Ps. 12, 6: Weil denn die Elenden verstört werden, will ich auf. Der 126. Psalm ward der Text zur Friedenspredigt, die Balthasar Schuppius im Oktober 1648 hielt. Der gleiche Psalm steht auch über der Anstaltskirche zu Bethel in Bielefeld, wie über der Blödenanstalt in Neuendettelsau: den Blödens ist Er hold. Der dritte und der fünfte Vers (die mit Tränen säen – und der Herr hat Großes an uns getan) stehen, rot angestrichen, in der Handbibel Kaiser Friedrichs III., des königlichen Dulders. Die letzte Predigt des gottseligen Johann Arndt († 1621) ward über den dritten Vers gehalten. Welche Geschichte redet aus dem einen Psalm an uns! Die größte Geschichte aber hat der Psalter doch im Leben dessen, der ihn (Luk. 24, 44) den Jüngern öffnete. „Der Herr Jesus selbst hat mit seinen Jüngern den Lobgesang, der aus etlichen Psalmen besteht, gesprochen, am Ölberg hat er mit seiner Bangigkeit mit einerlei Worten dreimal gebetet, und am Kreuze hat er etliche Reden mit eben den Worten, wie sie in den Psalmen stehen, wiederholt. Sofern könnte man den Psalter des Messias Gebetbuch nennen“, sagt Albrecht Bengel. Gottes Wort – welche Größe in der Einfalt, welche Schönheit in der Schlichtheit, welche Fülle in dem kleinsten und geringsten Gefäß! Wie sollte dieses Gotteswort unsre Treue mehr empfinden und genießen! Man nehme doch jeden Tag ein Gotteswort auf den Weg, betrachte, lerne, übe es, mache Ernst mit seiner Verwirklichung, sei bedacht, es zu erleben. Dann wird der Zweifel schwinden und die Freudigkeit wird das Herz beherrschen. Vieles wissen macht unruhig und unstät, aber das Eine, was not ist, festhalten, das gibt starken Willen. Diese Treue gegen Gotteswort müssen unsre Eltern recht üben, denn „christliche Erziehung beginnt an den Wiegen“. Wohl dem Kinde, das die Mutter in Gottes Wort einführt und gesegnet die Hausfrau, die an ihrem Kinde also einen Himmelserben erzieht. Nicht darauf kommt es an, daß man mit allerlei Wü[r]ze und Zutat das Gotteswort und die heilige Geschichte dem Kinde schmackhaft macht. Die moderne Erzählungskunst streift von den Gottesblumen, die eine barmherzige Hand in den weiten Garten der Christenheit gepflanzt hat, Duft und Blüte ab, läßt die heiligen Männer Gottes reden, als wären| sie ihresgleichen, nimmt ihnen ihre sonderliche Würde, phantasiert, wo nichts geschrieben steht und irrlichteliert, wo geschrieben steht, weiß das Vorleben des Heiligen Gottes, über das die Weisheit den Schleier gebreitet hat, schmückt das Einfache wunderlich aus und beraubt das Wunder seines Schmucks, baut eine Märchenwelt aus den Steinen auf, welche die göttliche Wahrheit gegründet hat. Und doch hören die Kinder nichts lieber als die knappen, kunstlosen Worte der Heiligen Schrift und leben in der Passionsgeschichte ihres Heilands. Es ist keusche Treue, Bibelwort und Christuswerk wortgetreu und einfach zu erzählen. Wenn dann das Kind in der kleinen Schule aus dem Munde des Lehrers nach dem Gottbüchlein dieselbe Geschichte vernimmt, die ihm die Mutter berichtete, so gewinnt es Lehrer und Mutter noch lieber, jenen, weil er so gut, diese, weil sie so gescheit ist. – Aber der Jüngling und Mann verlernen und verlassen zwar das Kindische, nicht aber den Kindessinn. Unsre heranwachsende Jugend erfährt wohl viel von der Bibel, was der gesagt und jener gemeint habe, aber in den eigentlichen Inhalt dringt sie kaum mehr ein. So ist auch die Bibelfestigkeit bedenklich in Abnahme. Und es gehört nimmer zu den