O Gott, wie blass sind deine Wangen
Worte giebt’s, die nie verhallen!
Sie sind wie Steinchen, die gefallen
In einen Brunnen schwarz und tief,
Und die von Kant’ zu Kante springen
Wenn scheinbar längst ihr Ton entschlief.
Es sind die Worte, die sich senken
In unsers Herzens tiefen Schacht;
Aus der Vergessenheiten Nacht
Ich kehrte heim nach langen Jahren;
Des Lebens Wucht hatt’ ich erfahren,
Gekostet auch des Lebens Freude;
Mit meiner Jugend zahlt’ ich beide.
Und als die erste Lust gestillt,
Sprach sie mit Tönen, traurig-mild:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!
Die Mutterworte auszumerzen,
Ob Jahre d’rüber hingegangen.
Ob nun in Freude, ob in Leide
Der Wangen Frühling von mir scheide:
Ich höre stets an meiner Seite
In Tönen, traurigen und bangen:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!
Und sitz’ ich Nachts allein und schaue
Tief zu des Bechers goldnem Grunde,
Ist mir, als ob aus treuem Munde
Heraus die Klageworte klangen:
O Gott, wie blaß sind deine Wangen!
Einst auf der schwarzen Todtenwiege,
Wo mich kein Menschenlaut mag stören –
Ich werde noch die stillen, bangen
Und vorwurfsvollen Worten hören.