Mängeln an Bildung, die man nicht nachsehen kann, wenn die auffälligste Unkenntnis in der Heiligen Schrift von einem dritten Korintherbrief, von dem unbekannten Hiskia spricht und in Jakobus sucht, was in Johannes steht oder den Hebräerbrief im Alten Testamente vermutet. Es wäre auch Treue, wenn der religiöse Memorierstoff, mit dessen Besitz unsre Vorfahren uns so sehr beschämen, fleißiger eingeprägt und nicht er zuerst dem Schrei der Überbürdung geopfert würde. Wie kann unser Geschlecht in trüben Tagen sich noch trösten, an festen Stäben sich aufrichten, wenn es diese Stäbe nimmer kennt! Wir wollen nicht vergessen, wie viel der Religionsunterricht in Kirche und Schule leisten will und noch leistet. Gott vergelte alle hier angewandte Treue. Aber besonders in unsren Mittelschulen, aus denen der Bürger-, der Beamtenstand hervorgeht, ist die Freude am Gotteswort nimmer so vorhanden als es ehedem war. 1877 hatte ich das Glück, den Religionsunterricht des sel. Oberkonsistorialrats D. Seybold († 1891) zu genießen, an dessen Grab im alten nördlichen Gottesacker zu| München ich so manchmal stehe. Nicht so sehr, was er uns gab als wie er gab, mit der Wärme persönlicher Überzeugung, in der Hingenommenheit von den Kostbarkeiten der Heil. Schrift, hat uns das Herz gewonnen. Am vorigen Dienstag aber stand ich am Grabe eines gottbegnadeten und reich gesegneten Religionslehrers, des Kirchenrats D. Friedrich Boeckh, der 28 Jahre lang die Gymnasialjugend zu begeistern, zu beleben verstand und mit Liebe zu Gottes Wort erfüllt und evangelisches Christentum ihr teuer gewahrt hat. Um noch eines Mannes zu gedenken, der aus dem nahen Hennenbach stammt, meines teuren Mitschülers Friedrich Eckerlein, gestorben 1905 – wie oft haben mir seine Nürnberger Schüler gesagt, daß von allen Eindrücken ihrer Jugendzeit der größte der war, wenn er die Konfirmanden unter seinen Schülern zu sich berief, um mit ihnen ein letztes Wort zu reden. Eckerlein war kein „liebenswürdiger“ Lehrer, aber die Treue mit ernstem Verantwortlichkeitsgefühl verbunden, die Heiligung des Willens und der Respekt vor dem Heiligtum lag auf seinem Wesen und adelte es und alle, die ihm anhingen und zuhörten. In den Aufzeichnungen des Gymnasialdirektors Dr. Oskar Jäger findet sich die Behandlung der Stelle 2. Sam. 18, 14, wie Joab dem abtrünnigen Absalom drei Speere ins Herz stößt. „Drei Speere, einen dem Verräter seines Vaters, den andern dem Aufrührer gegen seinen König, den dritten dem Frevler gegen seinen Gott! Mag dies auch eigenwillige Erklärung sein, – wenn man die Schrift so ernstlich liest und nimmt, ihr sein ganzes Interesse zuwendet, so muß man Freude am Schriftwort erwecken und erhalten. Um gute, anregende, fesselnde, innerliche Religionslehrer zu beten soll niemand sich gereuen lassen. Sie tun der Kirche, dem Vaterland den besten Dienst.Die Not der Zeit, ihre Dürftigkeit bei allem Glanz, die verwaisten Kinder, die verlorenen Mütter, die heimatlosen und die heimatfernen Wanderer auf der Straße, die Siechen und die Kranken, die Blöden und die Blinden rufen nach Hilfe. „Wenn du einem armen Mann zu seiner Nahrung hilfst mit einem Gulden, tust du mehr, denn daß du allen Heiligen eine goldne Kirche bauest!“ Welchen Segen haben durch sechzig Jahre unsre beiden bayerischen Diakonissenhäuser über Bayern gebracht, große ethische Werte, sagte ein Arzt am Grabe D. Boeckhs, der Selbstlosigkeit, der Dienstwilligkeit, des Opferlebens. Vor vierzig Jahren lagen die Blöden an Ketten, waren in elende Ställe eingesperrt, menschenunwürdig behandelt, herumgestoßen und verachtet. Die Krankenpflege lag zumeist in den Händen besoldeter Pfleger und Wärterinnen, deren Gedeihen im umgekehrten Verhältnis zu dem der Patienten stund. Die Spitalsuppe war ja sprichwörtlich und der alte Abraham a Sankta Klara vom Augustiner-Barfüßerorden († 1709) wünschte jeder Jungfrau, sie müsse einer Spitalsuppe gleichen, die „nicht viel Augen habe“. – Die Diakonie ist alles Dankes wert; sie zu fördern, ihr Haus und Obdach zu erweitern und zu bieten, nicht wohlfeile Vergleiche zwischen dem einen und dem andern „Hause“, noch mehr zwischen ihnen und den kathol. Pflegeorden anzustellen – ist Ehre der Kirche. So viele Jungfrauen stehen müßig am Markte auch noch zu einer Zeit, wo es geraten wäre, den Markt zu verlassen, warten auf Dinge, die nicht kommen wollen und die wirklich kommen, wollen sie nicht. Unsre Diakonissenhäuser bitten um kraftvollen, kernhaften Ersatz, wenn nun die alten und müden Diakonissen zur Ruhe sich rüsten. Aber selten kommen aus den sog. gebildeten Kreisen Jungfrauen, sintemal es gebildeter ist, Kritik zu üben und sich dienen zu lassen als selbst Hand anzulegen. Die protestantische Gemeinde Ansbach hält das Amt des Wortes und den Dienst der Barmherzigkeit noch in Ehren. So darf man hoffen, daß es der Diakonie hierorts nicht fehlen werde, wenn sie ihre Zelte weiter steckt, wie sie soll und will.
| Es ist auch Treue, wenn der evangelische Frauenbund hier ein Heim für alleinstehende Mädchen, für Fabrikarbeiterinnen gründen will. Manchmal will es ja dem Mann der Kirche zur Sorge und Anfechtung werden, daß eine Unternehmung die andre nicht nur überholt – das wäre ein edler Wettkampf und echt evangelisch, – sondern erdrückt und ertötet. Das aber ist nicht evangelisch und nicht praktisch. Wenn man auf dem Acker die Gräben zu nahe bei andern zieht, so fallen die Grenzen zusammen, und es entsteht mehr Sumpf und Morast als Segen und Vorteil. Wir in Bayern haben besonders in der Jugendpflege zu viele Veranstaltungen, so daß der Wissende kaum sie unterscheiden kann. Man möchte zuweilen sagen: „Wer seinen Willen hat und tut, der ist gewißlich wider Gottes Willen“ und mahnen: „Einigkeit ist ein köstlicher Edelstein, besser, denn kein Rubin“. Es sind auch der Missionsanstalten zu viele, die jetzt von uns haben wollen; dazu die vielen Kollektanten und Predigten für alle möglichen Reichsgotteszwecke, ich fürchte, wir tuen uns weh!Aber dem edlen Unternehmen hiesigen Frauenbundes wünsche ich alles Gute. Es ist mir wie ein Gehorsamswerk gegen das Wort des Passionsherrn: (Luk. 23, 28) „Ihr Töchter Jerusalems, weint über euch und über eure Kinder!“ Das herzliche Mitleid mit den gefährdeten Töchtern unseres Volks und unsrer Kirche hat die edlen Frauen bewegt, Hilfe zu tun. Gott segne die gütige Meinung. Denn die wahre Vaterlandsliebe ruht nicht auf hochtönenden Reden und glänzenden Programmen, sondern in der hilfsbereiten Tat und in der ernsten Willigkeit. Wie ganz anders das Wort des Kaisers Mark Aurel, „Verissimus“, des überaus Wahrhaftigen († 180): „Weint nicht über mich! Weint über die Pest und das allgemeine Elend!“ Der Philosoph heißt über das Gesamtelend klagen, weil er für diese Erscheinung keine Hilfe weiß und in der Verwünschung der Welt die einzige Tröstung sieht. Der Herr aber weist auf den Zusammenhang von Leid und Schuld hin und heißt Abhilfe suchen und tun.
Ich fasse zusammen. Daß schwere Zeit ringsum ist, weiß jeder, der die Zeichen der Zeit mit dem von Gottes Wort geschärften Auge prüft. Es ist, wenn nicht die letzte, so doch eine letzte Stunde in Gottes Haushalt angebrochen. Wir aber dürfen und wollen uns ihr nicht| entziehen, sondern in und an ihr tun, was recht ist. Neue Mittel gibt es nicht und braucht es nicht: es heilt weder Kraut noch Pflaster, sondern das Allheilmittel des göttlichen Wortes, das denen, welche es aufnehmen, Gewalt gibt, Gottes Kinder zu werden. Neue Offenbarungen brauchen wir nicht. In Ihm, in welchem Gott am letzten zu uns geredet hat, wohnt alle Fülle der Gaben für die Not und der Kräfte gegen das Leid der Zeit. Möge darum die Treue in uns allen aufwachen und wach bleiben, indem jeder in seinem Stand und Beruf ganz vor sich hinsieht und des Seinen treulich wartet. Die soziale Frage wird nicht in die Weite gelöst, sondern indem man seinen Stand nach den zehn Geboten ansieht und anhält und tut, was zu tun man schuldig ist. Wo die Eltern ihrer Erzieherpflicht in Gebot und Vorbild ernstlich warten, Dienstherren und Dienstfrauen in ihren Dienstleuten Miterben der Seligkeit ehren und achten, Vorgesetzte und Untergebene dem Pflichtgebot gleicherweise sich unterordnen, Geistliche als Haushalter über Gottes Geheimnisse den Glaubensschatz und das Kirchengut mit heiligem Ernste bewachen und behüten, da wird die kranke, todwunde Zeit mit Heilkräften angetan.Der Gott aller Treue wird die Verheißung einlösen, welche er der Beständigkeit gegeben hat und diejenigen, die das Wort der Geduld behalten (Offenb. 3, 10), in der Sichtungszeit gnädig bewahren, Er wird die Getreuen im Lande das Glück Jerusalems sehen lassen.
Von ganzem Herzen erbitte ich den evangelischen Gemeinden in hiesiger Stadt und Umgegend die hohe Gabe der Beharrlichkeit, deren Früchte sie jetzt noch ernten. Die Passionszeit, in der wir stehen, rühmt einen treuen, starken, ernsten Gehorsam bis zum Tode, ja zum Tod am Kreuze. In der herrlichen Schwanenordenkapelle, diesem wenig gekannten Kleinod hiesiger Stadt leuchtet das herrliche Bild aus Scheuffelins (?) Schule: Jesus der Keltertreter, über dessen Gehorsam der Vater das selige Darum der endlichen und ewigen Erhöhung geredet und geschenkt hat. Die Passion der Kirche wird auch in eine österliche Herrlichkeit ausmünden, die denen zu erleben und mit Lobsagung zu begehen vergönnt werden wird, welche der armen Kreuzesgestalt seiner Kirche sich nicht schämten und an ihr teil zu haben sich nicht weigerten.